Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob dass alles nicht eine total ironische Satire ist und Anja daheim schmunzelnd vor ihrem PC sitzt und sich köstlich darüber amüsiert, wie sehr sie uns auf den Arm nimmt.
Für mich wäre es jedenfalls eine Horrorvorstellung, mich auf einer meiner wochenlangen Radreisen die ganze Zeit von Bifi, 5-Minuten-Terrine und 1-Portionen-Fertiggerichten ernähren zu müssen, während nur wenige Meter von mir entfernt einheimische Lebensmittelläden mit regionalen Spezialitäten locken – die aber wegen irrationalen Fahrradverlustängsten für mich „unerreichbar“ sind. Das wäre für mich ein schwerer Verlust, während ich diese Fahrradparanoia nicht kenne. Auch ein Fahrrad ist ersetzbar, es handelt sich dabei nicht um den geliebten Partner oder die eigenen Kinder. Ein Fahrrad ist nur eine Sache, ein Gegenstand und die tatsächliche Klaugefahr auf Reisen ist viel kleiner, als dass man sein Fahrrad mit in die Dusche nehmen müsste. Ansonsten müssten im Fahndungsthreads ja massenweise Beispiele von Radreisenden stehen, denen auf Reisen ihr Rad geklaut worden ist. Daher denke ich, dass daheim in der Großstadt die Klaugefahr viel größer ist als auf Reisen.
Sein Egentum außerhalb der eigenen Reichweite zu lassen, birgt immer und überall ein gewisses Risiko in sich.
Ja, und? Das Risiko, dass einem in einem schwedischen Dorf das Rad geklaut wird ist gering und dieses kleine Restrisiko muss man doch ertragen können. Ich laufe doch auch nicht ständig mit Mundschutz rum aus Angst vor Infektionen.
Der Urlaub ist es mir wert. Stress habe ich oftmals viel mehr im Alltag.
Gerade im Urlaub sollte man sich von Stress befreien und nicht immer nur jede Sekunde an „Eigentumssicherung“ denken, wenn das Risiko gar nicht so groß ist. Deine irrationalen Verlustängste sind VIEL größer als die tatsächliche Gefahr, das Opfer eines Diebstahls zu werden. Ansonsten müsste es hier im Laufe der Jahre gerade in diesem Forum hunderte Beispiele von Radreisenden gegeben haben, denn AUF REISEN ihr Rad gestohlen worden ist bzw. der Inhalt ihrer Reisetaschen.
Wieso entgehen mir die tollsten Orte, wenn ich nichts besichtige?
Die Ort- und Landschaften sehe ich doch beim Radreisen.
Wenn man auf den Königsstuhl auf Rügen möchte (Kreidefelsen), muss man das Rad abstellen. Wenn man den Hammeren (Felsenhalbinsel) auf Bornholm erwandern möchte, muss man das Rad abstellen. Es gibt unzählige solcher Beispiele, wo die schönsten Naturschutzgebiete für Fahrräder gesperrt sind. Viele Natur-Highlights sind nur zu Fuß erreichbar (nicht nur Museen, Burgen und Schlösser, die auch ihren Reiz haben).
Meinen nur Deutsche rund um die Uhr ihr Allerheiligsts bewachen zu müssen? Das machen bestimmt auch andere Nationalitäten.
Auf meinen Radreisen sind mir viele Radreisende aus vielen Ländern begegnet, aber solch ein Fall von Verfolgungswahn war nicht dabei.
Auch in idyllischen Dörfern und Städtchen wäre ich skeptisch. Der Schein kann trügen. Täter könnten gerade dann die Gunst der Stunde ausnutzen, weil sie sich unbeobachtet fühlen.
Kannst du denn gar nicht genießen?
Ja, und nochmals ja! Ich nehme mein Rad mit unter die Dusche und mit in den Schlafsack, denn das ist der sicherste Weg, um einer weiteren Diebstahlpleite aus dem Weg zu gehen. (…) Wieso sollte ich also einen derart bestürzenden Verlust wegen irgendeines dahergelaufenen cleptomaniegefährdeten Deppen noch mal riskieren?
Bist du mit deinem Fahrrad verheiratet? Man sollte sich nicht zu sehr seelisch an sein Rad ketten und fixieren, sonst hat man den Kopf nicht mehr frei, um Land & Leute zu begegnen (wenn man in jedem nur einen potenziellen Dieb und eine Bedrohung sieht). Auch sollte man emotional sein Rad nicht zu sehr „vermenschlichen“, es ist kein Angehöriger, sondern nur ein toter Gegenstand, der durchaus ersetzbar ist. Wenn ein Rad nicht mehr ersetzbar ist, dann ist es als Reiserad ungeeignet (als Alltagsrad übrigens auch).