Ich hab für mich momentan ein etwas diffiziles Problemchen zu knacken, bei dem Ihr mich mit dem einen oder anderen Rat in Sachen Diplomatie (dass ich da nicht so ganz vorne bei bin, weiß ich ja) vielleicht unterstützen könntet.
Ich möchte im Sommer eine kurze Radreise an die niederländische Nordseeküste unternehmen. Diese Reise wollte ich ursprünglich mit meinem lieben Freund B. unternehmen.
In den letzten Monaten habe ich mit ihm einige kleinere "Trainingstouren" unternommen, damit wir uns auf Tagesetappen von 100 km vorbereiten. Meine eigenen Tagestouren belaufen sich auf Distanzen von 80 bis 100 km und stellen für mich kein wirkliches Problem dar (wenn man von der Dummheit absieht, zu schnell zu fahren und dabei zu wenig zu trinken...).
Leider sieht das bei meinem lieben Freund ganz anders aus, der nach unserer gestrigen 80 km - Runde auf Deutsch gesagt vollkommen am Ende war. Bei km 55 merkte ich bereits, dass er dicht am roten Bereich fuhr, ab km 70 wurde es leider echt kritisch, er klagte über schmerzende Muskel, geriet immer öfter außer Puste, kam keine Steigung mehr hoch und schleppte einen ziemlich roten Kopf mit sich herum - er war schlicht überlastet und überanstrengt.
Ich war davon ausgegangen, dass er als Mittdreißiger seine eigene Leistungsfähigkeit so weit einschätzen kann, dass er für sich selbst klarmachen kann, was geht, und was nicht - aber tatsächlich lehnte er jedes Angebot nach Ruhepause, Streckenverkürzung oder Tourabbruch vehement ab: "Ich muss nur ab und zu mal die Zähne zusammenbeißen, dann geht das schon!" - für mich ein Zeichen dafür, dass er sich gnadenlos übernahm. Ich habe B. mehrfach gesagt, dass er mir nicht beweisen müsse, was er für ein harter Knochen sei, worauf er nur meinte, das wisse er schon. Er wollte es sich wohl selbst beweisen.
Bei den 27°C die gestern herrschten, kamen wir nach ca. 8 Stunden Fahrt zuhause an - und er sah aus, als würde er gleich mit Hitzschlag kollabieren.
Mein Problem ist nun: Ich sehe ihn offengestanden nicht wirklich die Nordeeküste erreichen - nicht, nachdem er gestern versuchte, die Länge der geplanten Tagesetappen von 100 auf 50 km herunterzufeilschen - mehr, meinte er, würde er mit Gepäck keinesfalls schaffen. Ich sehe auch nicht, dass er bis dahin so oft trainiert, dass er eine solche Tour (und 300 km Flachland sind m.E. keine wirkliche Herausforderung) ohne gesundheitliche Probleme übersteht. Und egoistisch wie ich bin, bin ich mit einer Etappenlänge von 50 km wirklich nicht glücklich, mir ist das tatsächlich erheblich zu wenig, zumal sich die Tour auf diese Weise zeitlich verdoppeln würde - eine Zeit, ich ich urlaubstechnisch in diesem Jahr wohl nicht aufbringen kann. (Tendenziell sehe ich mich also schon eher alleine in Richtung Badestrand zappeln...)
Wie sag ich nun meinem lieben Freund, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen, dass ich unter den gegebenen Voraussetzungen lieber alleine fahren würde? Wie drücke ich das diplomatisch aus, ohne, dass er sich ausgebootet fühlt? Ehrlichkeit muss schon sein, aber ich habe Sorge, ihn damit zu verletzen. Wer sich selbst so quält, um eine Tagestour an den Rhein mitzumachen, wer sein mangelndes Training so vehement leugnet und glaubt, allein mit Zähnezusammenbeißen alles meistern zu können, will meines Erachtens keine Schwäche eingestehen - und das ist mir persönlich zu riskant. Aber wenn ich ihm das so sage, befürchte ich, dass er es mir zu übel nimmt...
Was würdet Ihr mir hier raten?