Ich sehe es so wie Andreas. Es gibt in gewissen Ländern immer wieder Situationen, in denen man eine ganze Zeit lang keine brauchbare Möglichkeit findet, Flüssigkeit "nachzutanken". Das muss keine Wüstendurchquerung sein. Natürlich könnte man an Haustüren klingeln, um Wasser zu erbitten. Aber das würde ich nur im Notfall machen, wenn es doch möglich ist, genügend Flüssigkeit mitzuführen. Da ich üblicherweise keinen Wettkampf mitmache, sondern einfach nur eine Radreise durchführe, hatte ich bislang noch nicht das Gefühl, dass ein paar Kilogramm mehr beim Getränketransport wirklich den großen Unterschied machen.
Das heißt aber nicht, dass man nun nicht mehr auf das Gewicht achten sollte. Man kann schon Gewicht an verschiedenen Stellen einsparen. Eine Optimierung der Packliste basierend auf der Erfahrung früherer Radreisen ist ein gutes Beispiel. So würde ich behaupten, nun nur mitzuführen, was ich wirklich brauche. Hierbei bedeutet "Brauchen" dennoch auch, dass es vorkommt, dass ich Sachen mitführe, die vielleicht gar nicht zum Einsatz kommen. So hatte ich bei meiner diesjährigen Tour kein einziges Mal die warme zweite Schicht nutzen müssen. Ebenso wurde das Werkzeug nie benötigt. Dennoch würde ich ohne diese Dinge natürlich nicht losfahren. Wenn ich in "zivilisierten Ländern" unterwegs bin, genügt mir aber z. B. ein Ersatzschlauch und ein Notmantel (den ich dieses Jahr verwenden musste). Letzterer ist einfach ein sehr schmaler, profilloser Faltmantel, der keinen Platz wegnimmt und sehr wenig wiegt. Damit kann man wahrscheinlich keine ausgedehnten Geländetouren machen, aber ein oder wenige Tage können überbrückt werden.
Kurz und gut - man kann Gewicht einsparen, aber für die meisten Radreisenden wird ein Streben nach dem Gewichtsminimum nicht das Optimum bieten. Dennoch kann ich nachvollziehen, dass die Erfüllung des Wunsches nach "Minimalismus" manchem Radfahrer / mancher Radfahrerin eine Befriedigung und ein gutes Gefühl bereitet.
Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)