Hallo Tobi,
wie mit allem im Leben: ein paar werden es interessant finden und es wird deine Chancen steigen lassen, andere nicht.
Für mein Studium hab ich statt der 5 Jahre leider auch 6 1/2 gebraucht ( nicht ein- oder zweiundsechzig

. Hab mich davon nicht abhalten lassen eine halbjährige Radtour dranzuhängen. Wieder zurück November 2009 sah es generell sehr beschissen mit der Joblage aus und Freunde die fast mit mir fertig wurden mit dem Studium suchten immer noch. Eigentlich wollte ich in die Wirtschaft aber als nach einem halben Jahr suchen immer noch nichts in Aussicht stand entschied ich mich noch den Doktor dranzuhängen was dann auch sofort geklappt hat (im Lebenslauf schrieb ich immer direkt Datum und dahinter mehr oder weniger: Radreise ans Nordkapp und zurück durch Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Polen. Teilweise hatte ich das unter "weitere Interessen" stehen oder auch als eigenen Pubkt.). In der Zeit bevor ich die Stelle antrat konnte ich nochmal für einen Monat radeln. Als ich wieder zurück kam mehrten sich die BErichte hier von der verbesserten wirtschaftlichen Lage. Was anderes habe ich dann doch nicht mehr versucht da ich mit der Doktorandenstelle recht zufrieden bin.
Im Endeffekt: es kommt oft anders als man denkt und solltest du in einer Wachstumszeit losfahren nimmst du immer das Risiko mit in einer schlechteren zurückzukommen. Allerdings wenn es sowieso auch am Anfang schlecht aussieht... Rückblickend hätte ich statt dem halben Jahr Jobsuchen lieber ein ganzes Jahr radeln sollen und erst jetzt zur "überwundenen" Krise anfangen sollen zu suchen... Je nachdem wie es läuft muss man hinterher auch ein paar Kompromisse eingehen (können) um wieder zu starten und solange du keine Verpflichtungen wie Familie hast ist das natürlich viel leichter.
Ansonsten zu dem Erlebnis der langen Radtour:
Es gab zwar durchfrorene anstrengende Zeiten in denen ich den Sinn der Unternehmung in Frage stellte und mir selbst auf die Frage ob ich es nochmal machen würde mit "Nein" antwortete, trotzdem bin ich unglaublich froh nie in den Zug gestiegen zu sein um nach Hause zu fahren. Die schönen Erlebnisse überwiegten und die schlechteren verwandeln sich rückblickend in kleine Abenteuer

und wie ich schon schrieb, bei der nächsten Gelegenheit verschwand ich ja gleich wieder für einen Monat mit dem Rad.
Wobei du dir aber sicher sein solltest: Du wirst vermutlich nicht allzu oft die Möglichkeit haben ein halbes oder ein Jahr zu tun was du willst. Ist es sicher eine solche Radtour was du machen willst?
Auf dem Weg ans Nordkap traf ich jemanden der ein Jahr Auszeit genommen hatte und einfach so mal entschieden hatte ans Nordkap zu radeln. In Deutschland verabredeten wir uns in Norwegen zu treffen da wir noch BEsuche machen wollten. Als wir uns in Südnorwegen trafen erzählte er mir das er ohne die Aussicht mit mir weiterzuradeln wahrscheinlich abgebrochen hätte. Einen Monat lang radelten wir bis auf die Lofoten und im Prinzip war er für solche Touren prädestiniert: schnell & anspruchlos (am liebsten 2 mal am Tag Nudeln). Trotzdem konnte er der ganzen Unternehmung nicht wirklich viel Spass entlocken und obwohl es anders gedacht war nahm er am Kap den Flieger "Das ganze wird mir zu stressig"