Ich hab gestern abend einen Bekannten (gelernter Fotograf, freier Journalist) gefragt, was für ihn bei einer digitalen Bilder-Präsentation das Wichtigste sei. Seine Antwort war kurz und bündig:
Der goldene Schnitt.
Na toll. Ebenso effektheischend, wie ausweichend und nichtssagend.
Achtet dieser Bakannte bei präsentationsbedingten Unzulänglichkeiten, wie: permanenter Unschärfe, Gitterstruktur, Kontrastarmut, Falschfarben, Miniaturbildgröße und/oder bei Motivschwächen, wie: Inhaltslosigkeit, schiefen Horizonten, abgeschnittenen Beinen, Fehlbelichtungen, immer noch und vor allem auf den goldenen Schnitt?
Es geht an der Frage, wie Bilddateien optimal dargestellt werden können, wirklich vorbei. Ebenso das ständige Sichverstecken hinter dem Klischee, es komme nicht auf die "Technik" sondern auf den Inhalt an. Es muß beides zusammenkommen. Ist das Motiv nichtssagend, kann ihm eine perfekte Aufnahme nicht auf die Sprünge verhelfen. Umgedreht aber auch nicht. Ein mit erheblichen Unzulänglichkeiten abgebildetes Motiv kann nicht gut sein, außer vielleicht ein seltener und einmaliger Schnappschuß. Es offenbart vielmehr oftmals nur den Unwillen oder/und die Unfähigkeit des Fotografen, sich in die Niederungen auch nur einfacher Bildgestaltung herabzubegeben. Nicht jeder muß ein toller Fotograf sein, überhaupt nicht. Aber zu sagen, auf all das komme es nicht an, ist meiner Meinung nach auch falsch.
Andreas