Hallo Mini,
weil ich Dich nicht kenne, finde ich es auch schwierig hier tatsächlich etwas Gehaltvolles zum Thema zu schreiben.
Was mir jedoch bei Diskussionen dieser Art immer ins Auge sticht:
Oft scheint es für viele nur schwarz und weiß, "Ausstieg" oder "Spießertum" zu geben. Die Realität ist jedoch oft weniger einfach gestrickt, was sich ja auch darin offenbart, dass sich man eine(r) mit der Entscheidung hier schwertut.
Die Tatsache dass Du mit Deiner Frage an eine öffentliches Forum trittst, läßt jedoch erkennen, dass Du Dir selber nicht sicher bist was Du eigentlich wirklich möchtest oder suchst.
Dein Drang zu Reisen, "auszubrechen" ist für mich sehr gut nachvollziehbar, weil ich den auch kenne. Jedoch sollte man sich auch klarmachen, dass das Reisen , das "aussteigen", auch auf Zeit, auch nichts anderes ist als ein Ausdruck der unglaublich priviligierten Stellung, die wir im (un)sozialen Gefüge dieser Welt (noch) innehaben. Das ist deshalb nicht gut oder schlecht, aber halt eben vor allem eine Wahrnehmung von Privilegien. Deshalb wird es auch immer schwierig bleiben mit vielen Menschen unterwegs auf eine gemeinsame Ebene zu kommen, weil diese Menschen dieses Privileg nicht haben und vielleicht auch nie haben werden und das alle Beteiligten auch wissen.
Ob man Privilegien nicht gelegentlich mit Freiheit verwechselt, mag ich nicht beurteilen, halte es jedoch für möglich. Auch der jenige der Karriere macht mag sich für frei halten (da gibt es dann ja auch noch die, die weder Reisen noch Karriere machen und trotzdem nicht wissen, wie es weiter gehen soll - die halten sich garantiert nicht für besonders frei. Da stellt sich jedoch die Frage nach einem gewollten Austeigen gar nicht).
Als solcherart Privilegierter bleibst du immer eine Art Fremdkörper, der anders behandelt wird als vielleicht jemand der diese Möglichkeiten nicht hat. Auch damit muss man umgehen können (ich selbst hab beispielsweise manchmal Probleme mit solchen Dingen).
Lebenserfüllung ist ja immer ein großes Wort, mir selbst langt es eine gewisse Richtung einzuschlagen, die jedoch nicht zwangsläufig für den Rest des Lebens beibehalten werden muss.
Wenn Du Dir sicher bist, dass Du eine Reisende (und damit irgendwie auch Suchende) sein möchtest, dann tue es, sofern Du die Möglichkeit dazu hast. Bist Du es nicht, würde ich ersteinmal schauen, ob Du Deiner unmittelbaren Umgebung nicht auch spannende Möglichkeiten abgewinnen kannst.
Ich selbst entdecke beispielsweis in meiner unmittelbaren Umgebung auch immer wieder Dinge die ich spannend finde, auch das kann einem Auftrieb geben, man muss dafür nicht immer allzu weit weg.
Gruß Nat