Ein wirklich interessantes Thema...!
Heute kann ich mir ein Leben ohne Rad gar nicht mehr vorstellen und wenn ich mal für ein paar Tage wegfahre und kein Rad dabei habe, fühle ich mich wie amputiert.
Dabei war das früher ganz anders... Auf dem Land groß geworden, lernt man zwar früh, sich mit dem Rad zu bewegen, hab so mit ca. 12 meine erste 60 km Tour gemacht, und mit 14 meine erste Mehrtagestour mit Zelt und Kocher (ohne Wissen meiner Eltern...

- was mir heut noch leid tut für sie...) Aber mit 16, 17 ging's dann rapide bergab. Ich bin jeden Meter getrampt - das war so die Zeit damals. Lieber zwei Stunden gestanden, als fünf Kilometer marschiert. Mein Rad stand mal für ein halbes Jahr im Fahrradständer der Schule! Ich hab mal nachgerechnet, dass ich in der Zeit etwa einmal um die Welt getrampt bin.
Dann kam ein Jahr, wo ich in eine Fahrradwerkstatt reingerutscht bin. Die ganzen Rennfahrer unter der Kundschaft gingen mir ziemlich auf die Nerven... Aber ich hatte wieder ein bisschen Umgang mit dem Rad, das war schon mal was. Führerschein hatte ich bis 21 keinen, so blieb nicht aus, dass ich, wenn auch selten und eher widerwillig, geradelt bin. Immerhin: trotz Auto bin ich in den folgenden Jahren im Alltag das meiste mit dem Rad gefahren – das schien mir einfach ein Gebot der Vernunft zu sein.
Tja, und vor ca. 10 Jahren hat's mich erwischt. Unser Auto hatten wir einem Schrotthändler vermacht, kurz darauf gab's für meine Frau und mich 2 MTBs, dann Rennräder, etc. Die Jahreskilometer gingen zunehmend nach oben und bewegen sich bei mir die letzten Jahre so bei 15000. Dem Auto hab ich seither keine Träne nachgeweint.
Heute brauche ich den Fahrtwind fast so diringend wie das tägliche Brot. Urlaub ohne Rad ist für mich nicht mehr vorstellbar. Schlimm, schlimm...
Vermutlich lässt das Ganze ja mal nach, aber ich denke, für andere Urlaubsformen und Formen der Freizeitgestaltung ist noch genug Zeit, wenn ich mal alt und tatterig bin. Bis dahin möchte ich die Zeit auf meinen Rädern genießen.
Rückblickend kann ich sagen, dass es einfach Glück war, wieder aufs Radfahren gestoßen zu sein. Manchmal lasse ich meinen Blick über die Blechlawinen streifen und denke, dass es schade ist, dass nicht mehr Menschen dieses Glück widerfährt. Geht’s euch genauso?
Grüße
walthari