Ein Kalibrierstab aus einem anderen Material als die üblichen Speichen ! Und dann noch ohne die bei Speichen notwendige Vorspannkraft ! Ich habe gerade in dem Cargobike-Forum gelesen und mußte meinen Kopf mit den Händen abstoppen, um das Schütteln zu beenden (Da will doch einer den Kalibrierstab noch härten. Da fehlt nur noch eine Vorschrift, wie weit durchgehärtet der Stab werden muß und beim Abkühlen darf nur ein Tauchbad in gebrauchtem Frittenfett verwendet werden (nur vom Schotten und keinesfalls von Kentucky Fried Chicken !...) ?.
Die übliche Speichenspannkraft-Messung erfolgt über die Durchbiegung eines Trägers (Speiche) zwischen 2 Meßpocken (mittig angeordnet). Dieser Träger ist an den Enden "gelenkig" gelagert und hat dort noch elastische Nachgiebigkeiten. Die sind unterschiedlich wegen der Befestigung in der Felge und im Nabenflansch (Stichworte Geometrie bzw. Elastizitäts-Modul). Die Speiche erfährt durch einen Axial-Zug eine Vorspannkraft, die die eigentliche Meßgröße darstellt. Der Axial-Zug ist darüber hinaus deshalb so wichtig, weil er verhindert , daß ein Biegeträger mit einem Widerstands-Moment einer Speiche bei einer passenden Belastung durch eine Prüffeder zu große Durchbiegungen ausführt. Die Speiche würde sich plastisch verbiegen (plastische Biegung in den Außenfasern) und eine unerwünschte Deformation (permanent) würde eine Zerstörungs-freie Prüfung nicht mehr möglich machen. Jeder Spannkraftmesser (Tensiometer) hat deshalb einen Anschlag, der eine plastische Deformation verhindert (bei geringer (keiner) Vorspannkraft). Einen weiteren Anschlag gibt es auch für zu große Vorspannkräfte, weil dabei die Genauigkeit der Messung nicht mehr gegeben ist. Natürlich überschreitet durch übergroßen Axial-Zug das Material irgendwann die Fließgrenze !
Wegen den angeführten Begrenzungen (fehlende Vorspannkraft) muß ein Kalibrierstab noch dicker (> 3.0 Durchmwesser ?) als die üblichen Speichen sein. Man gewinnt gegenüber dem Ausgangsproblem (Umwandlung von gemessener Ausbiegung in einen Kraftwert) eigentlich gar nichts und pinkelt sich weitere Probleme ans Bein.
Selbstverständlich kann man versuchen, über die Theorie der Balken-(Träger-) Biegung eine Umrechnungsformel (Ausbiegung in Kraftwert) zu generieren. Das ist theoretisch einigermaßen anspruchsvoll (Fertige Lösungen aus entsprechender Literatur sind mir dazu nicht bekannt). IMHO wäre das sogar genauer als diesen Kalibrierstab zu verwenden (Der kann eigentlich nur für einen einzigen Wert an der unteren Grenze (Vorspannkraft Null !) verwendet werden. In dem interessierenden Bereich (Vorspannkraft 700 [N] bis 1300 [N]) stehe ich genauso ahnungslos da wie zuvor ohne Kalibrierstab. Auf gut Deutsch: Zur Lösung eines Problems pinkel ich mir ein weiteres ans Bein.
Natürlich hatte ich schon erwähnt, daß der Kalibrierstab evtl. nach 5 oder 10 Jahren, die Erschlaffung der Prüffeder quantifizieren kann. Aber das wird mich nicht mehr tangieren, da ich dann seit einiger Zeit die Radieschen von unten anschaue. So long....
MfG EmilEmil