Ich möchte euch meinen alten Stahlrenner vom Berliner Rahmenbauer Leto aus dem Jahr 1985 vorzustellen.

In meiner Studentenzeit fuhr ich einige Halbrenner von Peugeot und Motobecane, mal ein Opfer der wilden Jahre, mal einfach geklaut. Ein historisches Bild vom letzten Peugeot:


Meine abendlichen Touren führten mich immer öfter an den Schaufenstern des damaligen Berliner Rahmenbauers Leto vorbei. Als dann endlich das erste Gehalt floss, wurde gleich der Auftrag für ein Rennrad mit der Möglichkeit zur Ausstattung mit Schutzblechen, Gepäckträger und Beleuchtung erteilt. Das Rad gibt es noch, den Rahmenbauer dagegen schon lange nicht mehr.



Mit der Öffnung der Mauer und den Erfahrungen mit den Wegen im neuen Umland wurden die Grenzen der 23er Bereifung allzu deutlich. Der bevorstehende Umzug in Berlins Speckgürtel führte dann 1995 zum Kauf eines Breezer Storm (dazu eventuell später mehr) und das Leto schlummerte erstmal fast 12 Jahre auf dem Dachboden. Mit den sich verbessernden Straßenverhältnissen kam der Gedanke auf, mal zu testen, wie sich der Renner so fährt und ob der Körper noch mitspielt. Sofort war die Begeisterung wieder da und die Rückenschmerzen waren auch nicht von Dauer.
Somit war klar, dass es sich lohnt, erstmal neue Reifen aufzuziehen und die Bremsbeläge zu ersetzen. Im Winter wurden dann weiterhin die Bremsgriffe ausgetauscht, Lager gepflegt, Antrieb überholt. Geflucht habe ich bei der Erneuerung der innenliegenden Schaltzüge, aber mit den Inlinern von Nokon konnte auch dieses Problem zufrieden stellend gelöst werden.



Erst seit diesem Jahr wird die Klarheit des Cockpits durch Tacho und Klingel gestört. Habe aber beides zu schätzen gelernt. Dafür sind die Bremszüge jetzt nach dem Tausch der Bremshebel versteckt.


Die Position der Bremsbeläge an den Rennradbremsen macht deutlich, wie eng es bei 23er Reifen und Schutzblechen zugeht. Die für das Lichtkabel durchbohrte Muffe hat bisher keinen Ärger gemacht. Die innenverlegten Schaltzüge sehen zusammen mit den Modolo-Schalthebeln zwar elegant aus, Alternativen zu den Rahmenschalthebeln würden aber einiges an Bastelei erfordern.

Hinten geht es etwas eng zu für den Blackburn Gepäckträger. Obwohl die Streben schon weit nach oben gebogen wurden, konnte der Gepäckträger nicht ganz in die Horizontale gebracht werden, weil das Bremskabel im Weg ist. Die Fußfreiheit ist knapp, aber gegeben.
Dem Brooks Team Professional sieht man sein Alter deutlich an, ist aber immer noch bequem.



Die Platte mit Loch hinter dem Tretlager ist nicht etwa für einen Seitenständer, sondern für den Soubitez-Rollendynamo gedacht gewesen. Dieser hat mttlerweile seinen Geist aufgegeben. Der Sensor für den Funktacho befindet sich am Hinterrad, weil der Magnet mir das Vorderrad beim freihändigen Fahren immer ins Schwingen gebracht hatte. Es gibt auch Funktachos, die funktionieren; in diesem Fall ein Ciclosport CM 8.2.

Zum Schluss ein Bild von der Verwendung der Ortlieb Backroller als Schlosshalter

Noch ein paar Maße und Anmerkungen:
Rahmenhöhe ist 60 cm, Oberrohrlänge 57,5 cm, Kettenstrebenlänge 41 cm, Radstand 101 cm, Vorbaulänge 13 cm, Sattelüberhöhung ca. 7 cm. Bei einer Schrittlänge von 85 cm passt das für mich Sitzriesen erstaunlich gut, damals trug man die Rahmen noch etwas größer.

Ich bin kein Retro-Fan, historische Korrektheit ist mir also ziemlich gleichgültig. Aber ich mag Stahlrahmen und aus persönlichen Gründen hänge ich an diesem ganz besonders.
Zum Herbst wird es voraussichtlich auch wieder beleuchtet werden und dann auch im Dunkeln dem Breezer Konkurrenz machen.

Ich hoffe, dass sich Mario nicht übergangen fühlt, weil ich ihn nicht mit dem alten Rad belästigen wollte. Die Bildqualität ist leider nicht ganz so, wie sie haben wollte, meine alte G2 hatte bei der Fokussierung teilweise andere Vorstellungen als ich.

Frank