Auch wenn dünne Stahlrohre festigkeitsmäßig (statisch/dynamisch) in Ordnung wären, so darf die Elastizität (Federkonstante) trotzdem nicht zu hoch (niedrig) sein.
Das ist ein guter Punkt! Und wenn du dann mal so viel Material reingewurschtelt hast, daß die Elastizität im grünen Bereich ist, wirst du feststellen, daß unter Festigkeitsaspekten keinerlei hochwertiges Geröhr mehr notwendig ist. Das ist übrigens typisch für so ziemlich alle Stahlrohrkonstruktionen.
--> M.E. ist Gewicht am (Schwerlast-)Reiserad nirgendwo besser investiert, als am Rahmen.
subj. Tubus: Die meisten Gepäckträger von Tubus, außer den ultraleichten, haben verwindungssteife Rohrdreiecke als Ständerbein. Daraus beziehen sie ihre Stabilität - und sie sind beeindruckend verwindungssteif, schon wenn sie nur an den Ausfallenden festgeschraubt und oben noch gar nicht abgestützt sind. Es ist übrigens lehrreich, sie in diesem Zustand mal um die Hochachse zu tordieren und dabei zu beobachten, wo diese Drehachse eigentlich liegt (nämlich mittig zwischen den Winkelhalbierenden der Beindreiecke). In der Nähe dieser Torsionsachse sollte idealerweise auch der Schwerpunkt des Gepäcks liegen, damit eben im Wiegetritt, wenn die Bagage hin und her schwingt, ein möglichst geringes Torsionsmoment auf den Träger ausgeübt wird. Es ist also nicht unbedingt hilfreich, den Gepäckträger möglichst weit nach vorne zu schwenken und dann die Taschen ans äußerste Ende zu hängen, damit die Fersenfreiheit gegeben ist. Und falls das unvermeidbar ist, dann kann eine schwere Gepäckrolle oben quer und möglichst weit vorne festgeschnallt die Situation durchaus verbessern.
Wo der Tubus allerdings schwächelt, das ist an der oberen Abstützung zum Rahmen. Je nach Rahmenbauform elend lange Alustreben, vorne plattgekloppt und "monoschraubistisch" an den Rahmen getüddelt und auch am Gepäckträger nicht sonderlich steif angebunden, das ist alles andere als optimal. Im Bauwesen nennt man sowas "Pendelstütze" - und das sagt eigentlich schon alles, der Name ist Programm. Die Streben oben sind wirklich nur Stützen, um den Träger an den Rahmen anzulehnen und sie tragen nichts zur Steifigkeit bei. Eine bessere Idee, die universell paßt, müßte man allerdings erst mal haben, und der Tubus kann sich das durchaus leisten, da er seine Stabilität ja aus den Trägerbeinen bezieht, die ihrerseits die Hinterbausteifigkeit nutzen. Sobald man jedoch zwischen Ausfallende und Trägerbein eine Verlängerung als weiches Glied einfügt, ganz gleich ob da Tubus oder Juchem oder Wrigley's Spearmint draufsteht, geht das Konzept nicht mehr auf und das Ganze beginnt ein Eigenleben. Deshalb sehen bei den "Evo"-Modellen die abgekröpften "3D-Füße" so aus, wie sie aussehen: räumlich stabile Blechpreßteile, steif an die Trägerrohre angebunden.
Wenn man unten um eine Verlängerung nicht herumkommt, muß man jedoch anderweitig aktiv werden, um die Hinterbausteifigkeit "anzuzapfen". Man könnt z.B. eine Blechplatte zwischen die oberen Stützstreben einfügen, damit diese sich nicht mehr parallelogrammförmig bewegen können. Alternativ überkreuzte Zusatzstreben einfügen, die von der linken Rahmenöse zum rechten Befestigungspunkt am Träger führen und umgekehrt. Man könnte auch auf die evtl. vorhandenen Canti-Sockel gehen und von dort aus sinnvoll geführte Streben zum Gepäckträger führen oder sonst irgendwelche Ideen entwickeln. Auf jeden Fall muß irgend ein Ersatz her, wenn die steife Anbindung unten nicht mehr gegeben ist.