Moin Marcin,

vieles ist schon gesagt, drum will ich nicht viel wiederholen. Deine Route (Atlantikkueste entlang) fuhr ich im Herbst, daher gebe ich Dir einiges zu Bedenken:

* Du faehrst mit Kocher, dazu einem Liter Brennstoff. In vielen Gegenden von F, ES und P ist offenes Feuer zumindest nicht gern gesehen, da oft akute Waldbrandgefahr besteht. Du musst Futter kaufen, dies ist nicht immer billig, doch kannst Du haeufig fuer ca. 8 euro (in F) bzw. ca. 5 euro (in ES/P) ein komplettes Mittagsmenue bekommen. Kochen lohnt sich da kaum. Bin selbst stolzer Besitzer eines Benzinkochers, und die Startflamme ist schon beachtlich, vor allem fuer zuguckende Leute, die Angst vorm Waldbrand haben. Ich wuerd mir zweimal ueberlegen, ob ich solch ein Geraet auf diese Tour mitnehme oder nicht. Und falls ja, wieso einen ganzen Liter mitfuehren? Es gibt Flaschen, die 2/3 Liter fassen, die sind wesentlich handlicher. Und nachkaufen musst Du sowieso unterwegs. Ohne Kocher sparst natuerlich auch das Gewicht und Volumen fuer Bratpfanne/Kochtopf. Besteck wuerd ich hingegen unbedingt mitnehmen. Eine (Stirn-)Lampe halte ich fuer ueberfluessig, zumal Du regelmaessig die Akkus aufladen musst. Abends haust Dir 'nen Happen oder zweie rein, danach verkruemelst Dich und wachst zum Sonnenaufgang wieder auf. Wenn Du laengere Strecken faehrst, bist doch nachts so muede, dass schoengeistige Lektuere eher selten verlangt wird?

* Du wirst in Gegenden mit vielen Dornen und Stacheln unterwegs sein. Falls Du wirklich mit Aufblasematte losradeln willst, nehm anstaendig Flickzeug mit. Oder gleich eine aus geschlossenzelligem Schaum, wie zuletzt mehrfach empfohlen. Wenn Du abends Dein Lager errichtest, willst moeglicherweise nicht erst gucken, wo nun grade wieder ein neues Loch drin ist.

* Du erwaehntest, dass Du vielleicht einen Ersatzschlauch mitnehmen willst. Dies ist fuer mich voellig unverstaendlich. Auf eine Tour mit locker viertausend Kilometer willst ohne eines der wichtigsten Ersatzteile aufbrechen. Ist Dir noch nie ein Ventil am Schlauch hinueber gegangen? Ich flicke auch, solange es geht, doch bei Ventilproblemen bist weitgehend machtlos. Und falls Du die ruhigen Strecken fahren willst, bist grade in Frankreich (wenigstens kenne ich die dort teilweise recht gut) oefters mal einen oder zwei Tagesmaersche von der naechsten groesseren Stadt weg. Also nix mit rasch nachkaufen.

* Dein Zelt muss nicht nur Dir, sondern Dir UND dem Schlafsack ausreichend (!) Platz bieten, dies ist keine Frage des Komforts, sondern des Ueberlebens. Wenn der Schlafsack staendig an der Zeltwand ansteht, kriegt der 'ne Menge vom naechtlichen Kondenswasser ab. Dazu wird er sowieso feucht, dank der naechtlichen Ausduenstungen, die halt nun mal jede(r) hat. Dank der Feuchtigkeit reduziert sich seine Waermeleistung teilweise erheblich. Wichtig fuer Dein Zelt kann noch sein, dass es die ganzen Stechviecher zuverlaessig draussen haelt, also evtl. ein Teil des Innenzelts aus Moskitonetz gefertigt ist, damit Du es auch schliessen kannst, trotz Hitze, ohne gleich im eigenen Saft zu schmoren. Kauf zum Zelt auch auf alle Faelle eine passende Unterlage dazu, damit es ein bisschen vor spitzen Steinen und groben Aesten und was da sonst noch liegen kann geschuetzt ist.

* Du bevorzugst Daune als Isoliermaterial. Diese ist sehr stark komprimierbar, dazu leicht und isoliert hervorragend - solange sie trocken bleibt. Ich habe reichlich Erfahrung mit verschiedenen Schlafsaecken, stets der Mittel- bis Oberklasse. Doch nach drei Tagen Regenwetter, so wie es hier auftreten kann, so wie es auch in Galizien erwartet werden muss, ist keiner von denen mehr trocken. Eine Nacht im feuchten Sack geht schon, solange Du noch warm hast. Warm haelt noch feuchte Kunstfaser, nicht jedoch nasse Daune. Zudem trocknet Kunstfaser rascher, zumindest ist dies meine Erfahrung. Bei Waerme kannst noch immer den Waermekragen auflassen, doch wenns mal richtig kalt regnet und stuermt, bist froh, wenn Du nachts wenigstens noch halbwegs vernuenftig schlafen kannst. Deshalb kalkuliere noch einige Grad Reserve mit ein, also nehm lieber einen Schlafsack mit hundert Gramm mehr Fuellung als einen mit weniger. Einige gute Hersteller sind schon genannt worden, erwaehnt werden duerfen noch ajungilak und Carinthia.

Und bevor Du auf ganz grosse Reise gehst, teste Deine Ausruestung, lerne ihre Schwaechen und Staerken kennen. Dass der Boden fuer Haeringe zu hart ist, kommt durchaus vor. Ich habe jedoch oefters erlebt, dass er viel zu weich ist, um eine sichere Abspannung zu ermoeglichen. Allerdings hast manchmal die Moeglichkeit, an Baeumen oder Bueschen abzuspannen, also einiges an Schnueren mitnehmen.

Das sind meine Gedanken hierzu, vielleicht helfen sie Dir beim Entscheidungsfindungsprozess. Ich war grade drei Tage unterwegs, hab die erste Nacht - trotz gutem Schlafsack - erbaermlich gefroren. Und in der zweiten, verregneten Nacht leckte meine Bedachung, da geriet manches feucht, doch immerhin nicht kalt. Drum ist es mir ein Anliegen, dass Du passende Ausruestung findest, an der Du jahrelang Freude haben wirst. Ach ja, hast Du Dir Gedanken gemacht, was sein wird, wenn Du mal keinen Platz zum Zeltaufbau finden wirst? Falls Du solches in Kauf nimmst, waehl den Schlafsack noch eine halbe Nummer waermer; wenn Du jedoch stets rechtzeitig Dein Lager einrichtest, sind solche Gedanken hinfaellig.

Viele Gruesse,
roland.