Ein paar Anmerkungen aus meinem Insiderwissen und meinen persönlichen Erfahrungen zu diesem Thema :
Leider gibt es über Rumänien fast immer nur negative Schlagzeilen zu lesen. Die aktuelle Berichterstattung trägt nicht dazu bei ein realistisches Bild von diesem Land zu vermitteln. Manchmal habe ich den Eindruck dass manche gar nicht wissen dass dieses Land auch zu Europa gehört, und zwar nicht erst seitdem es sich um die Aufnahme in die EU bemüht. Kein Wunder dass vor Reisen immer wieder gewarnt wird. Dies tun in der Regel Leute die von diesem Land keine Ahnung haben (ich beziehe mich dabei auf keine Person aus diesem Forum). Sicher gibt es Gefahren, wo gibt’s die nicht ? Sicher gibt es viele unübersehbare Missstände, Korruption und Diebstahl
(Diebstahl war oder ist fast ein Nationalsport). Nach Jahrzehnten Miss- und Planwirtschaft, kommunistischer Diktatur und eisernem Vorhang ist das nicht verwunderlich. Es gibt keine Brüder im Westen die fleissig ihren Obolus für einen Neuaufbau per Solidaritätszuschlag leisten, es bewegt sich alles etwas langsam, aber es bewegt sich. Diebstahl gehörte einfach zum Überlebenskampf, aus Not wurde gestohlen und der Begriff Gemeinschaftseigentum wurde wörtlich genommen; alles gehörte allen, also hat man sich freizügig bedient ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Warum auch ? Aus Opas enteignetem und verstaatlichtem Weingarten Trauben stehlen gehörte zum guten Ton. Die Zigeuner waren die Bevölkerungsgruppe der es wirtschaftlich am miserabelsten ging, also mussten sie auch mehr klauen wie die anderen und wurden (werden) allgemein als Diebe und Faulenzer bezeichnet. Bescheiden wie sie sind, transportierten sie ihr Diebesgut mit dem Rucksack und ohne gültige „Frachtpapiere“, fatal. Bonzen und anderes Gesocks der roten Elite nahmen dafür den LKW bzw. Traktor und besorgten gültige „Frachtpapiere“. Der Prozess sich daran zu gewöhnen fast nichts mehr zu besitzen hat über 40 Jahre in Anspruch genommen, der Prozess Privateigentum zu respektieren und Diebstahl zu verpönen braucht auch seine Zeit. Den „Tigani=Zigeuner(n)“ wird immer der Vorwurf gemacht sich nicht integrieren zu wollen. Man hat es diesen Parias der rumänischen Gesellschaft bei der Integration wirklich nicht leicht gemacht, sie wurden immer an den Rand der Gesellschaft gedrängt und manchmal wie Aussätzige behandelt. Ein typischer Rumänienwitz : Frage „wie lange ist ein Zigeuner ein Mensch?“ ; Antwort „so lange er weit genug weg ist“ ; Frage „warum“; Antwort „wenn er weit weg ist heisst es, schau da kommt ein Mensch, wenn er näher kommt heisst es, schau da kommt ein Zigeuner“. Ich glaube dieser „Witz“ sagt alles. In der neuen Demokratie und mit den neu gewonnenen Freiheiten machen die Jungs sich Luft und lassen ihren Agressionen freien Lauf. Ich habe bis zu meinem 24. Lebensjahr mit ihnen und unter ihnen gelebt, ich habe gute und schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht. Neben meinem Elternhaus war eine grosse Wiese auf der die „Nichtsesshaften“ mit ihren Planwagen campierten. Für mich kleinen Wicht war es ganz normal mit den zerlumpten braunen Kindern zu spielen und aus einem Topf zu essen, zum Entsetzen meiner Mutter. Mein Vater der direkt neben der Zigeunergasse aufgewachsen ist hatte keine Bedenken. Er war der einzige in unserem Dorf bei dem sich die Zigeuner für ein Gott segne dich die Haare schneiden liessen oder dann riefen wenn das Schwein geschlachtet werden sollte .Einer meiner besten Freunde war ein behinderter Zigeuner dessen Vater 1945 meiner Oma grundlos eine Mistgabel in den Bauch rammte. Die Oma hat’s überlebt und das Geschehen hat unsere Freundschaft nicht beeinflusst. Die Zigeuner in Rumänien sind nicht „gefährlicher“ wie die Penner von den Isarbrücken. Rumänien ist für meine Begriffe nicht sicherer oder unsicherer wie andere ost(europäische) Länder. Stell ein vernünftiges Fahrrad für eine Nacht am Hauptbahnhof München ab und wiederhole das Experiment an der Gara de Nord in Bukarest, der Überraschungseffekt am nächsten Morgen wird in beiden Fällen der gleiche sein.
Einige Mitglieder dieses Forums waren in Rumänien und haben es nicht bereut. Fahrt mal hin und besucht auch die Zigeuner. Ich hoffe diese Zeilen beruhigen die Gemüter und machen euch neugierig auf das Land am Schwarzen Meer..