Guten Abend,
da wir hier in einem Reise- und Fernradlerforum sind, rate auch ich von verchromten Radteilen ab. Für Poserbikes, Eisdielenfahrer ;)oder historische Sammlerstücke gelten andere Kriterien. Pauschalurteile, wie Chrom sei härter als Pulverbeschichtung, verführen zu einseitiger Betrachtung.
Verchromungen unterscheidet man grob in dekorative Glanz- oder Mattverchromung und in (nicht dekorative) Hartverchromung. Erstere wurde an Fahrrädern früher - mangels Alternativen - häufig verwendet. In den zwanziger Jahren wurde meist nur vernickelt, Verchromen war zu teuer. Einige Rahmenbauer bieten Verchromungen auch heute noch an. Früher der bekannteste:
Mittendorf Um elektrochemische Zersetzung zwischen den Metallschichten zu vermeiden, darf Chrom nicht direkt auf Stahl galvanisiert werden. Klassische Reihenfolge auf Stahl: 1. Kupfer, 2. Nickel (zwischendurch aufwendig polieren), 3. Chrom. Hochwertige und mechanisch belastete Teile werden doppelt oder dreifach verchromt. (Alte Regel: 3 dünne Schichten halten besser als eine dreifachdicke Schicht - weil elastischer). Das Rohmaterial muss absolut sauber entfettet und glatt sein. Die Kupferschicht gern etwas dicker (teuer!).
Warum wird Verchromen heute selten angewandt? Mehrere gute Gründe gibts:
Am Fahrrad wird durch das Verchromen die Festigkeit des Stahls beeinträchtigt, wie der bekannte Radexperte Smolik meint. Stichwort Wasserstoffversprödung. (Links und Details bitte selbst suchen). An einer Leichtbau-Rennradgabel sicher ein Problem.
Galvanik arbeitet mit umweltschädlichen Bädern, schwer zu entsorgende Reststoffe bleiben übrig. In Deutschland gibt es nur noch sehr wenige Galvanikbetriebe, die diese teuren Umweltauflagen erfüllen können. Die meisten Kleinbetriebe haben bereits geschlossen.
Der Rest hat gut zu tun. Lieferanten, die klassisch verchromen und makellosen Spiegelglanz (bzw. makellosen Mattchrom) fertigen können, sind selten und sehr teuer.
Im Zuge der Globalisierung wurden die Umweltbelastungen aus Deutschland nach Asien abgeschoben. Von dort kommt fast alles, was hierzulande als verchromte Ware verkauft wird.
Meistens nur Chrom auf Stahl, ohne Kupfer und Nickel. Das hält nicht lange und soll auch nicht lange halten.
Wegen der gestiegenen Umweltbelastungen überleben Verchromungen im Aussenbereich nicht mehr solange, wie noch vor 80 Jahren. Besonders schädlich wirken die Sprühsalze im Winter. Schutzwachs hilft wenig. Verchromte Teile gehören an ein Sommer-Schönwetter-Rad.
Darum haben sich die Autoindustrie und die Oldtimerfreunde nach Alternativen umgesehen:
verspiegelte Klebefolien, chromglänzende Pulverbeschichtung. Suchmaschine bitte anwerfen: Stichworte: Chrom Pulverbeschichtung Oldtimer.