Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke

Posted by: redfalo

Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 03/31/07 09:14 PM

Hallo zusammen,

nachdem ich mich mit dem Thema Liegerad bislang nur theoretisch auseinandergesetzt habe und vor allem Uli auf regelmäßigen Düsseldorfer Forumstreffen ausgequetscht habe wie eine Zitrone, habe ich gestern zum ersten Mal auf diesen Maschinen gesessen.

Bin bei Low-Rider in Frechen mehrere Räder ca. 1,5 Stunden lang probegefahren. Der Laden ist sehr nett und hilfsbereit, allerdings sollte man vorher anrufen - die im Web angegebenen Öffnungszeiten stimmen nicht ganz. Toll ist: Er bietet ziemlich direkt an, die Räder auch mal länger - übers Wochenende oder so - ausprobieren zu können.

Meine Eindrücke sind ziemlich durchwachsen, wahrscheinlich hatte ich zu hohe Erwartungen an die Liege. Ich hatte eigentlich gedacht, ich will nichts anderes mehr fahren, nachdem ich einmal auf so ein Teil untern Hintern hatte. So war´s nicht.

Ich fand das Fahren zwar ganz nett und interessant, aber auch nicht überragend. Ist schon ganz lässig, da so zurückgelehnt zu sitzen und entspannt zu treten. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich mein Nacken irgendwie nach und nach verspannt. Ist vielleicht Gewöhnungssache. Störend finde ich auch, dass man sich nicht mehr umdrehen kann, um mit einem Blick zu sehen, was hinter einem passiert. Ich fahre zwar auch beim Upright auf Touren mit Spiegel, aber nur noch darauf angewiesen zu sein, wäre auf jeden Fall eine Umstellung.

Bis ich mit den Rädern klargekommen bin, ging es überraschend schnell - sobald ich vom S-600 mit Obenlenker, auf dem ich kaum einen Meter geradeaus fahren konnte, auf Räder mit Untenlenker umgestiegen bin. Bin sowohl den Grasshopper, das S-800 und die Streetmachine gefahren, wobei die Streetmachine mir vom Fahrverhalten und Sitzposition (etwas höher) am besten gefallen hat. Das S-800 war dagegen vom Fahrverhalten ziemlich wackelig, was sich aber bestimmt im Laufe der Zeit legen würde. Störend fand ich, dass man in engen Kurfen mit den Hacken das Vorderrad berührt. Angeblich gewöhnt man sich auch daran, aber ich weiß nicht... Das Problem trat bei Grasshopper und Streetmachine nicht auf.

Gestaunt habe ich, wie präzise und direkt die Schaltungen funktionieren - kein Unterschied zum Upright feststellbar. Ich hätte gedacht, dass die lange Kette irgendwie die Schaltung lahmer macht oder so, aber die merkt man gar nicht. Auch die niedrigere Sitzposition fand ich sehr angenehm, irgendwie fühlt man sich sicherer, weil man das Gefühlt kriegt: Eigentlich kann man gar nicht stürzen.

Zum ersten Mal habe ich alter Rohloff-Skeptiker auch die Vorteile der Kaffeemühle kennengelernt: Eines der Räder war mit einer Rohloff ausgerüstet - und ich muss sagen: ist bei einem Liegerad schon sehr angenehm, im Stand schalten zu können. Wenn der falsche Gang drin liegt, ist das bei den Kettenschaltungen aufwändiger: Aufstehen, mit einer Hand hinten das Rad hochheben, mit der anderen dann nach vorne Strecken und kurblen... Gut, wenn man sich eingewöhnt hat, denkt man vielleicht dran, beim Bremsen direkt immer runter zu schalten...

Ziemlich ernüchternd - und wahrscheinlich aufgrund meiner Wohnsituation ein Ko-Urteil - finde ich das Handling aller drei Räder, sobald man nicht mehr fährt. Die sind doch deutlich sperriger als ich dachte, und ich glaube auch ein ganzes Stück schwerer als Uprights. Ich müsste das Rad eine enge Kellertreppe runtertragen und dann noch um eine sehr enge Kurve, um die man es wohl nur hochkant rumbugsieren könnte. Und ins Auto (Peugeot 206) würde ich das wohl auch nur mit großer Mühe reinkriegen, vermutlich könnte kein Beifahrer mehr mitfahren. Das finde ich echt nicht überzeugend...

Auch beim Fahrverhalten hatte ich das Gefühl, dass die Liegeräder deutlich weniger wendig sind als Uprights - Wendekreis usw. sind deutlich größer. Aber das ist vermutlich auch Gewöhnungssache...

Vermutlich werde ich also doch (zumindest vorerst) dem Upright die Treue halten... Zumindest ich nicht irgendwo wohne, wo ich ebenerdig einen überdachten Fahrradunterstand erreichen kann.

Unter dem Strich muss ich sagen: Die totale Euphorie, die von manche Liege-Missionare versprühen, kann ich bislang nicht nachvollziehen. Vielleicht ändert sich das, wenn ich mal eine längere Strecke mit so einem Gerät gefahren bin - und eine andere Wohnung habe...
Schöne Grüße
Olaf
Posted by: kleinerwolf

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 03/31/07 09:30 PM

Hallo Olaf,

was soll ich sagen? Es hat schon einen Grund, dass ich auch noch ein Fahrrad klassischer Bauart in Keller stehen habe. Die Liegen stehen übrigens auch in Keller - geht schon. zwinker

Für meinen verzärtelten Hintern ist trotzdem ein Liegerad das einzig Wahre auf längeren Touren. listig

Thomas
Posted by: kennendäl

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 03/31/07 09:50 PM

es gibt auch faltbare Lieger, desweiteren ist es beim Liegeradfahren so, dass der Körper sich ganz klar an ganz neue Anstrengungen gewöhnen muss... einen voll ausgestatteten Lieger in den dritten Stock schleppen macht sicher keinen Spaß, aber was ist die Alternative... ich habe einen langen Schultergurt genommen und vorn am Ausleger und hinten am Gepäckträger fest gemacht und dann über die Schulter damit, geht ganz gut...

LG Maik, der in der Stadt lieber Moulton fährt zwinker
Posted by: monaco

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 03/31/07 10:34 PM

In Antwort auf: redfalo

Unter dem Strich muss ich sagen: Die totale Euphorie, die von manche Liege-Missionare versprühen, kann ich bislang nicht nachvollziehen.


Mir ging es ähnlich. Nachdem ich ewig viele Lieger ausprobiert habe, musste ich feststellen, dass es eine nette Abwechslung ist, jedoch zu meinem Hauptgebiet abseits der Strassen nicht passt.

Neben zweirädrigen Ober- und Unterlenkern, habe ich auch die dreirädrigen Gefährte ausprobiert. Hier haben mir die Lieger mit zwei Rädern vorne besser gefallen, aber auch wohl eher, weil man ohne Anlaufzeit um jede Ecke brechen kann.

Für das von mir gewählte Haupteinsatzgebiet kommt ein Lieger aktuell nicht in betracht. Vielleicht ändert sich das Interesse später mal. Trotzdem Daumen hoch, dass es immer mehr Alternativen und Varianten von Rädern auf dem Markt gibt zwinker

Viele Grüße Andi
Posted by: Andreas

Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 07:37 AM

Hallo Olaf,

In Antwort auf: redfalo
Störend finde ich auch, dass man sich nicht mehr umdrehen kann, um mit einem Blick zu sehen, was hinter einem passiert. Ich fahre zwar auch beim Upright auf Touren mit Spiegel, aber nur noch darauf angewiesen zu sein, wäre auf jeden Fall eine Umstellung.


Ja. Nimm den Pedalkraft-Brillenspiegel. Während man beim aufrechten Rad mal mehr nach oben und mal mehr nach unten schaut, guckt man beim Liegerad eigentlich immer gerade nach vorne, also Kopfbewegungen nach oben/unten sind minimal. Und genau deswegen ist ein am Kopf (bzw. an der Brille) befestigter Spiegel sehr gutz nutzbar. Um direkt nach hinten zu schauen, recht eine Augenbewegung, der Kopf kann so bleiben. Durch das Drehen des Kopfes kann man sehr gut in andere Richtungen gucken, auch für Spurwechsel nach rechts oder bei Einmündungen mit spitzen Winkeln.

Zitat:
wobei die Streetmachine mir vom Fahrverhalten und Sitzposition (etwas höher) am besten gefallen hat. Das S-800 war dagegen vom Fahrverhalten ziemlich wackelig, was sich aber bestimmt im Laufe der Zeit legen würde.


Ja, das ist Gewöhnungssache. Probier auch das Flux C-500.

Zitat:
Störend fand ich, dass man in engen Kurven mit den Hacken das Vorderrad berührt. Angeblich gewöhnt man sich auch daran, aber ich weiß nicht...


Wie Du schon schreibst, das kann nur bei engen Kurven passieren, also nicht bei normaler Fahrt, wohl aber bei Rangiermanövern. Wie stark das ist, hängt von Deiner Beinlänge ab. Man kann die Ferse anheben, dann passiert das deutlich seltener. Oder man klickt den kurvenäußeren Fuß aus und pedaliert nur mit dem anderen Fuß am die enge Kurve. Aber wie gesagt, bei normaler Fahrt kommt das nicht vor.

Zitat:
Auch beim Fahrverhalten hatte ich das Gefühl, dass die Liegeräder deutlich weniger wendig sind als Uprights - Wendekreis usw. sind deutlich größer.


Das ist einfach so. Man kann sich mit dem Liegerad kaum durch Stau-Autos durschlängeln, mal rechts vorbei, dann wieder links, schnell den Bürgersteig hoch, um das Verkehrsschild herum, wieder auf die Straße usw.

Allerdings kann man mit dem Liegerad auf der Stelle drehen: Hintere Bremse fest anziehen, beide Füße auf die Straße drücken und damit das Vorderrad anheben, dann dieses ein Stück daneben wieder abstellen.

Gruß
Andreas
Posted by: Olenizole

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 09:08 AM

Hallo Olaf,

In Antwort auf: redfalo
Ich hatte aber das Gefühl, dass ich mein Nacken irgendwie nach und nach verspannt.
Das Gefühl kenne ich, aber man kann das vermeiden, in dem man den Sitz ein wenig steiler stellt. Außerdem werden nach einer Weile die Muskeln kräftiger, dann ist das Problem auch weg.

In Antwort auf: redfalo
Störend finde ich auch, dass man sich nicht mehr umdrehen kann, um mit einem Blick zu sehen, was hinter einem passiert. Ich fahre zwar auch beim Upright auf Touren mit Spiegel, aber nur noch darauf angewiesen zu sein, wäre auf jeden Fall eine Umstellung.
Auch das ist Gewöhnung. Ich hatte zuerst einen Kurzlieger mit extrem kurzem Radstand, der war sehr wendig, aber auch sehr kippelig. Anfangs war gar nicht daran zu denken, während der Fahrt was an meiner Sitzposition zu ändern. Aber nach einer Weile wird man echt so abgebrüht, daß man ganz selbstverständlich den Oberkörper nach vorne beugt und sich nach hinten umsieht. Zugegeben, auf einem Upright geht das wirklich besser.

In Antwort auf: redfalo
Störend fand ich, dass man in engen Kurfen mit den Hacken das Vorderrad berührt. Angeblich gewöhnt man sich auch daran, aber ich weiß nicht... Das Problem trat bei Grasshopper und Streetmachine nicht auf.
Das ist mir auf dem Flux auch schon passiert, seither klicke ich vor engen Kurven immer aus. Auf dem Quantum Toxy, das ich davor hatte, ist mir das nie passiert, kein Wunder bei dem kurzen Radstand.
Übrigens ist auch das rumwuchten Gewöhnungssache. Wenn man mal weiß, wie man das Ding anpacken muß, gehts eigentlich ganz gut. Ich habe am Anfang ziemlich gekämpft, aber es geht immer besser.

In Antwort auf: redfalo
Die totale Euphorie, die von manche Liege-Missionare versprühen, kann ich bislang nicht nachvollziehen.
Vielleicht ist das wie mit einem Schuh, dem einen passt er, dem anderen nicht.
(Und selbst wenn man sich ein Stückchen von der Zehe abschneidet, schnappt sich trotzdem jemand anderes den Prinzen)

Liebe Grüße,
Olenizole
Posted by: redfalo

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 09:48 AM

In Antwort auf: Andreas R

Hallo Olaf,

In Antwort auf: redfalo
Störend finde ich auch, dass man sich nicht mehr umdrehen kann, um mit einem Blick zu sehen, was hinter einem passiert. Ich fahre zwar auch beim Upright auf Touren mit Spiegel, aber nur noch darauf angewiesen zu sein, wäre auf jeden Fall eine Umstellung.


Ja. Nimm den Pedalkraft-Brillenspiegel. Während man beim aufrechten Rad mal mehr nach oben und mal mehr nach unten schaut, guckt man beim Liegerad eigentlich immer gerade nach vorne, also Kopfbewegungen nach oben/unten sind minimal. Und genau deswegen ist ein am Kopf (bzw. an der Brille) befestigter Spiegel sehr gutz nutzbar. Um direkt nach hinten zu schauen, recht eine Augenbewegung, der Kopf kann so bleiben. Durch das Drehen des Kopfes kann man sehr gut in andere Richtungen gucken, auch für Spurwechsel nach rechts oder bei Einmündungen mit spitzen Winkeln.


Hallo Andreas,
einen Helmspiegel habe ich schon mal auf dem Upright ausprobiert, als mir auf einer größeren Tour der Lenker-Spiegel kaputt gegangen war und es im örtlichen Fahrradgeschäft nichts anders gab. Bin ich überhaupt nicht mit klargekommen, was vermutlich daran liegt, das mein linkes Auge deutlich schwächer als mein rechtes ist...

Ansonsten: Danke für eure Einschätzung. Ich denke auch, dass 90% der Sachen, die mich gestört haben, Gewöhnungssache sind. Und wahrscheinlich müsste ich einfach mal ausprobieren, ob ich so eine Maschine unfallfrei in unsere Fahrradkeller hieven kann....

Aber erstmal beginnt für mich heute die erste Mehrtagestour im neuen Jahr, Ruhr-Radweg ab Winterberg - mit dem Upright grins
Schöne Grüße
Olaf
Posted by: Halosusi

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 01:53 PM

In Antwort auf: kennendäl

... einen voll ausgestatteten Lieger in den dritten Stock schleppen macht sicher keinen Spaß, aber was ist die Alternative... ich habe einen langen Schultergurt genommen und vorn am Ausleger und hinten am Gepäckträger fest gemacht und dann über die Schulter damit, geht ganz gut...


Moin, moin. nur in den 3.Stock? aehm, wir wohnen im 5. und unsere Liegen haengen im Schlafzimmer an der Wand, schoen aufgereiht grins
Fuer die Treppen nimmt Maik seine Liege verkehrtherum auf die Schulter, d.h. der Sitz liegt auf der Schulter und die Raeder zeigen nach oben. Ich kriege das nicht hin, habe aber dafuer die breitere Huefte, auf der der Sitz beim Tragen abgelegt wird. Wenn mein Knie oder meine Bandscheiben mal wieder aufmucken, dann muss Maik doppelt Liegen schleppen und ich uebernehme die Taschen. Die naechste Wohnung wird aber entweder weiter unten liegen oder eine Fahrrad-Garage haben.

Gruss, Susann
Posted by: Halosusi

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 01:59 PM

Moin, moin.

ich klicke mich vor engen Kurven auch immer aus. Das liegt erstens an meinen kurzen Beinchen (selbst der Ausleger wurde bei mir noch mal gekuerzt) und ich wuerde sonst an die Reifen kommen, und zweitens damit ich schnell von den Pedalen komme, wenn die Kurve nicht einsichtig war.

Bei der Sache muss aber erwaehnt werden, dass ich selbst auf dem Upright in Kurven nicht getreten und die Kurbeln entsprechend gedreht habe, um damit nicht an den Boden zu kommen. Fuer mich ist das ganze also ueberhaupt keine Umstellung.

Gruss, Susann
Posted by: thory

Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 02:01 PM

Ja, meine Liegeradtestfahrt liegt zwar schon bald 3 Jahre zurück, aber im Ergebnis habe ich mich seitdem nicht mehr für Liegeräder interessiert. Damals habe ich dies hier besprochen:
Liegerad Test

Gruss
Thomas

p.s. bin auch "Rohloff Skeptiker" = nach einigen Jahren Praxiserfahrung mit dem Teil setze ich das jetzt bei ebay 'rein.
Posted by: Dittmar

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 03:53 PM

Hallo Leute,

dies ist wirklich ein interessanter Thread, ich habe zwar derzeit keine Liegeradambitionen aber selten erlebt, dass so ernsthaft kritisch in verschiedene Richtungen über Liegeräder diskutiert wurde. Keine Missionierungsdogmatik sondern kritisches Abwägen von Vor- und Nachteilen. Großes Lob von mir. Bin selber manchmal dogmatischer.

Weiter so!

Gruß

Dittmar
Posted by: sibelius

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 04:17 PM

Guten Abend!
Kann ich nach mittlerweilen 1500 km mit meinem Utopia-Phoenix - eigentlich eher Sesselrad oder Scooterbike - nur bestätigen.
Konkurrenzlos entspannend und bequem auf guten Straßen/Wegen und halbwegs ebenen Langstrecken. Ich bin die ganze Zeit in Versuchung, irgendwas dranzumachen - Bierdosenhalter, Stereoanlage, oder wie bei Janosch einen Wimpel mit den drangehängten Socken zum trocknen....
Dafür sperrig, unhandlich, anfangs recht gewöhnungsbedürftig, am Berg sehr wackelig (zumindest bis jetzt noch, Tendenz besser), und eher nix für glatte oder schmierige Straßen oder - trotz Vollfederung - für Waldwege, die nicht so ganz eben sind.
Und dann noch die eingeschränkte Auswahl zB. Reifen in 16 oder 20 Zoll.
Also nur - aus meiner Sicht - zusätzlich; kein Ersatz für´s Upright.

Gruß
Peter
Posted by: Uli

Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 05:05 PM

Hallo Olaf,

zuerst einmal ein dickes Kompliment. Im Gegensatz zu den meisten anderen Radfahrern hast Du es wenigstens schon mal mit Liegerädern probiert. (Hättest Du was gesagt, wäre ich mitgekommen böse zwinker ).

Die von Dir genannten Dinge sind genau die eine "Hälfte" der (vermeintlichen) "Haupt-Einschränkungen" zwischen dem Fahren eines Buckelrades und eines Liegerades. Diese fallen natürlich dann auch als erstes auf, weil erstmal ungewohnt. (Die andere Hälfte fällt mir jetzt immer auf, wenn ich mal auf 'nem Upright hocke.) An alle davon habe ich mich aber sehr schnell gewöhnt. Auf ein paar möchte trotzdem im Detail antworten.

Zitat:
Störend finde ich auch, dass man sich nicht mehr umdrehen kann, um mit einem Blick zu sehen, was hinter einem passiert.

Umdrehen während der Fahrt ist im Auto auch nicht richtig drin. Ich habe mich (deshalb - ?) schnell an die Spiegel gewöhnt . Voraussetzung: Zwei(!) vernünftige Spiegel. Auf'm Upright vermisse ich heute sogar die Spiegel.

Zitat:
Störend fand ich, dass man in engen Kurven mit den Hacken das Vorderrad berührt.

Ein Problem aller Kurzlieger mit längerem Radstand, abhängig von der Körpergrösse / Beinlänge des Fahrers. Die richtige Technik geht aber schnell in Fleisch und Blut über, sehr gut vergleichbar mit dem Fahren auf Uprights, bei denen man die Kurbeln "richtig" stellt, wenn man sich stark in schnell gefahrene Kurven legt.

Zitat:
Die sind doch deutlich sperriger als ich dachte, und ich glaube auch ein ganzes Stück schwerer als Uprights. Ich müsste das Rad eine enge Kellertreppe runtertragen und dann noch um eine sehr enge Kurve, um die man es wohl nur hochkant rumbugsieren könnte.

Schwerer sind sie im Vergleich zu Deinem Rad in der Hauptsache wegen der Federung. Ein S-600 wiegt nicht viel mehr als z.B. ein Delite Black. Ähnlich schnell vertut man sich auf den ersten Blick mit den Maßen von Liegerädern. Mein S-600 ist nur ein paar Zentimeter länger als mein 28"-Trekkingrad mit recht kurzem Nachlauf. Ähnlich sieht es beim Radstand aus. Etwas sperriger werden Kurzlieger dadurch, dass der Ausleger vor dem Vorderrad ist - "Vorsicht: Bug schwenkt aus!". Das hochkante Rumbugsieren ist reine Übungssache.

Zitat:
Und ins Auto (Peugeot 206) würde ich das wohl auch nur mit großer Mühe reinkriegen, ...

Wie vorher: Mit ganz eingeschobenem Ausleger ist ein S-600 fast genauso lang, wie ein Trekkingrad ohne Vorderrad. Zu beachten: Wenn man gleichzeitig mehrere Räder im Auto mitnehmen will, nimmt der große Sitz eines Liegerades viel Platz weg.

Zitat:
Auch beim Fahrverhalten hatte ich das Gefühl, dass die Liegeräder deutlich weniger wendig sind als Uprights - Wendekreis usw. sind deutlich größer. Aber das ist vermutlich auch Gewöhnungssache...

Jepp. Auch wenn es sich vielleicht etwas blöd anhört: Liegeradneulinge müssen fast immer lernen (enge) Kurven zu fahren. Ich habe an den ersten drei Wochenenden je ein bis zwei Stunden auf dem Parkplatz vom Baumarkt meine Runden gedreht.

Ein Fahrrad ist - wie fast alles im Leben - ein mehr oder weniger großer Kompromiss. Die Frage ist immer, welche Prioritäten man setzt und an welchen Stellen man bereit ist Abstriche in Kauf zu nehmen. "DAS" Fahrrad gibt es nicht, die Entscheidung für das eine oder andere ist immer subjektiv.

Gruß
Uli

P.S.: Mein Rat: Leih Dir mal eine Liege über's Wochenende aus. Die Hauptvorteile werden vielen erst nach längeren Fahrten bewusst.
Posted by: HeinzH.

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 05:22 PM

In Antwort auf: Uli

P.S.: Mein Rat: Leih Dir mal eine Liege über's Wochenende aus. Die Hauptvorteile werden vielen erst nach längeren Fahrten bewusst.


Genaugenommen braucht man/frau rund 1000km und 6 Monate bis sich Harmonie und Perfektion einstellt, beim knickgelenkten FLEVOBIKE das Ganze mal zwei.....
Gruß aus Hamburg,
HeinzH.
Posted by: natcho

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 05:23 PM

Bin jetzt seit 3 Monaten liegend unterwegs, bis jetzt 2300 km.
Der Hauptgrund für den Umstieg waren nicht in den Griff zu riegende Sitzfleischprobleme. Einschlafende Fingerspitzen und Rückemschmerzen am Saisonanfang.
Diese Probleme habe ich nicht mehr.
Aus meiner Sicht kann ich folgendes behaupten:

Vorteile:
Keine körperlichen Probleme mehr. Nicht verschweigen möchte ich aber in der Anfangszeit die "üblichen" Überlastungssyptome bei Knie, Muskelansatz und Sehnen.
Super entspanntes Fahren.
Gegenwind bremst viel weniger listig
Auf langen Strecken viel schneller.
Ich schwitze weniger, meine Atmung geht ruhiger obwohl ich schneller fahre.
Bei niedrigen Temperaturen friere ich weniger. Weil der Rücken nicht mehr vom Wind umspült wird ?!?
Der Panoramablick.

Nachteile:
Länger und sperriger. Transport in den Keller mußte ich erst üben.
Sturzgefahr ist höher. Ausbalancieren wie auf dem MTB ist schwieriger, wird aber besser mit der Zeit.
Hunde reagieren aggressiv auf Liegeräder, nicht alle aber einige.
Aufmerksamkeit, man wird angesehen als ob man 2 Köpfe hätte grins
Langsamer in der Stadt, mal eben den Kantstein runter und über die Straße gehuscht is nicht mehr.
Nachts wird man mehr geblendet von entgegekommenden KFZ.
Regen ohne Brille ist kaum zu bewältigen.

Trotzdem,
ich kann mir im Augenblick nicht vorstellen irgendwann mal wieder aufrecht zu fahren. Ausnahme natürlich die Fahrt zum Bahnhof mit der Möhre.

Gruß
Ronald
Posted by: Möre

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 05:33 PM

Zitat:
die Fahrt zum Bahnhof mit der Möhre

Nö, du lass mal, Bahnhof war ich gestern erst... grins
Schuldigung, hab nen Scherzkeks erwischt zwinker

Bei mir allerdings auch mit ohne H!
Posted by: Falk

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 05:44 PM

Zitat:
Genaugenommen braucht man/frau rund 1000km und 6 Monate bis sich Harmonie und Perfektion einstellt

Meinst du, es ist besser, dass ich in diesem Sommer noch nicht mit dem dann hoffentlich betriebsfähigen Lieger in den Urlaub fahren soll? Es ist eigentlich so geplant, auch weil zwei Gelenkhobel die Anreise nach Finnland deutlich erleichtern.

Falk, SchwLAbt
Posted by: kleinerwolf

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 05:49 PM

Hallo Falk,

Du solltest auf jeden Fall schon mindestens 1000 Liege-Kilometer in den Beinen haben, bevor Du damit in den Urlaub fährst. Für alles Andere wären Dir Deine Knie bestimmt nicht dankbar.

Die Umstellung ist größer als man glaubt, und eine sanfte Eingewöhnungszeit ist unbedingt nötig.

Ciao,
Thomas
Posted by: HeinzH.

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 06:08 PM

In Antwort auf: falk

Zitat:
Genaugenommen braucht man/frau rund 1000km und 6 Monate bis sich Harmonie und Perfektion einstellt

Meinst du, es ist besser, dass ich in diesem Sommer noch nicht mit dem dann hoffentlich betriebsfähigen Lieger in den Urlaub fahren soll? Es ist eigentlich so geplant, auch weil zwei Gelenkhobel die Anreise nach Finnland deutlich erleichtern.
Falk, SchwLAbt


Hallo Falk,
wenn ich Dich von Deiner Schreibe her richtig einschätze, könnte es Dir schwerfallen, Dich während der Eingewöhnungszeit kräftemäßig bewußt zurückzunehmen zwinker . Dann könnte es wenig spaßig werden.
Wenn ich mich in Dir aber täusche, das Streckenprofil eher flach ist und .....
Ach, Falk, ich lass es lieber: Ich weiß weder, welches Liegerad Du Dir aufgebaut hast, noch welche Schaltung mit welcher Grundübersetzung das "Teil" hat, noch wieviel Gepäck Du mitnimmst.
Bis später,
HeinzH.
Posted by: Flachfahrer

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 06:57 PM

In Antwort auf: HeinzH.

Genaugenommen braucht man/frau rund 1000km und 6 Monate bis sich Harmonie und Perfektion einstellt


Bei mir waren es unbekannte kilometer, 2 monate und ein wichtiger tag.
Nach zwei monaten war alles schon insgesamt beherrscht. Dann fuhr ich eine tagestour, insgesamt 12 stunden, 10 davon fahrend.
Diesen tag lang "am stück" zu fahren, das brachte die intuitive gewöhnung (nach den zwei monaten freilich).

MfG
Posted by: Falk

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 06:59 PM

Naja, ich bin noch nicht fertig. Ich hoffe, nächste Woche den Rahmen zu bekommen. Dann sollte es aber nicht lange dauern. Beim Antrieb glaube ich, nicht viel zu sagen zu müssen. Die Brüder aus Osaka liefern ihn jedenfalls nicht. Die Grundübersetzung will ich so ähnlich einrichten wie bei meinen anderen Böcken. Das 13er Ritzel will ich, wenn möglich, vermeiden. Mit einem 15er werde ich vorn ein 50er oder 52er Blatt brauchen. Noch nicht ganz klar ist, ob das mit der Faltvorrichtung nicht kollidiert.
Über die Bremsen muss ich sicherlich auch nicht viel tippen, sie liegen (zum Sonderpreis) auf der Garderobe. Auch dabei war Austauschbau wesentlich, die Verschleißteile sind dieselben wie beim bisherigen Bestand.
Die Mühle wird wegen der zwingend erforderlichen Faltbarkeit ein Aiolos Speedlite. Dann werde ich einfach die Fahrten um den Kirchturm mit dem neuen Hobel machen und abwarten, was passiert. Wenn ich nach ein paar Tagen nicht mehr laufen kann, muss ich eben bis zur Erholung die Pferde wieder wechseln.

Falk, SchwLAbt
Posted by: cadex

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 07:09 PM

Da hier auch schon einige Ihre neutrale und objektive Erfahrung zum Besten gegeben haben, will ich mich dem auch mal anschließen. (Der Thread ist mal sehr gut)

Also:

Gekauft habe ich meine Flux c500 im Oktober '06 und bis jetzt an die 1500km gefahren, davon gut 1000km in NZ.

Der Hauptgrund für meinen Umstieg war gesundheitsbedingt. Ich hab durch die Arbeit ein Mausarm und/oder Golfarm und das hat sich auch Schmerzhaft beim Radfahren ausgewirkt. So wollte und konnte ich auch nicht mehr Upright fahren.

Also Fahrverhalten:
+ Anfangs wackelig, jetzt gehts ganz gut
+ mit Gepäck noch viel besser
+ Befürchtete Bergaufschwäche relativierte sich (zwar nicht so schnell wie mit einem Upright im Wiegtritt, aber man kann sich gut in die Sitzschale pressen und "stampfen")
+ Bergauf schieben geht auch, entgegen vieler Bedenken

- Kurvenradius ist größer als bei Upright (wenden auf der Straße aber noch möglich obwohl man die ganze Straßenbreite dazu braucht)
- ohne ausreichendes Training, führt das Stampfen am Berg zu Knieschmerzen (mir auch passiert - man sollte wirklich erst die hier empfohlenen km schrubben, bevor man in die Berge geht, Muskel und Sehnen werden es dir danken.)
- Schotterstraße war nicht so toll, da das komplette Gewicht des Gepäcks auf dem Hinterrad lastet und das Vorderrad zu tanzen beginnt und ich in Kurven ein paar Mal weggerutscht bin)

Ergonomie:
++/- Lieger bietet unschlagbare Sitzposition (keine Schmerzen mehr, außer die Knie wegen fehlenden Trainings)
+ Aussicht (man sieht viel mehr von der Landschaft)
+ qualitativ Hochwertige Verarbeitung
+ Gegenwindvorteile
+ Treppen hoch tragen geht auch ganz gut (zwar ein bissschen Schwer, aber 3. Stock und Keller sind kein Problem)
+ bei Stürzen (hab schon einige gehabt) bin ich bisher immer gut vom Liegerad weggekommen, da finde ich einen Sturz vom Upright gefährlicher

- Aussicht beschränkt sich leider wirklich nur auf Vorne und Seitwärts (Landschaft im Rückspiegel beobachten macht nicht wirklich Spaß und dauernd anhalten will ich auch nicht)
- es ist wirklich etwas lang (in mein Kombi bekomm ich es ohne viel Montagearbeiten zwar rein, aber auch nur mit Mühe)
- Hängenbleiben mit der Hacke am Vorderrad bei enger Kurvenfahrt (benötigt andere Fahrtechnik - mir ist es die ersten paar Mal passiert das ich bei engen Kurvenfahrten und Pedale quer stellen an Schwung verloren habe und umkippte)
- bei Regen braucht man nicht nur eine Brille (bin eh Brillenträger), sondern auch eine gute Regenjacke (bei Regen sammelte sich eine Pfütze Wasser auf dem Bauch und drang irgendwann durch den abgedeckten Reißverschluß)

Fazit:
Allgemein gefällt mir das Liegerad nun nach der bisherigen Zeit immernoch ganz gut. Vor allem weil ich mit meinen erkrankten Armen nun immernoch weiterfahren kann. Manchmal geht einem die Aufmerksamkeit, die man mit dem Rad erzeugt, doch ein wenig auf den Keks, aber damit muss ich wohl leben. Da hatte jemand was von Hunden geschrieben. Ja, komischerweise reagieren einige Tiere wirklich etwas nervös. Ach ja, der Preis schreckt vielleicht ein wenig ab, ist aber aufgrund der Exklusivität und Qualität verständlich.
Posted by: Flachfahrer

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 07:26 PM

In Antwort auf: redfalo

Auch beim Fahrverhalten hatte ich das Gefühl, dass die Liegeräder deutlich weniger wendig sind als Uprights - Wendekreis usw. sind deutlich größer. Aber das ist vermutlich auch Gewöhnungssache...


Vom kurzen radstand her sind die üblichen kurzlieger sehr wendig, theoretisch.
Allerdings braucht ein fahrer schon einige übung, das rad in engen kurven und vor allem bei der damit verbundenen sehr niedrigen geschwindigkeit auszubalancieren.

Ich fahre übrigens einen 2x20"-langlieger mit ca. 1,60 radstand und muß damit nur in engen kehren von rampen und in vielen drängelgittern "zu fuß navigieren" (und es gibt sogar großzügigere rampen und drängelgitter mit genügen platz rechts und links, die ich fahrend passiere, aber ich bewege das gefährt auch schon ein paar jahre ... ).

Aber hin oder her.
Bei den ersten malen ist es vielleicht auch schwierig, die eigenschaften als solche und die eindrücke durch das ungewohnte voneinander zu trennen.
Und da kommt das einzige "echte liegeradproblem": probefahrgelegenheiten bzw. die wege bis zur nächsten probefahrgelegenheit oder die relativ kurze zeit.
Nach vielen probefahrten ist man sich dann schon sicherer, was prinzipiell die eigenschaften des gerätes sind und was die sachen sind, die einem entweder persönlich behagen oder eben nicht.
Siehe zum beispiel oben: du empfindest lieger als wenig wendig, ich fand schon bei meinen ersten probefahrten kurzlieger als fast schon nervös und langlieger als, naja, anfangs schwerfällig, aber auf dauer gefällt mir die gutmütige spurtreue .. geschmackssache. zwinker

MfG
Posted by: mafiabernie

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/01/07 10:32 PM

Hallo an Alle,

endlich mal ein sehr guter Liegerad Thread, ich glaube, es ist der Erste, bei dem ich es wirklich ausgehalten habe, ihn bis zu diesem Zeitpunkt mit gesteigertem Interesse zu lesen. Weiter so!
GrußBernd
Posted by: Anonymous

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 04:40 AM

Posted by: Falk

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 05:03 AM

Zitat:

Stimmt. Schalten im Stand und die Möglichkeit von Schnellauf und -ab sind wirklich entscheidend, ein eher schwacher Fahrer bin ich sowieso und die Abspanner halten sich zumindest bis jetzt in Grenzen.
Die Abstufungen beim R-Gerät sind mir auch weiterhin nicht zu grob und im Stadtverkehr schalte ich ohnehin beim Anziehen in Zweierstufen (aber das weißt Du ja mit Sicherheit).
So, jetzt fahre ich auf Arbeit, selbstverständlich mit einem ordentlichen Antrieb und richtigen Bremsen...
Eine Probefahrt mit Deinem Nobelhobel würde ich trotzdem bei Gelegenheit gerne mal machen.

Falk, SchwLAbt
Posted by: Martina

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 06:27 AM

In Antwort auf: redfalo

Ich hatte eigentlich gedacht, ich will nichts anderes mehr fahren, nachdem ich einmal auf so ein Teil untern Hintern hatte. So war´s nicht.


Unabhängig davon was ich von Liegerädern halte: ist so ein Aha-Erlebnis überhaupt schon mal jemandem passiert, egal mit welchem Rad? Ich für mich kann nur immer wieder feststellen, dass die Macht der Gewohnheit zumindest am Anfang stärker ist als jedes noch so tolle neue Rad (geht mir übrigens nicht nur bei Rädern so...). Und ich halte inzwischen ganz ehrlich solche Aha-Erlebnisse (das und kein anderes) für extrem seltene Grlücksfälle, mit denen man so nicht rechnen kann. Alles andere ist mehr oder weniger ein Kompromiss.

Zum eigentlichen Thema wurde ja schon eine ganze Menge gesagt. Natürlich hat ein Liegerad Nachteile. Wer sich frei entscheiden kann, muss Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. Wenn man aber einen ganz bestimmten Vorzug einer ganz bestimmten Radsorte entweder unbedingt braucht (z.B. wegen einer Behinderung) oder auch nur für bedeutend genug hält, wird man sich mit den Nachteien arrangieren.

Martina
Posted by: José María

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 06:34 AM

Zitat:
ist so ein Aha-Erlebnis überhaupt schon mal jemandem passiert, egal mit welchem Rad?


Ja mir.

Von Hase das Ketwisel hatte bei mir dieses Aha-Erlebnis gegeben.
Posted by: Martina

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 06:46 AM

In Antwort auf: José

Ja mir.
Von Hase das Ketwisel hatte bei mir dieses Aha-Erlebnis gegeben.


Und hat das angehalten, nachdem du mit dem Teil den ersten Berg hochgefahren bist?

Martina
Posted by: Andreas

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 07:57 AM

Hallo cadex,

Zitat:
+ Befürchtete Bergaufschwäche relativierte sich (zwar nicht so schnell wie mit einem Upright im Wiegtritt, aber man kann sich gut in die Sitzschale pressen und "stampfen")

- ohne ausreichendes Training, führt das Stampfen am Berg zu Knieschmerzen (mir auch passiert - man sollte wirklich erst die hier empfohlenen km schrubben, bevor man in die Berge geht, Muskel und Sehnen werden es dir danken.)


Auch mit Training kannst Du Dir die Knie kaputt machen. Lies dazu unbedingt den Artikel auf meiner Homepage:
http://www.liegerad-fernweh.de/tipps/trittfrequenz-schaltung-entfaltung.php

Zitat:
- Kurvenradius ist größer als bei Upright (wenden auf der Straße aber noch möglich obwohl man die ganze Straßenbreite dazu braucht)


Wenn Du im Stand die Hinterradbremse fest ziehst, kannst Du mit den Beinden das Vorderrad anheben und ein Stück daneben wieder abstellen. Auf diese Weise kann man im Stand drehen.

Zitat:
- Hängenbleiben mit der Hacke am Vorderrad bei enger Kurvenfahrt (benötigt andere Fahrtechnik - mir ist es die ersten paar Mal passiert das ich bei engen Kurvenfahrten und Pedale quer stellen an Schwung verloren habe und umkippte)


Ferse höher halten oder mit mit dem kurveninneren Rad pedalieren. Das ist Gewöhnungssache.

Gruß
Andreas
Posted by: Frank S.

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 08:06 AM

In Antwort auf: Martina


[...] ist so ein Aha-Erlebnis überhaupt schon mal jemandem passiert, egal mit welchem Rad? [...]
Martina


Hallo Zusammen!

Ja, bei mir gab es dieses A-Ha-Erlebnis! Ich kam auf der Suche nach einer sportlichen Betätigung an einem Fahrradgeschäft mit Liegerädern vorbei, da kam mir der Gedanke, dass ich sowas immer schon mal fahren wollte. Da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr auf einem "normalen" Sattel sitzen kann, war's ein Versuch wert!
Also rein - Termin zur Probefahrt ...
Boaaahhhh ...
Es war eine HPV SMGTe. Die muß ich haben! Drei Monate später hatte ich meinen Traum verwirklicht. Überglücklich, dass ich wieder Fahrradfahren kann. Aber nach und nach stellten sich auch die Schwierigkeiten ein. Bei uns ist es ziemlich flach, aber schon bei der kleinsten Steigung hatte ich als Untrainierter massive Probleme. Die Arbeit muss nunmal von den Beinen her kommen, da ist nichts mit Gewichtverlagerung im Wiegetritt! Meine ersten Touren gingen selten weiter als 20km. Danach war ich allerdings auch am Ende und seltsamer Weise völlig Verspannt! - Das passte doch gar nicht zu dem so relaxten Liegeradgefühl, welches überall angepriesen wird. - Meine Erklärung ist die, dass ich durch die ungewohnte Ballance völlig angespannt auf dem Rad saß / lag ( und sogar am U-Lenker festhielt bäh ). Umkipper hatte ich auch ein paar, alle im Stillstand, oder nach dem Bremsen, (soll noch mal einer behaupten, beim Liegerad seien die Füße schneller auf dem Boden als beim Up, höchstens mit dem Rest des Körpers! grins ) Das Ausballancieren des LR erfordert ein anders Körpergefühl als beim UP, aber hatten wir die Probleme nicht alle schon mal? Bei den meisten in jungen Jahren?!
Aber - nicht aufgeben, das Ding war teuer!
Jede Straßekreuzung bin ich abgestiegen, da ich mir unsicher war, ob da nicht doch was kam (ich hatte den Eindruck, trotz Spiegel, die Situation nicht unter Kontrolle zu haben! traurig ) Autoverkehr bin ich, soweit möglich, weiträumig umfahren. Nach 200km besorgte ich mir dann die passende Cleats zu meinen SPD-Pedalen. -WOW- Was war das? Die kleinen Hügelchen waren nur noch halb so wild!? Begeisterung nach einer Kuppe ... Ausrollen und den Erfolg genießen ... umkippen, da vergessen, dass man die Schuhe ausklicken muß peinlich
Trotzdem - von nun an wurde alles besser - zumindest dass was ich bisher geschildert hatte! Das Fahren wurde entspannter und ich fuhr meine ersten 50km auf der Liege. Aber da kam auch schon das nächste Problem: Nach ca. 30km schlafen mir die Fußspitzen ein. Kurz ein paar Schritte gegangen und alles ist wieder in Ordnung für die nächsten 20 - 30km. Das scheint allerdings bei mir ein anatomisches Problem zu sein. Es liegt an der Sitzposition und scheint von einer Narbe her zu rühren (das "R" ist hier richtig!)
Alles in allem kann ich nur sagen - gäb es keine LR, so würde ich nicht mehr Fahrradfahren. Das "A-Ha Erlebnis" hat sich jedoch relativiert. Bereut habe ich den Kauf jedoch nie!

Tschüss mit ganz persönlichen Erfahrungen sagt
Frank
Posted by: Uli

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 08:21 AM

Zitat:
und sogar am U-Lenker festhielt

Ein von Anfängern häufig gemachter Fehler. Insb. beim Anfahren konnte ich häufig sehen, dass LR-Neulinge mit beiden Armen heftig am Untenlenker ziehen (um "fester" zu sitzen?). Dabei ist ein untengelenktes LR viel einfacher zu fahren, wenn man den Lenker ganz locker in den Händen hält. Bei meinen ersten LR-Versuchen bin ich zum Glück darauf hingewiesen worden.
Gruß
Uli
Posted by: Gori

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 10:36 AM

Das kann ich aus meiner Erfahrung nicht unbedingt bestätigen. Ich hab meine Streetmachine Gte im Juli 2005 bekommen, hab's mit Müh und Not und etlichen Umfallern vom Händler zum Bahnhof und vom Bahnhof nach Hause geschafft, fühlte mich nach wenigen (wegen des geringen Verkehrs frühmorgendlichen) Versuchsfahrten sicher genug für einen zweitägigen Ausflug mit dem Lieger. Nach rund 250 derart zurückgelegten Kilometern folgte eine gut einwöchige Tour, nach der ich mir kleinere Kettenblätter einbauen ließ, weil mit den standardmäßigen steilere Anstiege kaum zu bewältigen waren. Knapp zwei Monate nach Lieferung des Rads war ich bereits fit für eine dreiwöchige Tour durchs Cilento (südliche Kampagna) und die Basilikata, also ausgesprochen bergige Gebiete in Süditalien, mit bis zu 120 und durchschnittlich 80 Strecken-km, bis zu 1700 Höhenmetern täglich. Ich hatte dabei zu keiner Zeit Knieprobleme, spürte allerdings Muskeln, von deren Existenz ich zuvor kaum was geahnt hatte. War bergauf zwar deutlich langsamer als meine begleitenden Freunde, die alle "Normalräder" fuhren (bergab dafür begeisternd schneller!), aber hatte - und habe bis heute - das Gefühl, dass mich auch Bergfahrten mit dem Liegerad weniger anstrengen als mit dem früher gefahrenen (Herkelmann-) Trekkingrad. Meine Meinung daher: Wer das Fahren auf dem Liegerad halbwegs beherrscht, nicht zuvor schon Knieprobleme hatte und nicht gerade Gewalttouren unternimmt, darf und sollte sich damit auch auf eine längere Tour trauen.
Posted by: Olenizole

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 11:24 AM

Hallo Falk,

bei mir ist untrainiert der Normalzustand, wenn es danach ginge, dürfte ich keine einzige längere Tour machen. Wenn du es fertig bringst, die ersten paar Tage etwas langsamer anzugehen und Pause zu machen, falls irgendwas zu zwicken anfängt, dann sollte das doch gehen. Wo du dich einfährst, ist doch wurscht. Vielleicht kannst du ja einen oder zwei Reservetage mehr als sonst einplanen.
Ich kenne allerdings einen Kollegen, der muß beim Radeln immer reintreten, was geht - wenn du zur gleichen Spezies gehörst, dann laß die Liege lieber daheim.

Gruß
Nicole
Posted by: jenne

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 12:10 PM

In Antwort auf: redfalo

Ich hatte aber das Gefühl, dass ich mein Nacken irgendwie nach und nach verspannt.

War die Sitzgröße genau passend?

Zitat:
Bis ich mit den Rädern klargekommen bin, ging es überraschend schnell - sobald ich vom S-600 mit Obenlenker, auf dem ich kaum einen Meter geradeaus fahren konnte,

Das ist Gewöhnungssache.

Zitat:
Ziemlich ernüchternd - und wahrscheinlich aufgrund meiner Wohnsituation ein Ko-Urteil - finde ich das Handling aller drei Räder, sobald man nicht mehr fährt. Die sind doch deutlich sperriger als ich dachte, und ich glaube auch ein ganzes Stück schwerer als Uprights.

Stimmt schon, aber mit Übung geht es besser: Bei einer Treppe mit Ecken das Liegerad im Innenradius tragen, also ggf. links. So stößt man nicht so leicht an die Wand bzw. hat mehr Platz.

Zitat:
Ich müsste das Rad eine enge Kellertreppe runtertragen und dann noch um eine sehr enge Kurve, um die man es wohl nur hochkant rumbugsieren könnte.

Da müsstest du dann nach bestimmten Liegern gucken. Ein Challenge Hurricane is z.B. ein recht kleines Teil.

Zitat:
Und ins Auto (Peugeot 206) würde ich das wohl auch nur mit großer Mühe reinkriegen, vermutlich könnte kein Beifahrer mehr mitfahren. Das finde ich echt nicht überzeugend...

Yep, oben auf das Dach. Aber ein 28" Tourenrad bekommt man auch nicht so ohne Weiteres in ein Auto. In unsere A-Klasse habe ich schon 3 Lieger mit viel Gepäck und Beifahrer (hinter mir) reinbekommen. Das Auto ist keine 3,60 m lang :-). http://www.effendibikes.de/cv2006/DSC_8524_900.jpg

Zitat:
Auch beim Fahrverhalten hatte ich das Gefühl, dass die Liegeräder deutlich weniger wendig sind als Uprights - Wendekreis usw. sind deutlich größer. Aber das ist vermutlich auch Gewöhnungssache...

Ein S600 ist da aber schon ganz ok., meine ich, und völlig unpoblematisch.

Zitat:
Vermutlich werde ich also doch (zumindest vorerst) dem Upright die Treue halten... Zumindest ich nicht irgendwo wohne, wo ich ebenerdig einen überdachten Fahrradunterstand erreichen kann.

Ja, ein Lieger ist ideal für Reisen und Rennen (je nach Lieger), in der City spielt er seine Vorteile nicht aus.
j.
Posted by: der tourist

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 12:11 PM

In Antwort auf: Frank S.
und scheint von einer Narbe her zu rühren (das "R" ist hier richtig!)

Wenn diese Narbe Dir Probleme macht oder sogar als "Störfeld" die anderen Probleme (mit)bedingt mein Therapievorschlag:
Neuraltherapeutische Behandlung. Geht ganz einfach: Finde einen Arzt, evtl. auch HP, der Dir die Narbe mit einem Mittel zur örtlichen Betäubung (Lokalanästhetikum) unterspritzt. Ich mache das bei meinen Patienten 1x/Woche, wenn die Beschwerden weg sind, dann abhängig vom Wiederauftreten der Beschwerden.


Gute Besserung!

Sigi
Posted by: José María

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/02/07 12:25 PM

Zitat:
Und hat das angehalten, nachdem du mit dem Teil den ersten Berg hochgefahren bist?

Ja, hat es.
Mir war auch Klar dass man/frau einige Zeit braucht um die Muskulatur zu trainieren bis man vernünftig den Berg hoch kommt. Die ersten HM wahren nicht ohne aber es ging.
Warum ich noch keins habe? Tja da ich auf den Standpunkt bin entweder Barfuß oder Lackschuhe würde mir der Ketwisel mit Extras min. 4000 € Kosten. Das ist mir noch zu viel Geld. Garage habe ich leider auch nicht wo ich es unterbringen kann. Im Keller bekomme ich es nicht (r)unter.

So mit bleibt erst mal ein Ketwisel für mich (noch) ein Traum.
Posted by: redfalo

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/04/07 04:20 PM

Hallo zusammen,

Zitat:
. (Hättest Du was gesagt, wäre ich mitgekommen ).


Sorry, beim nächsten Mal. War eine spontane Aktion...


Danke für die vielen interessanten Kommentare. Ich habe für mich jetzt beschlossen, den Liegerad-Kauf vor allem wegen der Unterstell-Probleme erstmal zu verschieben. Nach wie vor denke ich aber: Das nächste Rad, das ich mir anschaffe, wird vermutlich eine Liege sein.

Schöne Grüße
Olaf
Übringens, der Ruhr-Radweg ist eine Reise wert!
Posted by: 531

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/04/07 09:36 PM

Liegerad!
Lange ist es her, so ca. 1982 baute ich meinen Ersten Langlieger.
Der Zweite folgte 1986.
Gleichzeitig benutzte ich nach wie vor ein Rad mit klassischem Diamantrahmen
Was ich mir erhoffte von der Liegenden Sitzhaltungund was es brachte war Welten auseinander.
Um das Pferd von der anderen Seite aufzuzäumen, kaufte ich mir stattdessen ein Copenhagen Pedersen und machte damit sehr lange Reisen durch Schweden und Frankreich sowie bis nach Tchechien.
Ein Moulton und eine Rennmaschine fuhr und fahre ich heute noch.
Mitlerweile lege Ich aber auch Wert auf unkompizierte Altagstauglichkeit ohne viel selbst bauen und reparieren zu müssen. Deshalb fahre ich auch seit seinem Jahr ein Patria Tramp mit Achtgangnabe.
Vom Liegerad ist nur noch der Sitz Überig geblieben dieser Hängt im Keller und wartet auf ein neues Leben als Fernsehsessel.
Was Liegeräder Angeht besuche man am besten die Spezialradmesse in Germersheim. Viele Leute die nicht wissen wie man ein Fahrrad baut, aber es trotzdem machen.
Liegeräder Bauen hat mich viel gelehrt, und sei es nur Respekt davor wie genial vielseitig und einfach zu bauen ein Diamantrahmen ist.


Ralf
Posted by: Flachfahrer

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/04/07 09:54 PM

In Antwort auf: Doc Reynolds

Liegeräder Bauen hat mich viel gelehrt, und sei es nur Respekt davor wie genial vielseitig und einfach zu bauen ein Diamantrahmen ist.


Für klassiche diamantrahmen liegen ca. ein jahrhundert erfahrungen vor. Auf diesem erfahrungsschatz aufbauend erscheint es einfach.

Zum liegeradbauen muß man erstmal relativ neue erfahrungen sammeln und muß auch einige rückschläge bei prototypen wegstecken oder als erfahrung begreifen.
Manche greifen da lieber auf bewährtes zurück. bäh

Mfg
Posted by: IngoS

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/05/07 05:13 AM

In Antwort auf: Doc Reynolds

Liegerad!
Lange ist es her, so ca. 1982 baute ich meinen Ersten Langlieger.
Was ich mir erhoffte von der Liegenden Sitzhaltungund was es brachte war Welten auseinander.
Mitlerweile lege Ich aber auch Wert auf unkompizierte Altagstauglichkeit ohne viel selbst bauen und reparieren zu müssen.

Ralf


Hallo Ralf,
so unterschiedlich können die Erfahrungen sein.
Wegen Problemen und Schmerzen beim Radfahren mit dem Upright (die ja hier auch so manchen Faden füllen) hatte ich die Lust am Radfahren vollkommen verloren. Durch den Kauf eines Liegerades macht das Fahren plötzlich wieder Spass und die Beschwerden treten nicht mehr auf. Ich kann Strecken zurücklegen, die mir früher utopisch vorkamen. So fahre ich jetzt rund 12000 km im Jahr. Tagesetappen von 200 km und mehr sind keine Seltenheit und am Nachmittag mal ne 100 km Runde zum Ausstrampeln keine große Herausforderung.
Ach ja, zur Alltagstauglichkeit: Ich habe mit dem Rad fast 18000 km runter. Immer noch die ersten Bremsklötze, die erste Kette, das erste Ritzel, der erste Vorderreifen, noch nie am Licht rumgeschaltet, noch nie die Schaltung oder Bremsen eingestellt. Ich hab zum Basteln auch keine Lust mehr. Gestern hat allerdings nach 18.000.000 Umdrehungen ein Kettenspannröllchen aufgegeben.
Gruß
Ingo
Posted by: HeinzH.

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/05/07 05:33 AM

In Antwort auf: Doc Reynolds

Liegerad!
Lange ist es her, so ca. 1982 baute ich meinen Ersten Langlieger.
Der Zweite folgte 1986.
Gleichzeitig benutzte ich nach wie vor ein Rad mit klassischem Diamantrahmen
Was ich mir erhoffte von der Liegenden Sitzhaltungund was es brachte war Welten auseinander.
Um das Pferd von der anderen Seite aufzuzäumen, kaufte ich mir stattdessen ein Copenhagen Pedersen und machte damit sehr lange Reisen durch Schweden und Frankreich sowie bis nach Tchechien.
Ein Moulton und eine Rennmaschine fuhr und fahre ich heute noch.
Mitlerweile lege Ich aber auch Wert auf unkompizierte Altagstauglichkeit ohne viel selbst bauen und reparieren zu müssen. Deshalb fahre ich auch seit seinem Jahr ein Patria Tramp mit Achtgangnabe.
Vom Liegerad ist nur noch der Sitz Überig geblieben dieser Hängt im Keller und wartet auf ein neues Leben als Fernsehsessel.
Was Liegeräder Angeht besuche man am besten die Spezialradmesse in Germersheim. Viele Leute die nicht wissen wie man ein Fahrrad baut, aber es trotzdem machen.
Liegeräder Bauen hat mich viel gelehrt, und sei es nur Respekt davor wie genial vielseitig und einfach zu bauen ein Diamantrahmen ist.
Ralf


Moin Ralf,
zu erwähnen ist allerdings, daß es so richtig perfekte, bastelfreie, auch Nichtselbstschraubergeeignete bäh Liegeräder noch gar nicht so lange gibt. Ich würd mal sagen, erst seit acht bis zehn Jahren.....
Einige aus der Szene sind gar nicht glücklich darüber und fürchten, daß bald jeder "Hans&Franz" mit dicker Brieftasche eine Liege hat.
Gruß aus Hamburg,
HeinzH.
Posted by: 531

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/05/07 07:28 AM

In Antwort auf: HeinzH.

Einige aus der Szene sind gar nicht glücklich darüber und fürchten, daß bald jeder "Hans&Franz" mit dicker Brieftasche eine Liege hat.
Gruß aus Hamburg,
HeinzH.


Das Problem mit der "Szene" ist, daß es Mir zumindest manchmal so vorkommt, (Z.B. in Germersheim) als hätte ich es mit Idiologen, oder den Angehörigen einer merkwürdigen Sekte zu tun.
Letztendlich geht es mir nur darum, Spaß daran zu haben ein Rad zu fahren, und nicht etwar zu missionieren.
Ich habe an Fahrrädern schon fast alles durchprobiert, vom Liegrad bis zur Rennmachine, und vom Einrad bis zum Hochrad fast alles mal gefahren.
Letztendlich liegt die Weisheit irgendwo dazwischen, und es gibt ja auch leute die nur Radfahren wollen und nicht die Handwerkliche Ausbildung haben ein Fahrzeug von Grund auf sich aus dem Vollen zu schnitzen.

Ralf
Posted by: HeinzH.

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/05/07 07:50 AM

Lieber Ralf,
auch sektiererischens Gehabe Einzelner wird nicht verhindern, daß sich immer mehr, Menschen, die es sich finanziell leisten können, zum Liegerad als Reise- Touren- oder auch Rennrad* greifen. Selbst dann, wenn sie sich vorher überhaupt nicht für irgenwelche, immer gleich aussehenden langweilige Fahrräder interessierten.
Ebensowenig übrigens, wie die nicht selten Testeteron-geschwängerte Atmosphäre in Up-Rennradforen (in diesem unserem Forum gibt es so etwas natürlich nicht, oder?grins) Menschen davon abhält, sich eine traditionelle Rennmaschine zu kaufen.
Die neue Zeitschrift, sofern sie sich auf Dauer am Markt halten kann, wird im Übrigen dazu beitragen, die Szene zu verbreitern.
Gruß aus Hamburg,
HeinzH.

*Der Trend geht bei Einigen, auch hier im Forum, ganz klar zum multiplen Liegeradbesitz.... grins
Posted by: Käthchen

Re: Erste, etwas ernüchternde Liegerad-Eindrücke - 04/05/07 08:24 AM

Ich antworte mal dir, Martina, weil ich auch ein Aha-Erlebnis mit dem Lieger hatte.
Ich komme mit Ups nicht zurecht, anatomisch bedingt, und erst mit dem Liegerad fahre ich "richtig" Fahrrad.

Was die Vor- und Nachteile angeht:
Im Stadtverkehr fehlen die schon angesprochenen Bordsteinhupfer und das "mal-schnell-über-die-Straße-wischen". Was mich persönlich fast mehr stört, ist die Tatsache, daß man von einer Liege aus nicht über parkende Autos drübersehen kann. An Kreuzungen fahre ich also heran wie mit einem Auto: kräftig abbremsen, langsam vorrollen, bis ich die Straße einsehen kann, und dann entweder anhalten oder wieder beschleunigen.
Dafür habe ich den Eindruck, daß Lieger eher rücksichtsvoller überholt werden. Auch der Blickkontakt mit Autofahrern fällt eher leichter, da die Augenhöhen ziemlich ähnlich sind.
Wie man mit dem Lieger um enge Kurven kommen soll, hatte mich auch gewundert. Dann habe ich Sergio beim Kreisedrehen zugesehen: er kippt seine Räder sozusagen unter sich weg in die Kurve. Und voila - jetzt ist mein Wendekreis auch so klein wie auf einem Up (wo ich nie besonders geschickt war).
Und noch eine Anmerkung zum Treppentragen: mein Zox20 ist das erste Fahrrad, das ich ohne mir einen abzubrechen in den Keller tragen kann. Nicht, weil es leichter wäre als andere Räder - es hat so etwa 16 Kilo - sondern weil ich es nicht mit viel Kraft bis unter die Achsel klemmen muß und trotzdem noch mit den Rädern über die Treppe schleife. Für mich war es auch ein Aha-Erlebnis, ein Fahrrad mühelos tragen zu können.

Wie immer muß man halt die Vor- und Nachteile für einen persönlich abwägen und sehen, was einem wichtiger ist. Auf die bessere Sicht auf Kreuzungen von einem Up verzichte ich beispielsweise mit Handkuß im Gegenzug für die Möglichkeit, auch lange Strecken schmerzfrei fahren zu können.

Liebe Grüße und frohes Abwägen weiterhin,
Kati