Hi Thory,
ich denke, das ist ganz ähnlich auch wie auf Radreisen, wenn man eine Route von A nach B hat, und Tag für Tag seine Etappen fährt... Oder beim Bergsteigen (speziell Höhenbergsteigen), warum geht man weiter, auch wenn's schwer fällt?
Bei diesen non-stop Langstreckenfahrten ist die Motivation zum Teil dadurch gegeben, ans Ziel zu kommen, es zu schaffen, denn dafür ist man ja dabei. Unterwegs verschwende ich keinen einzigen Gedanken daran, daß es ja noch xxx km sind, oder noch xxx Stunden. Man fährt für den Moment, zur nächsten Kontrollstation, genießt den Augenblick (toller Sternenhimmel bei nacht, schöne Aussicht nach einem Anstieg, etc.). Sicher hat man irgendwann psychologische Tiefpunkte, oder vielleicht auch Schmerzen, doch man hat sich eben in den Kopf gesetzt, anzukommen, und sich auch vorher genau überlegt und ausgedacht, daß man es schaffen kann. Ich hatte mir eine Strategie zurechtgelegt, einen Plan, den man nur abspulen muß und eventuell leicht der Situation anpassen muß. Das motiviert und beruhigt irgendwie.
Ich hatte mir im Vorfeld auch klar überlegt, bei welchen körperlichen Problemen ich sofort und ohne zu diskutieren aufhören würde (z.B. bei mir, da ich eine Bandscheiben-OP hinter mir habe, wären jede Art von Rückenschmerzen so ein Signal gewesen). Eine Freundin von mir mußte wegen Magenproblemen nach 700 km aufgeben, sie konnte nichts mehr essen und war demnach körperlich nicht in der Lage die Fahrt zu beenden.
Sicher ist es eine gewisse "Quälerei", aber man lernt sich selbst kennen.
Ich habe gerade einen kleinen Erfahrungsbericht über PBP03 zusammengestellt, kann man
hier (Paris-Brest-Paris 2003) anschauen, auch mit Bildern.
Es ist schon so, daß der menschliche Geist und Körper zu erstaunlicher Leistung fähig sind und eine wahnsinnige Regenerationsfähigkeit haben
Meines Erachtens sind die Langstreckenrennen zu einem hohen Anteil eher mentale Herausforderungen (Motivation, Durchhalten), als körperliche, zumindest wenn fährt um anzukommen und nicht wirklich "auf Zeit".