Hallo Olaf,
zuerst einmal ein dickes Kompliment. Im Gegensatz zu den meisten anderen Radfahrern hast Du es wenigstens schon mal mit Liegerädern probiert. (Hättest Du was gesagt, wäre ich mitgekommen

).
Die von Dir genannten Dinge sind genau die eine "Hälfte" der (vermeintlichen) "Haupt-Einschränkungen" zwischen dem Fahren eines Buckelrades und eines Liegerades. Diese fallen natürlich dann auch als erstes auf, weil erstmal ungewohnt. (Die andere Hälfte fällt mir jetzt immer auf, wenn ich mal auf 'nem Upright hocke.) An alle davon habe ich mich aber sehr schnell gewöhnt. Auf ein paar möchte trotzdem im Detail antworten.
Störend finde ich auch, dass man sich nicht mehr umdrehen kann, um mit einem Blick zu sehen, was hinter einem passiert.
Umdrehen während der Fahrt ist im Auto auch nicht richtig drin. Ich habe mich (deshalb - ?) schnell an die Spiegel gewöhnt . Voraussetzung: Zwei(!) vernünftige Spiegel. Auf'm Upright vermisse ich heute sogar die Spiegel.
Störend fand ich, dass man in engen Kurven mit den Hacken das Vorderrad berührt.
Ein Problem aller Kurzlieger mit längerem Radstand, abhängig von der Körpergrösse / Beinlänge des Fahrers. Die richtige Technik geht aber schnell in Fleisch und Blut über, sehr gut vergleichbar mit dem Fahren auf Uprights, bei denen man die Kurbeln "richtig" stellt, wenn man sich stark in schnell gefahrene Kurven legt.
Die sind doch deutlich sperriger als ich dachte, und ich glaube auch ein ganzes Stück schwerer als Uprights. Ich müsste das Rad eine enge Kellertreppe runtertragen und dann noch um eine sehr enge Kurve, um die man es wohl nur hochkant rumbugsieren könnte.
Schwerer sind sie im Vergleich zu Deinem Rad in der Hauptsache wegen der Federung. Ein S-600 wiegt nicht viel mehr als z.B. ein Delite Black. Ähnlich schnell vertut man sich auf den ersten Blick mit den Maßen von Liegerädern. Mein S-600 ist nur ein paar Zentimeter länger als mein 28"-Trekkingrad mit recht kurzem Nachlauf. Ähnlich sieht es beim Radstand aus. Etwas sperriger werden Kurzlieger dadurch, dass der Ausleger vor dem Vorderrad ist - "Vorsicht: Bug schwenkt aus!". Das hochkante Rumbugsieren ist reine Übungssache.
Und ins Auto (Peugeot 206) würde ich das wohl auch nur mit großer Mühe reinkriegen, ...
Wie vorher: Mit ganz eingeschobenem Ausleger ist ein S-600 fast genauso lang, wie ein Trekkingrad ohne Vorderrad. Zu beachten: Wenn man gleichzeitig mehrere Räder im Auto mitnehmen will, nimmt der große Sitz eines Liegerades viel Platz weg.
Auch beim Fahrverhalten hatte ich das Gefühl, dass die Liegeräder deutlich weniger wendig sind als Uprights - Wendekreis usw. sind deutlich größer. Aber das ist vermutlich auch Gewöhnungssache...
Jepp. Auch wenn es sich vielleicht etwas blöd anhört: Liegeradneulinge müssen fast immer lernen (enge) Kurven zu fahren. Ich habe an den ersten drei Wochenenden je ein bis zwei Stunden auf dem Parkplatz vom Baumarkt meine Runden gedreht.
Ein Fahrrad ist - wie fast alles im Leben - ein mehr oder weniger großer Kompromiss. Die Frage ist immer, welche Prioritäten man setzt und an welchen Stellen man bereit ist Abstriche in Kauf zu nehmen. "DAS" Fahrrad gibt es nicht, die Entscheidung für das eine oder andere ist immer subjektiv.
Gruß
Uli
P.S.: Mein Rat: Leih Dir mal eine Liege über's Wochenende aus. Die Hauptvorteile werden vielen erst nach längeren Fahrten bewusst.