Nach zehn Jahren lies der Biria-Rahmen meines bisherigen Reisetreckers immer mehr nach. Das Rahmengelenk bekam immer mehr Luft, die Laufräder laufen nicht in einer Spur (gut, das ist bei diesen Rahmen eher der Normalfall) und wie lange die Verstärkungen am Steuerrohr, die nach einem Kopfstand in Andalusien eingeschweißt werden mussten, noch halten, kann auch niemand sagen. Das ende kam dann ünverhofft im Januar 2009 im Urlaub auf Gran Canaria. Offenbar hat man in Gando die Entladeweise »aus der Luke rauswerfen« bevorzugt. Die Folgen sahen so aus (draufklicken maximiert, wie schon gewohnt):

Die Gewindebohrung links neben der unteren Bremszangenschraube ist weggebrochen, eine Reparatur ist kaum möglich. Dass die oberen aufnahmen aus den Schellen rausgerissen wurden, ist dagegen nur eine Lappalie. Gegen Kratzer bin ich ziemlich unempfindlich. Auf der rechten Seite hat es nur die Schelle erwischt.

Als erstes habe ich den Bugträger ausgebaut, bei Tagesfahrten von einem Standquartier aus ist der verzichtbar. Für eine kurzfristig im Mai eingelegte Fahrt an die kroatische Adriaküste konnte ich die Reserveeinheit nutzen, beim großen Urlaub, in dem es mit einem guten Freund nach Bosnien gehen sollte, musste ein Neubau her. Die Voraussetzungen sind klar, ein Rahmengelenk muss für die uneingeschränkte Fernbahntransportfähigkeit auf jeden Fall sein, eine Federgabel wegen der Kamera in der Lenkertasche auch, außerdem sollten möglichst viele Teile übernommen werden. Beim Rahmengelenk wird die Auswahl schon sehr klein, der einzige Serienanbieter scheint Dahon zu sein. Teilbare Rahmen sind keine Alternative, es dauert zu lange und die Stelleitungen für Bremsen und Stufenschaltung bleiben ein Problem. Der einzige Dahon-Händler in meiner ecke ist Stadler im »Saale-Park«, neuerdings »Nova eventis«, gelegen an der Autobahn A9 und also am Arsch der Welt. Der nächste Bahnhof ist Schkeuditz, mit dem Fahrrad durchfahren ist entweder nervig (über die Merseburger Landstraße) oder, zumindest im Frühjahr schlammig (am Kanal entlang). Natürlich musste man den gewünschten Hobel, Dahon Matrix in der größten erhältlichen Rahmenhöhe, erst bestellen. Die 150€ Anzahlung, die man für ein reines Serienprodukt wollte, sprechen nicht unbedingt für diesen Laden. Man spürt die Monopolstellung. Rahmen gibt es selbstverständlich nicht einzeln, das wäre auch zu simpel.
Nach einem Vierteljahr hatten sie es endlich geschafft, ich konnte die Karre abholen. Nach der Überführungsfahrt vor meiner Haustür:

Etwas lang ist das Fuhrwerk, mit unbequemem Lenker und mäßige Ausstattung, aber Potential:



Mit der Kettenschaltung kann ich weniger anfangen (braucht jemand ein Sram-Schaltwerk mit Achtfach-Schnellfeuerhebel, nur 15 regenfreie Kilometer gelaufen?), der Rahmen hat aber Aufnahmen für Träger und Schutzbleche mit sauber geschnittenen M5-Gewinden. Zu klein ist er nicht, der Achsstand ist größer als bei seinem Vorgänger. Natürlich waren die Bremszangenaufnahmen nicht bearbeitet, genauso natürlich kam die inkompetente Antwort »Das ist nicht mehr notwendig, die Postmountadapter gewährleisten trotzdem eine saubere Einstellung«. Tun sie natürlich nicht.
Das Aufrüsten hat letztlich doch ein paar Tage gedauert, unterbrochen durch meine Arbeit fern der Heimat, und durch Warten auf Material.

Das letzte Bild des Vorgängerfahrzeuges vor dem Ausschlachten


Problematisch war die gestreckte Haltung. Der Höhenverstellbare Vorbau sollte erhalten bleiben, nichts ist blöder, als wenn jedesmal beim Zusammenpacken die Gabel rausfällt und hinterher das Lagerspiel wieder einzustellen ist. Ich habe den Originallenker ausgebaut und die beiden übrigen quergetauscht. Die stärkere Pfeilung des beim Reservehobel ausgebauten kompensiert die Vorbaulange weitgehend, die Haltung beim Fahren ist auf beiden Böcken sehr ähnlich. Nichts für Helden, aber sehrwohl etwas für stunden- und tagelange Fahrten mit ordentlicher Ladung. Die Zangenaufnahmen wurden beim Stammfahrradfritzen plangefräst, die hydraulisch gestellten Bremsen, die Laufräder und die Schutzbleche habe ich umgesetzt.
Ergebnis:

Beide Bilder sind im Juni an der Zeche Holland in Wattenscheid entstanden. Kein Dienst-Kfz zu haben, war ein großer Vorteil. Ich konnte den Neubau zwischen Do-Wischlingen und Gelsenkirchen gründlich einfahren.
Viele werden die Zähne heben, aber letztlich ist der Bock wunschgemäß ausgefallen. SMR wie beim Vorgänger, auch beladen steif, im Faltmaß etwas kleiner als sein Vorgänger. Der Bugträger ist ebenfalls neu, er behindert das Zusammenlegen nicht, das Faltmaß wird auch nicht nennenswert vergrößert. Ein Problem könnten die Rahmenverriegelungen werden, die hätte ich lieber werkzeuglos bedienbar. Ein paar Detailfotos (danke an ThomasB für die Pixelkamera)

Der weit oben stehende Träger mög Ästheten nicht passen, er hat aber seine Vorteile. An den unteren Aufnahmen hängen die Taschen in durchaus üblicher Höhe, Zeltpacksack und Fahrradtransporthülle liegen auf dem Träger und nicht auf den Taschen auf. Gleichzeitig sind die Verhältnisse gerade auf der linken Seite nicht allzu verbaut.

Die Drehmomentabstützung mit dem Geschwindigkeitsknochen bedeutete zwar wieder Zusatzmaterial, ist aber eine saubere Lösung. Die lange Drehmomentstütze mit dem Verschluss, der mit Spannbändern um die Sattel- oder Kettenstrebe befestigt werden soll, wollte ich gerade wegen dem Aluminiumrahmen vermeiden. Nicht ganz einfach war das zweimalige Kröpfen der linken Schutzblechstreben mit unserem etwas altersschwachen Schraubstock auf der Kellerwerkbank. Die Leitungsführung für das Getriebe ist so freischwebend vielleicht nicht schön, aber krümmungsarm, leichtgängig und beim Zusammenlegen problemlos.


Die Vorderradbremse ist noch immer eine Magura-Shimano-Mischkonstruktion. Was seinerzeit nur eine Verlegenheitslösung war, hat sich dauerhaft bewährt. Nur den Vertretern beider Hersteller wird es wohl nicht so gefallen.


Zusammengelegt, aber mit dem Lenker in Betriebslage. Man könnte »Straßenbahnstellung« dazu sagen. Zum Lenker abnehmen hatte ich ohne echte Not keine Lust mehr...

Falk, SchwLAbt