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#461557 - 08/19/08 05:02 PM Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées [Re: veloträumer]
veloträumer
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Es wird bei dem Wetter Zeit für eine Fortsetzung - so soll es sein (Bildergalerie wieder am Ende):

Teil 4: Asturias, Cantabria I, Castilla y León
– Reserva Nacional de Somieda, Parque Nacional de los Picos de Europa, bis Playa Oyambre


Di, 1.7., Villaseca - Piedrafita - Pto. d. Somiedo (1486m) - Pola de Somiedo - Alto de la Farrapona (1708m) - Pto. Ventana (1587m) - La Plaza - Caranga - Alto de la Cobertoria (1173m) - Pola de la Lena - Ujo
C: wild 0 €
AE: Wildgulasch, Rw, Käsekuchen ca. 18 €
135 km, 13,5 km/h, 2.620 Hm

Entgegen meiner Annahme des Vorabends bleibt die Steigung Richtung Piedrafita gemäßigt. Eindrucksvolle Bergketten zeichnen den Horizont der leicht hügeligen Hochebene, der Rio Sil verschlafen ruhig unter Brücke in ein Schlucht nach Norden sich wendend (eine Abkürzung hier direkt entlang möglich). Direkt am Abzweig zum Puerto de Somiedo wäre auch in Piedrafita ein Hostal gewesen, möglicherweise etwas günstiger. Die weitere Fahrt nur ganz leicht ansteigend, erst kurz vor Santa Maria del Puerto ein wenig anziehend. Pferde- und Kuhweiden, in der kleinen Talsohle ein paar Wasserfälle und die sanft geglätteten Hügelberge prägen das Bild. Der Puerto Somiedo, nunmehr in Asturien, beendet die Hochebene, weitgeschwungen eine Abfahrt dürch immergrüne Wiesenhänge mit Ginster und Wald durchsetzt, die Berge nun mächtiger und näher rückend, schroffer, eher eine alpine Berglandschaft. Nach den ersten Siedlungen beginnt die Schlucht am Rio Somiedo, wird zunehmend schmäler, der Fluss rauschend nahe daneben.

In Pola de Somiedo besteht dann wieder Versorgungsmöglichkeit, der Ort ein wenig touristisch, Camping, ein paar Souvenirs mit etwas handwerklich Kunstfertigkeit – was ich auffällig selten in Nordspanien gesehen habe, auch Postkarten bekommt man keinesfalls überall. Da ist noch Marktpotenzial. Ich schaue in Umgebungskarten zum Wandern und Mountainbiken und bekomme daher ein paar wertvolle Hinweise für die Weiterfahrt, denn meine Michelinkarte führt etwas in die Irre wegen einer falschen Passbezeichnung: Der vom Verlauf her eigentlich richtig eingetragene Pass – auch die Höhe ist korrekt – heißt tatsächlich Alto de la Farrapona! – Der Puerto de la Mesa existiert auch, allerdings als Wandersteig, der von der nämlichen Passstraße oberhalb von Salienca abzweigt und weiter nördlich liegt.

Der untere Teil des Alto de la Farrapona nach Pola ist ebenfalls Schlucht, eindrucksvolle Felsen, Gesteinsfalten, Felsnadeln, viele Blumen – sehr schön. Bäuerliche Besiedlung – auch einfache Unterkünfte bis hin zur letzten Siedlung Salienca zu finden. Dort beginnt der stärkere Anstieg, die Straße ist neu asphaltiert. Sie dient als Zufahrt zu mehreren Seen, die vom Farrapona-Pass aus zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen sind, Autos müssen auf einem Parkplatz am Pass abgestellt werden. Ich besuche die Seen nicht, weil es abwärts geht und ich anschließend wieder unbekannt viele Höhenmeter zurück muss und die Zeit schon weit vorangeschritten ist. Es ist außerdem sehr kühl und wolkig, da geben Bergseen kein gutes Bild ab und Spaß macht es auch weniger.

Auf der Passauffahrt sieht man einige der traditionellen Cabanas (Teitos), die von den Wanderhirten im Sommer genutzt wurden bzw. werden – denn auch heute noch leben etwa 50 Familien dieser Hirtennomaden mit einer ganz eigenen Kultur und Folklore im Somiedo-Gebiet. Eine andere Attraktion sind die Horreos, Kornspeicher, deren typische asturische Variante auf der Ostseite des Farrapona-Passes in Torrestio besichtigt werden können. – Noch ein Fehler in der Michelin-Karte: Die Ostseite ist abwärts bis zur ersten Siedlung nicht asphaltiert! – Die Piste ist optisch recht ordentlich, an einigen Stellen allerdings stark ausgewaschene Rinnen und dann doch sehr rutschig. Die Landschaft anders, viel offener, unten lieblich, Wiesen und Weiden mit Kühen und Pferden, bald sehr viel Ginster, der auch die unteren Hänge der Berge beim Puerto Ventana prägt. Dieser Pass auch wegen Gegenwind von Süden nicht schwer, aber zäh – weites Panorama nach Süden.

Nach Norden dann wieder ein deutlicher Landschaftwechsel, alpine Wald- und Wiesenlandschaft, grandiose Kurven an Hängen mit dichter Vegetation und verschiedenen Baumarten, dazu Blicke ins Bergtal. Bald schnürt sich das Tal zur Schlucht zusammen, grandiose Felsen schießen empor. Dieser Teil ist eigentlich eindrucksvoller als der zweite Teil, der als La Senda del Oso bzw. Teverga-Schlucht bekannter ist. Am Ende der ersten Schlucht lässt sich ein Berg durch halboffene Höhlengänge (Bärenpfad, irgendwo gibt es dann auch ein Bärenhaus) erwandern oder erradeln oder eine Höhle besuchen (mit Führung, es gibt ein Tickethäuschen dort).

Mein Zeitfenster ist mal wieder weit nach hinten gerutscht. Ich könnte einfach durchrauschen nach Oviedo und damit ein attraktives städtisches Etappenziel zu guter Stunde erreichen – allerdings bei den bekannten Problemen für eine preiswerte Unterkunft und einem Rückstand gegenüber dem Plan. So bleibe ich lieber auf meiner geplanten Route und beginne bei Caranga den Weg etliche Höhenmeter hinauf, wohl wissend, dass ich in die Dunkelheit kommen werde. Ich rechne mir aus, irgendwo ein einfache Unterkunft zu finden, doch bleibt das am oberen Bergteil aus – nur ein exklusives Hostal findet sich in Llanuces nicht allzu weit unter der Passhöhe. Im unteren Teil gibt es einen Stausee mit Anglerromantik, weithin im Tal sind die Berghänge besiedelt, Häuser mit roten Ziegeldächern und oft bis in hohe Steillagen weit abseits der Hauptstraße. Der Pass gewinnt zunehmend seine Kontur – sehr steil, unnachgiebig, ohne Erholungsabschnitte. Aufgesprühte Namen bedeuten, dass hier die Vuelta der Profis unlängst hinauf fuhr. Der Alto de la Cobertoria (Name nicht auf Michelin-Karte) erweist sich schließlich als einer der schwierigsten Pässe meiner Tour!

Oben fahre ich schließlich in eine Wolke, es ist ziemlich kalt, mittlerweile dunkel. Dann auch noch Baustelle: Die gesamte Ostseite im Bau, erst eine Umleitung, dann über die Sandpiste hintunter, teils kaum eine Seitenbegrenzung zu erkennen. Keine Abfahrt, sondern heftige Bremsorgie, alles sehr steil. Das Tal unten dann genau wie befürchtet: Pola de Lena ein großer Ort, kaum touristische Infrastruktur, Gewerbe- und Wohnstadt, an einer zentralen Verkehrsader – Autobahn, Eisenbahn. Es gibt ein 3-Sterne-Hotel – möchte ich vermeiden. Gehe erstmal gegen 24 Uhr essen in einer gemütlichen Taverne. Der Wildgulasch schmeckt wenig nach wild, ziemlich fade, seltsame Zubereitungsart (fast gekocht). Dafür ist der Käsekuchen mit Heidelbeersauce köstlich.

Ich frage noch einen Tavernenmitarbeiter nach einer preiswerten Unterkunft, evtl. ein geeigneter Wildcampingplatz. Er weiß eigentlich keinen Rat, außer einem Hostal, dass aber geschlossen ist. Die Gegend hier absolut intensiv bebaut und bewirtschaftet, Gewrbe, Industrie, dann die Verkehrsachsen, keine freien Felder etc. Irgendwo eine kleiner Rückraum zur Straße an einem Schuttplatz hinter Holzbalken, lege meinen Schlafsack mit Unterlage aus – es ist hier unten erstaunlich mild. Ein Zelt ließe sich hier nicht aufbauen. Zudem Nacht schon weit vorangeschritten. Überall an den Hängen bellen Hunde, die offenbar meine Anwesenheit riechen. Keine Ruhe. Etwas eingenickt, ungefähr 4 Uhr nachts – es beginnt zu regnen, erst Niesel – packe die Zeltplane über mich – dann stärker werdend – beschließe zu packen – dann gießt es bereits aus Kübeln. Notdürftig zusammengerafft, Schlafsack und Unterlage mit Schnellspanner auf den Gepäckträger und weiter auf der Straße. Ich erreiche Ujo, eine Art Sanatorium oder Schule mit Veranda – erstmal unterstehen. Der Regen ebbt etwas ab. Ein riesige Zeder im dazugehörigen Parkgarten bietet geradezu trockenen Unterschlupf – also hier wieder hin mit dem Schlafsack. Ein paar Tropfen kommen aber auch hier durch, ein grelle Lampe sorgt zusätzlich für schlafloses Kopfzerbrechen.


Mi, 2.7., Ujo - Cabanaquinta - Pto. d. San Isidro/Pto. Brana (1520m) - Cofinal - Pto. de Las Senales (1625m) - Pto. d. Tarna (1490m) - CL635/N625 - Pto. d. Panderruedas (1450m) - Posada de Valdeón
H: Fonda Begona 24,50 € m.Fr.
AE: Bocadillo, Rw 5 €
126 km, 13,3 km/h, 2.170 Hm

Nach fast schlafloses Nacht versuche ich auf der Veranda meine Sachen trocken zu reiben – es bleibt regnerisch. Irgendwann kommt jemand aus dem Haus, grüßt, sagt aber sonst nichts. Im Tal des Rio Aller hängen die Wolken tief, düster das Licht – immerhin trockene Abschnitte oder nur leichter Niesel. Aber sehr kühl, sobald ein Wind geht, richtig kalt. Das Tal hier flach, parallel zur AS 112 (Kraftfahrstraße) mit etwas weniger Verkehr durch eine Kette von Orten, Gemüse-, Obstanbau dazwischen – nicht aufregend, aber hin und wieder ein bisschen idyllisch.

In Cabanaquinta kaufe ich dann meinen Proviant zusammen, ich kann aber kaum etwas essen. Kaum lugt die Sonne heraus, ist sie wieder weg, bohrt sich ein kalter Wind in den Rücken oder nieselt es wieder auf mein gerade ausgebreitetes Frühstück. Das ist Radtour spaßlos. Der weitere Verlauf des Isidro-Passes weitgehend einfach, sehr offenes Gelände, nach kleinem Feldurchbruch dann aber doch noch zäher, etwas steiler über offene Bergwiesen mit Felsbrocken, Kühen, Pferden und Ziegen, verteilte Bauernhöfe. Kalt und windig am Pass, mit Dorf, Camping, Chalets, Wintersporteinrichtungen. Puerto de San Isidro und Puerto Brana bezeichnen übrigens denselben Pass.

Wieder geht es nach Süden mit den typischen weiten Berglandschaften nebst Ginster und Weiden, zaghafter Tourismus, wieder Cabanas, ein kleiner See. Nach einer Abfahrt dann eine überraschende ebene Auenlandschaft. Eine südländische Allee, Feuchtwiesen mit Störchen, Greifvögel am Himmel, Getreidefelder. In Pueblo de Lillo finden sich hübsche moderne Cabanes, die als Casa Rurales fungieren. In Cofinal noch eben, am Rast- und Spielplatz pausiere ich, trockne Schlafsack und Zeltplane. Es ist bei wenigen Sonnendurchbrüchen warm – sobald die Wolken dichter werden aber wieder kühl, der Wind tut sein übriges. Kurzschlaf.

Es beginnt eine nicht so schwere Passauffahrt mit sehr abwechslungsreichen Facetten – Wasserfälle (los Forgones), Farne, Buchen, Birken, Kiefern, Heidekraut, Disteln, Ginster, Fingerhut, Kleeblumen, seltsame Gräser, Doldengewächse usw. – toll. Ich habe einen guten Rhythmus, doch das Wetter will nicht besser werden – auch die obersten Waldhänge vernebelt wie der Puerto de Las Senales selbst – schnell weiter, runter zum Puerto de Tarna, in meiner Fahrtrichtung nur Überrollpass nach unten, landschaftlich langweiliger. Mittlerweile vier Lagen auf dem Oberkörper. Nach Südost wieder weite Wiesen- und Weidehügel mit Ginsterbewuchs, Flusslandschaft mit Pappeln, alter Brücke. Wieder Baustelle, Fahrbahn wird ausgebaut, durch vorausgehenden Regen teils matschig, komme aber schnell durch.

Es folgt ein großer Stausee, unter düsteren Wolken und im kalten Wind. Ich muss meine lange Hose überziehen, aber mir frierts weiter. Sommer ist nicht, Winter scheint nah. Die Auffahrt zum Puerto del Ponton (kurz vor dem Pass abgezweigt) ist sehr leicht zu fahren – leider verhindert das Wetter eine schnelle Fahrt. Es regnet bald stärker, stehe kurz bei einem Bauernhof unter, des Bauern Hunde bellen aber nicht einladend, auch wenn der Bauer die Lage entspannt. Es ist auch Zeit weiterzufahren, also durch den Regen, wieder etwas schwächer. Mit dem Abzweig zum Puerto de Panderruedas wieder eine neue Landschaft, weiche, feuchte Bergwiesen, von Wasseradern durchflossen, von Hainen durchsetzt, geradezu lieblich. Das Panorama nicht sichtbar, Wolken überall. Am Pass dann doch noch ein Rest der großen Bergwelt nach Norden zu erkennen.

Die Abfahrt muss ich etwas langsamer angehen, weil zu kalt. Fest steht: die Nacht nicht im Zelt! – In Soto de Valdeón kann ich ohnehin keinen Camping ausmachen – auch wenn es nach Michelin- und lokaler Ortskarte dort einen geben soll. Ausgeschildert ist aber nur der Camping in Santa Marina de Valdeón (im Anstieg auf der anderen Seite zum nächsten Pass). In Soto auch kein Restaurant. Also zum Hauptort Posada de Valdeón. Ein Centro Rurales bietet das Zimmer für 45 Euro an. Verhandlungsunwillig. Nein, Danke. Mitten im Ort eine Pension. Dort nur 20 Euro, Frühstück kommt aber extra. Kurz vor 22 Uhr Küche bereits geschlossen wie im gesamten gesamten Bergort – untypisch Spanien, aber typische Berge. Lediglich ein urtrockenes, liebloses Bocadillo, das in der Hand halb zerbröselt, bietet mir ein nobler aussehendes Hotel/Restaurant an. Dafür gibt es eine satte Negativwertung. Im Zimmer öffne ich dann noch eine Dose Calamares und verspeise diverse Käse- und Kuchenvorräte. Ich bin ja nicht auf Diätreise.

Do, 3.7., Posada de Valdeón - Pto. d. Pandetrave (1562m) - Pto. d. Glorio (1609m) - La Vega - Potes - Panes - Las Arenas
C: Naranjo de Bulnes 9,60 €
AE: Spaghetti Cabrales, Patatas, Rw, Pudding ca. 16 €
110 km, 16,6 km/h, 1.100 Hm

Endlich mal wieder eine erholsame Nachtruhe! – Morgens beim Frühstück einige weitere Einzelreisende – sie wollen hier die Cares-Schlucht erwandern – ein Deutscher und eine Belgierin. Das Frühstück noch ganz passabel – Toastbrot, Marmelade, frittierte Teigringe, Kuchen, Madelenas. Ein Wunder – der Morgen im herrlichsten Sonnenlicht! – Die Bergkulisse der Picos de Europa grandios! Man fühlt sich wie in den Dolomiten. – Mit Brot und Kuchen der örtlichen Bäckerei geht es nun eine steile, enge Straße nach Santa Marina de Valdeón. Traumhafte Ausblicke – immer wieder neu die Perspektiven, faszinierende Bergblumenwiesen, blaue Lilien, frühmorgendliche Lichtbrechungen. In Santa Marina weniger Hotels als in Posada, aber auch alles Nötige vorhanden, dazu ein traumhaft gelegener Camping. Oberhalb des Ortes dann die Straße breiter und weniger steil. Das Bergpanorama aber bleibt sensationell. Schroffe zackige Felsen wie auch sanfte Kuppen.

Die Südseite des Pandetrave-Passes wieder mit überschwenglichem Ginstergelb, Pappeln und grünes Buschwerk entlang des Flusses. Der liebliche Charme wandelt sich in Gargantas zu einer eigenartigen Felslandschaft, fast schwarz das Gestein, im starken Kontrast zum Ginster. Es beginnt aufwärts gleich eine recht kurze Schlucht mit nämlichen Gestein, die einen besonders exotischen Reiz ausübt. Auch dieser Teil verdient eine 5-Sterne-Wertung. Mit der Ortschaft Lláneves de la Reina endet die Schlucht und weite offene Bergweisen entfalten eine enorme Blumenvielfalt. Ein Fluss bietet eine Möglichkeit für die Siesta.

Mit dem Puerto de San Glorio fahre ich erstmals nach Kantabrien rein. Das Gebiet um die Picos de Europa teilen sich gleich drei autonome Regionen Spaniens, daher auch der stete Wechsel der Regionen bei meiner Teilumrundung dieses Bergmassivs. Wie schon in Asturien – hier vielleicht noch stärker – fallen die roten Dachziegeldächer auf, sehr intensiv in der Farbe und massiv dick. Die Abfahrt nun ein berauschendes Erlebnis, langgezogene Kurven, das Gefälle eher mäßig, wird aber durch die Konstanz ordentlich schnell, sensationelles Panorama ins Tal mit Bergwiesen und Bergdörfern, in der Ferne Bergketten der Cordillera Cantabrica. Weiter unten wird es schluchtartig, Büsche und Wälder rücken näher. Bei einem Fotostop im oberen Teil saust ein Rennradler an mir aufwärts vorbei – es ist ein Profi, wie der gleich drauf folgende Begleitwagen verrät.

Eigentlich herrscht heute Kaiserwetter, trotzdem ist die Luft nur ca. 22-23 °C warm und mit dem aufkommenden Wind Richtung Potes sinkt die Fühltemperatur deutlich, ich muss die Windjacke überziehen. Potes dann ein quirliger Touristenort, internationales Sprachengewirr, Terrasen, Balkone, Villen, alte Bürgerhäuser, mittelalterliche Gässchen, Türme, Holzfassaden – Souvenirs und Verkauf regionaler Produkte aus dem Liébana-Gebiet überall. Besonders hervorzuheben das Käseangebot (Blauschimmelkäse u.a.), Wurstwaren aus Hirsch und Wildschwein sowie Liköre. Auch ein Schokoladenladen weckt meine Aufmerksamkeit… Das Preisniveau ist ziemlich hoch, unterscheidet sich nicht von dem für gute Produkte in Frankreich. Leider fehlt mir die Zeit, die Bergstraße nach Fuente Dé (Stichstraße) abzufahren. Ich habe den Eindruck, dass sich das lohnen würde.

Bald beginnt die eindrucksvolle Schlucht La Hermida – auf einer Länge von 20 km vom Fluss Deva geschaffen, mit Felswänden bis zu 600 m hoch. Eingangs sehe ich mich dem Gegenwind ausgeliefert, fürchte die Kanalwirkung der Schlucht. In diesem Moment fahren zwei Radler an mir vorbei – ein Vater mit seinem Sohn. Er erkundigt sich nach meinem Vorhaben und gibt mir einem aufmunternden Klaps. Beide scheinen davonzuziehen, ich merke jedoch, dass der Wind doch weniger stark als angenommen ist. Zu dritt fliegen wir dann entlang der Schlucht, mit ca. 32-35 km/h. Der Junge ist gerade mal 10 Jahre alt! – Nach kurzer Führungsarbeit halt ich mich hinten, um während der Fahrt Fotos zu machen – nicht einfach bei solcher Geschwindigkeit, stetigen Kurven und zahlreichen Autos, die auch noch die Kurven schneiden. Inmitten der Schlucht leigt der Ort La Hermida, hier verabschieden sich die beiden und ich fahre zwar auf hohem Niveau, aber etwas entspannter weiter.

In Panes noch ein kurze Stärkung aus dem Potes-Proviant und weiter geht die Fahrt, nunmehr am Rio Cares entlang, idyllisch im eng bewaldeten Tal, bald zur Schlucht sich verengend. Die Steigung sehr mäßig, fast flach, erst spät ein paar kleine Steigungen. Nur so kann ich auch noch bei Dämmerung Las Arenas erreichen. Der Camping noch vor dem Ort, mit Restaurant, offenbar beliebt für Kanu- und Raftingtouren. Sehr originell die geräumigen Sanitäranlagen, ein bisschen Western-Stil, zweistöckig angelegt. Im Restaurant gibt es Spaghetti mit dem Käse der Gegend, dem Cabrales-Käse. Es ist ein sehr intensiv-herber Streichkäse, der aus Kuhmilch oder Kuhmilch und Ziegenkäse bestehen kann. Als Käse nur auf dem Brot fast schon zu streng, ist er ideal, um Saucen zu kreieren, die nicht nur zu Pasta, sondern auch zu Fleisch passen.

Fr, 4.7., Las Arenas - Poncebos/Cares-Schlucht - Las Arenas - AS115/AS114 - Alto de las Estazadas (?m) - Alto de Ortiguera (?m) - Llanes - Playa la Ballota - Colombres - San Vicente - Playa Oyambre
C: Playa Oyambre 9,60 €
AE: Käsekroketten, Steak, Rw, Pudding, Cafe 23,50 €
105 km, 15,1 km/h, 1.070 Hm

Die Nacht war trotz niedriger Meereshöhe ziemlich kalt, Sonne zunächst hinter Wolken, Abreise ein wenig spät. Zunächst verlasse ich die AS 114 um weiter dem Rio Cares und seiner Schlucht zu folgen. Schon morgens sind etliche Autos auf der gut ausgebauten Straße unterwegs. Die Schlucht hier immer imposanter, der Fluss fast neben der Straße. In Poncebos gibt es dann weitere Auffahrtmöglichkeiten nach Bulnes und Tresviso (einer der wichtigen Käseorte). Wer sein Auto stehen lässt, kann auch mit der seit 2001 bestehenden Standseilbahn nach Bulnes, um dann weiter in die Bergwelt der Picos de Europa zu wandern.

Noch ein kleines Stück weiter am Cares-Fluss ist dann Schluss für Autos und ein Wandersteig führt oberhalb in die Schlucht weiter nach Cain auf der südlichen Seite. Der Steig ist nicht mit dem Rad befahrbar und für das Begehen mit Radschuhen ungeeignet. Geradeaus, nur gemäßigt steigend, führt ein Fahrweg entlang der Schlucht. Es wundert mich, warum alle Wanderer den schwierigen Steig nehmen und nicht geradeaus laufen. Nun, ein knapper Kilometer später ist dann auch für mich Schluss: Gestein von einem Erdrutsch blockiert die Piste, die wahrscheinlich befahrbar wäre, wenn hier keine Hindernisse wären. Ober durch die ganze Schlucht führt, weiß ich nicht (müsste nach Karte so sein).

Ich fahre zurück in mittlerweile kräftiger Sonne, kaufe mir Proviant in Las Arenas und folge weiter der AS 114, die bald ein paar stärkere Steigungen aufweist. In Poo dann der sensationelle Blick auf die greifbar nah erscheinende Kette der Picos de Europa mit dem Naranjo de Bulnes, der mit 2519 m zwar nicht der höchste (Torre de Cerredo, 2648 m), aber bekannteste Berg der Kette ist. Monolithisch stakt er wie ein stumpfer Keil aus dem Boden heraus.

Nach der Passüberquerung verlasse ich die AS 114 und damit die Bergwelt, es geht Richtung Küste in gemäßigter Abfahrt und mit leichtem Gegenhang im unteren Teil. Llanes zeigt eine Reihe hübscher Seiten, alte Burganlage, pittoreske Fassaden, reizvoller Stadtstrand, heimeliger Hafen, quirlige Gassen mit Sidrerias, wo der beliebte Apfelwein in kurioser Weise serviert wird (langer Strahl ins Glas, wozu ein gewisse Kunstfertigkeit gehört). Ich gönne mir keine lange Pause, weil ich eigentlich am Playa Ballota meine Siesta machen möchte. Diesen erreiche ich abseits der Hauptstraße via Cué (Villen, Ferienhäuser, Golfplatz) zu später Nachmittagsstunde und über eine üble, steile Schotterzufahrt, auf der sogar die Autos wegrutschen. Aber bekanntlich müssen schöne Plätze schwer erreichbar sein… - Da bald das Meer mit der Flut den Strand einnimmt, ist das Vergnügen auch nur von kurzer Dauer.

Zurück auf der Nationalstraße herrscht starker Verkehr, aber ein breiter Seitenstreifen macht die Sache ziemlich erträglich. Mit ein wenig Rückenwind komme ich schnell voran. Mit Beginn der Autobahn an der Grenze zu Kantabrien ebbt der Verkehr auf der Nationalstraße deutlich ab. Von einer Anhöhe aus weite Blicke auf die Hügelketten des kantabrischen Gebirges, die vielen Wolken in den Bergen machen mich unruhig – nicht ganz zu Unrecht, wie der folgende Tag zeigen wird.

Unter mir liegt dann San Vicente, dass mit seinen Brücken und der geschützen Meeresbucht ein fotogenes Kleinod bildet. Im Ort gibt es mittelalterliche Bauten, unten reihen sich zahlreiche Fischrestaurants aneinander, in denen schon gegessen wird, während ich noch weiterziehen möchte. An Stränden mit Surfern vorbei stehen noch ein paar steile Rampen aus, bis ich direkt beim Playa Oyambre campiere (weiter Campings in der Nähe). Auf dem großen Campingareal dominieren Stammgäste, außerhalb der eigentlichen Anlage der Platz für die Nomadencamper, dort die Sanitäranlagen drittklassig, aber der Platz über dem Strand erstklassig. Nur ein Hauch von Sonnenuntergang. Das Restaurant ist zwar okay, aber doch ein bisschen zu teuer.

Bildergalerie Asturias, Cantabria I, Castilla y León – wie immer Bild anklicken:


Fortsetzung folgt.
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Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 04/11/08 07:06 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Falk 04/12/08 01:55 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Bafomed 04/15/08 10:34 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 04/16/08 05:01 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 06/13/08 12:12 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic Dittmar 06/13/08 06:19 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic natash 06/13/08 08:41 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic veloträumer 06/13/08 11:31 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic Bafomed 06/13/08 11:50 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 06/14/08 09:21 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Bafomed 06/15/08 10:20 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 06/15/08 08:59 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées José María 06/13/08 06:56 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic Uli 06/13/08 07:44 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Frank-a-D 06/13/08 01:08 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic atk 06/13/08 01:11 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic Frank-a-D 06/13/08 05:33 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic mgabri 06/13/08 05:48 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées  Off-topic Falk 06/13/08 07:35 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées mmi 06/14/08 11:35 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Falk 06/14/08 12:44 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées mmi 06/14/08 04:38 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Falk 06/14/08 05:12 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées willi44 06/23/08 06:19 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées m.indurain 06/23/08 08:01 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Pedalen-Paule 07/21/08 04:39 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 07/22/08 10:44 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées willi44 07/23/08 03:45 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées Martina 07/23/08 06:58 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 08/04/08 08:09 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 08/11/08 04:32 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 08/13/08 06:44 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées natash 08/15/08 08:56 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 08/15/08 11:19 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 08/19/08 05:02 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées natash 08/19/08 06:39 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 08/23/08 12:05 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 08/28/08 08:14 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées veloträumer 09/10/08 11:02 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées José María 09/11/08 06:28 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées José María 08/23/08 06:27 AM
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