Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig

Posted by: k_auf_reisen

Re: Familienradtour durch Tirol nach Venedig - 10/01/10 10:57 AM


Teil 3: Südtirol II (Meran – Kurtatsch)

22. August 2010
Meran – Sinich – Burgstall – Gargazon – Vilpian – Terlan – Siebeneich – Sigmundskron – Bozen – Moritzing
45,6 km; 220 Höhenmeter


Wieder habe ich am Campingplatz einen Prospekt bekommen, in dem ein Rundweg vorgeschlagen wird, und während die anderen noch schlafen, mache ich mich auf, Meran zu besichtigen. Über die Passer und das Bozner Tor, Rest der ehemaligen Stadtmauer, gelange ich in die Altstadt und zur Pfarrkirche, die auch zu so früher Morgenstunde schon offen ist. Interessante Kleinigkeiten gibt es aber auch an den Außenwänden zu entdecken.


Grabstein an der Wand der Pfarrkirche

Langsam erwacht die Stadt, die ersten Cafébesitzer beginnen, Tische herauszustellen; Hunde werden Gassi geführt. Ich radle durch den oberen Teil der Altstadt zum Passeier Tor, einem malerischen Torturm, der die Stadt zur Schlucht der Passer abgrenzt. Jenseits liegt ein netter Park, an den steilen Hängen noble Villen, eine hübsche Brücke überspannt den Fluß.


Das Passeier Tor schützte die Meraner Altstadt am Ende der Passerschlucht

Ohne Gepäck habe ich nichts dagegen, auch noch ein Stück der steilen Straße zu folgen. Ich fahre bis zur Zenoburg, die aber in Privatbesitz und nicht zugänglich ist. Hier, oberhalb der Schlucht, ist es schon wieder sehr ländlich, nach Norden blickt man über die Dörfer ins Passeiertal und auf die Berge ringsum.
Ich radle zum Pulverturm und folge dann der Tappeinerpromenade, einem wunderschön angelegten Fußweg, der hoch über der Stadt eben durch einen langgestreckten Park führt und der Erholung der Kurgäste dient. Er ist breit genug, und da erst wenige Jogger und die ersten Spaziergänger unterwegs sind, ist es kein Problem, auf der Promenade zu radeln. Belohnt werde ich mit schönen Ausblicken auf die Stadt und das Burggrafenamt gen Süden.


Blick von der Tappeinerpromenade auf die Alstadt von Meran mit dem Turm der Pfarrkirche

Als Höhepunkt dann noch der Blick auf Schloß Tirol, ursprünglicher Sitz der Grafen, von dem das Land seinen Namen bekam. Ich kenne es von früher und habe jetzt auch keine Zeit, noch einmal hinzufahren.


Schloß Tirol

Stattdessen radle ich in Serpentinen hinunter zur kleinen Landesfürstlichen Burg, durch die Lauben und dann durch den moderneren Teil der Stadt mit dem Theater und dem Kurpark. Zum Abschluß besuche ich noch die Heiliggeistkirche, aber da gerade Messe ist, werfe ich nur einen unaufdringlichen Blick auf die schöne, gotische Architektur.


Das Kurhaus von Meran, beliebt schon zu Zeiten der Monarchie


Dreifaltigkeitsgruppe am Portal der Heiliggeistkirche

Nach dem Frühstück am Campingplatz wollen die Kinder noch einmal schwimmen gehen, und so mache ich eine weitere Rundfahrt. Durch ein Villenviertel radle ich zu den Trauttmannsdorfgärten, einem hübschen botanischen Garten um einen Ansitz. Hier herrscht großer Touristenrummel, und da man zusätzlich ein gesalzenes Eintrittsgeld verlangt, kehre ich um und schaue mir lieber noch die Kirche Maria Trost in Untermais an mit Fresken aus unterschiedlichen Epochen.


In der Kirche Maria Trost in Untermais

Zu Mittag brechen wir auf. Ich hatte angenommen, daß man am Radweg weiter gemütlich an der Etsch entlang fahren kann, weshalb wir die Beschilderung Richtung Bozen ignorieren. Allein, schon wenig später verläßt der Radweg den Fluß und führt in wildem Zickzack ansteigend durch ein Industriegebiet, welches vor allem auf Apfelverarbeitung spezialisiert ist. Unmengen an Obstkisten stapeln sich vor den Hallen, der süßliche Duft von Apfelsaft liegt in der Luft. Schließlich erreichen wir nach großem Umweg doch wieder den Radweg Richtung Bozen, der am linken Talrand verläuft. Ich leiste bei meinen Mitradlern Abbitte …
Immerhin hat man von hier einen hübschen Rundblick auf das Becken von Meran, die Stadt und die umliegenden Berge. Es geht abwärts, und dann folgt der Weg doch wieder der Etsch. Warum er dann geraume Zeit auf einer Straße geführt wird, obwohl unten am Fluß in den Obstplantagen Platz genug sein sollte, weiß ich nicht, ich glaube nicht, daß wir eine Abzweigung übersehen haben. Schließlich geht es in einer komplizierten Verkehrsführung doch über eine Brücke und dann wieder gemütlich an der Etsch entlang. Wir machen eine längere Jausenpause.


An der Etsch: Blick flußaufwärts in der Gegend von Terlan

Die Landschaft hat sich etwas geändert, die Felsen links bestehen jetzt aus dem rötlichen Bozner Quarzporphyr, einem vulkanischen Gestein. Hier gibt es mehrere Burgen, besonders augenfällig die Burg Maultasch oberhalb von Terlan.


Die Burgruine Maultasch in den Quarzporphyrfelsen oberhalb von Terlan

Der Radweg verläuft völlig eben durch die Apfelgärten an der Etsch, und wir kommen rasch voran. Bald schon erhebt sich vor uns das mächtige Schloß Sigmundskron, und links liegt Bozen. Dahinter tauchen einige Dolomitengipfel auf, Schlern und Rosengarten.


Schloß Sigmundskron

Es ist erst halb vier, aber da wir alle gerne das „Ötzimuseum“ besuchen wollen, aber nicht gehetzt noch jetzt am Nachmittag, beschließen wir, trotz der frühen Stunde bereits den Campingplatz anzusteuern. Durch die Vororte von Bozen radeln wir also nach Moritzing, wo der Campingplatz Moosbauer sich befindet. Der ist zwar recht teuer, aber immerhin schön und gepflegt. Es gibt ein Schwimmbecken, und überall am Platz einschließlich der Sanitäranlagen erklären Schautafeln Geographie und Kultur Südtirols. Wir machen uns einen gemütlichen Nachmittag, tollen lange im Pool herum und liegen in der Sonne, bevor wir abends kochen.



23. August 2010
Moritzing – Bozen – Moritzing – Bozen – Pfatten – Branzoll – Auer – Neumarkt – Kurtatsch
50,0 km; 137 Höhenmeter


Ich wache früh auf und mache mich gleich auf zur Stadtrundfahrt (wieder habe ich am Campingplatz einen Vorschlag für eine Runde bekommen). Diesmal sind es ja ein paar Kilometer bis in die Innenstadt, und ich komme durch Straßenzüge, die sehr italienisch wirken. Das Faschistendenkmal wird allerdings renoviert und ist eingerüstet.
Eine Bäckerei hat schon offen, und ich frühstücke am Waltherplatz. Gewisse Sorgen bereitet mir das Wetter, im Westen hängen finstere Wolken. (Es wird dann aber doch wieder ein warmer, sommerlicher Tag.)


Denkmal für den Minnesänger Walther von der Vogelweide, das ja auch Gegenstand eines rezenten Bilderrätsels war

Auch der Dom steht offen, und ich kann mir in aller Ruhe die große Kirche ansehen, bis dann die Frühmesse beginnt. Nicht weit ist es bis zur Dominikanerkirche, wo vor allem die Johanneskapelle, deren Wände vollständig freskiert sind, sehr sehenswert ist.


Romanische Madonna in barocker Fassung im Dom zu Bozen


Üppiger Freskenschmuck in der Johanneskapelle der Dominikanerkirche

Am Obstmarkt haben einige Verkäufer bereits ihre Arbeit aufgenommen, andere bauen noch auf. Hübsche Häuser säumen die schmalen Gassen, auch hier gibt es wieder Laubengänge.


Ein guter Tag beginnt mit frischem Obst und Gemüse

Die Franziskanerkirche ist ebenfalls einen Blick wert, vor allem ihr Kreuzgang. Leider geht mir jetzt die Zeit aus, ich radle noch rasch zur Deutschordenskirche, dann muß ich zurück zu den anderen, die am Campingplatz inzwischen schon beim Zusammenpacken sind.


In der Bozner Altstadt

Gemeinsam fahren wir dann erneut in die Innenstadt. Wir wollen das Südtiroler Archäologiemuseum besuchen. Es ist gar nicht so leicht, einen guten Platz für unsere Räder zu finden, Innenhof oder so etwas gibt es nicht, und wir müssen sie unbeaufsichtigt an einem Geländer absperren. Das Museum ist vom Allerfeinsten, eines der bestgemachten, die ich kenne. Höhepunkt ist natürlich die Gletschermumie vom Hauslabjoch, die in einer speziellen Kältekammer gezeigt wird; genau sind die Fundumstände und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen erläutert, und in zahlreichen Vitrinen sind die beim Toten gefundenen Ausrüstungsgegenstände ausgestellt und erklärt. Aber auch die anderen Abteilungen des Museum sind hervorragend gemacht und führen uns mit qualitätsvollen Exponaten und interessanten Beschreibungen durch die Epochen der Südtiroler Vor- und Frühgeschichte von der Steinzeit bis zur den Karolingern. Ein Genuß.
Natürlich vergehen darüber einige Stunden, und der Nachmittag ist schon fortgeschritten, als wir uns wieder auf den Weg machen. Noch ein Blick die Talfer hinauf – auf der Brücke hängen unzählige Schlösser ans Geländer gesperrt; was es damit wohl für eine Bewandtnis hat? –, dann geht es am Eisack entlang flußabwärts. Der Radweg ist wieder sehr gut ausgebaut und führt dann lange auf der schmalen Landzunge zwischen Eisack und Etsch dahin.


Kuriose Schlössersammlung auf der Talferbrücke in Bozen

Auch das Bozner Unterland ist von ausgedehnten Apfelgärten bedeckt. An der Etsch entlang kommen wir rasch weiter, bis wir schließlich Auer erreichen, wo es höchste Zeit ist, einkaufen zu gehen, bevor die Geschäfte schließen.


Am Etschradweg im Bozner Unterland

Da wir aber doch noch ein paar Kilometer hinter uns bringen wollen, radeln wir noch weiter bis nach Kurtatsch,wo der kleine Campingplatz sehr nett mitten zwischen den Apfelbäumen liegt. Es dunkelt zwar schon, als wir kochen, aber der fast volle Mond taucht den Platz in ein romantisches Licht. Noch lange sitzen wir draußen, bevor wir uns schlafen legen.


Zu Füßen der Mendel: Kurtatsch


Fortsetzung folgt