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#654363 - 09/17/10 07:03 AM Familienradtour durch Tirol nach Venedig
k_auf_reisen
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:15.8.2010 3.9.2010
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Durch Tirol nach Venedig – Familienradtour Sommer 2010 entlang des Innradweges und der VCA

Wiewohl ich mir bewußt bin, daß ich hier noch eine andere Baustelle offen habe, werde ich jetzt doch erst einmal mit der neuesten Tour weitermachen – die ist einfach noch viel präsenter. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Teil 1: Nordtirol (Wiesing – Nauders)

15. August 2010
Wiesing – Rotholz – Jenbach – Schwaz – Terfens – Weer – Wattens – Hall in Tirol – Innsbruck – Amras – Innsbruck
53,9 km; 238 Höhenmeter


Neben einem Besuch bei meinen Eltern wollen wir in den heurigen Sommerferien auch wieder einer Radtour machen. Der Plan ist, vom Tiroler Unterinntal nach Venedig zu radeln. Da wir uns in Nauders mit weiteren Gleichgesinnten treffen wollen, wählen wir nicht die kürzeste Route, sondern sehen die Durchquerung Tirols vor.
Die Wettervorhersage für den Abreisetag hat sich in den letzten Stunden kontinuierlich verschlechtert, und als es in der Früh in Strömen regnet, habe ich wenig Hoffnung, wie geplant starten zu können. Später reißt es von Westen her auf. Jetzt bemühe ich mich, noch so schnell wie möglich fertig zu werden, aber aufgrund verschiedener widriger Umstände wird es doch Mittag, bis wir loskommen. Dafür begleitet uns mein Vater noch ein Stück, und für meine beiden Kinder ist es sehr motivierend, daß der Opa mit von der Partie ist.
Wir radeln den Innradweg flußauf, wobei es im Unterinntal so gut wie keine Steigungen gibt; trotz der beeindruckenden Bergkulisse rundum erwartet uns zunächst nur eine vernachlässigbare Höhendifferenz. Das schlägt sich auch in der Beliebtheit des Weges nieder: neben zahlreichen Ausflüglern kommen uns auch immer wieder Tourenradler entgegen; wir sind noch keine fünf Kilometer gefahren, da waren es schon zwei Pärchen mit Gepäck, und bis zum Abend werden wir so vielen Radreisenden begegnet sein, wie auf allen meinen Touren der letzten Jahre zusammen nicht. Klar, daß das sonst übliche Pläuschchen hier entfällt, manche Kollegen grüßen nicht einmal … So wird das auch die nächsten Wochen bleiben; eine neue Erfahrung für mich.
Wir passieren Jenbach, und rechts oben liegt Schloß Tratzberg malerisch am Hang. In Schwaz ziehen finstere Wolken über uns hinweg, und mein Vater, der befürchtet, in den Regen zu kommen, kehrt nun um. Es bleibt aber bei ein paar Tropfen Sprühregen, dann fahren wir wieder unter einem Wolkenloch, und insgesamt bleibt das Wetter doch viel angenehmer als befürchtet; die meiste Zeit scheint sogar die Sonne, und bei Temperaturen um die 25 Grad läßt es sich angenehm radeln.


Blick über den Inn auf Schwaz mit Pfarrkirche und Schloß Freundsberg

Eigenartig ist es, meine Heimat als Radreisender zu durchqueren. Da ich ja seit Jahren nicht mehr hier wohne, versuche ich, mich als Tourist zu sehen, mache auch einige Photos. Besichtigungsprogramm nehmen wir uns dennoch keines vor, auch wenn es am Wege etliches Interessantes zu sehen gäbe, zum Beispiel die alte Bergbaustadt Schwaz. Wir radeln am weiten Talboden des Inntals dahin, der Radweg führt, manchmal im Zickzack, durch die Felder, der Mais reift heran. In der Ferne grüßt bereits der Patscherkofel, Innsbrucks Hausberg, und bietet uns einen Orientierungspunkt für unser Tagesziel. Bis dahin ist es aber doch noch ein Stück.


In der Ferne grüßt bereits der Patscherkofel; im Hintergrund die Sellrainer Berge


Die Nördlichen Kalkalpen sind schroffer als die Tuxer Alpen auf der Südseite: Blick über Vomp auf den Hochnissl


Blick durchs Unterinntal zurück auf Schwaz

Bei Terfens wechselt der Radweg die Flußseite; der Inn ist nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage voller Wasser, als breite, braune Masse füllt er sein Bett gänzlich aus, zum Glück, ohne über die Ufer zu treten und den Radweg zu überschwemmen. Holz treibt auf den Fluten.


Auch ein bekannter Orientierungspunkt: das Kellerjoch

Nach einem kurzen Stück Auwald geht es weiter durch Gemüsefelder, dann durch Wattens, an der Karlskirche vorbei und zwischen Autobahn und Inn wieder durch einen schmalen Streifen Auwald. Hier sind besonders viele Tagesausflügler unterwegs.
Auf einer Holzbrücke überqueren wir den Inn erneut und gelangen nach Hall in Tirol. Diese ehemalige Salinenstadt hat ebenfalls eine höchst sehenswerte mittelalterliche Altstadt, die wir aber diesmal nicht besichtigen. Stattdessen setzen wir unseren Weg nach einer Jausenpause fort, denn wir wollen uns mit Freunden beim Schloßfest auf Schloß Ambras treffen. Ein kurzer Regenschauer geht zum Glück rasch vorüber, und bald haben wir durch Gewerbegebiete und Vororte Innsbruck erreicht. Steil geht es noch hinauf zum Schloß – wir schieben die Räder durch den Schloßpark, das bei weitem anstrengendste Stück des Tages – und mühen uns durch den Trubel. In typisch österreichischer Beamtenmanier (ich bitte, mir die unzulässige Verallgemeinerung nachsehen zu wollen) werden wir von einer Dame angeschnauzt, daß wir die Räder hier, in den denkmalgeschützten Schloßgärten nicht abstellen dürfen. Warum kann sie nicht einfach freundlich darauf hinweisen, daß es im unteren Teil des Schlosses perfekt dazu geeignete, überdachte Arkaden gibt?
Jetzt stürzen wir uns ins Fest, schauen Gauklern und Seiltänzern zu, versuchen uns im Stelzengehen; Hauptattraktion für die Kinder ist ein Trampeltier, auf dem man eine Runde durch den Park reiten kann. Unsere Freunde laden uns spontan ein, bei ihnen zu übernachten – was wir sehr gerne annehmen.


Gaukler am Schloßfest auf Schloß Ambras


Schloß Ambras …


… mit dem berühmten Spanischen Saal



16. August 2010
Innsbruck
0 km


Die Kinder wollen gerne noch einen Tag bei unseren Freunden bleiben. Da das Wetter wieder eher zweifelhaft ist, nehmen wir das entsprechende Angebot schließlich dankend an und verbringen einen weiteren gemütlichen Rasttag in meiner Heimatstadt. Wäre ich ein echter Tourist, gäbe es hier natürlich jede Menge zu besichtigen, nicht zuletzt die sehenswerte Altstadt mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem Goldenen Dachl, der frisch renovierten Hofburg etc.



17. August 2010
Innsbruck – Zirl – Hatting – Flaurling – Oberhofen – Pfaffenhofen – Rietz – Thannrain – Stams – Mötz – Simmering – Haiming – Roppen –
61,2 km; 303 Höhenmeter


Jetzt müssen wir aber weiter, auch wenn wir wieder erst zu Mittag loskommen. Es ist bedeckt, die Berge in Wolken, aber immerhin regnet es nicht. Meine Erinnerungen über den Verlauf des Radweges trügen, wir fahren daher ein Stück auf der Bundesstraße; verkehrstechnisch suboptimal, aber immerhin mit schönem Blick auf die beeindruckende Martinswand, beliebtes Klettergebiet der Innsbrucker.


Rechts erhebt sich imposant die Martinswand, in der sich einst Kaiser Maximilian verstiegen haben soll.

Vor Zirl finden wir den Radweg wieder, der am rechten Flußufer durch einen Auwald führt. Durch Felder und dann an der Bahnlinie entlang geht es weiter, hier wieder völlig verkehrsfrei. Ein Holzstoß am Rande des Radweges lädt zum Kraxeln ein, auch eine Jause bietet sich an. Ein junger Mann schiebt sein Mountainbike vorbei; ein Patschen, aber kein Flickzeug. Ich helfe aus, der gewaltige, rostige Nagel in seinem Hinterrad ist rasch gefunden, das Malheur beseitigt.
Telfs läßt der Radweg auf der anderen Talseite liegen, dann verläuft er in der Nähe der Bundesstraße. Hier könnte man Stams mit seinem Zisterzienserkloster besichtigen. Wir aber fahren weiter.
Da die Wolken inzwischen noch finsterer geworden sind und es zu tröpfeln begonnen hat, steuern wir in Silz einen Supermarkt an und gehen einkaufen. Gerade, als wir weiterfahren wollen, beginnt es wieder zu regnen, und wir stellen uns noch einmal unter.


Finstere Regenwolken über der Mieminger Kette; rechts die Wallfahrtskirche Locherboden

Nach einiger Zeit können wir doch weiterradeln. Der Innradweg durchquert die Ortsteile Simmering und Haiming und steigt dann erstmals signifikant an. Einen neuerlichen Regenschauer warten wir unter einer Autobahnbrücke ab. Hatte ich aus meiner Jugend Roppener Riegel und Karreser Höhe als unangenehme Teilstücke in Erinnerung – zwei anstrengende Anstiege auf der verkehrsreichen Bundesstraße waren damals zu bewältigen –, so hat der Innradweg auch diesen Abschnitt entschärft: zwar ist er ebenfalls nicht steigungsfrei – der Inn schneidet sich hier, am Ausgang des Ötztales durch die Schuttmassen eines ehemaligen Bergsturzes –, aber es gibt keinen so langen Anstieg mehr und vor allem keinen Verkehr, denn man hat eigens einen asphaltierten Radweg durch die Föhrenwälder gebahnt. Wäre es nicht noch etwas früh, fänden sich hier auch schöne Plätze, um das Zelt aufzustellen.


Der Inn bei Roppen

In gewissem Auf und Ab geht es am Fluß entlang weiter, sogar eine eigene Hängebrücke hat man für den Radweg über den Inn gebaut. Eine kurze, knackige Steigung führt hinauf nach Roppen und dann auf etwas verschlungenen Sträßchen aufs linke Innufer zurück. Zum Glück ist auch die anschließende Innschlucht durch den Radweg deutlich entschärft. Der verläßt nämlich bald wieder die Straßen, überquert den Inn auf einer weiteren Brücke und folgt dann mehr oder weniger der Bahntrasse. Ein Reiseradlerpärchen hat es sich abseits in einem Heustadl bequem gemacht – ein hübsches Plätzchen für die Nacht.


Typische Beschilderung des Innradweges

Ein kurzes, steiles Wegstück gibt es doch, um einen Felsen zu überwinden, dann geht es sehr angenehm neben der Bahn weiter. Imposante Netze hat man hier installiert, um den Steinschlag aus den Felswänden oberhalb abzufangen.


Marterl in der Innschlucht bei Karres: ganz so schnell wollen wir's dann doch nicht nehmen!

Schließlich kommen wir am weit außerhalb der Stadt plazierten Bahnhof von Imst vorbei. An sich ist es jetzt Zeit, einen Platz zum Übernachten zu suchen; das erweist sich als gar nicht so leicht: das Tal ist hier zwar wieder viel breiter als zuvor, aber der Radweg verläuft eingezwängt zwischen Autobahn und Fluß, und wir müssen noch ein geraumes Stück fahren, bis sich in den Wiesen ein geeigneter Platz findet. Kochen und Essen finden schon in der Dämmerung statt.



18. August 2010
– Mils-Au – Schönwies – Zams – Landeck – Urgen – Nesselgarten – Fließ – Prutz – Ried im Oberinntal; Nauders
35,4 km; 331 Höhenmeter


Die Nacht wird unruhig, woran weniger die nahe Autobahn Schuld ist, als vielmehr die Magenverstimmung meiner Tochter. So wird eine nächtliche Zeltreinigung fällig, und die Kleine beschließt, Vegetarierin zu werden (wir haben das faschierte Laibchen im Verdacht, welches sie am Vortag im Supermarkt gegessen hatte.) Klar, daß sie daher auch keinen guten Tag hat. Sie kämpft sich zwar wacker weiter, doch kommen wir nur langsam und mit vielen Pausen voran.
Wieder kommen wir erst am späteren Vormittag los. Hatten uns am Vorabend noch erste blaue Stellen am Himmel und einige Sterne in der Nacht hoffnungsvoll gestimmt – auch die Wetterprognose hat für heute erstmals wieder Sonnenschein angekündigt –, so nehmen wir ernüchtert zur Kenntnis, daß am Morgen wieder das gleiche, graue, bedeckte Wetter herrscht. Immerhin hört der leichte Regen, der in der Früh fällt, bald wieder auf, und ich kann das Zelt trocken verpacken.


Ab jetzt geht es auf der Via Claudia Augusta weiter.

Mils ist bald erreicht und wenig später Schönwies, wo ich meine Wasserflaschen an einem reichlich sprudelnden Dorfbrunnen auffüllte. Oh, welch herrliches Wasser es doch in Tirol gibt – eines der Dinge, die mir bei jedem Besuch in der Heimat wieder wohltuend auffallen.
Seit gestern abend deckt sich übrigens der Innradweg mit der Via Claudia Augusta, die vom Fernpaß herunterkommt, und der wir die kommenden Tage folgen wollen. Einige kleinere Steigungen sind zu überwinden, das Inntal wird hier wieder enger, und hoch über uns erhebt sich die Kronburg auf einem steilen Felsen.


Beherrschend thront die Kronburg auf einem steilen Felsen am Rande des Inntals.

Im Wald gibt es einen Rastplatz, hier ist auch ein Stück der römischen Via Claudia Augusta zu sehen: einige Karrenspuren im Fels und ein paar aus demselben gehauene Stufen.


Ein Stück der originalen, römischen Via Claudia Augusta: Karrenspuren und Stufen im Fels

Weiter geht es durch nette Wiesen mit Heustadeln. Erst aufgrund der Tatsache, daß meine Kinder offenbar zum ersten Mal in ihrem Leben Heumandln sehen, wird mir bewußt, wie selten diese geworden sind, verdrängt von den maschinell gewickelten Heurollen.
Es ist nicht weit nach Zams, das Inntal weitet sich wieder. Etwas umwegig führt der Radweg in einem Bogen nach Landeck. Die Stadt liegt strategisch an der Mündung der Sanna – und damit der wichtigen Straße über den Arlberg nach Westen – in den Inn. Eine Burg schützte den bedeutenden Verkehrsknotenpunkt.


Blick auf Landeck

Nur noch ein kurzes Stück führt der Radweg gemütlich durch einen Wald am linken Innufer, dann steigt er kräftig an. Das Tal verengt sich zur Schlucht, der Fluß strömt hier mit ordentlichem Gefälle aus den Bergen herab. Immerhin gibt es keinen Verkehr, der benutzt die Bundesstraße, die auf der anderen Talseite stetig ansteigt. Immer wieder schiebe ich das Rad meiner Tochter die steileren Passagen hinauf, und wir kommen nicht mehr sehr schnell vorwärts. Ab und zu geht es auch wieder ein paar Meter bergab. Am Wegrand im Wald wachsen größere Mengen Schopftintlinge, und rasch habe ich ein Säckchen gesammelt; gut, so ist für das Abendessen auch schon gesorgt.
Wir kommen wieder zu ein paar Häusern, erneut geht es hinauf, doch verlieren wir die Höhe wieder, weil der Radweg nach Urgen hinabführt und dort auf einer urigen Holzbrücke den Inn überquert. Jetzt folgen wir der Bundesstraße, ein Teilstück ist der Weg sogar nur noch als markierter Streifen am Straßenrand geführt. Immerhin nimmt die Steigung ab.


Der bereits schmaler gewordene Inn rauscht bei Urgen talwärts.

Bald schon verläßt der Radweg die verkehrsreiche Straße wieder, führt ein kurzes Stück als Schotterpiste am anderen Ufer entlang, überquert einen kleinen Staudamm und folgt nun höchst angenehm dem Ufer des Sees. Wenig später ist die Pontlatzbrücke erreicht, an einem großen, bronzenen Adler vorbei – Denkmal für die Tiroler Freiheitskämpfer, die nicht erst in den Napoleonischen Kriegen, sondern schon im Spanischen Erbfolgekrieg, ein Jahrhundert zuvor, ihre Unabhängigkeit verteidigten – gelangen wir auf eine nette, höchstens sanft ansteigende Nebenstraße, auf welcher wir bald Prutz erreichen. Eine Bäckerei liefert uns eine Stärkung.


Die Pontlatzbrücke: an dieser Stelle gab es bereits eine römische Straßenbrücke – der „pons latus“ lebt im heutigen Toponym weiter.


Mächtiger Tiroler Adler zum Gedenken an die einheimischen Kämpfer gegen fremde Invasoren


Burg Laudegg bei Ladis, oberhalb von Prutz

Auch wenn es hier, im Oberen Gericht, jetzt wieder flacher dahingeht, ist meine Kleine doch ziemlich erschöpft, und als es in Ried im Oberinntal zu regnen beginnt, steuern wir eine Bushaltestelle an und warten auf den Postbus. An sich hatten wir – um uns die Auffahrt zum Reschenpaß zu ersparen – geplant, diesen erst von Pfunds aus zu nehmen, aber Dogmatik liegt mir (insbesondere auf einer Radtour mit Kindern) fern, und so besteigen wir den Bus halt ein paar Kilometer früher. Der Fahrer ist ausgesprochen freundlich, hilft beim Verladen des Gepäcks, Streß scheint ein Fremdwort, und der Bus hat einen Anhänger für Fahrräder. Absolut problemlos also (Reservierung haben wir natürlich auch keine, aber wir sind ohnehin die einzigen Radfahrer an diesem Nachmittag), die € 10,- für uns drei (die Räder zahlen nichts) ist die Fahrt allemal wert – ein großes Lob der ÖBB-Postbus GmbH für die perfekte Organisation der Radbusse. Im Bus erzählt eine ältere Holländerin dem Fahrer lautstark in allen Details ihre Urlaubserlebnisse und ihre Lebensgeschichte …
Der Bus fährt die letzten Kilometer durchs Oberinntal, zweigt dann vor Erreichen des Engadins – die Schweizer Grenzstation ist schon zu sehen – nach links ab und passiert die Festung Finstermünz, während er nach Nauders hinaufkurvt. Wir fahren noch durch den ganzen Ort mit, der von der beeindruckenden Festung Naudersberg beherrscht wird.
Wir sind am Campingplatz verabredet. Der Busfahrer bringt uns bis zur Talstation der Seilbahn und erklärt uns, daß wir noch ein Stück Richtung Paßhöhe zu radeln hätten, zeigt uns auch den Radweg. Wir sind doch noch einige Zeit unterwegs, haben Nauders längst hinter uns gelassen, und als wir die Grenze erreicht haben, ohne den Campingplatz zu sehen, kommen mir leichte Zweifel. Doch da, recht versteckt hinter einer Tankstelle an der Bundesstraße, kurz vor der Staatsgrenze, ist der kleine Platz bei genauem Hinsehen doch auszumachen.


Alter Meilenstein am Radweg Richtung Reschenpaß – Südtirol läßt bereits grüßen

Er ist sehr überschaubar, und so entdecken wir die anderen rasch. Ab hier wird es eine kleine Forumsfamilientour, denn wir haben uns mit einer weiteren Familie mit Kindern in ähnlichem Alter wie meine verabredet; noch ein Radler ohne Kinder ist mit von der Partie, und so sind wir dann eine nette Truppe von drei Erwachsenen und vier Kindern, die in den nächsten Tagen gemeinsam dem Meer zustreben wird.
Aufgrund des erneut einsetzenden Regens ist es auf Österreichs höchstgelegenem Campingplatz trotz der sommerlichen Jahreszeit eher kühl. Meine Kleine geht früh schlafen, verzichtet auch aufs Abendessen, das ich unter einem Vordach im Trockenen koche. Wir plaudern noch geraume Zeit, um uns kennenzulernen, ziehen uns dann aber doch nicht allzu spät in die warmen Schlafsäcke zurück, nicht ohne vorher beschlossen zu haben, daß ab morgen die Sonne scheint.

Fortsetzung folgt
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#656548 - 09/27/10 02:01 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
k_auf_reisen
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Teil 2: Südtirol I (Nauders – Meran)



19. August 2010
Nauders – Reschenpaß – Reschen – Graun im Vinschgau – St. Valentin auf der Haide – Burgeis – Schleis – Mals – Laatsch –
28,5 km; 144 Höhenmeter


Zu unser aller großen Freude hält sich Petrus an unseren Beschluß, und nach Auflösung letzter Nebelfetzen begrüßt uns ein sonniger Morgen, der einen prächtigen Tag verspricht. Gemütlich sitzen wir in der Sonne und genießen unser Frühstück. Leider reißt beim Zusammenpacken des Zeltes wieder bei einer Stange das Gummi, und da ich vom letzten Mal weiß, daß eine Behebung des Schadens sehr mühsam ist, belasse ich es nach ein paar Versuchen bei einer Notreparatur.
Den Innradweg, der weiter durchs Engadin in die Schweiz geführt hätte, haben wir ja am Vorabend verlassen, ab jetzt folgen wir der Via Claudia Augusta, die bis Trient mit dem Etschtalradweg zusammenfällt. Schon nach wenigen Minuten haben wir die Staatsgrenze erreicht und das Schild „Reschenpaß“. Dieses steht, wie sich herausstellt, allerdings nicht am höchsten Punkt, noch ein kurzes Stück geht es, wenn auch sanft, bergauf. Von oben werden wir mit einem herrlichen Blick auf den Reschensee belohnt, der glitzernd vor uns in der Sonne liegt. Dies ist der höchste Punkt unserer Tour, von hier an wird es fast nur noch bergab gehen.


Die Staatsgrenze ist erreicht.

Wir rollen hinunter nach Reschen und beschließen, am östlichen Seeufer entlangzuradeln. Der Radweg ist zwar am anderen Ufer markiert, aber so werden wir näher am berühmten Kirchturm von Graun vorbeikommen, letzter Rest des beim Bau des Stausees ertränkten Dorfes. Auch auf dieser Seite des Sees gibt es einen Radweg, allerdings großteils nur geschottert. Normalerweise wäre das kein Problem, aber meiner Kleinen geht es immer noch nicht viel besser, und die Erschütterungen schätzt ihr Magen nicht besonders. Entschädigt werden wir mit herrlicher Landschaft und warmem Sommersonnenwetter.


Erster Blick über den Reschensee

So unerfreulich die Geschichte des zerstörten Dorfes ist (die Verlinkung scheint irgendwie nicht zu funktioniern, der url wäre: www.obervinschgau.it/geschichte/geschichte-alt-graun.pdf), so malerisch erhebt sich der Kirchturm von Graun aus den Fluten. Zahlreiche Touristen machen hier Pause, und wiewohl wir noch nicht weit geradelt sind, machen auch wir eine ausführliche Rast. Da man kürzlich im Zuge von Sanierungsarbeiten einen Damm um den Turm gebaut hat, kann man diesen jetzt (fast) trockenen Fußes umrunden und ihn dabei von allen Seiten betrachten.


Der Turm von St. Peter, letzter Rest des alten Dorfes; im Hintergrund das Ortlermassiv


Aus allen Richtungen malerisch

Angenehm läßt es sich dann am Ufer des Sees weiterradeln, bis wir die Staumauer erreicht haben. Hier stoßen wir wieder auf den Etschtalradweg, der sich nun als bestens asphaltiertes, schmales Band durch die Wiesen hinunter nach St. Valentin auf der Haide schlängelt, wo schon der nächste See auf uns wartet, der Haidersee. Prachtvoll der Blick talaus auf den höchsten Berg Tirols, den Ortler mit seinen mächtigen Gletschern.
Am Westufer des Sees geht es, meist auf Schotter, auf und ab, dann folgt eine rasante Abfahrt auf bestem Asphalt. Hei, da rollt es natürlich wunderbar. Unterwegs sammle ich ein paar Butterpilze für das Abendessen.


Blick zurück Richtung Reschen


Jenseits des Haidersees erhebt sich der Ortler


Verfallenes Gebäude am Wegesrand


Jetzt taucht doch einmal der Gipfel aus den Wolken auf: der Ortler, höchster Berg Tirols (ca. 3900 m)

So gelangen wir rasch nach Burgeis. Meine Tochter ruht sich aus, während wir einkaufen gehen. Wir spazieren noch hinauf zur Kirche St. Nikolaus – die leider versperrt ist, sodaß wir die Wandmalereien nicht sehen können – und durch das Zentrum des hübschen Dorfes mit seinen bemalten Häusern und dem großen Brunnen. Die Pfarrkirche ist offen und einen Blick wert.


St. Nikolaus in Burgeis


Hübsches Haus in Burgeis

Unterhalb des Dorfes liegt die mächtige Ruine der Fürstenburg; diese kann zwar nicht besichtigt werden, aber man hat von hier aus einen wunderbaren Blick hinunter in den Obervinschgau. Mit der Malser Haide weitet sich das Tal erstmals, und immer wieder ragen aus dem Grün der Felder und Wälder Kirchtürme heraus; darüber thronen die Berge. In der Nachmittagssonne ist das ein prachtvoller Anblick. Oberhalb liegt die Abtei Marienberg. Den Aufstieg nehmen wir aber trotz der berühmten Fresken nicht auf uns.


Die Ruine der Fürstenburg unterhalb von Burgeis


Herrlicher Blick von dort talab

Ausgesprochen steil geht es nun hinunter nach Schleis. Die Kinder rasen derartig halsbrecherisch zu Tal, daß wir froh sind, daß sie heil unten ankommen. Hier machen wir dann den Abstecher nach Mals, denn dort gibt es einen Kinderarzt, und angesichts des sich nicht bessernden Zustandes meiner Tochter scheint ein Besuch dortselbst angezeigt.


Die Benediktinerabtei Marienberg

Am Ortsanfang verlieren wir uns aus den Augen, und auf der Suche nach den anderen komme ich an den verschiedenen Türmen vorbei, die das Ortsbild prägen: St. Benedikt, aufgrund ihrer karolingischen Wandmalereien die sehenswerteste Kirche von Mals, ist leider versperrt; St. Martin und St. Johann haben auch hübsche romanische Glockentürme, und das Ensemble von Pfarrkirche (mit gotischem Turm) und der Ruine Fröhlichsburg ist ebenfalls malerisch. Ich treffe die anderen wieder, wir essen ein Eis, und da es an einem Standl auf einem Dorffest Kirchtagskrapfen gibt, führe ich die anderen in diese Tiroler Spezialität ein.


Türme von Mals: St. Benedikt, St. Johann, Fröhlichsburg, St. Martin

Das Eis habe ihr gut getan, sie müsse nun nicht mehr zum Arzt, meint meine Kleine, und so verlassen wir Mals doch wieder, sausen hinunter nach Laatsch, wo die Straße unter der Kirche St. Leonhard hindurchführt. Übertreiben wollen wir es heute dennoch nicht, und so radeln wir nicht mehr sehr weit und lassen uns dann in einer Wiese am Wegesrand nieder. Romantisch steht der Mond über den von den letzten Sonnenstrahlen beleuchteten Bergen.


Ungewöhnlicher Straßenverlauf: wir fahren unter der Kirche St. Leonhard zu Laatsch durch


Abendstimmung über dem Obervinschgau


20. August 2010
– Glurns – Prad am Stilfser Joch – Laas – Göflan – Morter – Latsch
36,7 km; 132 Höhenmeter



Morgenstimmung mit Blick auf Glurns

Schon wenige Minuten, nachdem wir aufgebrochen sind, haben wir Glurns erreicht. Der Radweg führt direkt an der vollständig erhaltenen Mauer der angeblich kleinsten Stadt Italiens entlang. Durch ein Stadttor gelangen wir in die hübsche Altstadt, erreichen aber schon bald das jenseitige Tor. Dort kann man ein paar Meter auf den Wehrgängen spazieren.


In der Altstadt von Glurns

Weiter geht es auf einem gemütlichen Radweg, am Ufer der Etsch entlang. Ohne Verkehr, auf bestem Asphalt und immer leicht abwärts läßt es sich hier hervorragend radeln. Kurz überlegen wir, den Abstecher auf die nördliche Talseite zur an sich höchst sehenswerten Churburg mit der weltweit größten privaten Rüstkammer zu machen, ziehen es aber dann doch vor, dem Trubel der gerade dort stattfindenden Ritterspiele zu entgehen und unseren Weg fortzusetzen. Rechts liegt nun die Ruine Lichtenberg und dann tauchen auf den Bergen oberhalb eindrucksvolle Gletscher auf.


Die Burgruine Lichtenberg an den Hängen südlich der Etsch


Blick hinauf durchs Trafoier Tal auf die Gletscher der Ortlergruppe

Der Radweg verläßt hier den Flußlauf und führt, zunächst auf Schotter durch eine trockene Aulandschaft hinauf, bis Prad am Stilfser Joch erreicht ist. Mit den Kindern werden wir die bekannte Bergstrecke über den Paß natürlich nicht fahren, essen stattdessen jeder ein Eis – es ist wieder ein prachtvoller, warmer Sommertag –, und ich werfe noch einen Blick auf die Kirche St. Johannes am oberen Ende des Dorfes. Da sie versperrt ist, kann ich nur durch ein Fenster ein Blick auf die Fresken im Inneren erhaschen, aber der Blick zurück in den Obervinschgau und über das breite Tal flußab ist hübsch und hat die kleine Anstrengung gelohnt.


St. Johannes in Prad

Der Radweg führt jetzt wieder zum Fluß hinunter. Der Talboden ist mit Obstbäumen bedeckt, an den Hängen liegen Dörfer und weiter oben einzelne Höfe und Weiler, wo immer die Hänge nicht ganz so steil sind.


Wir radeln durch die Obstgärten talabwärts.


Rechts liegt, recht nett, Tschengls.

So kommen wir nach Laas. Nachdem es meiner Tochter ja zum Glück wieder gut geht, hat sich am Vorabend allerdings ein anderes der Kinder beim Spielen die Hand verstaucht, und die braucht jetzt erst einmal Ruhe. Eine längere Pause ist nötig. Da trifft es sich gut, daß es in Laas einiges zu sehen gibt. Hier wird der Laaser Marmor abgebaut, und dieser wurde auch großzügig im Ort verbaut. Ein marmorner Brunnen spendet köstliches, kühles Wasser, und auch bei der Kirche hat man nicht am edlen Stein gespart. Die ist ein wüstes Konglomerat aus verschiedenen Bauelementen, aber die Apsis ist schön mit ihrem romanischen Figurenschmuck. Und auch die Jause schmeckt uns …


Romanischer Skulpturenschmuck an der Apsis der Pfarrkirche St. Johannes d. Täufer in Laas

Wenig später – wir sind am Kandlwaal, dem Rest eines Aquäduktes vorbeigekommen – folgt der Radweg weiter der Etsch, und die fließt hier recht steil abwärts. Leider ist der Weg ausgerechnet in diesem Abschnitt stellenweise nur geschottert; unglücklicherweise rutscht meine Tochter auf dem Schotter weg, stürzt und schürft sich beide Handflächen auf. Als der ärgste Schmerz vorbei ist, fahren wir vorsichtig weiter, passieren einen hübschen Fischteich und kommen alsbald zu einem Spielplatz, wo wir wieder eine Pause einlegen. Hier gibt es tolle Sachen zum Spielen, vor allem große, schaukelartige Geräte begeistern die Kinder. Meine Kleine treibt es wieder zu bunt und haut sich erneut das Knie an, das vorher schon in Mitleidenschaft gezogen worden war. Wieder fließen die Tränen, und sie hadert mit ihrem Schicksal. Auch als Papa kann ich ihr leider keine schlüssige Antwort geben, warum es anscheinend immer sie trifft.
Nach dem Weiterfahren passieren wir Göflan, dann führt der Radweg durch die Apfelplantagen weiter. Bestimmt ist es hier im Frühling, wenn die Bäume blühen, auch wunderschön, jetzt aber sind wir genau zur rechten Zeit hier, um in den Genuß der Früchte zu kommen. Die Ernte steht kurz bevor, und schon liegen etliche Äpfel am Boden. Die nächsten Tage können wir aus dem Vollen schöpfen. Jedes Jahr werden hier mehr Äpfel geerntet, als Menschen diesen Planeten bevölkern …
Es geht hinauf nach Morter. Etwas versteckt zwischen den Apfelbäumen liegt das Kirchlein St. Vigilius. Den Schlüssel bekommt man bei einem Haus nebenan; allerdings lohnt sich die Unternehmung kaum, die Kapelle bietet innen nicht viel. Interessanter wäre sicherlich St. Stephan, doch da das einen beachtlichen Anstieg bedeuten würde, setzen wir unseren Weg fort.
Der führt jetzt direkt zwischen den Apfelbäumen hindurch und gleicht streckenweise einem Wanderweg, es geht über Wurzeln und Kies dahin. Entschädigt wird man mit einem schönen Blick auf die Ruine Untermontani, zu der man auch in wenigen Schritten hinaufsteigen könnte. Leider verliert mein Hinterreifen Luft, aber da die anderen schon weit voraus sind, pumpe ich nur schnell nach und hoffe, daß ich damit noch ein Stück weit komme.


Das bröckelnde Gemäuer der Burg Untermontani inmitten der Apfelgärten

Bis Latsch schaffe ich es auch, rasch und recht steil geht es in den Ort, wo wir einkaufen und dann den Campingplatz ansteuern. Die Rezeptionistin will uns zunächst auf eine winzige, halb zugeparkte Parzelle verbannen, und erst, als wir diese ablehnen, bekommen wir eine vernünftige – offenbar die letzte freie – zugeteilt. Die Kinder gehen gleich ins Schwimmbecken; ich stelle das Zelt auf und repariere den Patschen, ehe ich mir dann auch ein erfrischendes Bad gönne.



21. August 2010
Latsch – Kastelbell – Tschars – Staben – Naturns – Plaus – Rabland – Töll – Algund – Meran
38,7 km; 128 Höhenmeter


Da ich früher aufstehe als die anderen, nütze ich den sonnigen Morgen für eine Besichtigungsrunde in Latsch anhand eines Prospektes, den ich am Campingplatz erhalten habe. Die Kirche Unsere Liebe Frau am Bichl liegt auf einem kleinen Hügel am Rande der Obstgärten, und da sie versperrt ist, kann ich nur einen Blick auf das Portal werfen. Offen ist hingegen die Pfarrkirche St. Peter und Paul, aber auch hier ist eigentlich nur das Portal interessant.


Heilige am Portal der Pfarrkirche zu Latsch

Die Nikolauskirche verfügt über einen wuchtigen romanischen Turm, wenig weiter steht der Ansitz Mühlrain, ein größerer Adelspalast mit Malereien auf der auffälligen, roten Fassade. In einem kleinen Park steht ein Denkmal für Kaiser Franz Josef, daneben weht eine große Habsburgerfahne.


So ein mächtiger Turm für so eine kleine Kirche: St. Nikolaus


Latsch: Ansitz Mühlrain

Am schönsten jedoch ist die Spitalskirche mit ihrem üppigen Freskenschmuck und einem sehenswerten gotischen Schnitzaltar.


Der berühmte Lederer-Altar in der Spitalskirche


Vergiß nicht, daß auch Du einst fällig bist … dem finsteren Tode entgehet keiner

Nach dem Frühstück und dem Zusammenpacken geht es wieder an der Etsch entlang weiter, die ersten Weinberge mischen sich hier zwischen die allgegenwärtigen Äpfel. Hübsch liegt die Burg Kastelbell auf einem Felsen.


Auf so einem Radweg läßt es sich gut reisen.


Über uns thront Kastelbell.

Das Tal wird wieder breiter und flacher. Endlos ziehen sich die Obstbäume dahin, an den Hängen liegen malerische Dörfer, darüber die Berge. Immer näher kommt die Burg Juval, wo der berühmte Bergsteiger Reinhold Messner einen Teil seines Messner Mountain Museum eingerichtet hat.


Hinter Tschars erhebt sich die Texelgruppe


Burg Juval, am Hang hoch über der Etsch

Dort, wo links das enge Schnalsertal ins Herz der Ötztaler Alpen führt – der Eismann Ötzi wird vor gut 5000 Jahren diesen Weg genommen haben –, verläßt der Radweg kurz den Fluß, führt ein kleines Stück auf einer Landstraße aufwärts, dann geht es in einer netten Abfahrt wieder hinunter ins Tal nach Naturns.


Blick zurück nach Westen

Während die Kinder einen Spielplatz für eine Rast und Jause nützen, drehe ich eine Runde durch den Ort. Im Gegensatz zur Pfarrkirche, in der ich mich nicht lange aufhalte, ist das dem Hl. Prokulus geweihte Kirchlein am östlichen Rand des Dorfes ein kunsthistorischer Höhepunkt: der kleine Bau birgt die wohl ältesten Fresken im deutschsprachigen Raum, die wahrscheinlich aus dem 8. Jahrhundert stammen. Mich bezaubert die altertümliche Malweise, entzückend die Darstellung eines Mannes, der über eine Stadtmauer hinabgelassen wird. Zudem darf ich mich glücklich schätzen: eigentlich wäre zu dieser Mittagsstunde geschlossen, doch gerade, als ich ankomme, will der Aufseher hinter einer Besuchergruppe absperren, läßt sich aber erweichen, auch mir noch einen Teil seiner Mittagspause zu opfern und das noch dazu, ohne mich zur Eile anzutreiben. Sehr nett!


St. Prokulus bei Naturns


Flieht er von der Stadtmauer oder schaukelt er doch bloß?

Wieder geht es nun flach an der Etsch entlang. Rechts am Hang liegt die Burg Dornsberg, links die beeindruckenden Gipfel der Texelgruppe, und wir fahren wieder zwischen Äpfeln hindurch.


Burg Dornsberg

Das Tal wird schmaler, und bei Töll haben wir das Ende des Vinschgau erreicht. Vor einer Steilstufe ist die Etsch aufgestaut, ein Teil des Wassers wird in ein Kraftwerk abgeleitet. Längere Zeit schauen wir gebannt zu, wie die tosenden Wassermassen über die Mauer schäumend hinunterstürzen; Nebel stäubt hoch, die zu nahe Herantretenden werden naß.


Rauschende Wasser beim Kraftwerk in Töll

Danach eilt der Fluß über eine Steilstufe hinunter nach Meran. Für den Radweg hat man hier eine eigene Trasse mit mehreren, engen Serpentinen angelegt, nicht nur aufgrund des weiten Blickes auf Meran und Schloß Tirol einer der eindrucksvollsten Abschnitte des Etschtalradwegs.


Erster Blick auf Meran

Rasch geht es hinunter in die Stadt. Wir radeln in die Innenstadt und gönnen uns ein Eis, verspüren einen ersten Hauch italienischen Flairs. Nebenan gibt es eine Buchhandlung, vielleicht die letzte offene, bevor wir ins italienischsprachige Gebiet kommen, und die Kinder dürfen sich jeweils einen Schmöker aussuchen, auf daß der Lesestoff in den nächsten Tagen nicht ausgehe. Solange sie die Wälzer selber transportieren …
Nach einem größeren Lebensmitteleinkauf fahren wir zum Campingplatz, welcher praktischerweise recht zentral liegt. Obwohl ein Schild behauptet, der Platz sei ausgebucht, hat die freundliche Rezeptionistin für uns noch ein Plätzchen, und das gar nicht einmal besonders beengt. Die Kinder gehen schwimmen, dann wird gekocht. Bei uns gibt es gebratene Calamari, und ich beobachte fasziniert, wie unsere Reisegenossen ausschließlich mit Bordmitteln eine komplette Pizza zubereiten.
Leider ist es Platz recht laut, das mit der Nachtruhe nimmt hier anscheinend auch niemand ernst, und so finde ich erst deutlich nach Mitternacht Schlaf.

Fortsetzung folgt
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#657960 - 10/01/10 10:57 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
k_auf_reisen
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Teil 3: Südtirol II (Meran – Kurtatsch)

22. August 2010
Meran – Sinich – Burgstall – Gargazon – Vilpian – Terlan – Siebeneich – Sigmundskron – Bozen – Moritzing
45,6 km; 220 Höhenmeter


Wieder habe ich am Campingplatz einen Prospekt bekommen, in dem ein Rundweg vorgeschlagen wird, und während die anderen noch schlafen, mache ich mich auf, Meran zu besichtigen. Über die Passer und das Bozner Tor, Rest der ehemaligen Stadtmauer, gelange ich in die Altstadt und zur Pfarrkirche, die auch zu so früher Morgenstunde schon offen ist. Interessante Kleinigkeiten gibt es aber auch an den Außenwänden zu entdecken.


Grabstein an der Wand der Pfarrkirche

Langsam erwacht die Stadt, die ersten Cafébesitzer beginnen, Tische herauszustellen; Hunde werden Gassi geführt. Ich radle durch den oberen Teil der Altstadt zum Passeier Tor, einem malerischen Torturm, der die Stadt zur Schlucht der Passer abgrenzt. Jenseits liegt ein netter Park, an den steilen Hängen noble Villen, eine hübsche Brücke überspannt den Fluß.


Das Passeier Tor schützte die Meraner Altstadt am Ende der Passerschlucht

Ohne Gepäck habe ich nichts dagegen, auch noch ein Stück der steilen Straße zu folgen. Ich fahre bis zur Zenoburg, die aber in Privatbesitz und nicht zugänglich ist. Hier, oberhalb der Schlucht, ist es schon wieder sehr ländlich, nach Norden blickt man über die Dörfer ins Passeiertal und auf die Berge ringsum.
Ich radle zum Pulverturm und folge dann der Tappeinerpromenade, einem wunderschön angelegten Fußweg, der hoch über der Stadt eben durch einen langgestreckten Park führt und der Erholung der Kurgäste dient. Er ist breit genug, und da erst wenige Jogger und die ersten Spaziergänger unterwegs sind, ist es kein Problem, auf der Promenade zu radeln. Belohnt werde ich mit schönen Ausblicken auf die Stadt und das Burggrafenamt gen Süden.


Blick von der Tappeinerpromenade auf die Alstadt von Meran mit dem Turm der Pfarrkirche

Als Höhepunkt dann noch der Blick auf Schloß Tirol, ursprünglicher Sitz der Grafen, von dem das Land seinen Namen bekam. Ich kenne es von früher und habe jetzt auch keine Zeit, noch einmal hinzufahren.


Schloß Tirol

Stattdessen radle ich in Serpentinen hinunter zur kleinen Landesfürstlichen Burg, durch die Lauben und dann durch den moderneren Teil der Stadt mit dem Theater und dem Kurpark. Zum Abschluß besuche ich noch die Heiliggeistkirche, aber da gerade Messe ist, werfe ich nur einen unaufdringlichen Blick auf die schöne, gotische Architektur.


Das Kurhaus von Meran, beliebt schon zu Zeiten der Monarchie


Dreifaltigkeitsgruppe am Portal der Heiliggeistkirche

Nach dem Frühstück am Campingplatz wollen die Kinder noch einmal schwimmen gehen, und so mache ich eine weitere Rundfahrt. Durch ein Villenviertel radle ich zu den Trauttmannsdorfgärten, einem hübschen botanischen Garten um einen Ansitz. Hier herrscht großer Touristenrummel, und da man zusätzlich ein gesalzenes Eintrittsgeld verlangt, kehre ich um und schaue mir lieber noch die Kirche Maria Trost in Untermais an mit Fresken aus unterschiedlichen Epochen.


In der Kirche Maria Trost in Untermais

Zu Mittag brechen wir auf. Ich hatte angenommen, daß man am Radweg weiter gemütlich an der Etsch entlang fahren kann, weshalb wir die Beschilderung Richtung Bozen ignorieren. Allein, schon wenig später verläßt der Radweg den Fluß und führt in wildem Zickzack ansteigend durch ein Industriegebiet, welches vor allem auf Apfelverarbeitung spezialisiert ist. Unmengen an Obstkisten stapeln sich vor den Hallen, der süßliche Duft von Apfelsaft liegt in der Luft. Schließlich erreichen wir nach großem Umweg doch wieder den Radweg Richtung Bozen, der am linken Talrand verläuft. Ich leiste bei meinen Mitradlern Abbitte …
Immerhin hat man von hier einen hübschen Rundblick auf das Becken von Meran, die Stadt und die umliegenden Berge. Es geht abwärts, und dann folgt der Weg doch wieder der Etsch. Warum er dann geraume Zeit auf einer Straße geführt wird, obwohl unten am Fluß in den Obstplantagen Platz genug sein sollte, weiß ich nicht, ich glaube nicht, daß wir eine Abzweigung übersehen haben. Schließlich geht es in einer komplizierten Verkehrsführung doch über eine Brücke und dann wieder gemütlich an der Etsch entlang. Wir machen eine längere Jausenpause.


An der Etsch: Blick flußaufwärts in der Gegend von Terlan

Die Landschaft hat sich etwas geändert, die Felsen links bestehen jetzt aus dem rötlichen Bozner Quarzporphyr, einem vulkanischen Gestein. Hier gibt es mehrere Burgen, besonders augenfällig die Burg Maultasch oberhalb von Terlan.


Die Burgruine Maultasch in den Quarzporphyrfelsen oberhalb von Terlan

Der Radweg verläuft völlig eben durch die Apfelgärten an der Etsch, und wir kommen rasch voran. Bald schon erhebt sich vor uns das mächtige Schloß Sigmundskron, und links liegt Bozen. Dahinter tauchen einige Dolomitengipfel auf, Schlern und Rosengarten.


Schloß Sigmundskron

Es ist erst halb vier, aber da wir alle gerne das „Ötzimuseum“ besuchen wollen, aber nicht gehetzt noch jetzt am Nachmittag, beschließen wir, trotz der frühen Stunde bereits den Campingplatz anzusteuern. Durch die Vororte von Bozen radeln wir also nach Moritzing, wo der Campingplatz Moosbauer sich befindet. Der ist zwar recht teuer, aber immerhin schön und gepflegt. Es gibt ein Schwimmbecken, und überall am Platz einschließlich der Sanitäranlagen erklären Schautafeln Geographie und Kultur Südtirols. Wir machen uns einen gemütlichen Nachmittag, tollen lange im Pool herum und liegen in der Sonne, bevor wir abends kochen.



23. August 2010
Moritzing – Bozen – Moritzing – Bozen – Pfatten – Branzoll – Auer – Neumarkt – Kurtatsch
50,0 km; 137 Höhenmeter


Ich wache früh auf und mache mich gleich auf zur Stadtrundfahrt (wieder habe ich am Campingplatz einen Vorschlag für eine Runde bekommen). Diesmal sind es ja ein paar Kilometer bis in die Innenstadt, und ich komme durch Straßenzüge, die sehr italienisch wirken. Das Faschistendenkmal wird allerdings renoviert und ist eingerüstet.
Eine Bäckerei hat schon offen, und ich frühstücke am Waltherplatz. Gewisse Sorgen bereitet mir das Wetter, im Westen hängen finstere Wolken. (Es wird dann aber doch wieder ein warmer, sommerlicher Tag.)


Denkmal für den Minnesänger Walther von der Vogelweide, das ja auch Gegenstand eines rezenten Bilderrätsels war

Auch der Dom steht offen, und ich kann mir in aller Ruhe die große Kirche ansehen, bis dann die Frühmesse beginnt. Nicht weit ist es bis zur Dominikanerkirche, wo vor allem die Johanneskapelle, deren Wände vollständig freskiert sind, sehr sehenswert ist.


Romanische Madonna in barocker Fassung im Dom zu Bozen


Üppiger Freskenschmuck in der Johanneskapelle der Dominikanerkirche

Am Obstmarkt haben einige Verkäufer bereits ihre Arbeit aufgenommen, andere bauen noch auf. Hübsche Häuser säumen die schmalen Gassen, auch hier gibt es wieder Laubengänge.


Ein guter Tag beginnt mit frischem Obst und Gemüse

Die Franziskanerkirche ist ebenfalls einen Blick wert, vor allem ihr Kreuzgang. Leider geht mir jetzt die Zeit aus, ich radle noch rasch zur Deutschordenskirche, dann muß ich zurück zu den anderen, die am Campingplatz inzwischen schon beim Zusammenpacken sind.


In der Bozner Altstadt

Gemeinsam fahren wir dann erneut in die Innenstadt. Wir wollen das Südtiroler Archäologiemuseum besuchen. Es ist gar nicht so leicht, einen guten Platz für unsere Räder zu finden, Innenhof oder so etwas gibt es nicht, und wir müssen sie unbeaufsichtigt an einem Geländer absperren. Das Museum ist vom Allerfeinsten, eines der bestgemachten, die ich kenne. Höhepunkt ist natürlich die Gletschermumie vom Hauslabjoch, die in einer speziellen Kältekammer gezeigt wird; genau sind die Fundumstände und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen erläutert, und in zahlreichen Vitrinen sind die beim Toten gefundenen Ausrüstungsgegenstände ausgestellt und erklärt. Aber auch die anderen Abteilungen des Museum sind hervorragend gemacht und führen uns mit qualitätsvollen Exponaten und interessanten Beschreibungen durch die Epochen der Südtiroler Vor- und Frühgeschichte von der Steinzeit bis zur den Karolingern. Ein Genuß.
Natürlich vergehen darüber einige Stunden, und der Nachmittag ist schon fortgeschritten, als wir uns wieder auf den Weg machen. Noch ein Blick die Talfer hinauf – auf der Brücke hängen unzählige Schlösser ans Geländer gesperrt; was es damit wohl für eine Bewandtnis hat? –, dann geht es am Eisack entlang flußabwärts. Der Radweg ist wieder sehr gut ausgebaut und führt dann lange auf der schmalen Landzunge zwischen Eisack und Etsch dahin.


Kuriose Schlössersammlung auf der Talferbrücke in Bozen

Auch das Bozner Unterland ist von ausgedehnten Apfelgärten bedeckt. An der Etsch entlang kommen wir rasch weiter, bis wir schließlich Auer erreichen, wo es höchste Zeit ist, einkaufen zu gehen, bevor die Geschäfte schließen.


Am Etschradweg im Bozner Unterland

Da wir aber doch noch ein paar Kilometer hinter uns bringen wollen, radeln wir noch weiter bis nach Kurtatsch,wo der kleine Campingplatz sehr nett mitten zwischen den Apfelbäumen liegt. Es dunkelt zwar schon, als wir kochen, aber der fast volle Mond taucht den Platz in ein romantisches Licht. Noch lange sitzen wir draußen, bevor wir uns schlafen legen.


Zu Füßen der Mendel: Kurtatsch


Fortsetzung folgt
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#658014 - 10/01/10 02:31 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
sigma7
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Danke. Die Bilder wecken Erinnerungen an unsere Tour (München - Venedig). Die CP Moosbauer (Bozne) und Obstgarten (Kurtatsch) haben uns ebenfalls gut gefallen.


andre
Eat. Sleep. Ride.
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#658103 - 10/01/10 07:55 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: sigma7]
khlex
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Schöne Bilder, gut beschrieben. Die Schlösser an der Brücke sind von Soldaten, die werden am Entlasstag aufgehängt. Die Radwegführung unterhalb Meran verwirrt manchmal, aber die Obstbauern sind nicht alle begeistert, wenn man bei ihnen durchradelt.
Heinz
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#658423 - 10/03/10 02:27 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: khlex]
SuseAnne
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In Antwort auf: khlex
Die Schlösser an der Brücke sind von Soldaten, die werden am Entlasstag aufgehängt.
Heinz


Ach, und ich habe das für Liebesschlösser gehalten.

Suse
Bitte die bestellten Buffs rasch bezahlen. Treffpunkte für die über mich laufenden Raum Stuttgart-Sammelbesteller werden demnächst bekanntgegeben!
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#658628 - 10/04/10 08:49 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: sigma7]
k_auf_reisen
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Hallo Andre!

Was für eine Route seid Ihr gefahren? Die gleiche?

K.
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#658630 - 10/04/10 08:54 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: SuseAnne]
k_auf_reisen
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Also die Erklärung mit den Liebesschlössern - danke, Suse, für den interessanten Link, das war mir bislang noch nie untergekommen - klingt schon sehr überzeugend. Oder bist Du, Heinz, aus Bozen und weißt das mit den Soldaten aus erster Hand? (Im Wikipediaartikel ist ja von Spindschlössern die Rede, das ließe natürlich doch auch wieder an Soldaten denken.)

K.
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#658659 - 10/04/10 10:50 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
haneburger
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Sehr schöne Bilder, sie erinnern mich an meine Tour dort im April. (führte von Baumkirchen - Piller Höhe - Reschen - Meran - Gampenpass - Nonstal - Brenner - Baumkirchen).

Nur das Bild vom Radelweg bei Kastelbell mit der Unterschrift Auf so einem Radweg läßt es sich gut reisen. weckt bei mir traurige Erinnerungen. Genau dort lag auf der anderen Flussseite der tags zuvor verunglückte Zug der Vinschgaubahn, aus dem neun Leute nicht mehr lebend ausstiegen.
Schöne Grüße aus Tirol
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#658830 - 10/04/10 07:43 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
Dietmar
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Hallo K.

die Schlösser habe ich zuerst in Moskau gesehen, später im Baltikum, zuletzt in Rom auf dem Ponte Milvio. In Russland ist es ein Hochzeitsbrauch. Das Schloss kommt als Zeichen des ewigen Bestands der Ehe an die Brücke. Die Braut wirft den Schlüssel in den Fluss.

Wenn einer der Partner die Verbindung lösen will, muss er nach dem Schlüssel tauchen (wird so erzählt).

Bin auf die Fortsetzung Deines Berichts gespannt.

Gruß Dietmar
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#658861 - 10/04/10 09:25 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
Andreas Hofmann
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Wow ist es das schön. Mit Kindern so eine Tour, ganz toll.
Sag mal, wie alt sind denn deine Kinder?

Grüße
Andreas

Edited by Andreas Hofmann (10/04/10 09:27 PM)
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#659083 - 10/05/10 03:42 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: Andreas Hofmann]
k_auf_reisen
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@ Andreas:
In Antwort auf: Andreas Hofmann
Sag mal, wie alt sind denn deine Kinder?

Zehn und sieben. Die Tour war wirklich sehr kindergeeignet! (Kommt dann auch noch ins Fazit.)


@ haneburger:
In Antwort auf: haneburger
Genau dort lag auf der anderen Flussseite der tags zuvor verunglückte Zug der Vinschgaubahn, aus dem neun Leute nicht mehr lebend ausstiegen.

Das war mir nicht bewußt (oder ich hatte es gehört und verdrängt). Ich war eher positiv überrascht, daß die bereits stillgelegte Nebenbahn erfolgreich wiederbelebt wurde, und das nicht etwa als Museumsbahn, sondern als funktionierende und in erstaunlich engem Takt verkehrende Bahnlinie mit modernen Garnituren. Wo ein politischer Wille, da offenbar auch ein Weg zu nachhaltigeren Verkehrslösungen.


@ Dietmar:
In Antwort auf: Dietmar
Bin auf die Fortsetzung Deines Berichts gespannt.

Folgt demnächst! schmunzel

K.
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#659186 - 10/05/10 07:58 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
Andreas Hofmann
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In Antwort auf: k_auf_reisen
Zehn und sieben

Wow, 7 Jahre als Selbstfahrerin, ist stark.
Ohne dem Bericht vorgreifen zu wollen, aber wie war es dort mit dem Verkehr? Ich frage, weil ich mit meinen Jungs (8, 12, 14) in diesem Jahr in Tschechien abgebrochen habe und in die andere Richtung gefahren bin. Der Grund war der Verkehr und die Art und Weise, wie wir von den Autos überholt wurden. Da hab ich einfach Panik bekommen.

Grüße
Andreas
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#659248 - 10/05/10 10:09 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: Dietmar]
khlex
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Ich bin vor zwei Jahren fast die gleiche Strecke geradelt. Bei einer Stadtführung erzählte die Stadtführerin die Sache mit den Spindschlössern der Soldaten. Ähnliches habe ich aber auch schon bei einer Internatschule in Österreich gesehen.
Heinz
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#659321 - 10/06/10 09:19 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: Andreas Hofmann]
k_auf_reisen
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In Antwort auf: Andreas Hofmann
Wow, 7 Jahre als Selbstfahrerin, ist stark.

Ja, ich bin auch stolz auf die beiden! grins Auch die Kleine fährt mittlerweile schon seit einigen Jahren als Selbstfahrerin mit auf Tour; allerdings war das heuer die längste bisher.

In Antwort auf: Andreas Hofmann
... wie war es dort mit dem Verkehr?

Das war gerade das Geniale an dieser Tour, ein Großteil verlief auf eigenen Radwegtrassen, völlig abseits der Straßen, dann noch einiges auf sehr vekehrsarmen Nebenstraßen, und eigentlich erst in der Poebene waren wir öfter gezwungen, uns auf stärker befahrene Straßen zu begeben, zumal dort auch viele "weiße" Straßen überraschend verkehrsreich waren (kommt dann noch im Reisebericht). Da war es nicht immer ganz einfach, zumal die vielen unproblematischen Kilometer auf den Radwegen vorher (und wahrscheinlich auch der Gruppeneffekt) die Verkehrsdisziplin gerade der Kleinen etwas reduziert hatte, aber letztlich ging es. (Wenn es eng wird, fahre ich übrigens meist bewußt neben den Kindern in der Mitte der rechten Spur, um knappes Überholen durch Autofahrer, die meinen, sich bei Gegenverkehr gerade noch durchquetschen zu können, zu verhindern. In Italien führt das natürlich manchmal zu "akustischer Belästigung" schmunzel , aber da geht mir die Sicherheit dann doch vor.)
Diese Abschnitte stellten aber nur einen minimalen Prozentsatz der Gesamtdistanz dar. Und in der Gesamtschau war es, wie gesagt, auch aus verkehrstechnischem Blickwinkel, eine absolut familienfreundliche Route.

K.
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#659324 - 10/06/10 09:32 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
roul1
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Danke für den interessanten Teilbericht. Bitte weitermachen.

Gruß
Roul
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#659705 - 10/07/10 12:08 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
k_auf_reisen
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Teil 4: Welschtirol (Kurtatsch – Cismon del Grappa)

24. August 2010
Kurtatsch – Tramin – Neumarkt – Kurtatsch – Neumarkt – Salurn – Masetto – S. Michele all'Adige – Nave S. Rocco – Nave S. Felice – Maso Callianer – Zambana – Lavis – Roncafort – Trient (Trento); Pergine Valsugana – San Cristoforo – Castagne
69,1 km; 284 Höhenmeter


Früh wache ich auf und beginne sogleich meine morgendliche Kulturrunde. Nach Tramin ist es nicht weit, auch wenn es ins Ortszentrum ein gutes Stück aufwärts geht. Die Kirche ist eingerüstet, die Fresken an der Außenwand daher kaum zu sehen. Innen hat man sich bereits zur Morgenmesse zusammengefunden, ich frühstücke also erst einmal. Dann kann ich mir doch noch die Pfarrkirche zur Hl. Julitta und Hl. Quirikus ansehen, auch wenn man leider gleich nach der Messe sämtliche Lichter ausschaltet und es dann stockfinster ist.


Am frühen Morgen in Tramin

Durch steile Gassen, gesäumt von einigen alten Ansitzen, radle ich hinauf zur Kirche St. Jakob in Kastelaz. Wie befürchtet hat sich die mühsame Auffahrt insofern nicht gelohnt, als die Kirche versperrt und das freskierte Innere somit unzugänglich ist. Immerhin hat man von hier oben aber einen schönen Blick auf Tramin, die Weinberge, das Bozner Unterland bis zur Salurner Klause und in die andere Richtung auf den Kalterer See.


Hier kommt er her, der Gewürztraminer: Blick über Tramin Richtung Salurner Klause


Über dem Kalterer See erhebt sich die Ruine Leuchtenburg

Durch andere Gassen rolle ich hinunter zur Kirche St. Valentin am Friedhof, wo man zumindest durch zwei Fenster einen Blick ins Innere auf die Wandmalereien erhaschen kann.


Inmitten der Weinberge: St. Valentin am Friedhof bei Tramin

Ich fahre quer über das Tal hinüber nach Neumarkt. Die Pfarrkirche ist nicht allzu interessant, aber das Zentrum des Ortes ist ausgesprochen nett mit urigen, von breiten, niedrigen Laubengängen gesäumten Gassen. In einer davon findet gerade ein Markt statt, und viel Volks flaniert an den Ständen vorbei. Ich mache noch den Abstecher in den Ortsteil Vill, um mir die dortige Marienkirche anzusehen, die unter anderem hübsche Fresken aufzuweisen hat.


Laubengassen im Zentrum von Neumarkt


Ganz spannungsfrei scheint das Verhältnis der Volksgruppen in Neumarkt doch nicht zu sein: rassistischer Opferstock in der Pfarrkirche


In den Gassen von Neumarkt


Unsere Liebe Frau in der Vill bei Neumarkt

Nun ist es Zeit, zum Campingplatz und den anderen zurückzukehren. Wir fahren gemeinsam zur Etsch, wo wir wieder auf den Radweg stoßen. Dieser führt am Damm gen Süden, links wieder ausgedehnte Apfelplantagen, rechts der Fluß. Langsam verengt sich das Tal, die Felswände rücken näher zusammen, die Salurner Klause grüßt. Immer näher kommen wir dem – abgesehen von Zermatt in der Schweiz – südlichsten Rand des geschlossenen deutschen Sprachraums. Dann ist Salurn erreicht, weiter südlich gibt es nur noch einige altertümliche deutsche Sprachinseln. Eindrucksvoll erhebt sich die Haderburg in den Felsen über dem Ort.


Hoch über Salurn bewacht die Haderburg die Salurner Klause

Das Tal der Etsch wird jetzt ziemlich eng, und durch die Salurner Klause verlassen wir Südtirol, erreichen Welschtirol, die Provinz Trient, und damit das italienischsprachige Gebiet. Der Radweg verliert nichts von seiner Qualität. Auch hier säumen Apfelbäume den Weg, und bald weitet sich das Tal auch wieder ein wenig. In Sankt Michael an der Etsch (S. Michele all'Adige) machen wir an einem Brunnen im Dorf eine Jausenpause.


Der Etschtalradweg durchquert die Rotaliana-Ebene mit ihren Obstgärten


Blick zurück etschaufwärts Richtung Salurner Klause

Hatte die Wetterprognose für Südtirol Regen angesagt, so war das Unterland offenbar begünstigt, bislang hat die Sonne geschienen. Jetzt kommen zwar Wolken auf, aber der Regen beschränkt sich auf ein paar Tropfen hie und da. Dafür bläst ein kräftiger Südwind, der uns aufgrund der Düsenwirkung schon vor der Salurner Klause zu schaffen gemacht hatte und nun erneut auffrischt. Das sanfte Gefälle macht der Sturm jedenfalls mehr als wett, und manche Böen rütteln ganz ordentlich am Gefährt.
Vor uns rücken die steilen Felswände der Paganella immer näher, das Spiel der Wolken trägt das Seine dazu bei, diese noch beeindruckender wirken zu lassen. Der Radweg führt am Fuß der Felsen vorbei, macht dann aber einen großen Schlenkerer. Auto- und Eisenbahn überqueren zwar die Mündung des Laifserbaches (Avisio) auf einer Brücke, später aber hat man das Areal zum Naturschutzgebiet erklärt, und der Radweg macht hier einen größeren Umweg, führt nach ein paar Kurven unter den anderen Verkehrswegen hindurch am einen Ufer hinauf nach Laifs (Lavis) – zum Glück schiebt uns der Wind hier mehr als er bremst –, dort über den Bach und jenseits wieder hinunter zur Etsch, bevor er sich in Richtung Trient wendet.


Futuristische Autobahnbrücke vor den zeitlosen Felsmassen der Paganella

Da wir die Steigung hinauf nach Fersen im Suganertal (Pergine Valsugana) den Kindern zuliebe per Bahn bewältigen wollen, steuern wir in Trient zunächst den Bahnhof an, um uns nach Verbindungen zu erkundigen. Wir haben etwas Zeit und beschließen, noch einkaufen zu gehen. Weil aber der Supermarkt stark frequentiert ist, kommen wir doch nicht mehr rechtzeitig zum Zug und nehmen den nächsten eine Stunde später.
Die Fahrkarte ist wohlfeil, die Kinder fahren im Rahmen einer Familienkarte ohnehin gratis, und auch für die Räder bezahlen wir nur 1,- € pro Stück. Zunächst freuen wir uns auch über den angenehm niedrigen Zustieg in den Wagen. Dann allerdings können wir nur noch die Köpfe schütteln über das absurde Fehldesign: man hat zwar ein großzügiges Drittel des Waggons für das Fahrradabteil gewidmet, aber anstatt dies im mittleren Teil zu tun, ist vorgesehen, die Räder über schmale, steile Stufen hinaufzuquälen. Da geht der Vorteil des niedrigen Einstiegs wieder völlig flöten. Also wer sich das wohl ausgedacht hat? Dabei könnte es so einfach sein … Der Schaffner besteht darauf, daß wir alle Fahrräder tatsächlich hinaufschleppen. Immerhin akzeptiert er schlußendlich unsere Weigerung, für die knapp 15 Kilometer lange Strecke auch noch mühsam das ganze Gepäck abzupacken und die Räder in die Haken an der Decke zu hängen. Ein anderes Rad hängt dort und ist ziemlich im Weg. Also: guter Ansatz, aber schwachsinnige Durchführung.
Nun gut, besser schlecht gezogen als gut getreten, wir ersparen uns damit ja ca. 250 Höhenmeter. Das Aussteigen gestaltet sich dann auch weniger mühsam als befürchtet, und bald radeln wir dem Gallnötschsee (Caldonazzosee, Lago di Caldonazzo) entgegen. An dessen Ufer geht es ein wenig auf und ab, dann haben wir den Campingplatz „Punta Indiani“ erreicht. Es gibt Platz genug und zum Glück besondere Konditionen für Radreisende. Wir bekommen eine große Parzelle mit Blick auf den See. Es ist zwar schon dunkel, aber bei Vollmond kocht es sich doch noch ganz gut. Ich verarbeite die zahlreich aufgelesenen Falläpfel …


Vollmond über dem Gallnötschsee



25. August 2010
Castagne – Calceranica – Levico Terme – Marter – Borgo Valsugana – Grigno – Tezze – Pianello –
57,8 km; 104 Höhenmeter


Heute mache ich keine Morgenbesichtigung, da es in der näheren Umgebung wenig kunsthistorisch Interessantes zu geben scheint, und extra noch einmal nach Trient hinunterzufahren, scheint mir dann doch zu aufwendig. Stattdessen widme ich mich dem in den letzten Tagen sträflich vernachlässigten Tagebuch und gehe nach dem Frühstück mit den Kindern ausführlich im See schwimmen.
Die Mittagsstunde ist schon vorbei, als wir uns auf den Weg machen. Ein guter Radweg führt hier am südlichen Ufer des Sees entlang. Wir folgen jetzt dem Valsuganaradweg, nach wie vor identisch mit dem (Hauptast) der Via Claudia Augusta. An einer Weggabelung bieten sich zwei Möglichkeiten; wir entscheiden uns dafür, weiter dem Ufer zu folgen und gelangen so nach Kalkrein (Calceranica al Lago) am Südufer des Gallnötschsees. Auch hier herrscht intensiver Bade- und Campingbetrieb.


Auf der Uferpromenade am Gallnötschsee


Blick zurück nach S. Cristoforo und nach Fersen mit der Burg


Strandbad am Südende des Sees mit Blick auf Kalkrein

Durch Apfelgärten geht es weiter, doch verpassen wir eine (nicht beschilderte) Abzweigung und stehen dann etwas ratlos an einer Kreuzung, von wo es nur noch Auffahrten auf die Schnellstraße zu geben scheint. Vorbeikommende Ortskundige weisen uns den rechten Weg, der bald als schön angelegter, schmaler Radweg in beständiger Abfahrt an der hier noch als Bächlein fließenden Brandau (Brenta) hinabführt. Unterhalb von Löweneck (Levico Terme) liegt am Weg ein „Bicigrill“ mit Spielplatz, wo wir eine ausführliche Pause machen. Kleine Forellen schwimmen im Brenta.
Das Suganertal (Valsugana) hatte ich von lange zurückliegenden Radtouren irgendwie beeindruckender in Erinnerung, eigentlich ist die Landschaft hier nicht besonders aufregend – was sich aber bald ändern wird; den oberen Abschnitt scheint meine Erinnerung ausgeblendet zu haben. Andererseits läßt es sich auf dem damals noch nicht existenten Radweg herrlich fahren. Hatte es im Vinschgau jede Menge Trinkwasserbrunnen entlang des Etschradweges gegeben, so waren diese im Unterland schon spärlicher geworden, und auch die Valsugana scheint nicht damit gesegnet zu sein. So sind wir froh, als wir einen Rast- und Spielplatz am Radweg erreichen, der auch über einen Brunnen verfügt. Es wird gejausnet, und wir plaudern mit anderen Radlern über unsere Tour.


In der Alta Valsugana: Blick über Barco auf die Berge

Jetzt ändert sich die Landschaft, das Tal wird enger, und vor uns taucht die auffällige Burg Castel Telvana oberhalb von Burg im Suganertal (Borgo Valsugana) auf mit ihrem hohen, schlanken Turm. Auch der Ort ist nett, malerisch fließt die Brandau zwischen hübschen Häusern auf den Turm der Kirche zu. Jetzt, am Mittwoch nachmittag, haben die Geschäfte leider zu, leichtfertig geben wir uns der Hoffnung hin, anderswo noch unsere Vorräte ergänzen zu können.


Mittelalterlicher Wolkenkratzer: Castel Telvana thront über Burg im Suganertal


Der Brenta fließt durch Borgo Valsugana


Hübscher Winkel in Burg

Jetzt verlassen wir die Via Claudia Augusta. Diese würde, nicht ohne zusätzliche Steigungen, über Felters (Feltre) und Tervis (Treviso) weiter östlich dem Meer entgegenstreben. Wir aber wollen der Brandau folgen. Immer steiler werden die Felsen rundum, ein letztes größeres Talbecken öffnet sich. Schon von Ferne sieht man Castel Ivano auf der anderen Talseite thronen, und während sich der Radweg auf und ab und über mehrere Brücken durch das enger werdende Tal schlängelt, kommt diese Burg immer näher.


Bequemer Radweg durchs Suganertal bei Neuenhaus (Castelnuovo)


Castel Ivano beherrscht die Nordseite der Bassa Valsugana

Der Radweg führt an einem größeren Picknick- und Spielgelände vorbei, von dem aus man in wenigen Schritten den kleinen Laghetto Bigonda erreicht. Eiskaltes Wasser quillt aus einer Karstquelle unter einer Felswand heraus, bildet ein flaches Becken und strömt dann dem Brenta entgegen. Mir fährt die Kälte ja durch Mark und Bein, aber die Kinder waten doch ein gutes Stück den Bach hinunter.


Idyllisch, aber eiskalt: Laghetto Bigonda


Mächtige Felswände auf der Nordseite der Valsugana im Abendlicht

Eigentlich scheint sich der Fleck zum (wild) zelten zu eignen, aber ich muß jedenfalls noch einkaufen, und so hilft es nichts; wenn überhaupt besteht noch in Grims (Grigno) eine Chance. Ich ärgere mich ein wenig, daß ich in Burg nicht entschlossener nach einem offenen Laden gesucht habe. Die Hoffnung auf einen solchen reduziert eine Passantin am Ortseingang deutlich, die unter Verweis auf den Mittwochnachmittag meint, es sei wohl alles zu. Wir versuchen es trotzdem und finden nach ihren Angaben doch einen kleinen Supermarkt, der noch ein paar Minuten offen hat. Paßt. Einen Brunnen gibt es auch im Ort.


Das Ende Tirols: das Suganertal wird bei Grims zur Schlucht

Wir kehren zum Radweg zurück und folgen diesem durch die Schlucht. Hoffnung auf einen Campingplatz haben wir wenig, aber wir fahren trotzdem noch ein Stück weiter. Auf einer Nebenstraße geht es hier durch die letzten Orte Tirols, dann verlassen wir dieses nach ca. 470 Kilometern und erreichen Venetien (Veneto).
Jetzt wäre langsam ein Zeltplatz gut, es wird spät und beginnt zu dämmern. Hier jedoch rücken die Felsen so eng zusammen, daß kaum noch Platz ist, und so radeln wir weiter. Etwas schade, denn es folgt der beeindruckendste Teil der Schlucht; der Radweg führt ein Stück weit auf einer schmalen Metallbrücke am Fuß der Felsen dahin. Später weitet sich das Tal ein wenig, der Radweg verläuft jetzt auf einer Nebenstraße am rechten Ufer der Brandau, es geht aber nach wie vor rasant bergab. Schließlich finden wir doch ein Plätzchen am Fluß auf einer kleinen Aufläche gegenüber von Sismunth (Cismon del Grappa). Wir nützen das letzte Tageslicht, um das Zelt aufzustellen und zu kochen.

Fortsetzung folgt
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#659945 - 10/08/10 08:23 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
trike-biker
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Da habt Ihr ja nee Klasse Tour gemacht,werde ich heute Abend mal meine Svenja Lesen lassen zwinker.Das Ziel ist 2011 ein Radurlaub, ohne PKW bleibt auch nur noch so was übrig grins.

Klaus
jetzt wieder Stadtbewohner ;-) .Wenn du unten bist, geht`s nur noch bergauf.

Liegst du schon, oder buckelst du noch !
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#663456 - 10/20/10 08:35 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
k_auf_reisen
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Teil 5: Venetien (Cismon del Grappa – Isolaverde)

26. August 2010
– Collicello – Costa – Sasso Stefani – San Gaetano – Valstagna – Oliero – Campolongo sul Brenta – Campese – Sarson – S. Eusebio – Bassano del Grappa – Cartigliano – Tezze sul Brenta – Friola – Belvedere – Friola – Tezze sul Brenta
42,7 km; 120 Höhenmeter


Wieder beginnt der Tag mit einem strahlend sonnigen Morgen, und jetzt zeigt der Platz seine vollen Qualitäten: das Panorama der Felsen rundum ist spektakulär, und die Auwiesen sind zum Teil mit bunten Blumen geschmückt. Sismunth ist am anderen Ufer hinter eine Hängebrücke nur zu erahnen. Trotz eines gemütlichen Frühstücks kommen wir viel früher los als sonst.


Springkraut in unserem „Vorgarten“

Die Via Claudia Augusta verläuft jetzt nicht mehr auf einem eigens angelegten Radweg, sondern auf einer praktisch verkehrsfreien Nebenstraße durch das hier Canale di Brenta genannte Suganertal, und das nach wie vor ordentlich bergab. Bald kommen wir durch Collicello, ein winziges, uriges Dorf, welches unter den Felswänden klebt. Auch Costa ist malerisch in eine Talbiegung unter die steilen Hänge geschmiegt.


Die wenigen Häuser Collicellos unter den Felswänden des Col del Cior


Costa, ein netter, kleiner Ort im Suganertal

Weiter geht es durch eine Reihe kleiner Orte am rechten Ufer des sich durch die Berge schlängelnden Flusses. Besonders pittoresk ist der Hauptort dieses Abschnittes der Valsugana, Waldstein (Valstagna), dessen bunte Häuser mit der Kirche ein hübsches Ensemble längs der Brandau bildet. Erst nachdem ich einige Semmeln gekauft habe, sehe ich, daß sich das Geschäft „Backerey“ nennt – wird es eventuell von Zimbern aus den benachbarten Sieben Gemeinden betrieben?


Waldstein: noch fließt die Brandau durch die Felsenberge

Wenig später erreichen wir Oliero, wo es eine Grotte anzuschauen gibt. Da wollen die (meisten) Kinder natürlich hinein, und so marschieren wir zum Eingang, der jenseits eines kleinen Stausees liegt. Die Höhle kann man nur im Rahmen einer Führung besuchen, und die beginnt mit einer Bootsfahrt auf dem unterirdischen See. Die beiden Führer ziehen den Kahn an einem Seil in die Grotte und erklären deren Entstehung auf Italienisch und in gebrochenem, etwas schwer verständlichem Deutsch, weisen auch auf ein paar Tropfsteinbildungen hin. Nach kurzer Fahrt steigen wir aus und werden zu Fuß noch in zwei Spalten geführt, wo es wiederum Tropfsteine zu sehen gibt. Leider ist die Höhle nur spärlich beleuchtet, und was die Tropfsteine betrifft, habe ich auch schon weit Beeindruckenderes gesehen. Das Preis/Leistungsverhältnis scheint mir eher schlecht. Eine junge Deutsche, die mit ihren Eltern ebenfalls dabei gewesen ist, findet offenbar einen der Führer so süß, daß sie um ein Photo mit ihm bittet …


Auf zur Bootspartie, die Grotten von Oliero erwarten uns.

Wir spazieren noch durch den Rest des Geländes, malerisch am Seeufer entlang zu weiteren kleinen Höhlen und Felswänden. Ich gebe mir auch noch einen Rundweg, der weiter oben durch die Felswände zu verlaufen verspricht, sich aber als wenig lohnend herausstellt. Auf der anderen Seite führt ein steiler Saumpfad hinunter ins Dorf. Das Beste sind noch die zahlreichen Brombeeren.


Wasser, Laub im Sommersonnenschein, Felswände und Höhlen: Oliero


Viel Platz bietet das Suganertal nicht: Blick flußab von Oliero

Die Straße führt durch einige weitere Ortschaften, vorne aber sieht man jetzt schon, daß die Berge zürückweichen und die Ebene beginnt. Und mit einem Male, nach vielen Tagen und Kilometern im Herzen der Alpen, verlassen wir dieselben, rollen noch ein Stück hinunter und erreichen Bassan (Bassano del Grappa).


Bassan mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem Ponte degli Alpini


Blick vom Ponte degli Alpini auf die Altstadt mit dem Burgberg


Hier verläßt die Brandau die Alpen: Blick zurück Richtung Berge

Hübsch ist das Wahrzeichen der Stadt, die Holzbrücke über die Brandau und der Blick von dort auf die Altstadt mit der Burg oberhalb. Irgendwie verlieren wir uns dann aus den Augen, und ich radle mit meinen Kindern zum Burgberg hinauf, wo es erst einmal ein Eis gibt. Da wir nun schon einmal oben sind, machen wir auch eine kurze Besichtigungsrunde. Von der Burg sind noch ein paar Türme erhalten, dazwischen hat man die Pieve di Santa Maria hineingebaut, die wir allerdings versperrt vorfinden. Etwas weiter liegen nebeneinander drei große Plätze: an der Piazza Libertà steht das nette Rathaus und gegenüber eine von außen sehr große, weiße Kirche, S. Giovanni Battista, ebenfalls geschlossen. Dann die Piazza Garibaldi mit der Torre Civica und S. Francesco. Eine Urlauberin gibt sich beeindruckt von der Leistung der Kinder, zufällig kommt sie aus dem Nachbarort des Dorfes, wo meine Eltern wohnen.


Bassano del Grappa: Piazza Libertà mit dem Rathaus


Pläuschchen am Nachmittag: in der Via Matteotti


S. Giovanni Battista


Das Meer naht: Fisch auf der Piazza Garibaldi


Im Kreuzgang von S. Francesco

Nun geht es hinaus in die Ebene. Etwas Intuition ist gefragt, um einen radfreundlichen Weg aus der Stadt zu finden, doch bald geht es auf schmalen Nebenstraßen ungefähr am östlichen Brentaufer gen Süden, und wir erreichen ohne Probleme Cartigliano, wo wir einen kurzen Blick auf die Villa Morosini-Cappello werfen, eine der zahlreichen Villen, die sich venezianische Adlige am Festland errichten ließen.


Die Villa Morosini-Cappello in Cartigliano

Auch auf den Nebenstraßen herrscht hier relativ viel Verkehr, aber es ist dennoch ein leidlich angenehmes Radeln, und schon bald erreichen wir Tezze sul Brenta. Der Fluß schlängelt sich hier in einem breiten Bett durch weite Kiesflächen. Auf einer großen Brücke überqueren wir die Brandau und folgen nun der Straße am rechten Ufer. Wir haben gerade Belvedere hinter uns gelassen, als wir wieder telephonisch Kontakt zu den anderen herstellen können. Sie seien unter der Brücke bei Tezze. Zum Glück ist es nicht weit zurück, und bald haben wir uns wieder gefunden. Das kalte Wasser ist erfrischend. Die Kinder spielen mit den Kieselsteinen, und wir beschließen, hierzubleiben und unter der Brücke zu zelten. Erstmals auf dieser Reise ist eine signifikante Mückenplage zu beklagen.


Von den Felsenfesseln befreit strömt die Brandau über weite Kiesflächen.



27. August 2010
Tezze sul Brenta – Friola – Belvedere – Pozzoleone – Carmignano di Brenta – Granfriola – Grantorto – Carturo – Lobia – Campo San Martino – Pieve – Sant’Andrea – Curtarolo – Santa Maria di Non – Tavo – Saletto – Vigodarzere – Padova – Torre – Noventana Padovana – Vigonovo
58,2 km; 65 Höhenmeter


Der Gedanke, daß es nicht ganz ausgeschlossen ist, das Meer vielleicht heute schon zu erreichen, läßt uns zeitig aufbrechen. Die ersten paar Kilometer kennen wir ja schon, dann geht es weiter durch kleine Ortschaften mit überraschend viel Verkehr am rechten Brentaufer. Ein Einkaufsstopp in Carmignano di Brenta verschafft etwas Erholung.
Im Geschäft frage ich nach dem weiteren Weg, den wir auch problemlos finden, doch stellt sich heraus, daß man uns statt auf die Nebenstraße in Flußnähe auf die direkte Verbindung nach Piazzola sul Brenta und Padua geleitet hat. Hier herrscht viel Verkehr, und erstmals wird das Radeln deshalb unangenehm. Also rasch wieder weg von dieser Straße, in meiner Karte übrigens noch nicht einmal als rot, sondern als gelb verzeichnet. Das ist auch nicht weiter schwierig, auf dem Weg nach Granfriolo ist es schon wieder viel ruhiger, und so geht es auch durch Grantorto weiter. Hier wollen wir abbiegen, um auf den Nebenstraßen am östlichen Ufer der Brandau weiterzuradeln. Doch bevor wir die Brücke erreichen, hat eines der Kinder im Weiler Carturo einen Patschen, und wir müssen eine Reparaturpause machen. Argwöhnisch beäugen uns die Bewohner des Hauses, vor dessen Einfahrt wir stehen, durch die Vorhänge …


Verfallender Hof bei Carturo

Am linken Brentaufer geht es nun auf ganz ruhigen, sehr angenehmen Sträßchen weiter, immer etwas im Zickzack, direkte Straße am Fluß entlang gibt es keine. Die Landschaft ist jetzt natürlich ganz anders als in den vergangenen Wochen, kein Berg ist mehr zu sehen, wir radeln durch die Ebene, alles flach, viele Felder, dazwischen immer wieder Häuser, Dörfer, kleine Gewerbezonen, alles sehr zersiedelt, aber als Kontrast doch auch reizvoll. Und das Meer lockt, auch wenn mittlerweile ziemlich klar ist, daß wir es schwerlich noch an diesem Tag erreichen werden.


Farbenspiele in Grün: die Brandau von der Brücke aus

Dann geht es ein Stück lang doch wieder direkt an der Brandau entlang, die bei Campo San Martino eine reizvolle Schleife macht. In Tavo wollen wir wieder eine ausführlichere Rast machen, denn anschließend läßt die Karte bei der Umfahrung Paduas stärkeren Verkehr erwarten. In der Hoffnung auf einen Brunnen fahren wir ins Dorfzentrum, doch scheint es einen solchen nirgends zu geben. Mit Wehmut denken wir an die ideale Wasserversorgung in den Bergen zurück… Überhaupt wirkt das ganze Dorf ziemlich ausgestorben. Wir setzen uns auf die Stufen vor der Kirche und jausnen.


Flußschleife bei Campo San Martino

An einer Tankstelle am Ortsrand versorgt uns der freundliche Tankwart nicht nur mit Luft für den zuvor reparierten Reifen, sondern auch mit Trinkwasser. Wie erwartet, wird jetzt der Verkehr ziemlich stark, und weil auf der engen Straße manche ungeduldige Autofahrer meinen, sie müßten sich auch bei Gegenverkehr noch durchquetschen, fahre ich zum Schutz der Kinder neben denselben in der Mitte des rechten Fahrstreifens; was angesichts des manchmal ungehaltenen Gehupes eine gewisse Nervenstärke erfordert. So sind wir froh, als wir Vigodarzere erreichen, wo wir in einem Supermarkt die Lebensmittelvorräte ergänzen.
Jetzt ist auch das Ärgste schon wieder geschafft, denn wir überqueren erneut die Brandau, und am südlichen Ufer gibt es eine verkehrsarme Straße am Damm, auf der wir Padua (Padova) sehr angenehm umfahren können – mit Dank an sirjoe für diesen Tip! –, immer mit hübschem Blick auf den Fluß, der hier natürlich schon lange nicht mehr als wilder Gebirgsbach durch Schotterflächen rinnt, sondern eingedeicht seinem sich nähernden Ende entgegenströmt. An sich gäbe es in der Stadt viel anzusehen, aber das läßt sich in ein paar Stunden ohnehin nicht sinnvoll machen, und außerdem sind wir jetzt auf Meer und Strand eingestellt.


Am Brentadamm bei Torre

Später, im Straßengewirr bei Noventa Padovana sind wir uns ob der zahlreichen Unterführungen unter Eisenbahn, Autobahn etc. nicht mehr ganz sicher, welches der rechte Weg ist. Ein älterer Radler fragt, ob er uns helfen kann, weist uns zunächst den Weg auf die Hauptstraße. Als ich ihm dann aber erkläre, welche Nebenstraße Richtung Stra wir anpeilen, setzt er sich spontan an die Spitze unserer Gruppe und geleitet uns bis zu einem Punkt, von wo aus wir den weiteren Weg nicht mehr verfehlen können.
Wir verlassen das Weichbild Paduas, es wird wieder ländlicher. An sich hatte man uns ab Stra das linke Flußufer empfohlen, doch bevorzugen meine Mitreisenden das rechte. Eine gute Entscheidung, denn hier gibt es einen in der Karte nicht verzeichneten Weg direkt am Damm, der zwar geschottert ist, sich aber dennoch gut befahren läßt. Ein Stück weit radeln wir noch, dann stellen wir unsere Zelte bei Vigonovo unter einer Brücke auf. Den Weg zum Fluß versperrt allerdings wucherndes Gestrüpp, an ein Bad ist also nicht zu denken. Tatsächlich fährt noch ein Auto der für die Pflege des Dammes zuständigen Behörde vorbei. Werden wir jetzt Ärger bekommen? Freundlich lächelt man uns zu … Alles kein Problem. Da schmeckt das Abendessen!


Bei Stra zweigt der Naviglio Brenta vom Brenta ab



28. August 2010
Vigonovo – Corte – Rosara – S. Margherita – Ca' Pasqua – Dolfina – Ca' Pasqua – Ca' Lino – Isolaverde
56,9 km; 59 Höhenmeter


Heute werden wir unser Ziel erreichen. Jetzt ist es ja nicht mehr sehr weit bis ans Meer. Ausschlafen wollen die Kinder aber trotzdem, dennoch kommen wir früh los. Zum Radeln ist es hier wieder überraschend nett, wir fahren auf dem Brentadamm weiter, der Belag wechselt zwischen bestem Asphalt und grobem Schotter, alles kommt vor, aber meist geht es ganz gut. Links fließt gemächlich der kanalisierte Fluß, rechts Felder und Dörfer. Urig der Bahnübergang nördlich von Corte: der Radweg ist hier geschottert, dennoch gibt es Schranken. Wie oft sich diese an der Nebenstrecke wohl schließen?


Sehr italienische Pipelinebrücke


Die Brandau südlich von Vigonovo


Idylle mit Fischerboot


Sicherlich hochfrequentierter Bahnübergang: die Bahnlinie Mestre – Adria kreuzt den Brentadamm bei Corte

In Corte machen wir Pause, essen schon ein Vormittagseis und füllen unsere Wasserflaschen auf. Ab hier ist der Dammweg, jetzt am linken Ufer, auch wieder für Autos befahrbar, aber der Verkehr hält sich in Grenzen. Die Kinder sind hochmotiviert, die Erwartung, das Meer demnächst zu erreichen, spornt sie an, und rasch gleiten wir auf dem Damm dahin durch eine ansonsten flache, agrarisch genutzte Landschaft.


Ein einzelner Kirchturm in der Ferne: am Unterlauf des Brenta


Die Brandau hat jetzt nur noch wenige Kilometer bis zu ihrer Mündung in die Adria vor sich.

Nach längerer Fahrt taucht linker Hand endlich die Lagune auf, zunächst zaghaft, mit einigen Tümpeln zwischen Schilfflächen, schließlich erstreckt sich das weite Wasser vor uns. Jenseits liegen unansehnliche Hafenanlagen und die Stadt Chioggia in der Ferne.


Unser Ziel ist fast erreicht: links erstreckt sich die Laguna Veneta.

Und dann mache ich einen dummen, mir nachträglich völlig unverständlichen Navigationsfehler. Offensichtlich verblendet mir die Euphorie, das Ziel unserer Reise in greifbarer Nähe zu haben, und der Wunsch nach Sandstrand und Salzwasser die Augen und Sinne, jedenfalls halte ich die folgende Brücke bereits für die letzte und die Kreuzung für jene mit der Hauptstraße. Wir überqueren also die Brandau, biegen gleich links ab und folgen einem kleinen Sträßchen, von dem ich annehme, daß es uns zum Meer bringen wird. Tut es aber nicht. Es führt zwar nett durch das Hinterland der Lagune an einzelnen Häusern vorbei, macht aber irgendwann eine Kurve und entfernt sich wieder vom Meer. In meiner Karte ist das so nicht eingezeichnet und das Problem ist, daß uns nun ein weiterer Flußarm von der präsumptiven Richtung zum Meer trennt. Lange gibt es keine Brücke, und wir folgen dem Wasserlauf. Die Kinder werden langsam ungehalten.
Groß ist daher meine Überraschung und mein Entsetzen, als wir endlich eine Brücke erreichen, jenseits aber der Ort Dolfina beginnt. Der ist in meiner Karte verzeichnet, aber wir sind offensichtlich deutlich weiter westlich als ich uns wähnte. Ein Passant bestätigt meine Analyse und erklärt uns den besten Weg zum Meer. Wir müssen also zurück – wenn auch auf direkterem Wege –, und als wäre das nicht genug, werden wir zusätzlich vom Gegenwind bestraft. Die Kinder sind sauer, dahin ist die Motivation. Immerhin der einzige gröbere Orientierungsschnitzer, und wahrscheinlich die einzige Situation in vielen Jahren, wo ein GPS mir tatsächlich von Nutzen gewesen wäre und mich vor diesem Irrtum bewahrt hätte.
Als wir wieder an der Kreuzung sind, kann ich nur den Kopf schütteln, eigentlich ist die Topographie eindeutig. Na gut, jetzt also auf dem rechten Weg weiter der Lagune entlang. Nach wenigen Kilometern haben wir wirklich die Hauptstraße erreicht, auf der wir ein weiteres Mal die Brandau überqueren, dann aber gleich links abbiegen. Wir folgen dem Sträßchen, welches etwas kurvig und verwinkelt nun doch aufs Meer zuführt. Ein paar Kilometer dauert es noch, dann kommen wir in Isolaverde an. Einen großen, protzigen und vermutlich teuren Campingplatz lassen wir links liegen und folgen der Ausschilderung nach „La Conchiglia“. Die Besitzer des kleinen Platzes lassen zwar nur wenige Möglichkeiten aus, einen unsympathischen Eindruck zu erwecken. Andererseits gefallen mir die menschlichen Dimensionen des Geländes, es macht einen sehr ruhigen Eindruck, Platz gibt es auch für uns, die Nebensaison führt zu erschwinglichen Preisen, und der Strand ist nur ein paar Schritte entfernt. Thalatta, Thalatta!
Finstere Wolken hängen über dem Platz, und um das Zelt noch im Trockenen aufstellen zu können, beeilen wir uns. Geschafft, auch wenn die ersten Tropfen schon fallen. Doch dann entlädt sich das Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen, wie ich sie schon lange, wahrscheinlich seit Malaysia, nicht mehr erlebt habe. Jetzt tropft es sogar durch die Decke, und als auch der Boden naß zu werden beginnt, heißt es handeln. Rasch evakuieren wir unsere Sachen unter das offenbar dichte Vorzelt eines anscheinend unbenutzten Campingwagens nebenan. Keine Sekunde zu früh. Packtaschen, Isomatten und Schlafsäcke sind noch einigermaßen trocken, wenn wir selber auch völlig durchnäßt sind. Der Campingplatz, zumindest im Bereich um unser Zelt, steht binnen kürzester Zeit etliche Zentimeter unter Wasser. Dasselbe gilt für die Sanitäranlagen, wo wir auf der Suche nach einem trockenen Platz auch nicht recht fündig werden.
Zum Glück hört der Regen, heftig wie er war, auch bald wieder auf. Wir kramen trockene Kleidung heraus. Wundersamerweise kommt doch noch einmal die Sonne heraus, und durch den Wind trocknet sogar das Zelt wieder. Im Sandboden versickert auch das Wasser rasch, und die unmittelbare Zukunft sieht bald rosiger aus, als es noch kurz zuvor geschienen hatte. Uns gegenüber steht ein ausgesprochen nettes deutsches Pärchen mit ihrem VW-Bus und bietet uns an, unsere Sachen in ihrem Gefährt trocken zu stellen. Wow, das ist lieb! Zur Feier des Tages und des Erreichten gehen wir Pizza essen.

Fortsetzung folgt
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#663931 - 10/23/10 06:44 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
k_auf_reisen
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Teil 6: La Serenissima (Isolaverde – Venedig)

29. August 2010
Isolaverde
0 km


Da das Zelt ja doch noch getrocknet ist, schlafen wir sehr gut. Jetzt wollen wir einige Tage am Strand verbringen, darauf haben sich die Kinder schon lange gefreut, und so wird es ein gemütlicher Faulenztag. Ist es anfangs noch bewölkt und windig, setzt sich im Laufe des Tages zunehmend die Sonne durch. Wir genießen den Sandstrand, bauen eine Sandburg, die Kinder finden auch weitere Freunde unter den Gleichaltrigen.
Mit dem Schwimmengehen ist das so eine Sache: es gibt schöne Wellen, in denen das Baden richtig Spaß macht, nur ist es eine laufende, mühsame Diskussion mit den Bademeistern, die uns anfangs gar nicht, dann bloß ein paar Zentimeter ins Wasser lassen wollen. Es hilft auch nicht viel, ein Stück weiter zur spiaggia libera zu gehen, auch dort gibt es solche Aufseher, die nur wenig toleranter sind. Am Nachmittag haben sich deren Nerven offenbar etwas beruhigt, aber jetzt sind die Wellen auch viel niedriger …


Schon bei solchen Wellen liegen die Nerven der Strandwächter blank.

Abends tritt am Campingplatz ein Zauberer auf, das ist für die Kinder natürlich auch nett, zumal er nach der Vorstellung noch Figuren aus Luftballons für jeden anfertigt.



30. August 2010
Isolaverde
0 km


Wieder ein Tag am Meer. Heute ist es aber ziemlich kühl und bedeckt, daher sind nur wenige Leute am Strand. Nachsaisonstimmung, lange Reihen unbenutzter Sonnenschirme und Liegestühle. Schwimmen darf man wieder nicht, aber es wäre uns eh zu kalt. Wir lesen viel.


Nachsaison …


… an der Adria

Nachmittags gibt es wieder ein Gewitter. Diesmal bringen wir unsere Sachen schon vorher ins Trockene, aber der Regen ist weniger heftig, und die Vorsichtsmaßnahme wäre nicht nötig gewesen.
Danach kommt doch wieder die Sonne heraus, wir gehen noch einmal zum Strand, diesmal auch ins Wasser, die Bademeister geben irgendwann auf, die Kinder, die sich mit einer frisch angereisten Familie aus Bayern angefreundet haben, haben ihren Spaß.


Das nächste Gewitter naht.



31. August 2010
Isolaverde
1,7 km; 2 Höhenmeter


Ein perfekter Strandtag, diesmal voller Sonnenschein und wieder sommerlich warm, keine Schwimmrestriktionen mehr.


Ist zum Glück während unseres Aufenthaltes nicht zum Einsatz gekommen.

Mit meiner Älteren schwimme ich ein weites Stück, bis zur Mündung der Brandau. Zurück spazieren wir über den Strand, der hier netter ist, da als spiagga libera ohne Liegestühle. Später wiederhole ich den Spaziergang mit ihr, nehme diesmal auch den Photoapparat mit.


Fischer am Flußufer


Hier ist der Brenta endgültig zu Ende: ein Schiff fährt in die Mündung.


Netze der Fischer am Ufer der Brandau

Erst als es abends zu kühl wird, verlassen wir den Strand. Die Kinder wollen unbedingt wieder einmal Radfahren, deshalb geht es jetzt im Sattel zum Supermarkt.


Am Adriastrand in Isolaverde



1. September 2010
Isolaverde
0 km


Manchmal kann man sich nur wundern, was in gewisse Leute gefahren ist. In aller Frühe, es ist kaum sieben Uhr vorbei, fährt mit ohrenbetäubendem Lärm ein Pickup durch das Gelände des Campingplatzes und versprüht irgendein Spritzmittel auf Pflanzen, Bungalows und Autos. Es gehe um das Hintanhalten der Mückenplage. Ich kann ihn zumindest davon abhalten, das Zeug auch über unserem Zelt zu verteilen, finde die Vorgangsweise aber ärgerlich und rücksichtslos.
Hatten wir angedacht, heute schon mal nach Chioggia zu radeln und von dort am nächsten Tag nach Venedig zu fahren, verwerfen die Kinder diesen Plan. Sie wollen doch noch einen Tag hier bleiben. Mir soll's recht sein, es wird ja ohnehin für längere Zeit der letzte Besuch am Meer sein.


Heute ist es ungewöhnlich klar, und die Alpen sind deutlich am Horizont zu sehen.

Durch die morgendliche Weckaktion sind wir früher am Strand als normal, noch ist es kühl, der Wind bläst kräftig. Später wird es doch noch ein sonniger und warmer Tag. Eine gewisse Melancholie macht sich breit, morgen ist der letzte Tag der Reise, die Sommerferien gehen zu Ende.


Abendliche Ruhe


Dünen des kleinen Mannes: Sand am Adriastrand


Einsame Liegestühle am Strand


Auch der „Bademeister“ macht langsam Schluß für heute.



2. September 2010
Isolaverde – Ca' Lino – Sottomarina – Chioggia; Pellestrina – S. Pietro in Volta – Santa Maria del Mare; Alberoni – Malamocco – Lido di Venezia; Venedig
41,0 km; 44 Höhenmeter


Heute müssen wir uns verabschieden und das Zelt abbrechen. Durch die Schwemmebene von Etsch und Brandau geht es zurück, wie wir gekommen waren. Das Unwetter hat einen großen Baukran umgeworfen, eigenartig gefaltet liegt er über den Neubauten. Auch Bäume sind in Mitleidenschaft gezogen worden.
Auf der Hauptstraße müssen wir nur kurz fahren, zweigen gleich rechts nach Sottomarina ab und fahren auf ruhigen Straßen und später einem Radweg an der Lagune entlang nach Norden bis zur Brücke nach Chioggia.
Dort liegen stimmungsvoll zahlreiche Fischerboote im Hafen. Wir fahren zunächst zum Fähranleger, um uns nach dem Weiterweg zu erkundigen. Wir wollen ja über die Inseln, die der Lagune vorgelagert sind, bis zum Lido radeln. Ein Angestellter der Hafenmeisterei will sich wichtigmachen, und ich muß die Fahrräder umparken, was auf dem winzigen, mit Autos vollgestellten Platz gar nicht so einfach ist.


Fischerboote im Hafen von Chioggia


Eigenartig sehen die Kanäle aus, wenn sie für Wartungsarbeiten trockengelegt werden

Etwas weiter findet gerade der Markt statt, wir erwerben einige Sachen zum Essen und schlagen uns auf den Stufen der Brücke die Bäuche voll. Bis zur Abfahrt der Fähre haben wir noch etwas Zeit, machen noch eine kurze Stadtrundfahrt. Leider gönnt man sich hier eine ausführliche Mittagspause, und alle interessanten Gebäude sind zu. Es bleibt uns ein Blick aufs Stadttor und den Brunnen beim Dom. Am Corso del popolo geht der Markt zu Ende, die Laster der Standler quälen sich stadtauswärts.


So ist's doch gleich viel idyllischer.


Ein Markuslöwe bewacht die Brücke (und schaut uns beim Essen zu).


Wo ist bloß das Wasser hin? Brunnenfigur am Dom zu Chioggia

Die Bootsfahrkarten der venezianischen Verkehrsbetriebe sind schweineteuer, zumal es keine Kinderermäßigung gibt, aber wir haben keine richtige Wahl. Zumindest ist es kein Problem, die Räder (gegen Aufpreis) mitzunehmen, und bald schon fahren wir über die Lagune nach Pellestrina.


Blick ins Cockpit der Fähre


Impressionen der Lagune: Ein Vaporetto kommt uns entgegen …


… Fischerhütten in Pfahlbauweise


Wir erreichen Pellestrina

Von hier geht es wieder bequem per Fahrrad weiter, auf der Straße ist nichts los, die Orte scheinen sehr verschlafen. Wider Erwarten hat man allerdings weder eine Aussicht auf die Lagune, noch aufs offene Meer, die Straße verläuft zwischen Häusern und dem seeseitigen Damm. Ein Stück lang radeln wir auf der Dammkrone, doch versperren jetzt immer noch Tamarisken den Blick aufs Meer, sodaß wir an einer geeigneten Stelle die Räder abstellen und über die Düne zum Strand spazieren. Jetzt schauen wir aufs Meer, touristische Infrastruktur gibt es keine, allerdings macht der Strand einen ziemlich verdreckten Eindruck.
In Santa Maria del Mare an der Nordspitze der Insel fährt uns das Schiff vor der Nase davon, wir haben also eine halbe Stunde Pause. Außer dem Fähranleger gibt es hier nichts. Die Lichtstimmungen über der Lagune sind reizvoll, im Westen scheinen dunkle Wolken zu dräuen, hoffentlich wird uns nicht noch ein Regen einholen.


Lichtspiele auf der Laguna Veneta

Die Fähre nach Alberoni ist viel größer als die letzte, hier haben auch Autos und der Linienbus Platz. Die Überfahrt dauert nur knappe zehn Minuten, dann fahren wir wieder per Rad weiter.


Diese Fähre wird uns von Santa Maria del Mare nach Alberoni bringen.

Die Strecke ist teilweise recht hübsch. Von Malamocco aus hat man nette Blicke über die Lagune, auch wenn jenseits zunächst die Industrieanlagen von Mestre zu sehen sind und Venedig erst in der Ferne auftaucht.


Blick von der Uferstraße bei Malamocco über die Lagune; hier wird trainiert …

Der Ort geht übergangslos in den Lido di Venezia über, und bald radeln wir zwischen Villen und durch Vororte. Es ist gar nicht so leicht, eine Eisdiele zu finden, wir werden erst im Ortszentrum fündig. Die Boote, die hier anlegen, nehmen keine Fahrräder mit; wir müssen noch einen Kilometer weiter zur Autofähre.


Beim Fähranleger des Lido di Venezia

Vom Oberdeck hat man eine prächtige Aussicht, die halbstündige Fahrt ist ein Traum. Es geht direkt auf den Markusplatz zu, Venedig (Venezia) liegt in aller Schönheit vor uns. Obwohl wir schon oft hier gewesen sind – daher haben wir auch keine Besichtigung der Stadt eingeplant –, ist es doch immer wieder faszinierend. Auch die Kinder kann ich mit meiner Begeisterung anstecken, gemeinsam stehen wir an der Reling und genießen die Blicke auf Dogenpalast, Campanile, S. Giorgio Maggiore, S. Maria della Salute usw.


Wir nähern uns dem Zentrum: bei der Einfahrt in den Bacino di San Marco


Die Basilica di San Giorgio Maggiore auf dem gleichnamigen Inselchen


Riva dei Schiavoni mit Chiesa della Pietà (Santa Maria della Visitazione); im Hintergrund San Zaccaria, San Giorgio dei Greci, San Francesco della Vigna und Sant’Antonin


Das Herz der Serenissima: Markusdom (Basilica di San Marco) mit Glockenturm (Campanile) und Dogenpalast (Palazzo Ducale)


Blick voraus in den Canale della Giudecca


Blick auf die Giudecca mit der Chiesa del Redentore


Die Chiesa dei Gesuati (Chiesa di Santa Maria del Rosario)


Blick über den Canale della Giudecca auf Ponte Longo und einige Palazzi am Dorsoduro


An der Fondamenta delle Zattere al Ponte Longo

Vom Tronchetto radeln wir zum Piazzale Roma. Ganz ohne Brücke kann man nicht zum Bahnhof gelangen, aber seit es die neue Brücke über den Canal Grande gibt, ist er nicht mehr schwer zu erreichen. Auch für die bepackten Räder stellt die Brücke aufgrund der niedrigen Stufen kein großes Hindernis dar.


Letzter Abendsonnenschein über dem Canal Grande, gesehen vom Ponte della Costituzione

Am Bahnhof sperren wir die Räder am Bahnsteig an ein Geländer und nützen den Wartesaal für eine Jause. Die Fahrkarten inklusive Rad- und Sitzplatzreservierung für den Nachtzug hatten wir schon Monate zuvor erworben. Was von Belgien aus übrigens fast unmöglich gewesen war. Per Internet geht es nur ohne Rad, per E-Mail war ich zirkulär von einer inkompetenten Stelle zur nächsten verwiesen worden, die Aussage, am größten Brüsseler Bahnhof (der Gare du Midi, wo auch der ICE aus Köln ankommt) könne man auch Tickets der Deutschen Bahn (die den CNL von Venedig betreibt) kaufen, stellte sich ebenfalls als falsch heraus (zumindest, wenn man auch eine Fahrradreservierung braucht), und schließlich hatte ich einen Kurzaufenthalt in Deutschland dazu genutzt, mich eine Stunde vor einem hoffnungslos unterbesetzten Bahnschalter anzustellen – immerhin gab es dort noch leibhaftige Gesprächspartner – dann der Schalterbeamtin zwanzig Minuten bei ihrem Werk zuzusehen, bis ich schließlich alle nötigen Fahrkarten ohne Probleme ausgehändigt bekam.
Wir müssen also nur noch auf die Abfahrt des Zuges warten, und da wir ja schon einmal die Halbtagestickets der Verkehrsbetriebe haben, gönnen wir uns noch eine nächtliche Bootspartie auf dem Canal Grande, fahren mit dem Vaporetto zum Markusplatz. Einige Palazzi sind recht kitschig beleuchtet. Wir schlendern zur Seufzerbrücke, die eigenartig verpackt ist.


Seufz – was hat man denn mit dem Ponte dei Sospiri angestellt?


Nächtlich vereinsamter Dogenpalast (Palazzo Ducale)


Weniger verlassen: die Alten Prokuratien (Procuratie Vecchie)

Bei der Rialtobrücke ist lautstark ein Fest der Kommunistischen Partei mit Musik zugange. Wir nehmen von hier wieder den Vaporetto zum Bahnhof. Jetzt steht der Zug bereit, wir können unser Gepäck ins Abteil tragen, die Fahrräder einladen. Da wir als erste aussteigen werden, hätte ich die Stellplätze näher zum Ausgang bevorzugt, aber die sind von zwei anderen Deutschen Radlern reserviert, und es scheint für sie von existentieller Wichtigkeit zu sein, genau ihre Nummern zu bekommen. Ich denke mir meinen Teil, insbesondere, als sie dann auch mit ihren Wunschplätzen Schwierigkeiten haben, ihre Räder einzuparken (der Platz pro Fahrrad ist allerdings auch extrem knapp bemessen, bei breiteren Lenkern hat man da schon ein Problem).


Blick von der Rialtobrücke (Ponte di Rialto) nach Süden …


… und nach Norden

Über die Fahrt bin ich versucht, den Mantel des Vergessens zu breiten. Wir fahren zwar pünktlich ab, warten aber dann in Bern (Verona) ewig auf einen verspäteten Zugteil aus Rom (Roma), der hier angekoppelt wird. Die Sitze sind höllisch unbequem. Früher konnte man sie ausziehen und so eine Liegefläche herstellen, das geht nicht mehr. Eine Zeit lang setze ich mich auf den Gang und lese, aber der ist auch voll mit Reisenden, die keine Platzreservierung haben, und mit riesigen Koffern. Zudem machen sich die Schaffner offenbar einen Spaß daraus, möglichst oft zu stören, kontrollieren mehrmals die Fahrkarten (zumindest gibt es mit denen keine Schwierigkeiten, ist ja auch schon mal was), und dann wollen, trotz Schengen, die Grenzer auch noch die Pässe sehen, als wir dann endlich doch über dem Brenner sind.



3. September 2010
Jenbach – Wiesing
8,1 km; 52 Höhenmeter


Huch, wie ist es plötzlich kalt in Tirol! Nach den warmen Tagen an der Adria kommt das feucht-kalte Wetter in der Heimat wie ein Schock. Zum Glück haben wir es nicht weit, wegen der Zugverspätung wird es auch schon hell, der Verkehr hält sich in Grenzen, und bald sind wir zu Hause.


Fazit
Eine wunderbare Radtour, die großen Spaß gemacht hat. Für die Kinder war es die längste Tour bisher, und sie haben sie ohne Probleme bewältigt. Sehr nett war es, in Begleitung zu fahren, auch die Kinder haben sich über Altersgenossen gefreut. Vielen Dank an die Mitreisenden für die gute Stimmung!
Ein neuer Aspekt für mich war, daß der Großteil der langen Strecke auf speziell angelegten Radwegen verlief. Das ist nicht nur mit Kindern aufgrund des fehlenden Verkehrs entspannend, es ist auch einfach schön, auf einem schmalen Weg durch die Natur zu fahren. Schon öfter hatte ich gemerkt, daß ich kleinere Straßen immer reizvoller finde als breite, auch wenn auf den breiten ebenfalls kein Verkehr herrscht. Auf einem Radweg ist dieser Effekt der intimeren Dimensionen noch viel stärker zu spüren.
Landschaftlich bieten die Alpen viel, auch wenn man, wie wir in diesem Fall, keine Bergwertungen fährt. Kulturhistorisch gibt es an der Strecke ebenfalls viel zu sehen, diesbezüglich war für mich das Museum in Bozen der Höhepunkt.
Mit dem Wetter hatten wir auch meistens Glück. Versorgungstechnisch gab es – von der etwas ungünstigen Planung im Suganertal abgesehen – kein Problem, Geschäfte finden sich zahlreich. Trinkwasser gibt es in den Alpen allenthalben, entlang des Vinschgauradweges war die Ausstattung mit Brunnen mehr als vorbildlich, später wurde es etwas dünner, in der Ebene mußten wir fragen, bekamen aber auch dort immer ausreichend Trinkwasser. Campingplätze gab es bis zum Gallnötschsee genug, danach war wild zelten angesagt. An der Adriaküste gibt es natürlich wieder das volle Programm touristischer Infrastruktur.
Die Route war sehr kinderfreundlich, und das Projekt, aus eigener Kraft ans Meer zu radeln, motivierend. Für Familien (und nicht nur für diese) kann ich die Tour daher uneingeschränkt zur Nachahmung empfehlen.

Wie immer stehe ich natürlich für Fragen gerne zur Verfügung schmunzel .

K.
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#664894 - 10/27/10 07:25 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: trike-biker]
k_auf_reisen
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In Antwort auf: trike-biker
Da habt Ihr ja nee Klasse Tour gemacht,werde ich heute Abend mal meine Svenja Lesen lassen zwinker.Das Ziel ist 2011 ein Radurlaub, ohne PKW bleibt auch nur noch so was übrig grins.

Klaus


Hallo Klaus!

Ja, war wirklich eine schöne Tour!
Liebe Grüße an Svenja (wenn sie sich noch erinnert).

K.
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#664918 - 10/27/10 09:06 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
heckte
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In Antwort auf: k_auf_reisen


....aus eigener Kraft ans Meer zu radeln, motivierend. Für Familien (und nicht nur für diese) kann ich die Tour daher uneingeschränkt zur Nachahmung empfehlen.

Wie immer stehe ich natürlich für Fragen gerne zur Verfügung schmunzel .

K.


Hallo K.,

schöner Bericht und Klasse Tour. Hat mir echt gefallen das zu lesen und die Bilder anzusehen.
"Aus eigener Kraft ans Meer zu radeln" ist genau das, womit ich meine Frau motivieren kann um eine Radtour zu unternehem. Hat schon ein paar mal geklappt. Man muss nur das Wort "Meer" erwähnen.....und diese Tour wäre mal wieder ideal, um eine neue Radreise in Angriff zu nehmen.
Eine Frage: Hast Du die Tour/Strecke irgendwo aufgezeichnet? (ich weis, ihr seid ohne gps gefahren) Vielleicht im nachhinein, z.B. auf Guhgell-Mäps oder irgendwo anders. Wenn ja, wäre das schön, ansonsten muss ich mir anhand der Radweg-Namen und der Ortschaften die Streck mal selbst zusammenbasteln.

Ich sehe in deinem Profil, Du kommst/wohnst in Overijse. Wir sind öfter in Kortenberg / Everberg, da meine Frau dort her kommt. Und von dort sind wir auch schon mal "zum Meer" geradelt, allerdings an die Belgische Küste. Das war unser erster Teil unserer Flandernroute. Den zweiten Teil unserer Flandernroute haben wir diese Frühjahr gemacht, diesmal von Brüssel durch den nördlichen Teil Richtung Maaseik/Maastricht und dann südlich wieder zurück nach Brüssel. Tja, und nächstes Jahr war angedacht, von Brüssel den südlichen Teil ans Meer und zurück nach Brüssel.

Nun ja, ich schweife ab. Nochmals, toller Radreisebericht!

Gruß
Martin
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#664926 - 10/27/10 09:30 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: heckte]
sigma7
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Ein (guter) Anfang: http://radreise-wiki.de/Via_Claudia_Augusta; wir sind mit Familie dieses Jahr von Münschen nach Venedig gefahren; Track ist zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar.


andre
Eat. Sleep. Ride.
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#666396 - 11/02/10 06:49 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
Dietmar
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Hallo K,

hab's nun endlich geschafft, den gesamten Bericht zu lesen. Hat mir sehr gefallen, interessante Fotos und sehr gut geschrieben. Sprachlich sehr beeindruckend!

Die Strecke kennen wir größtenteils durch unsere VCA-Tour und eine Reise München - Venedig. Trotzdem sind viele Ansichten neu. Manches aus anderer Sicht geschildert, sieht und liest sich mitunter sehr erstaunlich.

Der Anfang war ja sehr "kirchenlastig". schmunzel Umso mehr fällt der Übergang ins "dolce vita" auf, je südlicher Ihr kommt.

Besten Dank für den immensen Aufwand, den Du für uns getrieben hast! Kompliment an Deine Familie!

Gruß Dietmar
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#666434 - 11/02/10 10:52 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: Dietmar]
Pfannastieler
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Hallo K und Familie,

Wir haben den Bericht über eure Radtour von Anfang an mit grossem Interesse verfolgt,
(bedingt auch, da wir einen kleinen Teil der Strecke (Etschtal u. Vinschgau) heuer selber unter die "Pedale" genommen haben.

Wir möchten uns kurz fassen, und Euch einfach nur Respekt zollen, für den Mut als Familie so eine Tour in dieser Art durchzuführen !!

Respekt auch zu diesem Reisebericht, man sieht es an den "Lesezahlen" des Threads, dass hier viele User mit Interesse Euren Bericht verfolgt haben.

D A N K E !!

Gruss Rainer u. Beate
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#667525 - 11/08/10 03:12 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: heckte]
k_auf_reisen
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In Antwort auf: heckte

Eine Frage: Hast Du die Tour/Strecke irgendwo aufgezeichnet? (ich weis, ihr seid ohne gps gefahren) Vielleicht im nachhinein, z.B. auf Guhgell-Mäps oder irgendwo anders. Wenn ja, wäre das schön, ansonsten muss ich mir anhand der Radweg-Namen und der Ortschaften die Streck mal selbst zusammenbasteln.


Lieber Martin!

Vielen Dank für das Lob, das mich sehr freut. Aufgezeichnet oder nachgezeichnet habe ich die Tour leider nicht; tut mir leid, ich bin diesbezüglich im analogen Zeitalter der Papierkarten stehengeblieben. Die Orientierung sollte aber, zumindest bis Bassan, anhand der Radwegbeschilderung kein Problem bieten. Zum Nachvollziehen der Route gebe ich pro Tag ziemlich detailliert die passierten Ortschaften an. Wenn Du zusätzlich dazu und zu den im Radreise-Wiki auffindbaren Tracks der befahrenen Radwege noch detaillierte Wegangaben brauchst, meld Dich einfach nochmal ...
Die belgische Küste (und weiter nach Frankreich bis Calais) bin ich mit den Kindern auch schon gefahren, das waren ihre ersten Touren als Selbstfahrer ...

K.
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#667539 - 11/08/10 04:16 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: Dietmar]
k_auf_reisen
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In Antwort auf: Dietmar
hab's nun endlich geschafft, den gesamten Bericht zu lesen. Hat mir sehr gefallen, interessante Fotos und sehr gut geschrieben. Sprachlich sehr beeindruckend!


Lieber Dietmar!

Vielen Dank für das große Lob, das mich wirklich freut. Daß meine Bemühungen um eine auch sprachlich ansprechende Form durchaus gesehen und geschätzt werden, bestätigt mir, daß der Aufwand gerechtfertigt ist ... schmunzel

In Antwort auf: Dietmar
Die Strecke kennen wir größtenteils durch unsere VCA-Tour und eine Reise München - Venedig. Trotzdem sind viele Ansichten neu. Manches aus anderer Sicht geschildert, sieht und liest sich mitunter sehr erstaunlich.


Jetzt bin ich aber gespannt, was Ihr so anders erlebt hat und wo Dich daher mein Bericht erstaunen konnte!

K.
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#667545 - 11/08/10 04:34 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: Pfannastieler]
k_auf_reisen
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In Antwort auf: Pfannastieler
Wir haben den Bericht über eure Radtour von Anfang an mit grossem Interesse verfolgt,
(bedingt auch, da wir einen kleinen Teil der Strecke (Etschtal u. Vinschgau) heuer selber unter die "Pedale" genommen haben.

Wir möchten uns kurz fassen, und Euch einfach nur Respekt zollen, für den Mut als Familie so eine Tour in dieser Art durchzuführen !!


Liebe Beate!
Lieber Rainer!

Das freut mich sehr, danke vielmals.
Den Respekt darf ich gleich auch weiterreichen. Die eigentliche Idee zur Tour stammte ja von einem anderen Forumsmitglied, Petra ("toffifee") und ihren Kindern. Wir haben uns dankenswerterweise anschließen dürfen (und haben dann den Nordtiroler Teil dazugenommen, weil es sich für uns so anbot). Auch habe ich es meinen Mitreisenden zu verdanken, daß ich mich zu früher Morgenstunde zu meinen Besichtigungsausflügen freimachen und so den Genuß des gemeinsamen Radelns mit dem Vergnügen kulturhistorischer Würze verbinden konnte.

In Antwort auf: Pfannastieler

Respekt auch zu diesem Reisebericht, man sieht es an den "Lesezahlen" des Threads, dass hier viele User mit Interesse Euren Bericht verfolgt haben.

D A N K E !!

Gruss Rainer u. Beate


Vielen Dank! So ein großes Lob motiviert sehr, meine "Berichtstätigkeit" fortzuführen! schmunzel

Den kühlen Herbstabend mit sonnigen Sommerreiseerinnerungen und wohliger Lobeswärme genießend,
K.
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#667602 - 11/08/10 08:07 PM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
Dietmar
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In Antwort auf: k_auf_reisen
... Jetzt bin ich aber gespannt, was Ihr so anders erlebt hat und wo Dich daher mein Bericht erstaunen konnte! ...

Das war mehr so'n spontaner Gesamteindruck. Abgesehen davon, dass ich nichtmal 10% der von Dir besichtigten Kirchen mitbekommen habe (obwohl wir ein paar tatsächlich auch von innen gesehen haben), ergibt sich die unterschiedliche Wahrnehmung allein schon aus der Familiensituation. Wir können ja mal unsere Fotoaben nebeneinander legen schmunzel , dann wird schon klar, was ich meine. Das ist so, als wenn 2 Regisseure dasselbe Buch verfilmen. schmunzel

Beste Grüße von Dietmar
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#667726 - 11/09/10 09:25 AM Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig [Re: k_auf_reisen]
heckte
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Hallo K.,

danke für dir Tipps. Ich selbst habe letzte Woche mal angefangen mittels eines Europa-Straßenatlas und deiner Orstangaben sowie parallel Guhgell-Mäps den "Track" bzw. die Route mal nachzuzeichnen. Es wird so langsam.... :o)
Und bei meiner Dame habe ich schon mal leicht angefragt, wie es denn nächstes Jahr mal mit einer schönen Radtour Richtung Meer wäre....nun ja, mal schauen was passiert.

Gruß
Martin
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