Servus Ludwig,
früher hat mein Onkel seine Motorradketten auf dem Küchenherd in Fett gekocht.
Na so ewig lange ist das auch noch nicht her.

Das war halt zu Zeiten bevor man fürs Motorrad nur noch O-Ring-Ketten bekommen hat.
Vorgereinigt habe ich die Ketten damals immer mit Bremsenreiniger, dann ab ins Ultraschallbad mit einem (heutzutage wahrscheinlich verboten aggressiven) Teilereiniger, danach aufhängen, nach dem oberflächlichen Ablüften kurz einem öligen Lappen darüber gewischt, damit es über Nacht nicht rostet, über Nacht in den Heizungskeller gehängt zum "durchtrocknen". Zum Abschluss zwei Stunden auf kleiner Flamme in Castrol Kettenfett gekocht. Aufhängen, abtropfen lassen, nochmal abwischen fertig.
Die Ketten waren nach de Prozedur wieder topfit, ich konnte niemals einen Unterschied in der Haltbarkeit im Vergleich zu O-Ring-Ketten feststellen. Wenn überhaupt, haben meine Ketten länger gehalten als das (damals) neue Zeug. Und das, trotz Einsatz auf MotoCross & Geländesport Motorrädern unter mehr oder weniger unfreundlichen Bedingungen.
Ob ich mir das für eine Fahrradkette allerdings auch antun würde? Man ist schon relativ lange beschäftigt und hat einen ziemlich hohen Materialeinsatz, da halte ich es für sinnvoller mit normalen Mitteln zu arbeiten und die Kette dafür früher zu tauschen.
Im Moment wische ich die Kette wenn ich nach Hause komme kurz mit einem leicht öligen Lappen ab, wenn mir auffällt, dass sich eine Schmuddelschicht auf der Kette bildet. Alle paar Wochen (vielleicht nach 500km, ich achte mehr aufs Laufgeräusch als auf die Strecke), wische ich die Kette ab, nimm das Ritzelpaket ab, mache es mit Waschbenzin sauber, genauso wie die Kettenblätter. Die Schaltungsröllen reinige ich mit einem Kriechöl (reines Öl, kein WD40 oder ähnliches).
Danach wird das Ritzelpaket auch mit ein bisschen Kriechöl eingesprüht, der Überschuss abgewischt, die Kette an den Rollen gründlich mit warmem Rohloff geschmiert, der Überschuss abgewischt.
Bis jetzt sind meine Erfahrungen mit dem System recht gut. Trotz hoher Belastung (160kg Komplettgewicht, hauptsächlich staubige Waldwege in hügliger Gegend) ist die Kette (HG73) nach 3000km noch gut. Leider habe ich im Neuzustand nie gemessen, so kann ich keine Aussage zum Verschleißverhalten machen.
Für die 15 Minuten Arbeit, die das Verfahren macht bin ich bis jetzt zufrieden mit dem Ergebnis.
Ciao,
Stefan