Hallo Fahrradfreunde,

demnächst will ich mit dem Fahrrad in Norditalien rumfahren: Die Familie ist schon am Campingplatz und ich soll auch schnell da sein, wenn mein Urlaub anfängt, deshalb fahr ich die Berge diesmal nur runter, also Start ist der Brenner, da will ich mit dem Nachtzug aus München hin und Ziel ist der CP Rosolina Mare. Ansonsten bin ich nur mehr oder weniger Flachlandradler, aber Berge runter kann ja nicht viel anstrengender sein.
Meine Fragen lauten also:
1. Welche Route sollte ich wählen Diese oder eher die hier? - Ich würde gerne nach 48h am Ziel sein, 12h am Tag sind kein Problem für meinen Hintern, hab ich neulich festgestellt.
2. Kann ich da mein Oldie-Rennrad, das ich mir grade aufbaue nehmen (Golden Arrow, 12 Gänge (52/42x13-18))? Hinten drauf kommt noch ein kleiner Gebäckträger für die Dackelgarage und die Zahnbürste. Mittelfristig plane ich damit, in den Brevetsport einzusteigen zB PBP 2014 und auf jeden Fall irgendwann mal die L'Eroica. Aber packt die Bremse das (ich wiege bis dahin im besten Falle 90kg)? Oder doch lieber so eine stillose 105er Doppelpivot dranbauen, die noch im Keller rumliegt?
3. Welche Reifen mach ich dafür am besten dran (habe 17er Clincher als Felgen vorgesehen)?
4. Wo bietet es sich an, zu nächtigen (bin nicht ganz arm, campe aber auch gern)?

... und nächstes Jahr fahr ich die Berge auch rauf, fest versprochen .

Schöne Grüße,

Christian

Hallo Christian,
welche Bremse ist denn aktuell dran, hab ich das überlesen?
So grundsätzlich ist das Problem wohl weniger die Bremskraft (wenns nicht grade ne Stempelbremse ist, bekommst du wohl mit jeder Bremse die Fuhre zum Stehen), sondern die Dauerbremsleistung, wenn du angsthasenmäßig dauerbremsend mit 20km/h da runterschleichen willst. Davon gehe ich mal nicht aus. Hat die Bremse (bzw. eigentlich die Felge) immer wieder mal Zeit sich abzukühlen (indem du 's z.B. Laufen lässt oder auf ein Foto anhälst), ist das "Problem" deutlich keiner. Sicherheitshalber kannst du ja mal zwischendrin anhalten, nen Spritzer Wasser auf die Felge (Finger könnte mit ner Verbrennung enden...) und falls es Zischt ist ne Abkühlpause dringend angeraten. So wie ich es gesehen habe, geht es bei dir ja auch nur einen Pass (bzw. nach Variante 1 anderthalb Pässe) runter und das nichtmal sonderlich steil. Das passt schon.
Wie langlebig deine Bremsbeläge sind, weißt du sicher besser als ich. Von ganz billigen Vs hab ich mal einen Satz bei einer einzigen 1500m-Abfahrt verschlissen - eventuell Ersatz mitnehmen.

Also, mir tut schon vom Anschauen der Arsch weh. Ein 48-Stunden-Rennen zum Strandurlaub, da bin ich ja früher mit dem Auto länger unterwegs gewesen. Da siehst auf dem Hometrainer mit Reisevideo garantiert mehr. Wenn, dann durchs Valsugana (Route 1), weil es da mehr Landschaftswechsel gibt. Dass es nach Grieß noch ein wenig bergauf geht, ist dir klar?

Zm Übernachten bieten sich Jugendherbergen in den Städten an, Trento finde ich z.B. sympathisch als Stadt. Vielleicht lohnt aber ein Stop bei den Seen anfangs Valsugana. Dort würde ich mich ggf. nach Bed & Breakfast umschauen.

Stimmt, die Länge hab ich völlig unterschätzt. Gut, die ersten 100km rollen ja noch, aber ab km 200 ist es wohl in beiden Varianten wohl eher öde und es ziiiiiiieeeht sich...

Zur Strecke: Nimm zwischen Sterzing und Brixen die Staatsstraße. Der Radweg ist extrem hühelig, Steigungen von 18% sind keine Seltenheit.


Lebensmüde?! 42:18 als kleinste Übersetzung, das ist eine Entfaltung von ca. 4,90 m. Kommst Du damit samt Gepäck die 10% Steigung auf dem letzten Stück zum Brenner hoch? Bei aller Liebe zum Retro - für Deine Zwecke halte ich das schlicht nicht geeignet.

Gruß
Thoralf

Hallo,
danke für die Antworten bis hierher. Das hilft mir schon ziemlich weiter. Bremsen sind halt die hier.
Wie muß ich denn eine Uniglidekassette zusammenstellen, dass sie hinten, sagen wir mal 24 Zähne hat? Kann ich da einfach das größte Ritzel tauschen oder sollten die anderen auch angepasst werden?
Schöne Grüße,

Christian

PS: 200 km am Tag sollten doch gehn, oder?

Das ist immer noch eine Heldenübersetzung. Für Bergstrecken mit Ladung ist in der Regel selbst 1:1 zuviel.

Das solltest du wissen. Für mich wäre es wahrscheinlich zu weit - zumindest definitiv wenn es zwei Tage hintereinander sein soll. Nach dem ersten bräucht ich erst mal Urlaub.
Es gibt Leute, die das locker wegschnurpsen, aber die wenigsten davon stellen wohl vorher deine Frage...

Was die Übersetzung betrifft: Ein trainierter Fahrer schafft deine Wunschstrecke auch mit etwas mehr als 1:1, aber selbst 42:24 halte ich für seeeeeehr ambitioniert.

Im Eisacktal und insbesondere im Etschtal kommt der Wind meistens von Süden, d.h. Du solltest mit Gegenwind rechen. Er ist häufig sehr stark. Das kann eine starke Belastung auch für die Psyche sein ...



Leider ist mein Net im Moment zu lahm (bin unterwegs) und ich kann Deine Links nicht öffnen. Deshalb nehm ich die Informationen zur Strecke mal aus den bisherigen Antworten. Wenn Du am Brenner startest und den Eisacktal-Radweg (wie schon geschrieben wurde die "Hügel" zwischen Sterzing und Brixen möglichst auf der Bundesstraße umfahren) und den Etschtalradweg fährst, hast Du bis Bozen eine leicht abfallende Strecke und ab Bozen eine Flachstrecke. Val Sugana und unteres Etschtal sehe ich landschaftlich etwa gleichwertig. (über Val Sugana könntest Du auch die 42-18 vergessen, wegen Anstieg bei Trento). Aus dem Etschtal und Val Sugana raus Richtung Küste ist es flach (und m.E. langweilig)



Wenn Du wie von mir oben beschrieben fährst, dann reicht die Übersetzung locker aus, da so gut wie keine Steigungen auftreten.



Wenn Du auf asphaltierten Strecken fährst (problemlos möglich, Etschtal- und Eisacktalradweg komplett asphaltiert) reichen 23er Reifen.



> 400 km in 2 Tagen und dann noch campen? Unterkünfte findest Du problemlos hier:

www.booking.com

> 400 km in 2 Tagen halte ich für sehr ambitioniert - insbesondere wenn dann noch Gegenwind ansteht ...

Aber die Bahn geht parallel und die Regionalzüge nehmen alle Räder mit ...

Gruß
Peter

Hm naja, so langsam verläßt mich doch der Mut, bzw. ich überlege mir, ob ich nicht meinen Trecker nehme.
Damit hab ich letztes Jahr das hier gemacht in zwei Tagen. OK, ich hatte Glück und ziemlich Südwind und ein Treckingrad mit Dreifachkurbel, aber eigentlich war ich noch ziemlich fit in Berlin.
Jetzt dachte ich mir, mit nem vergleichsweise leichten Renner und eben leichtem Gebäck müsste das irgendwie gehn. Aber vielleicht hol ich mir noch ne andere Kurbel und mach hinten das größte UG-Ritzel drauf, das ich finde, das muß doch irgendwie...

...Ich stells mir nur so toll vor auf nem metallicblauen Bianchi mit Weißwandreifen wie vordem Francesco Moser da runterzukacheln, anstatt auf meinem abgeranzten alufarbenen KTM Veneto

Fast alles geht. Die Frage ist nur, wie dein Körper sich nach den 200 km anfühlt. Ich bin mal von Venedig an die Grenze von Slowenien geradelt. 179 km laut Tacho. Ja, ging. Hat sich aber nicht gelohnt. Der nächste Tag war anstrengender. 200 km sind machbar wenn du bei Sonnenaufgang startest, die richtigen Pausen machst, den Abend davor gut geschlafen hast - am frühen Morgen nicht zu schwer gegessen hast... sind alles so Kleinigkeiten.

Aber bei der Reise die du vorhast wünsche ich dir nicht nur, dass du die 200 km packst, sondern viel eher, dass du genug Zeit und Ruhe findest um diese zu genießen.

Viel Erfolg!

In der Tat fahren sich 200 km mit einem Renner mit wenig Gepäck natürlich deutlich angenehmer als mit dem vollgepackten Trekkingrad. Wenn Du wirklich nur durchs Etschtal bis Verona fährst, hast Du als einzige signifikante Steigung das letzte Stück zum Brenner (und vielleicht um Verona). Wenn Du damit leben kannst, Dich da hoch zu quälen, dann ist das okay (aber auch dann würde ich eher ein 39er KB und ein großes Ritzel empfehlen (24 ist noch nicht wirklich groß, aber deutlich besser als 18)).

Wenn Du im Etschtal heftigen Gegenwind hast, dann ist 42:18 auch schon ambitioniert. Bei Rückenwind ist alles super. Wenn Du an der Etsch nicht vorankommst, dann setzt Du Dich einfach in den Zug.

Insofern sehe ich Deine Strecke zwar etwas kritisch, aber keineswegs als undurchführbar an. Und wenn Du nach wie vor Lust hast, dann mach es einfach (und berichte hinterher).

Gruß
Thoralf

Hallo,

wen Du eh bei Brevets mitfahren willst, würde ich das Campinggepäck nicht mitnehmen und die Strecke einfach in einem Rutsch fahren. Bekannte von mir haben sich das vor Jahren auch mal eingebildet und sind in 24h von München nach Venedig ans Meer geradelt. Alles halb so schlimm wenn Du nur einen Tag fährst statt zwei.

Gruß Andi

Hallo Christian,

ich hatte letztes Jahr etwas ganz ähnliches vor, nur in umgekehrter Richtung -- dummerweise hat mir der einsetzende Schneefall im Oktober einen Strich durch die Rechnung gemacht

Also ich würde auf gar keinen Fall dieses Vorhaben mit einem nagelneu aufgebauten, ungetesteten Renner angehen. Du müsstest erst mal herausfinden, wie du dein Rennerle am besten belädtst damit es nicht flattert, ob du die Übersetzung bei Anstiegen packst, wie du bremsen musst, und vor allem wie du deine Kräfte einteilen musst, damit du tatsächlich 200km am Tag durchhältst.

Zu deiner Route hätte ich noch einen weiteren Vorschlag: orientiere dich grob an Brenner - Verona - Vicenza - Padova - Venedig, da fahren stündlich Regionalzüge mit Fahrradmitnahme. Ich habe mich im letzten Jahr über diese Bahnlinie gefreut, als mir der kalte Dauerregen die Tour vermiest hat. Außerdem solltest du dir ein paar Sehenswürdigkeiten einbauen, sonst wirds ein langweiliges Kilometerfressen. Verona ist sehr schön, Cittadella und Castelfranco Veneto auch, und Padova hat eine riesengroße Ziegelsteinkathedrale und sehr viele düstere Arkadengänge, die eine ganz eigenartige Stimmung im Ort verbreiten. Entlang der Fiume Sile gibts einen sehr schönen Fernradweg, hab leider vergessen wo der herkommt aber die Richtung würde für dich passen. Und von Treviso Richtung Venedig gibt es eine Straße mit sehr vielen alten Villen.

LG Erik

Hallo Christian!
Wir sind Deine Version 1 geradelt.
Waren vom Brenner bis nach Venedig 340km.

München- Venedig

Wir sind die Strecke gemütlich in 4 Tagen gefahren.
Mit viel Gepäck und Anhänger.
In zwei Tagen würde ich es aber wohl nicht schaffen
Das soll aber nicht heißen, dass es andere nicht durchaus schaffen können.
Kenn da schon ein paar Leute, die solche Distanzen locker fahren und noch Spaß dabei haben!

Unterkünfte waren für uns nirgendwo ein Problem- aber wir fingen auch schon nachmittags an mit der Suche. Kann schon mal 20-30km nichts kommen.
Der zweite Teil der Strecke ist ziemlich langweilig.
Liebe Grüße
Uwe

Hallo Fahrradfreunde,

danke für Eure wertvollen Gedanken, ich hab mein Rad heute endlich fahrbar bekommen, das geht ganz anders ab mit 8atü in den Reifen, ich wußte gar nicht mehr wie geil Rennradfahren sein kann, aber Berge rauf mit BMI > 30 ist tatsächlich hart, deswegen hab ich mal n 38er Kettenblatt dran gemacht und irgendein größeres Ritzl liegt vielleicht noch irgendwo rum.
Mein Problem ist jetzt aber, dass das mit den Terminen alles nicht mehr hinhaut, ich will jetzt was anderes: auf dem Rückweg mit der Familie aus dem Auto aussteigen und dann mit dem Rad nach Hause.
Jemand ne Idee, wie ich da schön fahre? Also irgendwo die Berge nordwärts runter und dann Richtung Erlangen.

Es grüßt
Meterfresser

es wäre hilfreich wenn Du uns sagen könntest, von wo Du in etwa starten möchtest gen Norden. falls es über München geht, München-Erlangen bin ich vor einer Weile mal gefahren, Bericht und Track hier Wwih: München - Würzburg (Dies & Das)

Andi

Na ja, wenn Du über den Brenner rüberkommst, entweder Inn runter und dann von Passau aus Donau rauf (die Ecke kannst Du natürlich auch abkürzen) und ab Kelheim RMD bis Erlangen. Eine Variante wäre die Isar runter. Oder Du fährst mit dem Auto über Innsbruck - Zirler Berg nach Bayern und mit dem Rad dann Mittenwald - Garmisch - Schongau und Lech runter, bei Donauwörth über die Donau und ab Treuchtlingen wieder flussabwärts. So etwa bin ich von Nürnberg nach Venedig.

Viel Spass
Gerhard