Am nächsten Morgen muss ich an meinem lädierten Hinterrad wieder eine gebrochene Speiche ersetzen. Diesmal glücklicherweise nicht auf der Zahnkranzseite, so dass das Ganze schnell von statten geht. Allerdings ist mein Vertrauen in das Hinterrad nicht mehr allzu groß, die Pistenkilometer durch die
Desertes des Agriates wird es aber hoffentlich noch halten. Heute nehmen wir zusätzlich zu den insgesamt vier 1,5-Liter Wasserflaschen auch noch ein paar Liter Wasser im Wassersack mit, denn wir rechnen nicht damit, unterwegs Trinkwasser zu finden. Da es auch kaum Bäume und somit keinen Schatten gibt, ist ein hinreichend großer Trinkwasservorrat unbedingt zu empfehlen. Vom Camping geht es wenige Hundert Meter auf die N1197 nach Süden, bevor wir auf eine Schotterpiste abbiegen. Auch hier ist der zu Hause auf das GPS gespielte Track eine gute Hilfe um den Einstieg in die Piste zu finden.
Nach einigem Auf und Ab auf holprigen Wegen mit einigen Steilstücken, die uns zum Schieben zwingen, erreichen wir endlich das Meer. Und die Ankündigung aus diversen Reiseführern ist nicht übertrieben: Wunderschöne, menschenleere Strände, nur ein paar Kühe.
Wir verbummeln einige Zeit an unserem "Privatstrand", außer ein paar Segelbooten weit draußen ist an diesem wunderschönen Fleckchen Erde kein Mensch weit und breit. Paradiesisch! Doch irgendwann brutzelt die Sonne so stark, dass wir weiter fahren.
Am Ende der Schotterpiste, die von der Bocca di Vezzu herab kommt, treffen wir einen italienischen MTBler, der auf dem Küstenpfad vom
Camping U Paradisu herüber gekommen ist. Er bestätigt uns, was wir schon vermutet haben. Der ca. 6 km lange Pfad wäre mit unseren bealdenen MTBs nur auf wenigen Abschnitten fahrbar. Also stehen wir vor der Alternative dieser langen Schiebepassage immer an der Küste entlang, oder aber die Piste hinauf zur Bocca di Vezzu. Auf der IGN-Karte des Italieners ist auf halber Höhe noch ein Pfad eingezeichnet, der durch das Hinterland zur Plage de Saleccia führt. Zunächst verlassen wir also die Küste und kurbeln und schieben bergan. Der Schweiß fließt in Strömen, die Wasserflaschen sind längst leer getrunken. Der auf der Karte markierte Pfad ist nicht aufzufinden, wohl schon längst überwuchert. Also müssen wir weiter den Berg hoch. In der glühend heißen Sonne kämpfen wir uns bergan, nur selten gibt es einen Baum, den einen winzigen Schatten spendet. Zu aller Gemeinheit kommen noch ein paar Gegenanstiege und dann noch ein platter Reifen dazu. Offenbar ist hier vor langer Zeit ein R4-Fahrer verdurstet. Es fehlen nur noch die Geier, die über uns kreisen…
Mit dem letzten Tropfen Trinkwasser erreichen wir ausgepumpt die Bocca di Vezzu. Auf der Asphaltstraße geht es wellig Richtung St. Florent. Nach ein paar Kilometern kommt ein Brunnen mit kleiner Grotte und Madonnenstatue. Ein Geschenk des Himmels! Wir trinken mehrere Flaschen leer und haben nun auch wieder Muße für die wunderschönen Ausblicke Richtung Cap Corse.
Am Ortseingang von Casta biegen wir wieder auf die 12 km lange Schotterpiste, die zur Plage de Saleccia und zum Camping U Paradisu führt. Im Vergleich zu den heute bereits bewältigten holprigen Schotterpisten ist diese Piste glatt wie ein Kinderpopo. Es kommen uns viele Ausflügler mit Allradwagen, Quads und Motorrädern entgegen, auch ein paar normale PKW sind dabei. Mit den paar Radlern, die sich die Piste bergan quälen wollen wir nicht tauschen, das hatten wir heute schon zu Genüge...
Auf dem Camping angekommen genießen wir erstmal ein wohlverdientes eiskaltes Bier und Chips in der Bar. Am Abend vertreiben uns bald die zahlreich vorhandenen Mücken ins Zelt, die angenehme Live-Musik aus dem Restaurant schaukelt uns in den Schlaf...
Fortsetzung folgt...