Hallo,
wenn für ein Rad ein bestimmtes zulässiges Gesamtgewicht angegeben ist, wie wird das bestimmt, wie sind da normalerweise die Reserven und was passiert wann und warum bei Überschreitung?
ich denke, DAS ist eine Frage, in der ich meine ganze Expertise einbringen kann, sozusagen mein volles Gewicht in die Waagschale werfen
Hintergrund ist, mich überrascht, wenn ein vom Hersteller ausdrücklich für die großen Reisen empfohlenes und ausgestattetes "Trekkingrad" für konkret (nur) 120 kg zul. Gesamtgewicht freigegeben wird*. Ist das irgendeiner Vorschrift geschuldet, die einfach ein Minimum für bestimmte Fahrrad"klassen" vorsieht, das man dann halt reinschreibt (und kein Gramm mehr, um haftungstechnisch auf der sicheren Seite zu sein), oder wie kommen solche Zahlen zustande?
Letztendlich ein klares
JA! Es gibt eine DIN Norm, die klar vorschreibt, was Fahrraeder einer bestimmten Gattung auszuhalten haben und da ist dann auch das zul. Gesamtgewicht mit definiert. Mit zunehmender Haftungsthematik, neuer Verbraucherschutzgesetzten usw. usw. fangen das die meisten Hersteller an ernst zu nehmen. Problem hierbei ist, dass viele Haendler noch "ach das hat immer gehalten ..."-Mentalitaet haben und z. B. nicht darauf hinweise, dass wo nix steht die DIN gilt.
Dann gibt es noch DIN+ die laesst bis 140kg zu.
Ganz wichtig dabei ist jedoch noch ein anderer Punkt. Z. B. idworx faengt (oder wird demnaechst ...?) jetzt an und unterscheidet ganz klar zwischen zulaessigem Gesamtgewicht, Zuladung in Sinne von Gepaeck und max. Fahrergewicht. Meine Erfahrungen mit verschiedenen Raedern (nein, nicht idworx ... ich weiss Gerrit

) sind halt recht negativ, da dort diese Unterscheidungen nicht gemacht wurden. Es ist aber klar, dass rein mechanisch ein 100kg Fahrer mit 40kg Gepaeck ganz andere Kraefte in ein Rad einleiten kann, als ein 140kg Fahrer

Ich denke wir werden da zunehmend noch mehr Differenzierung erleben.
- zunehmend beeinträchtigtes Fahrverhalten (sicher v.a. abhängig von der Rahmensteifigkeit und der Lastverteilung) >> evtl. verkraftbar
klar, aber s.o. also schwerer Fahrer ist schon noch was anderes und glaube mir, ich habe Raeder die deutlich "Luft" hatten sich unter mir winden sehen

und anderherum Rahmen, die nur bis 120kg als bocksteif erlebt.
- Reduzierte Lebensdauer von Komponenten (z.B. erhöhter Verschleiß) >> verkraftbar, intensivere Wartung
Klar, das hat man aber auch bei fast allen Raeder der XXXL-Klasse. Problem hierbei ist doch, dass da gross mit uebergewichtigen Fussballmanangern gerworben wird usw. dann aber 08/15 Shimano-Teile verbaut werden, die wiederum nur bis 120kg frei gegeben sind. Aber selbst bei Rohloff, SON und Co. hat man immer noch genug Komponenten, die nur "normal" sind, Stichwort Kette, Maentel, Schlaeuche, ...
- Reduzierte Lebensdauer von lebenswichtigen tragenden Teilen (Rahmen/Gabel, Lenker, verfrühte Ermüdung mit Bruchrisiko) >> nutzbare Lebensdauer, vorsorgliches Wechseln nach XX Kilometern/Jahren?
Also ich bin ueberrascht, wie lange z. B. mein Brooks schon gehalten und rechne fuer mich eher damit, z. B. ALU-Lenke lieber alle 2, 3 Jahre je nach Fabrikat etc. zu tauschen, als zu mit Gesundheit spielen.
Bei Rahmen, Gabel etc. eines geeigneten Rades, damit meine ich nicht(!) DIN+ oder so, sondern "approved by Haegar"

wuerde ich mich schon auf die Zusagen der Herstellers verlassen, z. B. Patria mit 15Jahren Garantie.
- Funktionseinschränkung (Bremsen z.B.) >> ok, das merkt man...
Man muss schon auf geeignetes Material achten und u. U. mit immensem mehr Verschleiss rechnen! Waehrend ich mit meinen Maguras HSxx und passenden Belaegen keine Einschraenkungen gemerkt habe, durfte ich nun erleben, dass LX-Scheiben knapp unter unterem Limit sind und z. B. nach max. 1000km Belags- und ggf. Scheibenwechsel ansteht, wenn man noch die volle Bremsleistung braucht. Pruefkriterium fuer mich, stark abschuessige Ampel, ich halte mich mit einer Hand an der Ampel fest und versuche mit einer Bremse das Rad zu halten, rutscht es langsam durch, auch wenn ich hebelseitig schon im Bereich der Kaltverformung bin, DANN reicht mir die Bremse nicht. HS 33 besteht den Test, Shimano LX Scheibe ab ca. 400km nicht mehr

(btw. Rad waere sogar DIN+ gewesen)
- Risiko von plötzlichem akutem Materialversagen (z.B. blanke Überlastungsbrüche, ggf. gefördert durch beschleunigte Ermüdung)
Einmal Sattelbefestigung der Stuetze gebrochen, seit dem noch mehr Kontrolle und ggf. vorsorglicher Tausch.