Die Deutschen gehören zusammen mit den Franzosen angeblich immer noch zu den fremdsprachenfaulsten Leuten. Hätte ich von uns auch nicht gedacht. Ein Holländer hatte mir das einmal auch spontan bestätigt.
Ich habe mich jüngst auch mit einem holländischen Paar über die Fremdsprachprioritäten usw. unterhalten. Derartiges haben sie nicht vorgebracht. Es ging eher darum, wer spricht welche Fremdsprachen lieber als andere. Erfahrungsgemäß ist der (West-)Deutsche schon sehr Englisch-affin, spricht das auch gerne. Manchem Ausländer fällt das sogar negativ auf - warum versucht der Deutsche sofort mit einem (vermeintlichen) Ausländer Englisch zu sprechen. Der Deutsche neigt dazu, besserwisserisch und bildungsprahlend seine Fremdsprachenkenntnisse los zu werden. Manche Ausländer fragen daher, warum wir das machen - und leiten daraus auch magelnden Nationalstolz ab. Das habe ich schon mal von (weißen) Kanadiern gehört - aber auch etliche Farbige beklagen sich darüber, auch weil nicht jeder mit dunkler Hautfarbe native English spoken ist. Das kann also auch skurrile Züge annehmen.
Ein anderes Problem ist eher die Sprachfaulheit in Bezug auf Nachbarregionen, die nicht genügend im Bildungssystem berücksichtigt werden. Besonders drastisch ist das an der Grenze zu Polen zu beobachten - hier spielen auch alte Ressentiments eine Rolle. Vielleicht ist es auch Arroganz statt Sprachfaulheit. Der deutsche homo mallorciensis neigt dazu deutsprachiges Bedienpersonal stillschweigend zu erwarten - schließlich hat er ja bezahlt. Vielleicht ist diese Erwartungshaltung bei anderen Völkern weniger ausgeprägt - d.h. er tastet sich etwas demütiger und rücksichtsvoller heran, bevor er losplappert. Nicht selten ertappt man Deutsche dabei, dass sie im fremdsprachigen Ausland laut "Guten Morgen!" rufen und damit alle oder jeden ansprechen wollen. Andersherum habe ich das selten erlebt - eigentlich maximal von den Anglophonen.
Ich selbst bin eigentlich ziemlich sprachfaul - halte aber auch die Weichenstellung in der Schule für falsch, die in meinem Fall noch auf tote Sprachen setzte (Latein). Als Ü-18er hatte ich dann schon Lernprobleme, die ich in jüngeren Jahren nicht hatte - zumindest bei neuen Sprachen. Ich habe es dann über VHS und Uni-Kurse nie geschafft, wirklich Französisch (u.a. Sprachen) zu lernen. Für mich gehören tote Sprachen heute in die dritte oder vierte Reihe, neben Englisch als Weltsprache gehört eine zweite Fremdsprache eines Nachbarlandes (frz. aber auch poln. oder tsch. oder dän. - je nach Region) auf den Schulplan, bevor man sich mit Originalversen eines Catull beschäftigt. Selbst eine dritte gesprochene Fremdsprache halte ich noch für wichtiger als Altsprachen. Latein ist Spezial- aber kein Grundlagenwissen (mehr - die Zeiten ändern sich halt).
Sprachfaul ist vielleicht auch ein provokativer Begriff. Manche Länder haben ggf. ein schlechtes Bildungssystem - etwa auf dem Balkan. Trotzdem lernen manche gerade durch Auslandsjobs Fremdsprachen (z.B. rumänische Feldarbeiter in Deutschland oder Albaner in Italien usw.). In den reicheren Ländern spielt der Weltmachtfaktor eine Rolle. Engländer wie Amerikaner sind Weltmächte - sie wissen außerdem, dass Englisch die wichtigste Weltsprache überhaupt ist - entsprechend sinkt die Lernmotivation. Frankreich hält sich auch für eine Weltmacht und versteht sich als Kulturnation - was zur Förderung der eigenen Sprache und Abwehr fremder Einflüsse im Bildungssystem führt - obwohl gleichzeitig sehr multikulturell. Auch Spanien kann auf ein große Handels- und Weltgemeinde zählen, die Spanisch spricht. Katalanen und Basken setzen Fremdsprachen sogar als Unabhägigkeitswaffe ein, indem sie lieber Englisch als Spanisch sprechen. Der Italiener kann auf eine gewisse Gleichartigkeit mit romanischen Sprachen setzen und sich entsprechend durchschlängeln.
Für die kleinen Länder bleibt ja oft keine Wahl, nicht zuletzt schöpfen sie in der Sprachvielfalt aus ihrer Funktion als Handelsnation (Niederlande), Transitland mit verschiedenen Sprachgruppen (Schweiz) oder als Einwanderungsland (Dänemark). Schließlich haben die meisten Länder in Europa mehr nichtakademische Gastarbeiter im fremdsprachigen Ausland als wir Deutsche. Das ändert sich derzeit etwas, dürfte aber vor dem Hintergrund eines 80-Millionenvolkes auch nicht so stark ins Gewicht fallen.
Ach so, zur Sache

: Ich weiß nicht wo das Problem des Threadstellers liegt - ich habe auch schon englische Versionen meiner Berichte (meist kürzer) im englischen Teil des Forums veröffentlicht. Das habe ich immer dann gemacht, wenn ich im Urlaub englischsprechende Leute besser kennen gelernt hatte, die sich für meine Reisen interessierten. Es gab aber auch immer eine deutsche Version.