Hallo Alexandra,
2007 traf ich eine alleinerziehende Frau mit gerade einjährigem Kind auf Bornholm, mit Rad, Anhänger und Zelt war sie über Rügen mit der Fähre angereist und war schon froh, überhaupt auf dem Campingplatz in Rönne angekommen zu sein. Ich fühlte mich so sehr an meine erste Tour mit Kind erinnert, aber sie toppte das Ganze noch. Ihr Kind konnte noch nicht mal richtig laufen, d.h. sie musste es wirklich überall hin tragen. Dazu hatte sie ihr neu erworbenes Zelt innen wirklich vom Allerfeinsten ausgestattet, es fehlte nichts für das Kind, im Gegenteil: alles war extra ausgelegt mit Decken etc., sie hatte wirklich an alles gedacht. Sie gab aber auch frei zu, kaum die wenigen Kilometer zur Fähre und dann in Rönne zum Campingplatz geschafft zu haben. Sie war einfach nur erledigt und überlegte, ob sie den Campingplatz überhaupt verlassen sollte oder einfach dort bleiben und Tagestouren machen sollte. Allerdings wurmte sie das auch wieder, und so wollte sie wohl wenigstens zum nächsten, 10 km entfernten Campingplatz weiterreisen. Leider habe ich nichts mehr von ihr gehört und weiß daher nicht, wie ihre Geschichte weitergegangen ist. Meinen Respekt hatte sie auf jeden Fall.
Ähnlich ging es mir bei unserer ersten Tour auch, was hatte ich da alles an eigentlich überflüssigen Zeug für das Kind dabei: Zusätzlich zum neu erworbenen "richtigen" Schlafsack noch einen Steppschlafsack, jedes Kleidungsstück mindestens einmal zu viel, die Spieluhr und noch ein extra Spielzeug hier und da... Da ergeben sich Gepäckmengen, die kann man schon auf ebener Strecke kaum ziehen. Jeder Hügel wird dann zum Mount Everest.

Den habe ich demzufolge schon einige Male bezwungen.

Fazit: Alles ist möglich, aber es kostet Zeit und Kraft.
Jedes eingesparte Detail bei der Ausrüstung erlaubt Dir zusätzliche Höhenmeter. Ist so wie bei kinderlosen Radlern auch.

Nur können die sich nach einem Tag mit zu vielen Höhenmetern/ Kilometern/ Gegenwind einfach eine Portion Nudeln kochen, den Topf mit einer Scheibe Brot gut auswischen und sich in ihren Schlafsack rollen. Dass sie zwischendurch noch duschen und auf dem Klo waren, fällt ihnen gar nicht weiter auf, ist ja auch nichts bei. Du und ich, wir schleppen in der einen Hand das schmutzige Geschirr und auf dem anderen Arm das müde Kind zur Campingplatzküche, nachdem wir vorher beim Kochen stets konzentriert darauf geachtet haben, dass Kind und Kocher nicht zusammenstoßen. Wir warten dann darauf, dass das Kind endlich schläft, hüpfen in Rekordzeit unter die Dusche, hoffen, dass das Kind in der Zeit nicht aufwacht, entsorgen zwischendurch den Müll (wer will schon volle Windeln im Vorzelt liegen lassen), räumen noch das Spielzeug von unserer Isomatte und schleppen mitten in der Nacht, wenn wir mal aufs Klo müssen, das leider ebenfalls gerade wache Kind, das natürlich auf keinen Fall alleine im Zelt bleiben will, mit über den Campingplatz aufs Klo. ...
Macht aber dennoch (oder gerade deswegen?) Spaß, und lohnt, es zu tun.
Von den Lofoten habe ich auch etliche Male geträumt und mithilfe dieses Forums auch immer mal wieder überlegt, wie es mit Kinderanhänger umzusetzen sei. Ich habe es schließlich sein gelassen, weil ich die Anreiseorganisation mit Gepäck, Kind, Anhänger zu aufwändig fand. Für die erste Tour fände ich es äußerst anspruchsvoll, aber nicht unmöglich.
Ich selbst habe inzwischen allerdings andere Reiseträume, die Ansprüche wachsen mit der Zeit. Die Lofoten werde ich aber noch sehen, eines Tages, auf der Durchreise. Ohne Kind.
Wie auch immer: Skandinavische Campingplätze sind für radreisende Familien einfach ideal, die Familienwaschräume (oftmals mit Babybadewanne), Waschmaschinen, die kleinen Läden, in denen Du Dich versorgen kannst, ohne noch den Platz zu verlassen, wenn Du erschöpft endlich Dein Zelt stehen hast - ich war immer sehr begeistert von dem Service. Aber wenn Du schon viel in Skandinavien warst, kennst Du das ja.
Grüße, Tine