Hallo Jürgen,
unsere Erfahrungen mit der Marke Rotor sind sehr unterschiedlich. Ich habe einige Räder dort gekauft und bin auch schon etwas weiter damit gefahren als Du. Ich bin auch kein Fachmann. Ein gewisses technisches Verständnis und langjährige Radtouren versetzen mich aber recht gut in Lage, Deine Kritikpunkte aus meiner Sicht heraus zu beurteilen. Ich möchte aber zunächst mal von meinen ersten Erfahrungen berichten:
Mein erstes Rad kaufte ich im Jahr 2001 bei Rotor. Es handelte sich um ein Rotor Bram mit alten waagerechten Ausfallenden. Der Rahmen erwies sich bei steilen Berganfahrten mit viel Gepäck(ca. 35kg) als untauglich, weil sich das Hinterrad unter starker Last schräg stellte. Mit dem Problem konfrontiert kam Herr Machelett auf die Idee, mir einen Prototypen mit den gerade entwickelten verstellbaren Ausfallenden zur Verfügung zu stellen. Die Rahmenhöhe stimmte, der alte Rahmen wurde zurückgekauft, für den neuen bekam ich einen Freundschaftspreis. Er war auf einer Messe ausgestellt worden. Es ergab sich ein lächerlicher Aufpreis. So weit so gut. Beim erneut fertigen Rad stellte ich fest, dass die Stege, an denen das hintere Schutzblech befestigt wird, falsch eingelötet waren. Ich konnte 42 – er Reifen nicht montieren, weil die an den Stegen geschliffen hätten. War halt ein Prototyp und ich „not amused“. Als Gentleman der ich bin, habe ich sachlich gemeckert und bei Rotors glühten die Köppe. Das Resultat war, dass der Rahmen entlackt, die Stege umgelötet und der Rahmen wieder gepulvert wurde. Alles in allem benötigte ich ca. 6 Monate Geduld.
Dir unterstelle ich, dass Du innerhalb weniger Wochen mit Herrn Anwalt gekommen wärst. Warum habe ich das nicht gemacht? Von Anfang an, war ich vom Personal dort überzeugt. Die Bereitschaft, gemachte Fehler zu beheben und ggf. draufzuzahlen, war von Anfang an sehr deutlich, ebenso die fachliche Kompetenz, das auch zu können. Der Erfolg gibt mir Recht, das Rad blickt inzwischen auf ca. 50 Tkm Laufleistung mit gehörig Gepäck zurück. Abgesehen vom Rohloffdrehgriff habe ich nix mehr zu maulen.
Parallel dazu schildere ich Dir mal meine letzte Erfahrung mit der Anwaltsgilde. Es handelt sich um eine einstündige Rechtsberatung zum Arbeitsrecht. Dafür wurde die Kleinigkeit von 360 € fällig. Der Mann vermied es sehr sorgfältig, sich auf erreichbare Ziele oder gar Fristen festnageln zu lassen. Immerhin war er so großzügig, diese Kosten mit evtl. weiteren Kosten zu verrechen – wie nett. Vergleiche ich den erzielbaren Erlös eines Radladens damit und berücksichtige dabei, dass man diesen immer auf Fristen und ein hundertprozentiges Endprodukt festnagelt, dann weiß ich, wo die Verhältnismäßigkeit absurd ist und wo nicht.
Zu Deinen Problemen: Es gibt ein paar Dinge in der Fahrradwelt, die bislang nicht solide gelöst sind. Das sind zum einen diese Ständer. Hier sollte Dir als ex Motorradfahrer klar sein, dass man ein beladenes Zweirad nicht auf solch ein Ding stellt. Ich komme wunderbar ohne aus und finde einen Baum, eine Bank oder ne Wand ggf. nehm ich die Wiese und leg das Rad einfach ab. Die Kabelverlegung ist an Deinem Rad solide und relativ aufwändig gemacht. Leider sind diese Ösen grundsätzlich zu klein. Es besteht kein Problem des Aufscheuerns. Die kritisierten Adapterplatten empfinde ich als technischen Fortschritt, weil sie die Möglichkeit eröffnen, den Gepäckträger etwas nach hinten zu versetzen, was das Problem vermindert, dass man mit großen Füßen ständig ans Gepäck rammelt. Wenn Du genau schaust, hat Dein Komet sehr wohl Gepäckträgerösen, nämlich dort, wo jetzt die Adapterplatte fixiert wird. Ein STVZO – gerechtes Rad habe ich in meinem ganzen Leben noch nie besessen. Ich kann Dir glaubhaft versichern, dass man nicht verhaftet wird. Die STVZO lässt Radbeleuchtung zu, die bei Regenwetter ausfällt und verbietet funktionstüchtige. Sie ist in diesem Bereich absurd. Die Polizei hat das verstanden. Wenn Du Wert auf die Zulassung legst, ist man bei Generator fähig, eine korrekte Beleuchtung zu montieren. Das muss man aber sicher bestellen. Von diesem Speedlifter verstehe ich nichts. Hattest Du denn so was an Deinem Motorrad? Einmal richtig eingestellt und ans Radeln gewöhnt, ist das Ding entbehrlich. Wenn es wirklich „lebensgefährlich“ montiert ist, wäre das tatsächlich eine üble Schlamperei, nach meinen Erfahrungen wird dort aber selten geschlampt. Deine übrige Kritik werte ich indes als Krümelkackerei. Sie erschüttert mein Vertrauen in den Laden nicht im geringsten.
Deinem Profil ist zu entnehmen, dass Du nach 6 Jahren die erste größere Tour gemacht hast. Am Tag kullerst Du ca. 50 km durch die Landschaft. Nun ist der Komet eines der besten Reiseräder, die ich kenne. Lena und Oliver Schmidt sind damit über den gefrorenen Baikalsee und um die nördliche Halbkugel geradelt. Das Ding ist durchs Pamirgebirge und bis nach Tibet gerollt. Es hat mehrere Weltumrundungen verschiedener Fahrer problemarm überstanden. Woraus jemand mit Deinem Profil höhere Ansprüche ableitet, würde mich wirklich sehr interessieren. Leider ist es so, dass man negative Äußerungen zu einem Radhändler gerne aufgreift, während sich zufriedene Kunden eher nicht äußern. Deshalb ist mein Beitrag etwas länger geworden. Ich bin nämlich sehr froh, dass ich diesen Laden hier in Leipzig habe. Ich sehe gern über ein paar Wochen Verspätung hinweg und freue mich sehr über die außerordentliche Bereitschaft, wirkliche Probleme aus der Welt zu schaffen, dazu gehören m. E. auch falsche Sattelstützen oder Kurbeln nicht.
Sollte auch mal gesagt werden – Gruß vom Peter