In Antwort auf: Gegenwind
...ist der Unterschied denn so gravierend?

Einen messbaren Unterschied könnte nur ein Labortest unter Normbedingungen bestätigen. Derartiges wurde nach meiner Kenntnis bisher nicht veröffentlicht. Allerdings ist die Theorie nachvollziehbar und einleuchtend: Eine Speiche im Laufrad ist - trotz der Vorspannung - ein dynamisch belastetes Bauteil, dass elastischer Verformung unterliegt. Bei diesem Belastungsfall sind elastischere (und dünnere) Bauteile gegenüber starren (dicken) Bauteilen klar im Vorteil. (Anschauliches Beispiel: Elastische Zweige am Baum brechen im starken Wind nicht, dicke Äste dagegen schon.)
Für die Vorspannung reicht der dünne, mittlere Durchmesser einer Doppeldick-Speiche mit hohen Sicherheitsreserven aus. (Stahl hat eine hohe Zugfestigkeit). Die Verjüngung sorgt aber für eine wesentlich höhere Elastizität der Speiche, d.h. Lastspitzen werden etwas abgefedert und eben nicht bis zum kritischen Punkt, dem Speichenbogen, weitergeleitet. Der Speichenbogen behält wegen der hohen Bruchgefährdung den größten Materialdurchmesser (Sicherheitsaufschlag). Praktisch hat sich diese Technik so gut bewährt, dass es keinen Grund gibt, am Reiserad darauf zu verzichten. Ausnahmen: Kostendruck, Lebensdauerreduzierung = Umsatzsteigerung, leichtere Belastungen... Trotz hoher Last habe ich seit Jahrzehnten keinen Speichenbruch erlebt (mit DT competition 2,0-1,8 und 130-150 kg Systemlast).
Übrigens sollten gebrauchte Speichen nicht wieder für ein neues Laufrad verwendet werden. Auch Stahl hat ein "Gedächntis", d.h. die Speichen dehnen sich im Gebrauch unterschiedlich. Daraus ein ordentliches, neues Laufrad mit messbar gleichmässiger Speichenspannung zu bauen, ist kaum möglich.