Die unterschiedlichen Erfahrungen bzw. Wahrnehmung ist sicher ein Punkt. Ein paar Ideen. MMn - und das passt zu den Lagerschadenanalysten der Lagerhersteller - ist Schadensursache Nr. 1 mit weitem Abstand Korrosion und Schmutz. Echte Ermüdung, d.h. Erreichen der technischen Lebensdauergrenze eines sauberen, gefetteten Lager hat wahrscheinlich noch kein Radler erlebt. Zumindest ich habe so etwas noch nicht in der Hand gehabt. Schlechtere Konuslager laufen erst einmal ein und glätten sich ihre Laufbahnen, aber das ist bei dem weicheren Lagerwerkstoff ok. Das ist niemals ein Präzisionslager wie ein käufliches RKL nach DIN eines der vielen, guten Lagerhersteller, aber es reicht für die Aufgabe "Fahrrad" und man kann es ja nachjustieren.
Gefährlich für Lager ist zu häufiges Radwaschen. Die Brühe (auch noch mit Fettlösern) läuft überall hin, am Schlimmsten ist noch mit der Bürste die Naben zu schruppen, damit alles schön glänzt. Wird nur getoppt vom Dampfstrahler. Ich wasche z.B. das Komplettrad nie. Da wir eher sandige und kalkige Böden haben, fällt der Dreck nach Trocknen von selbst ab bzw. der Rest wird einfach abgesaugt. Erst wenn Teile abgenommen und zerlegt werden, dann werden sie auch gut gewaschen. Wer in Gegenden mit klebrigem Lehm fährt, hat da vielleicht größere Probleme.
Was Waschen direkt anrichtet, konnte ich an der teuren HR2-Nabe sehen - ein echtes Trauerspiel.
Nur Regen, der nicht hineindrückt und einfach nur idealerweise an Fett abläuft ist ok. Steht das Rad draußen und die Nässe läuft zwar ab, aber ständig neues nach, steigt eben massiv die Chance, dass Tropfen ihren Weg finden. Da Lager nicht luftdicht sind, kann warme, feuchte Luft eindringen und beim Stehen in der folgenden Kälte kondensiert Wasser im Lager aus.
Die jährliche Kontrolle ist gut, weil dann kommende Probleme zu sehen sind und man kann noch handeln. So bringt man die Teile auch auf lange Lebensdauer.
Wichtig ist auch die Wahrnehmung: Beschädigte Lager gereinigt und gefettet drehen sich. Und wenn es nicht zu schlimm ist, dann sogar einigermaßen spielfrei und ohne viel zu ruckeln. D.h. die meisten verwenden sie weiter. Im eigenen Bestand werden die gereinigten Wälzkörper und Laufbahnen geprüft und wenn dort die Pickel sind, dann wird gewechselt (bisher nur an Tretlagerschalen aufgetreten). Wenn beim Öffnen schon rostig gefärbtes Fett zu sehen ist, kann man sich Reinigen eigentlich sparen. Trotzdem erscheinen solche Lager gereinigt und gefettet als gut. Sind sie aber nicht.