Hallo Matthias!

Den Mali Alan kenne ich von der Zeit vor dem Krieg gut (besonders die Felswände dort), ich war dort meistens mindestens 2x/Jahr klettern.
Landschaftlich außergewöhnlich, der Anstieg auf der Meerseite sehr trocken, Karst...., bei halbwegs guter Sicht wunderschöne Aussicht. (Etwas unterhalb der Passhöhe gibts ein Platzerl, da sind wir gerne abends von oben runter gestiegen, um die Aussicht zu genießen.) Am Anstieg (Poprad heists dort, wenn ich mich richtig erinnere) war damals ein winziger Bauernhof in den Ruinen eines Klosters, dort hat sich eine österreichische Erzherzogin beim Nonnenkloster ihr Mausoleum bauen lassen. Ist auch ein ganz seltener Platz dort, ich kann sie verstehen.
Im Passbereich eine Alm, also Schaf- und Ziegenweiden mit einfachsten Hütten und darüber die Tulove Grede, wunderschöne Berge mit viel schöner Landschaft herum. (Dort wurden viele Szenen der alten Winnetou-Filme gedreht, wie z.B. Intschu-Tschunas Tod.) Auf der Landseite velebitüblicher Buchenwald, durch den die alte österreichische Passstraße, die wohl heute noch benützt wird sich hinunterwindet.
Auf der gesamten Straße bis Sveti Rok keine Möglichkeit, Wasser zu bekommen, auf der Landseite Bärenrevier.
Das war die schöne Seite.

Die bedenkliche Seite ist die: Vom Mali Alan aus haben die Serben im Krieg die Maslenica-Brücke beschossen, und den Kroaten war das alles andere als recht. Wer über den Pass fährt, betritt also ein heißes Pflaster, die Wahrscheinlichkeit, abseits der Straße (und die Grenzen der Minenräumung sind sehr eng!) auf eine Mine zu treten ist als absolut realistisch einzuschätzen.

Ich war seit dem Krieg nicht mehr dort (Klettern ist dort kein Thema mehr, und wenn ich an die Leute dort denke wie an den bettelarmen Schafhirten, bedrückt mich das alles nach wie vor), ich kann dir also nicht sagen ob die Straße geräumt ist (was sie wahrscheinlich sein wird). Die gesamte Passtraße ist eine Schotterstraße, auf der Meerseite kann man sich, soweit ich mich erinnern kann, kaum verfahren, auf der Landseite geht das ausgesprochen leicht. Angesichts des Minenthemas und der Tatsache, dass dort niemand mit Touristen rechnet, also leicht nicht vor Minen gewarnt wird, nicht gerade ohne Risiko. (Die Einheimischen werden wohl nach wie vor ihr Brennholz in manchen Bereichen im Wald schlagen, da kann leicht sein, dass störende Minensperren weggeräumt sind.)
Die Entscheidung, über den Mali Alan zu fahren, überlasse ich euch allen selbst. Ich kann es nur mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, nicht über die Risken zu schreiben, von denen mir Kroaten mitgeteilt haben.

lg! georg