In Antwort auf: schmeifengrall


Hallo Radsportkumpels,

es ist jedes Jahr immer wieder dasselbe:

Wenn ich auf meinen Radreisen mit Leuten ins Gespräch komme, etwa weil ich nach dem Weg frage oder zum Speisen in ein Restaurant einkehre, werden mein beladenes Rad und ich erstmal von oben bis unten beäugelt und es dauert nicht lange, da ertönt aus vieler Munde auch schon die Frage: Wo kommen Sie denn her? Und wo soll es denn hingehen? Ich antworte und gleich darauf die Gegenreaktion: Waaas?
Mit dem Fahrrad? Alleine? Na, haben Sie aber einen Humor.

Es scheint also, als sei man in den Augen der nichtradelnden Bevölkerung so etwas wie das siebte Weltwunder.


Du vergisst etwas: Die "nichtradelnde" Bevölkerung ist eine sehr heterogene Masse. Da gibt es natürlich die etwas Bornierten, die Autofetischisten, die das Fahrrad mit dem Führerschein und dem Eintritt ins Erwerbsleben abgeschrieben haben. Für einen nicht unbeträchtlichen, und stetig wachsenden Teil der nichtradelnden Bevölkerung ist eine Radreise (oder überhaupt eine Urlaubreise) und die dazu notwendige Ausrüstung (ab 1000-1500 EUR, dann aber noch ohne Easy Rohler und vergleichbarem Material bitte) schlicht unfassbarer Luxus.

Ein nicht geringer Teil der Bevölkerung ist auch schlicht zu alt oder zu krank, um Radreisen zu machen, und dazu in einer Zeit aufgewachsen, wo Radreisen noch wesentlich exotischer war als heute.

Das ist etwas Staunen doch ganz normal. Wenn ich dann in einem abgelegenen, langsam ausblutendem Dorf im Hinterland von Mecklenburg-Vorpommern dann noch einem "zurückgebliebenem" Vertreter des "Prekariats" erzähle (Mitte 50, im Arge-Jargon "schwer vermittelbar"), was allein eine Ortliebtasche kostet, dann wird das Staunen gleich noch viel größer. Überheblichkeit ist in solchen Fehlen sicherlich unangebracht.