Da muss ich dir definitiv und hart widersprechen.
Die Kette längt sich am Lagerkragen und am Bolzen bei Drehung der Gelenke unter Last und zwar asymmetrisch, da die Kette nicht von einem unendlich großen Ritel abläuft bzw. auf ein unendlich großes Blatt aufläuft. Je kleiner die häufig verwendeten Ritzel/Kettenblätter, je größer der Effekt. D.h. im gestreckten Zustand herrscht eigentlich nicht der max. Teilungsfehler sondern in einer leicht abwinkelten Lage (ca. 10°...15°) abhängig von der Größe der verwendeten Ritzel/Kettenblätter.
Die Kette längt sich zwar auch elastisch über die Innen- und Außenlaschen aber nie plastisch! Sonst würde es ständig zu Kettenrissen kommen. Diese treten in der Praxis aber hauptsächlich durch Montagefehler bzw. gelegentilch durch Wärmebehandlungfehler (Versprödung) auf.
Mit der Beschreibung des Verschleißortes gehe ich mit. Das meinte ich, als ich von Verschleiß zwischen (Innenl-)Laschen (die den Lagerkragen bilden) und Bolzen schrieb. Wie asymmetrisch die Verschleißfläche wirklich verteilt ist, werde ich bei Gelegenheit mal messen. Die von dir angegebenen 10-15° scheinen mir aber deutlich zu viel. Während des Abrollens über das Ritzel drehen sich zwei aneinandergrenzende Kettenglieder von der Horizontalen in die maximale Auslenkung. Bei einem 11er-Ritzel sind das in der Tat beachtliche 360°/11=33°, im Mittel also 16°-17°. Bei einem 22er-Ritzel (etwa kleinste mögliche Kettenblattgröße) sprechen wir noch von einem mittleren Winkel von 8°, beim 44er-Kettenblatt von 4°. Die Auswirkungen sind also deutlich kleiner als von dir angegeben. Außerdem - und da holt uns der Kollege Newton wieder ein, stehen nicht nur die abgewinkelten Glieder unter Zugspannung, sondern eben auch alle oberen Kettenglieder zwischen Ritzel und Kettenblatt. Auch da ist minimale (Schlacker-)Bewegung drin, die zu Verschleiß führt.
Wegen des asymmetrischer Verschleisses
Wenn ich mal Muße hab, dann she ich mal nach, wie groß diese Asymmetrie wirklich ist. Ich weiß nur noch nicht so recht, wie ich dies messen soll. Werde ich vielleicht sehen, wenn ich ne verschlissene Kette zerlege...
Was die laufrichtungsgebundenen Ketten betrifft, muss ich mich wohl korrigieren. Da gibt es in der Tat zwei Montagevarianten, wo die Kettengliedeinschwenkrichtung jeweils gegensätzlich ist.
Wenn man die Kunst der Kettenhexerei zur Perfektion bringen will, kann man dein Verfahren und das des zyklischen Wechselns natürlich kombinieren. Sprich jede Kette bei Neumontage genau so montieren, dass sie umgekehrt zur vorhergenden Montagesituation einschwenkt. Ich bezweifle jedoch, dass der Effekt signifikant sein wird.