Hallo Martina,
ich bin manchmal fast ein bisschen entsetzt, wieviel Aufwand manche Leute in das Planen ihrer Reisen stecken.
Ich sehe da, zumindest was mich betrifft, keinen Anlass zum Entsetzen. Ich treibe aus mehreren Gründen relativ viel Aufwand für die Planung. Ich hatte schon immer ein Faible für alles, was mit Kartografie und Landkarten zusammenhängt. Früher hat sich das darin geäußert, dass ich für jede Gegend, in die ich reisen wollte, eine 1:25.000er-Karte oder mindestens eine 1:50.000er gekauft habe. Heute tobe ich diese Sucht hauptsächlich digital aus.
Des weiteren bin ich ziemlich wählerisch, was die Strecken anbelangt. Die Strecke soll landschaftlich interessant sein, möglichst die eine oder andere Sehenswürdigkeit anfahren, nicht zu flach aber auch nicht allzu bergig sein, abseits vom motorisierten Verkehr und von Wochenendradlermassen sein, ohne jedoch über Stock und Stein zu führen. Da ich zudem hauptsächlich in einem Land unterwegs bin, wo es kaum Radwege und nur wenige Nebenstraßen in der Ebene gibt, bekomme ich eine solche Strecke nicht hin, wenn ich das Pi mal Daumen plane. Eine solche Strecke auszutüfteln ist für mich auch eine Herausforderung und, wenn es gut läuft, ein Erfolgserlebnis.
Da ich OpenStreetMap-Contributor bin, interessiert mich vor der Fahrt auch, wie gut die Gegend in OSM erfasst ist, so dass ich gegebenenfalls unterwegs Daten sammeln kann, um die OSM-Datenbasis zu ergänzen. In die Nachbereitung der Touren stecke ich dann nochmals ziemlichen Aufand: Track archivieren, OSM überprüfen und ergänzen, Strecke für's nächste mal verbessern.
Mich wundert vielmehr, warum manche Leute eine Tour nur durch grobes Festlegen der Etappenziele planen. Ich hatte in letzter Zeit einige Warmshowers-Gäste, die so ticken, mit einer 1:1.000.000-Karte losfahren, Streckenplan: Lyon, Avignon, Montpellier, Perpignan, Barcelona in einer knappen Woche, und dann auf ihren Blogs jammern, wenn sie mal wieder auf der Schnellstraße gelandet sind oder eine Etappe 150km statt der üblichen 90km wird. Aber jedem das seine. Der eine hat Spaß daran, möglichst flott von A nach B zu kommen, andere reisen, um möglichst viel zu sehen.
Gruß
Rainer