Hallo Holger,
vor 3 Wochen habe ich über meine Kettenschaltung geflucht. Aber das war, weil der Seilzug sich am verabschieden war. Das passiert allerdings so selten, dass ich es immer nicht schnalle. Ich dachte, dass das verfluchte Schaltwerk schon wieder zu viel Spiel hätte oder weiß der Geier was. Nachdem der Zug dann vollends gerissen war, war wenigstens klar was es war.
Neuer Zug rein und oh Wunder wieder Gangwechsel auf Kommando. Aber heute schon wieder leichte Probleme. Indizierten Sachs-Daumenschalthebel umgelegt, Gang wechselt nicht, leichtes Rattern, erst nachdem der Schalthelbel nochmals etwas angezogen wurde, springt die Kette vollends auf das nächst größere Ritzel.
Mein Fazit nach 20 Jahren Kettenschaltung. Die Dinger funktionieren im Neuzustand tadellos, aber irgendwann fängt's mal an unpräzise zu werden und das bekommt man dann für einige Zeit wieder los in dem alle Komponenten tauscht. Es mag sein, dass die Rohloff auch Schwächen hat, aber ich glaube den Rohloff-Leuten, dass der Zustand, in dem eine Rohloff keine Probleme macht, länger als bei einer Kettenschaltung anhält.
Meiner Meinung nach ist ein Schwachpunkt bei Kettenschaltungen, dass die Indizierung am Schalthebel erfolgt. Irgendwann mal summiert sich das ganze Spiel, das durch den Verschleiß entsteht, auf auf ein Maß, wo es einfach nicht mehr richtig funktionieren kann. Und das umso schneller, wenn man bei jedem Wetter unterwegs ist.
Meine erste Kettenschaltung war 1985 eine Shimano Positron, falls sich noch jemand an die Dinger erinnert. Die Indizierung war am Schaltwerk und es gab einen Zug aus hartem Draht. Geschaltet wurde durch Ziehen und Drücken, d.h. es gab keine Feder am Schaltwerk. Aber leider war die Indizierung aus billigem Stahl, so dass auch dort wieder ein Spiel entstand. Wenn das besser gemacht gewesen wäre, wäre das meiner Meinung nach eine gute Lösung für Kettenschaltungen.
Sonntags sieht man natürlich auch Leute, hauptsächlich mit Rennrädern, die haben blitzblanke Zahnkänze und Ketten. Beneidenswert. Ich fahre aber jeden Tag zur Arbeit und habe keinen Bock abends mit Diesel und Pinselchen zuerst mal Kette und Zahnräder zu putzen. Die Mühle wird in den Keller gestellt und am nächsten Morgen geht's wieder los. Dieses ganze offene Gedöns erscheint mir doch irgendwie als Steinzeit-Technik. Deshalb liebäugliche ich mit dem Kauf einer Rohloff. Da ich diese aber bisher nur wenige Kilometer probegefahren bin, möchte ich mich nicht weiter darüber auslassen, außer vielleicht so viel, als dass das Geräusch in den unteren 7 Gängen schon gewöhnungsbedürftig ist. Aber über Kettenschaltungen sage ich, dass diese nicht der Weisheit letzter Schluß sind.
Gruß
Wolfgang
PS: Fahre keinen Billig-Schrott, sondern früher Sachs New Success und jetzt Shimano XT. Und auch keine 9-fach, sondern nur 7-fach Schaltung.