Hi Hilsi!
ganz kleine Gör'n dürfen sowiso nicht ohne Aufsicht in die (Verkehrs)welt gelassen werden
Dem stimme ich grundsätzlich zu... wobei aber noch zu klären wäre, was unter "ganz kleine" zu verstehen ist...
Ich habe den Eindruck, dass Du Kindern (ich spreche hier von denen, die Verkehrsunterricht erhalten... also das dürften meines Wissens die im Vor- und Grundschulalter sein... ) Deine Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit unterstellst.
Dass Du selbst komplexe Verkehrssituationen beurteilen kannst, mag sein, aber dieses dürfte ein Kind doch ziemlich überfordern...!
Kinder lassen sich i.d.R. sehr schnell ablenken und haben auch noch kein (ausgeprägtes) Gefahrenradar.
Beobachte doch mal, wie Kinder sich verhalten, wenn sie ohne Begleitung der Eltern auf dem Weg zur/aus der Schule sind...!
Für sie ist alles interessant (Tiere, Schaufenster, andere Kinder und deren Verhalten... ) - aber eher nicht das Verkehrsgeschehen. Insbesondere nach der Schule schalten sie meistens völlig ab. Das ist zwar irgendwie verständlich, aber trotzdem Wahnsinn!
Deshalb vertrete ich die Meinung, dass man den Kindern mit der Verkehrserziehung im Interesse ihrer Sicherheit ganz bestimmt einen Gefallen tut.
Sie müssen lernen, an welchen Stellen sie möglichst gefahrlos die Straße zu überqueren haben und auch, dass eine rote Ampel sie auffordert, stehen zu bleiben... dass man an Fußgängerüberwegen die Hand raushält und wartet, bis die Fahrzeuge auch wirklich halten, auch wenn man als Fußgänger bevorrechtigt ist - und den Fußgängerweg keinesfalls auf dem Fahrrad fahrend überquert... usw.
...aber auch, dass dennoch an den als Fußgängerüberwegen besondere Gefahren von Auto- und Lkw-, aber auch Radfahrern ausgehen, die selbst unaufmerksam oder egoistisch sind...!
Klar könntest Du jetzt so argumentieren, dass die Kinder dann ja automatisch handeln und/oder gar nicht mehr darüber nachdenken, warum sie etwas tun oder vielleicht nicht tun sollten, aber wie gesagt, Kinder setzen ihre Prioritäten bzgl. Wahrnehmung und Aufmerksamkeit anders.
Und zum Schutz der Kinder sollten sich andere Verkehrsteilnehmer auf sie einstellen können. Aus dem Grund finde ich es sehr richtig, dass an Stellen, an denen Kinder i.d.R. relativ gefahrlos die Straße überqueren sollen die "gelben Füße" gemalt werden usw. Das sind dann häufig auch Stellen, an denen andere Verkehrsteilnehmer gesondert auf Kinder hingewiesen werden, an denen sie ganz besonders mit ihnen rechnen müssen.
Kinder sind sowohl als Fußgänger, als auch als Radfahrer so klein, dass sie meistens von Autos verdeckt werden. Dies ist ihnen aber in den seltensten Fällen klar.
Im letzten Herbst habe in an zwei Tagen in Zusammenarbeit mit einem hannoverschen Verkehrsverbund mit vielen Gruppen von 5-6jährigen an einem größeren Kreisel das Überqueren der Straßen geübt - und dabei fast Schweißausbrüche bekommen!!! Das waren übrigens Kinder, die überwiegend schon allein unterwegs zur Schule waren....!
Die Kinder, die diese Situationen einigermaßen bewältigt haben, konntest Du an zwei Händen abzählen!!! Ich würde mal sagen, das waren so ca. 10 bis 15 %.
Angefangen damit, dass sie gar nicht konzentriert bei der Sache sind... also auch nicht zuhören, weil irgendwo gerade eine interessantere Situation ist...
Meistens wurde vergessen, vor Fußgängerüberwegen mit den Autofahrern Blickkontakt aufzunehmen oder zu gucken, ob auch wirklich alle Autos stehen, bevor man an einer grünen Ampel die Straße überquert, dann, wenn sie dieses bedacht haben sollten, aber meistens vergessen, dass alle Fahrzeuge zwar vor Fußgängerüberwegen warten müssen - nicht aber die Schienenfahrzeuge... oder was die weißen Linien vor und hinter den Gleisen bedeuten pp.
...und wenn dann noch irgendwelche meist erwachsene "Vorbilder" ihnen vormachen, wie man's nicht machen sollte, sind sie entweder irritiert - und/oder ahmen das Verhalten nach und vernachlässigen die dadurch resultierenden Gefahren.
Du kannst mit Sicherheit die Geschwindigkeit von Fahrzeugen oder das Verhalten von anderen Verkehrsteilnehmern eher einschätzen, aber erwarte das nicht von einem Kind!
Dazu fehlt ihm einfach die Erfahrung!
Durch das Dringen auf "drillmäßiges" befolgen von Verkehrsregeln wird den Kindern das natürlich Gespür für Gefahrnsituationen und das vertrauen auf die eigenen Wahrnehmungen gezielt aberzogen.
Insofern handele ich auch mit meinem "Vorbild" als rotlichtüberfahrender Radler oder -übergeheder Fußgänger auch keineswegs Verantwortungslos, sondern ich bestätige die sowiso vorhandene -richtige- eigene Einschätzung des Kindes.
Und ich hoffe auch, daß ich da noch manche Eltern in Erklärungsnot bringe.