Hallo Beatrix,

In Antwort auf: Beatrix

Zitat:
Ich selbst finde den hiesigen Atomkonsens eigentlich sehr gelungen: man steigt aus der Kernenergie aus, aber mit genügend Vorlaufzeit, um den vielfältigen Alternativen die Gelegenheit zu geben, sich zu entwickeln und in der Summe den Wegfall der Kernenergie mehr als wett zu machen. Auf diese Weise schafft man gleichzeitig einen beachtlichen CO2-Abbau und holt die Technologieführerschaft in einem ganzen Branchenbündel mit hoher Zukunftsrelevanz nach Deutschland.

Hierzu muss ich aber doch was sagen! Es ist eben nicht richtig, dass man mit dem Ausbau der regenerativen und dem gleichzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie einen CO2-Abbau erreicht! Denn Kernenergie ist nunmal CO2-neutral in der STromerzeugung und ersetzte ich diese durch regenerative habe ich für die CO2-Bilanz überhaupt nichts gewonnen!

Dein letzter Satz ist zwar durchaus richtig - aber ich habe auch gar nichts anderes behauptet. Wenn Du noch mal genauer liest, was Du da zitiert hast, wird Dir vielleicht auffallen, dass da 'mehr als' steht. Die CO2-Reduzierung bezieht sich genau auf dieses 'mehr als'.

Dass Kernenergie weitgehend CO2-neutral ist, will ja niemand bestreiten; dies ist zweifellos einer der beiden Vorteile der Kernenergie (der zweite ist, dass sie bislang weltweit eine eher geringe Rolle spielt und daher für die schon existierenden Kraftwerke massenhaft Treibstoff bereitsteht).

Die große Baustelle zur CO2-Reduzierung ist hierzulande aber ohnehin nicht die Stromerzeugung und nicht mal der Verkehr, sondern die Wärmeerzeugung. Der Heizenergieverbrauch in Deutschland ist trotz aller bereits durchgeführten Dämpfungsmaßnahmen immer noch deutlich höher als Verkehr und Elektrizität zusammen, und er ist darüberhinaus zu über 95% CO2-intensiv (zum Vergleich: bei der elektrischen Energie beträgt diese Zahl um die 60%). Wer in Deutschland die CO2-Emissionen reduzieren will, muss also weiterhin in erster Linie die Häuser besser dämmen und in zweiter Linie dort, wo es möglich ist, Kraft-Wärme-Kopplung und regenerative Heizenergie einsetzen. Genau das wird in Deutschland schon seit längerer Zeit durchaus erfolgreich gemacht.

In Antwort auf: Beatrix

Es ist nun einfach so, dass die Kernenergie Grundlaststrom rund um die Uhr erzeugt und die regenerativen eben mal Strom produzieren oder auch nicht...

Diese Aussage ist sehr beliebt, aber nicht besonders wahr. Ich bin quasi gegenüber vom Kernkraftwerk Krümmel aufgewachsen. Weißt Du, was da direkt daneben steht? Ein Pumpspeicherwerk! Und warum steht es da? Weil man bei einem Kernkraftwerk jederzeit damit rechnen muss, es wegen eines Störfalls abschalten zu müssen, und dann trotzdem nicht die Lichter ausgehen dürfen.

Nun könnte man dagegen halten, dass auch ein Windrad kaputtgehen kann. Stimmt, aber das ist dann nur ein Rad in einer ganzen Farm und macht nicht viel aus. Wenn dagegen ein KKW wegfällt, hat das Auswirkungen einer ganz anderen Größenordnung.

Dass Windräder auch in halbwegs vernünftigen Lagen ständig aufgrund von Flaute stehenbleiben sollen, leuchtet zwar auf den ersten Blick ein, stimmt aber ebenfalls nicht. Wer mal eine Weile in der Nähe von einem Windrad gewohnt hat, stellt fest, dass sich das Teil auch dann noch fröhlich dreht, wenn Windstille herrscht. Wie das? Nun, die Windstärke am Boden hat mit der Windstärke in der Höhe, in der das Windrad läuft, nur begrenzt zu tun.In größerer Höhe ist der Wind sowohl stärker als auch konstanter, als wir es gewohnt sind. Wenn Windräder stillstehen, tun sie dies in der Regel aufgrund von Wartungsarbeiten.

Es kann natürlich mal vorkommen, dass tatsächlich eine Flaute eintrifft. Solch ein Ereignis ist aber in der Regel lokal sehr begrenzt und kann überdies sehr zuverlässig mehrere Tage im Voraus vorhergesagt werden, so dass man reagieren kann. Indem man die alten Pumpspeicherkraftwerke anwirft, zum Beispiel. Oder im Notfall, indem man tatsächlich mal für ein paar Tage einem modernen Gaskraftwerk mehr einheizt oder vorübergehend noch eines dazuschaltet.

In Antwort auf: Beatrix

Und mit dem Bau eines in Zusammenarbeit von Deutschland und Frankreich weiterentwickelten Kernkraftwerkes in Finnland sieht man doch schon den Trend im Ausland...

Das Trara, das die Kernkraftfans verbreiten, weil nach etlichen Jahren Pause in Europa tatsächlich mal wieder ein Kraftwerk gebaut werden soll, finde ich bemerkenswert. grins

In Antwort auf: Beatrix

Es werden weiter Kernkraftwerke gebaut werden und das lässt sich nicht aufhalten

Davon gehe ich allerdings auch aus, nämlich speziell in den Schwellenländern, die einen ziemlich schnell ansteigenden Energiebedarf befriedigen müssen. In erster Linie also in China, wie Du schon selbst schriebst. Ich bin allerdings der Meinung: nur weil man eine negative Entwicklung im Ausland nicht aufhalten kann, muss man sich ja nicht selbst dran beteiligen. Ich denke mal, dass die chinesische Regierung in 20 Jahren einen ähnlichen Ärger mit ihrer Bevölkerung in dieser Hinsicht kriegen wird, wie wir ihn hier in der 70ern und 80ern erlebt haben. Mit entsprechenden Problemen für die beteiligten ausländischen Firmen, die sich daran heute u.U. eine goldene Nase verdienen. Man darf gespannt sein.

Man darf sich jedenfalls wegen der paar neuen Karftwerke, an denen irgendwo in der Welt gerade gebaut wird, nicht der Illusion hingeben, dass der (sehr niedrige) Anteil der Kernenergie am Welt-Energiemix in Zukunft drastisch zunehmen würde. Dann nämlich würde sich der Vorteil der guten Treibstoffverfügbarkeit rasant in Luft auflösen. Wer meint, durch Kernenergie Kohle, Öl oder Gas ersetzen zu können sollte lieber noch mal nachrechnen. schmunzel

In Antwort auf: Beatrix

Ich würde mir einfach nur mal wünschen, dass man ehrlich und neutral über alle Energieerzeugungswege nachdenkt und urteilt und nicht nur aus einer ideologischen SIchtweise heraus!

Das sehe ich ganz genauso. Insofern finde ich es schade, dass Du auf einen um Objektivität bemühten Beitrag eine durch und durch ideologische Antwort gegeben hast.

Liebe Grüße,
Wolfgang