Das ist doch aber der Denkfehler. Natürlich gibt es Konkurrenten, und sogar überaus starke, die auch noch mit öffentlichen Mitteln gefördert werden. Denk an Luft- und Kraftverkehr. Die Wettbewerber müssen doch nicht dasselbe Geläuf benutzen, sondern nur vergleichbare Relationen bedienen. Die Konkurrenz, die sich so manches Müllerlieschen vorstellt, ist bei der Eisenbahn nicht möglich, weil sie Anschlussverluste bedeuten würde – die dann wiederum Luft- und Kraftverkehr begünstigen würden. Warum man sich seitens der Eisenbahnverantwortlichen aber so ignorant gegenüber den Marktanteilen der Mitbewerber zeigt, das ist mir ein Rätsel. Autoreisezüge beispielweise waren noch nie rentabel, allerdings sowohl zur Zeit ihrer Erfindung (in den Dreißigern) als auch nach dem Krieg im Zeitalter der Masenmotorisierung politisch gewollt. Dass man damit eine Klientel hätschelt, die die Eisenbahn sonst nie nutzt, wird immer wieder vergessen. Scheint allerdings derzeit so, als hätten Billigflugangebote zusammen mit Autovermietern diesem Markt das Wasser abgegraben. Dass man aber bei diesen Zügen jahrelang Fahrräder nur als Pkw-Ladung akzeptierte, hat hier doch schon zu Recht für Ärger und Diskussionen gesorgt. Langlaufende Nachtzüge sind eine Domäne der Eisenbahn, hier kann kein Mitbewerber etwas Vergleichbares bieten. Unter dem Vorwand, über Hochgeschwindigkeitsstrecken wären die meisten Relationen auch in Tagesrandlage zu durchfahren, geht die Anzahl der echten Nachtzüge seit Jahren zurück. Es gibt schon wieder Strecken, die mit dem Zug nur unter Inkaufnahme einer Zwischenübernachtung zu schaffen sind. Über solche Dämlichkeiten lachen sich Autobauer und Luftfahrtgesellschaften scheckig.
Also, das mit der Konkurrenz ist ein (gerne genutztes) Scheinargument. Wäre doch mal interessant, zu erfahren, woran es wirklich liegt.
Heute Nacht waren im Zug von Cerbère nach Straßburg fast nur Franzosen. Im Anschlusstriebwagen nach Offenburg fanden sich vielleicht fünf oder sechs Übergangsreisende. Vor zehn Jahren sah das noch ganz anders aus. Das Mehdorn-Prinzip hat tatsächlich durchgreifend gewirkt – bis heute.