Hallo Urs,
a propros Polizei bzw. Beamte, hier zwei gegensätzliche Erfahrungen, wie man in verschiedenen Ländern als Reiseradler behandelt wird.
1.) USA - die Gesetzestreuen-
Es war auf der vierspurigen 95 N auf dem Weg durch die Wüste von Las Vegas nach Tonopah. Wir kämpften uns am frühen Morgen schon bei sengender Hitze Meter für Meter gegen den starken Wind an. Weit und breit keine Menschenseele, keine Autos, geschweige denn eine Siedlung, nur militärisches Sperrgebiet zur rechten Seite und immer wieder der Hinweis, dass die Geschwindigkeit per Luftüberwachung kontrolliert wird. Bei <20 km/h hatten wir da wohl nicht viel zu befürchten. Doch big brother was watching us, und wie aus heiterem Himmel brauste nach einigen Kilometern von hinten aus dem Nichts eine Polizeistreifen mit Blaulicht heran, bremst scharf vor uns und herrschte uns an, dass wir hier ja nicht so mitten auf der Fahrbahn fahren dürften, sondern uns gefälligst rechts von der weissen Fahrbahnbegrenzungslinie bewegen sollten. Der Einwurf, dass man dort kaum Radfahren könne wegen der breiten, holprigen Anti-Einschlafrillen konnte die Polizisten nicht überzeugen. Mit dem Versprechen, dass wir unsere Verkehrsdisziplin bessern würden, machte die Polizei mitten auf der 4spurigen Schnellstraße mit ihrem nicht asphaltierten Mittelstreifen kehrt (anscheinend war dies nicht verkehrswidrig?!). Erst nach circa 15 min wurden wir dann endlich vom ersten Auto überholt, dass dann von unseren ab jetzt eingeschüchterten Fahrweise profitieren konnte. Wir waren uns nicht sicher, ob es sich bei diesem Vorfall um eine der vielen berüchtigten UFO-Begegnungen in Nevada gehandelt hat oder um eine Fata Morgana
2.) Iran - die Gesetzeslosen-
Allgemein gültig für den Orient ist ja, dass man von der Polizei und Militär nur die zahllosen Einladungen zum Tee zu "befürchten" hat. Neu war uns jedoch die Behandlung, die uns auf dem Postamt in der Kleinstadt Takesten widerfahren ist. Angezogen durch die Aufschrift "Internetanschluß" und das Bedürfnis Briefmarken zu kaufen, betraten wir die Schalterhalle. Glücklicherweise befanden sich dort ein paar Kunden, die besser englisch sprachen als wir persisch und uns die Veständigung mit den Beamten erleichterten. Zunächst stellte sich nach der Konsultierung des Postamtschef heraus, dass der Internetanschluß nur eine Art "Werbeaufschrift" sei, und gar nicht existiere. Briefmarken gab es schon, nur welche sind die richtigen? Es dauerte eine Weile, bis der Chef das Porto für Deutschland herausgefunden hatte, um uns dann einige Mappen mit schönen Sondermarken präsentierte. An der Diskussion welche Marken wir nehmen sollten beteiligten sich die anderen Kunden und die Beamten, und die wollten uns die Marken mit Motiven zur "Verständigung der Kulturen" und Landschaftsmotiven nahelegen, während wir eigentlich nach den härteren Motiven verlangten, wie z.B. Khomeni und seine Gotteskrieger. Schließlich sollten die Marken später mal Postkarten zieren und die Daheimgebliebenen mit landestypischen Motiven beeindrucken.

Nach einigem Hinundher hatten wir dann ein Mix aus friedfertigen und martialischen Motiven zusammen und wollten diese bezahlen. Doch wir hatten die Rechnung ohne den Chef gemacht - der wollte nämlich kein Geld - im Gegenteil er gab uns noch ein paar neutrale Postkarten mit Umschlägen obendrauf!-und wünschte uns eine gute Weiterreise. So verliessen wir nun das Postamt mit Briefmarken für an die 20 Postkarten und dachten uns, da hat der diktatorische Überwachungsstaat nicht so richtig funktioniert und ist wohl unter die "Achse des Bösen" geraten oder so ähnlich
Das Ende der Geschichte: noch heute zieren die Briefmarken unsere eigenen Alben, da wir im ganzen Iran keine touristischen Postkarten erwerben konnten - weder geschenkt noch gekauft!
Frank