Hallo Matthias

Dein Bericht ist für mich sehr interessant. Dass die Schweiz für viele Deutsche ein Eldorado sein muss, was die Arbeit betrifft, das ist mir schon länger aufgefallen. Es muss ja irgendeinen Grund geben, warum so viele Deutsche in der Schweiz Arbeit suchen. Ich habe auch schon gehört, dass die Unternehmenskultur und die Atmosphäre in der Arbeit in der Schweiz viel angenehmer sei als in Deutschland. Ob das pauschal gilt, kann ich nicht beurteilen. Für einige Branchen stimmt das ganz sicher, für andere vielleicht weniger. So habe ich z.B. von verschiedenen Freunden nicht viel Erfreuliches über die Atmosphäre bei einer Grossbank erfahren. Als Arzt möchte ich nicht in Schweizer Spitälern arbeiten, auch wenn es in Deutschland noch viel schlimmer zu und her gehen soll. Als Praktikant verdient man in meiner Berufssparte 800 Franken, wenns hoch kommt (in Zürich mehr), mit einem Uniabschluss notabene, und mindestens ein Jahr lang. Dem Kunden wird aber der volle Ansatz verrechnet. Du siehst: Auch in der Schweiz gibt es Abzocker und Zitronenpresser. Und sogar bei meinem Arbeitgeber wird seit drei Jahren Fortbildung (die in meinem Bereich ziemlich viel kostet) eher restriktiv gewährt.

Trotzdem: vielleicht hast du ja wirklich Recht, und wir haben insgesamt ein besseres Klima (dein Ausdruck, "gesündere Basis", ist vielleicht der treffendere) in der Schweiz. Dazu müsste man auch noch andere Stimmen (deutsche und Schweizer) aus dem Forum hören, das wäre sicher interessant. Auf jeden Fall stimme ich dir ganz zu: das Gefühl, als zum Bestehen und Wachstum des Unternehmens beitragender Mensch von seinem Arbeitgeber nicht wahrgenommen und geschätzt zu werden, ist wohl eines der schlimmsten. Da fragt man sich dann schon, was das Ganze eigentlich soll. Und: Ich schätze mich glücklich, heute einen guten Arbeitgeber zu haben und in angenehmer Atmosphäre interessante Arbeit machen zu können (das war nicht immer so).

Ob es zwischen Bärenplatz und Zytglogge für dich spannende Arbeit geben könnte, weiss ich nicht. Da gibt's vor allem Jobs an der Kasse (Migros, Boutiquen) und ein paar kleinere Privatbanken. Deine Branche ist wohl eher anderswo angesiedelt (aber: Bundeshauskorrespondenten gibt es meines Wissens schon sehr viele, und die Stellen sind gesucht) schmunzel. Aber Briefträger, warum nicht: Mir hat mal so einer erklärt, ich mache was falsch, wenn ich immer erst um 18 Uhr aus der Arbeit komme. Er sei immer um drei Uhr nachmittags fertig. Man müsse sich halt seine Arbeit richtig organisieren. schmunzel

Ist das jetzt noch zum ursprünglichen Thema oder nicht? Im weitesten Sinne wohl ja. Aber ich entscheide mich doch für "off-topic".

Gruss
Bettina