Du beschreibst ein paar interessante Aspekte. Leider muss ich zugeben, die Fahrradbranche nur unzureichend zu kennen. Ich beobachte aber die Leute und höre Ihnen auch mal zu. Dabei kristallisiert sich eindeutig ein Hang zu immer mehr Konsum heraus für den man möglichst wenig bezahlen will. Du beschreibst es selbst. Die Nutzungsdauer der "teuer" angeschafften Konsumgüter wird immer kürzer. An Service (Beim Rad eben Reparatur) denkt doch kein Schwein mehr. Dauerhaftigkeit - hohe Laufleistung am Rad- Hää? Hau wech - und kauf neu.

Auch sollte man nicht den Fehler machen, die 5.000,- DM von 2002 mit 2.500,- € von heute gleichzusetzen. Der Unterschied erklärt sich schon nach kurzem Nachdenken. Zweifellos wird jede Menge Geld und mehr als je zuvor für Hobbies ausgegeben. Darauf bin ich auch schon eingegangen indem ich der "Verarmung" der deutschen Bevölkerung widersprach. Die Frage ist doch, wo wird das schöne Geld ausgegeben? Beim Fahrradhändler? Doch eher bei Internetversendern oder eben im Baumarkt, vielleicht noch in Kaufhäusern, oder für andere - interessantere Konsumgüter. Nun ist die Nutzung eines Rades ja unterschiedlich. Mancher ist auch mit seinem Aldi Rad zufrieden. Auch ist die Preis/Leistung beim Internetversender interessant. Sie ist aber zumindest nach meinem Standpunkt sehr kurzsichtig, wenn ich das Konsumgut Rad ein paar Jahre haben will und auf den Service angewiesen bin. In meine Räder ist viel eigene Erfahrung eingeflossen und es hängen auch Erinnerungen dran. Man schmeißt das nicht weg und kauft neu. Oder sagen wir: ich mache es nicht. Also brauch ich einen zuverlässigen Schrauber, sofern ich es nicht selber kann. Im Normalfall hab ich das Rad auch dort gekauft. Das verbessert nach meiner Erfahrung das gegenseitige Verhältnis.

Als Händler bleibt Dir ja weiter nix übrig, als den Kunden zu nehmen, wie er ist. Oder eben was anderes zu machen. Ich sehe im vorliegenden Fall eigentlich eine normale Geschäftsauflösung und keinen Konkurs. Bei einem Laden, der sich 25 Jahre behauptet hat, unterstelle ich keine unternehmerischen Fehler. Der Auftritt im Internet wirkt auf mich solide.

Im flexiblen Rahmenbauer mit dem entsprechenden Fachwissen zur Ergonomie sehe auch ich etwas sehr interessantes. Nur sind solche Läden sehr dünn gesäht und sie werden sicher auch nicht reich. In Leipzig weiß ich gar keinen. Da wäre ich dann wieder beim Internet oder müsste auf die Reise gehen. Wer macht mir dann den Service an der Mühle? Bei dem Preis will ich die Vertrauensbasis vor Ort und nicht auf einer Internetseite oder gar 300 km entfernt. Ich denke mein Kundenwunsch ist absolut schlüssig.

Dass man Ware vorhält, um Anschauungsmaterial zu haben bzw. sie zu verkaufen, erscheint mir logisch. Die Zeitintervalle in denen technische Neuerungen auf dem Markt platzen, scheinen mir einen großen Lagerbestand aber riskant zu machen. Auch halte ich es für ausgeschlossen, den Kundenwunsch in allen Facetten auf Halde zu haben. Ein großes Lager bedeutet auch nach meiner Lesart Ärger. Man wird sich auf wenige Modelle und bunte Bilder beschränken müssen. Darin sehe ich aber kein Problem, eine gute Beratung kann das wettmachen. Und da sind wir wieder beim Ausgangspunkt. Wenn man nur die Beratung mitnimmt und dann im Netz kauft, hats der Gegenüber eben satt. Auch glaube ich, dass man nach 25 Jahren sein Geschäft nur sehr widerwillig aufgibt. Der Typ wirkt so, als hätte er es gerne gemacht. Aber das kann auch täuschen.

Gute Nacht der Peter