Mühsam schreite ich voran, aber jetzt geht es weiter - wer lesefaul ist, kann sich gleich ans Ende beamen für die Bildergalerie...
Teil 2: GaliciaDo, 19.6., Ponte Barxas - Cortegada - Ribadavia - Melon - (exc. Mezas/Rio Cerves) - A Caniza - Pto. d. Moncelos (800m) - Pontevedra - Portonovo
C: Portonovo 12 €
AE: Sardinen, Rahmgeschnetzeltes, Rw, Crème Catalane 18 €
132 km, 15,4 km/h, 2.110 Hm
Morgens schaut der anbei wohnende Pfarrer (?) vorbei, während ich mein Zelt (sehr feucht) einpacke. Nach einem lautem Gruß geht er wieder. Mit nur noch wenig Kuchen dauert es bis Ribadavia, bevor ich mein Frühstück aufstocken kann. Auf dem Lande ist die Versorgung oft sehr schlecht, manchmal gar keine Läden, zuweilen ein kleiner Tante-Emma-Laden mit unzureichendem Angebot. Die Strecke am Rio Mino geht auf und ab, nicht leicht, aber auch nicht schwer. Der Fluss erscheint - nicht immer zu sehen – fast mystisch, dunkel und still, mit abgestorbenen Baumstümpfen, immer etwas einer Urlandschaft gleich wie ich es gerne mit den Gewässern des Jura verbinde. Ländliche, kleine Orte, gegen Ribadavia breitere Auen durch Nebenflüsse und mit Weinreben bepflanzten Hügel. Ribadavia ist ein kleines regionales Einkaufszentrum – nettes, aber nicht spektakuläres Ortsbild.
Weiter auf bester Straße, etwas mehr Verkehr und ein etwas längerer Anstieg führt zu einem Parkplatz kurz vor Melón. Hier kann man fast eben zu den untersten Kaskaden des Rio Cerves gehen, ein Kiosk hier ist später geöffnet. Bei gutem Wetter als Bade- und Picknickplatz genutzt, ist hier jetzt mittags bei Sonne/Wolken-Gemisch niemand. Ein Wanderweg über dicke Steine führt weiter hinauf, unter der Autobahnbrücke hindurch. Mit dem Rad nicht zu bewältigen. Weil ich von den schöneren Wasserfällen und Badegumpen im oberen Bereich gelesen habe, will ich die Straße durch den Ort nach oben fahren, die später zum Fluss wieder zustößt. Diese Straße (Richtung Sportplatz) ist aber mit einer höllischen steilen Rampe versehen, führt dann wieder in eine Mulde mit einem kleinen Dorf. Dort führt der Weg nach unten – sieht erst gut gangbar, auch mit geschobenen Rad aus. Irgendwann wird’s aber immer steiler, bis ich irgendwie mitten drin hänge – zurück zu anstrengend, runter ein gewisses zeitraubendendes Wagnis. Mitten drin dann erst mal Pause an wunderbaren Kaskaden, dann schweißtreibend das Rad nach unten geschoben – immer wieder muss ich es hochheben, zeimlich weit unten die Taschen ganz abnehmen und das Rad extra tragen. Empfehlen kann ich die Exkursion so eigentlich nicht – besser das Rad unten anketten und den Weg ohne Ballast nach oben gehen.
Mittlerweile durchgehend sonnig und einigermaßen heiß, fährt es sich zäh nach A Caniza, danach folgt eine schöne Passauffahrt nebst Ginstergelb, rosa Fingerhut und Windmühlen auf den gegenüberliegenden Berg. Mit dem Puerto de Moncelos erreicht man zwar den einzigen Pass der Strecke nach Pontevedra, jedoch ist das längst nicht der letzte Anstieg. Es folgt ein aufreibendes Auf und Ab mit saftigen Anstiegen und mein Zeitfenster wird doch sehr eng. Trotzdem: Es sind herrliche Eindrücke, dichte Wälder mit rauschenden Bergbächen, mal Buchenwald, mal Birken, mal Kiefern, mal Eukalyptus, mal blumenreich, mal offene Weiden, mal Kühe, mal Ziegen, kleine Dörfer und Weiler, nur sehr wenige Autos, dann wieder weite Panoramablicke – immer aber werden Wasserläufe gekreuzt. Die zentralen Straßen laufen generell selten an Flüssen entlang und das Flussnetz in Galizien ist sehr verzweigt – fürs Radeln eine schwierige Topographie. Mehr Richtung Küste nimmt die Besiedlung zu, mehr Autos und intensivere Landnutzung – immer aber noch dichte Wälder zwischendrin, die Steigungen werden etwas gemäßigter, wenn auch zum Schluss nochmal sehr zäh.
Sollte es normalerweise Richtung Küste eher sonniger werden, passiert hier Umgekehrtes: Von der Küste drängen dichte, dunkle Wolken auf das Binnenland, ca. fünf Kilometer vor der Küste ist es geradezu düster wie bei Weltuntergang. Aus den Wolken dringt hin und wieder leichter Niesel. Pontevedra ist nur schwer auszumachen – einmal durch die Wolken, zum anderen kein wirklicher Panoramapunkt vorhanden. Alle Küstenhügel dicht bebaut, die Berge ziemlich dicht ans Meer reichend. Pontevedra erscheint als Industriestadt wenig einladend, sehr dichter Verkehr. Ohne den Stadtkern zu suchen, entscheide ich trotz später Stunde weiter zu radeln, muss wenig später mit Licht weiterfahren. Zum Glück kann ich zunächst Tempo machen, bevor ein leichtes Auf und Ab das Tempo wieder drosselt.
Der erste Camping befindet sich in Portonovo, erst danach folgen zahlreiche weitere. Der Platz liegt nicht am Meer, wenig attraktiv, es gibt aber Chalets, Swimming Pool und einen ordentlichen Sanitärbereich. Da es bereits nach 23 Uhr ist, es im Camping außer einem Sandwich nichts mehr gibt, stelle ich nur meine Taschen ab und fahre schnell Richtung Hafenpromenade, um dort etwas zu Essen zu finden – die zermürbende Fahrt des Tages hat doch spürbar ein dickes Loch in den Magen gefressen. Eine gute Rahmsauce zum Fleisch sei besonders erwähnt, weil (gelungene) Saucen in der spanischen Küche doch eher selten sind. Den Zeltaufbau muss ich dann des nachts bei Nieselregen vornehmen.
Fr, 20.6., Portonovo - San Vicente - Cambados - Isla de Arousa - Vilanova - Vilagarcía - 24 - Enfesta - (N 550) - Santiago de Compostela
C: Las Cancelas 9 €
AE: Pasta Meeresfrüchte, Hähnchen, Rw, Eis 8 €
126 km, 17,7 km/h, 1.005 Hm
Der Morgen beginnt wie der Abend: immer wieder Niesel, der Himmel etwas freundlicher, das Zelt natürlich nass – noch keinen Sommer habe ich so oft morgens ein feuchtes Zelt gehabt (von außen oder innen) wie in diesem und in Nordspanien. In Portonovo schaue ich mir am Hafen die Fischer an, die ihren Fang immer wieder vor den Möwen sichern müssen.
Im alten Ortskern auf einem kleinen Hügel mit engen Gassen werde ich vom Duft frisch gebackenen Brotes erfasst. Es ist auffällig, dass in Spanien überall Panaderias (Bäckereien) das Brot eigenständig backen und offenbar der Einfluss großer Bäckerketten sehr gering ist. Man kann fast immer direkt bei der Backstube kaufen – entweder durch eine Fenster oder in einem spartanischen Verkaufsraum. Der Vertrieb ist einfach organisiert, d.h. das Brot wird an umliegende Supermärkte geliefert. Entsprechend hat fast jeder Supermarkt frisches, gut gebackenes Brot. Vornehmliche Brote sind Baguette, das ausgezeichnet schmeckt (zuweilen gibt es auch Baguette-Varianten wie in Frankreich, wobei die Spanier eine dickere Variante gegenüber dem dünnen originalen Baguette bevorzugen), sowie meist eine Art Bauernbrot, das rund, kastenförmig oder auch als Stange ebenfalls sehr locker gebacken wird. Ähnlich wie in Frankreich findet man auch häufig verspielte Formen beim Brot, zopfartig geflochten, Kränze u.ä. Meist bieten die Panaderias auch noch Croissant und ein paar süße Teile an, vielleicht auch einen Kuchen – allerdings eher wenig Varianten. Für mehr Süßes und Kuchen muss man in Bäckereien, die über ein professionelles Ladengeschäft verfügen oder in Konditoreien (Pastellerias), oft mit Cafe.
Bei noch trüber Witterung folgt eine einfache Route nebst einiger schöner Strandbuchten. Die Strecke ist einigermaßen stark befahren. Über eine Art Dammstraße (nach Osten eigentümiche Brackwasserlandschaft) führt zur Halbinsel O Grove mit einem leicht hügeligen Rundkurs. Der Exkurs lohnt bei gutem Wetter, zum einen wegen der (auch von der Straße nicht einsehbarer) Strände und dem Blick auf die Muschelfischer bei San Vicente del Grove mit noch geruhsamen Dorfcharakter und eher zurückhaltendem Tourismus. O Grove ist schon ein recht großer Ort mit viel Verkehr, der auch auf der breiten Oststraße der Halbinsel herrscht. Abstecher sind möglich auf eine kleinere Insel mit Hotels und Golfplatz.
Wieder zurück von der Halbinsel, führt die PO 550 nicht direkt an der Küste entlang, sondern teilweise mit Meerblick über Weinberge – als bekannte Weinstraße ausgewiesen und mit teils sehr schöne Weingütern und durchgehend besiedelt. Dabei ist die eine oder andere kurze giftige Steigung zu nehmen. Mittlerweile entstehen immer mehr Wolkenlücken, es bleibt aber grundssätzlich bedeckt. Cambados ist ein pittoreskes Städtchen, wo ich nochmal Proviant aufstocke. (Nicht jedes Obst ist immer günstiger in Spanien als in Deutschland, Orangen aber immer.)
Wenig später die Fahrt über eine ein lange Brücke zur Isla de Arousa. Ohne in den Hauptort der Insel zu fahren, kann man gleich nach Süden abbiegen, an Campingplätzen vorbei zu einer Naturschutzzone, an deren Ende ein tolle Strandbucht liegt. Ich bleibe bis zur Flut, es ist sehr warm, aber nur phasenweise sonnig. Entsprechend bin ich außer ein paar Naturschutzgebietwanderern der einzige dort. Erst als ich gegen 17 Uhr den Strand verlasse, wird der Himmel völlig blau und die Forstsetzung der Etappe verläuft schattenlos entsprechend bei recht großer Hitze.
Mit Villagarcía passiere ich eine ziemlich große Stadt mit hohem Verkehrsaufkommen, durch Baustellen und rush hour ein Staukessel. Man muss aufpassen die richtige Abfahrt zu erwischen, denn Santiago de Compostela ist nur mit dem Autobahnzubringer ausgeschildert. Ich brauche also eine zweiten Anlauf, um die Küstenstraße zu finden. Hier ist die Fahrt etwas entspannter und an der Mündung des Rio Ulla in die Ria de Arousa gibt es im Zusammenspiel vom Blau des Wassers mit dem Grün der Weinberge eine eindrückliche Farbkomposition.
Da ich mir zeitlich keine Umwege und zusätzliche Höhenmeter mehr zugestehen will, wähle ich die N 550 nach Santiago. Die ist trotz paralleler Autobahn absolut voll, bei Padron ein längerer Stau, an dem ich nur mühsam vorbeikomme. Dann aber zunächst leichte Fahrt bei ordentlichem Tempo, schließlich wird es immer hügeliger und ich investiere entsprechend viel Energie, um nicht gar so spät einzutreffen. Zwar soll es auch westlich einen Camping geben, kann aber keine Ausschilderung finden – es bleibt nur die Auschilderung des Campings Nähe Richtung Flughafen im Osten der Stadt. Etwas unübersichtlich wegen der ausgehenden (radfahrgesperrten) Schnellstraße und zuvor Zickzack rauf und runter, ist der Weg dorthin mühsam, zum Schluss noch eine steile Rampe. Wenn man sich auskennt, empfiehlt es sich mitten durch die Altstadt (Fußgängerzone) zu fahren, weil dann das Auf und Ab entfällt. Der Camping liegt aber in einem angenehm ruhigen Stadtteil (Sportanlagen) und ist ca. 2 Kilometer von der Altstadt entfernt.
Ich treffe einen jungen Schweizer, der als Radpilger den Jakobsweg gefahren ist, er möchte von A Coruna zurückfliegen und noch (wie ich) die galizische Küstenroute via Finesterre abfahren. Ich entnehme seiner Schilderung allerdings, dass er die Küstenstrecke unterschätzt und warne ihn – diese meine Einschätzung wird sich noch bestätigen. Nach dem small talk (der Schweizer ist Selbstversorger) und etwas Kleidung gewaschen, ist es nun doch einigermaßen spät – ich nehme entsprechend mein Rad zur Fahrt in die Stadt. Es herrscht eine sehr lebendige, angenehme Atmospäre, überall mit kleinen Kneipen und Restaurants in den Gassen, die meist mit großen Pflasterquadern gestaltet sind (was etwas angenehmer fürs Radfahren ist als kleine Pflastersteine). Erstmals bemerke ich, das es in spanischen Restaurants meist ein günstiges Menu del Dia gibt (bei uns eigentlich nur mittags angeboten). Ich lasse mich auf ein 8-Euro-Menü (Wein, Wasserr inkl.) in einem doppelstöckigen Massenrestaurant ein – okay ich werde satt, aber so ein wirklicher Genuss ist es nicht, zudem sehr laut. Nun, immerhin sparsam.
Sa, 21.6., Santiago de Compostela - Noia - Muros - Cée - Fisterra - Cabo Fisterra - Fisterra (~)
C: wild, 0 €
AE: Calamares, Filet, Rw 21 €
140 km, 18,2 km/h, 1.395 Hm
Trotz Hügellage nahe der Großstadt: Auch hier ist das Zelt morgens nass, die Sonne kommt spät. Weil ich abends kaum was gesehen habe, also eine Stadtbesichtigung. Zunächst natürlich wieder in zwei Bäckereien, u.a.leckerer Nusskuchen. Auch hier in allen Straßenzügen kleine und größere Backstuben. Auch für mich als Nichtpilger ist die große Kathedrale von Santiago sehr eindrucksvoll. Sie besteht aus einem Gewirr von Einzelfiguren, Verzierungen, Nebentürmchen, Bögen, Uhren und abgestuften Dachebenen, die das Bauwerk nicht nur mächtig sondern gleichermaßen auch grazil und zerbrechlich erscheinen lassen. An einem Seitenportal liegt ein schöner Garten, der eine meditative Morgenstimmung verbreitet. Zum Hauptplatz hebe ich mein Rad über Stufen hinunter, dort sammeln sich bald immer mehr Pilger, eine ganze Reihe Radler auch dabei. Pärchen, Gruppen, Einzelne, schließlich touristische geführte Horden – dazwischen immer wieder skurille Pilgergestalten. Direkt hier auch das älteste Hotel Spaniens, einst als Pilgerherberge konzipiert und heute mit den entsprechenden Verzierungen als solche noch zu erkennen, ist sie mittlerweile eine Nobelunterkunft, vor der herausgeputzte Butler das legere Pilgervolk wohl nicht ganz ohne Missfallen beobachten. Luxus und Armseligkeit dicht beieinander.
Mein eingekauftes Frühstück vertilgt, noch mit einem bewundernden deutschen Touristen (gläubig, aber kein echter Pilger) unterhalten, geht es bei intensiver Sonne abwärts – denke ich – Richtung Noia. Doch nach dem ersten Schwung folgt auch hier ein satter und langer Anstieg, eher kurz danach die Abfahrt zum Meer, an der Mündung des Rio Tambre wieder einer dieser eindrücklichen Atmosphären der Rias. Dunkles, schlammiges Brackwasser bei Ebbe, teils auf Grund liegende Boote, die auf die Flut warten, um sich wieder im Wasser wiegend aufzurichten und wechselnde Blautöne Richtung Meer. Darüber eine eigenartige Verteilung von tiefhängenden Wolken, ein ganz eigenes Mikroklima scheint für jede Ria zu gelten, dort mal eine Bucht im Küstennebel eingehüllt, wenig weiter der strahlendste Sonnenschein.
Die Luft ist zwar im Grunde kühl, durch die Sonne empfinde ich es aber ziemlich heiß, erst bei Abfahrten merkt man die eigentlich Lufttemperatur. Durch das Meeresklima ist aber auch diese kühle wieder anders, empfindet die Haut als angenehm, und bei Wolken fällt es oft nicht auf, ob man nun ein dürftiges Singlet oder zwei Lagen mit Unterzieh-Shirt und Radtrikot an hat. Nun, ich darf zunächst weiter das tiefe Blau des Meeres bewundern. Genieße im Angesicht der systematischen Anordnung der Flöße der Muschelfischer in einer kleinen Strandbucht vor Muros die Sonne und verzehre nach reichlich Berg- und Talfahrt einige Vorräte.
Waren die Auf und Abs bisher noch leicht, folgen gegen Ende der Route nach Finesterre immer mehr giftige Steigungen – so vor und nach Cée. Mittlerweile hat sich der Himmel komplett eingetrübt, irgendwann ist die Wolkendecke so dick, dass es für das sommerliche Triathlon-Outfit zu kühl wird. Auf der Strecke nach Cée beeindrucken noch eine Dünenlandschaft und majestätische Granitblöcke an den Küstenbergen zur Rechten, die Häuser oft im gleichen Farbton wie der Fels eine optische Einheit bildend. Weit reicht der Blick nicht, die Bergkuppen sind in Wolken gehüllt.
Von Fisterra aus kommt nochmal eine 3 km lange Auffahrt zum berühmten Cabo Fisterra (Finisterre) – dem Ende der Welt, wie es so schön heißt und symbolisch für den Pilger, der hier nicht mehr weiter kann, da sonst der Atlantik ihn verschlucken würde, markiert ein in Stein gehauener Schuh diesen Punkt. Es ist dämmrig, der ersehnte Sonnenuntergang bleibt aus, alles ist in düsteres Grau getaucht. Nichtsdestotrotz herrscht auch jetzt noch Besucherandrang, zu Fuß werden die letzten Kilomter zum Kap erwandert. Viele sind nur gewöhnliche Touristen, die hier wohl hier ihre einzige Urlaubsanstrengung bewältigen. Mal wieder sind auch Motorradfahrer da, die wie auf den Gebirgspässen ihr Trophäenfoto machen – welche Leistung es auch immer sein soll, die da auf dem Feuerstuhl abgesessen wurde. Natürlich feuern mich auch etliche Spaziergänger in unterschiedlichsten Sprachen an, wohl glaubend auf meinen letzten Kilometern zu sein – aber es ist ja eigentlich erst der Anfang der Tour.
Auf dem Hinweg habe ich einen Camping gesehen, der allerdings über den nächsten Hügel zurück liegt. Heute mit hohem Tempo über die vielen Auf und Abs, will ich nicht mehr über diesen Berg, in Fisterra selbst gibt es keinen Camping. Schon im nächsten Ort, esse ich in einem Strandrestaurant. Dort sieht man überall Feuer – es ist Sonnenwendfeier. Daher sind sogar folgende, entlegenere Strände bereits mit feierndem Volk belegt – ungünstig fürs Wildcampen. Nun, es ist nach Mitternacht, der Körper möchte ruhen – da bleibe ich schließlich in einer Nische an einem Strandweg zwischen Farn und Blumen, nur mit Unterlage und Schlafsack, die Luft zwar mild genug, aber durch aufkommenden Niesel wird’s dann feucht. Ich schütze mich etwas mich der übergelegten Zeltplane, doch komme ich nur zu wenig Nachtruhe.
So, 22.6., Fisterra (~) - Cée - Molinos - Ponte do Porto - Laxe - Malpica - Noicela - Arteixo
C: Balcebo 10 €
AE: Tapas div., Rw 19,50 €
119 km, 14,9 km/h, 1.710 Hm
Am Morgen ist es weiterhin düster, immer wieder nieselt es. Ich muss Schlafsack und Zeltplane nicht ganz trocken einpacken, auch ist es nicht sonderlich früh, Tag und Nacht sind ja kaum zu unterscheiden. Auf dem Weg nach Cée kommt mir d e r Pilger schlechthin entgegen: Wüste graue Haare, eine leichte Sportshort, nackter Oberkörper, ein großer Stock und offene Jesuslatschen, mit enormen Schritttempo, die Jakobsmuschel kleppernd, sich selbst nicht schonend, dem Körper alles in asketischer Weise abverlangend und das Ziel der entschlossen vor Augen. Weitere Radpilger grüßen (oder auch nicht), mit dem Abzweig von Cée nach Molinos bleibe ich dann aber einsam mit dem Nieselregen – mal stärker, mal schwächer – allein.
Die Inlandsroute verläuft ebenfalls auf und ab, Weideland, Eukalyptuswald, ein grünes Picknickidyll – sehr abwechslungsreich und sehr schön, wäre es nur etwas wärmer und trockener. Mir fallen die hórreos auf – traditionelle Kornspeicher mit Luftschlitzen, die, auf Stelzen gebaut, für ungeliebte Nager unerreichbar sein sollen. In Galizien sind sind häufig aus Stein gebaut, werden heute zu allen möglichen Zwecken genutzt und aus touristischen Gründen auch weiter gepflegt. (Ich habe von galizischen hórreos kein Foto.) Auch neue Häuser haben sie noch, als Rümpelkammer, Garage, Trockenraum etc. offenbar beliebt. In der Folge werden die Auf und Abs heftiger, Meerblicke sind selten, meist geht es durch wechselnde Waldlandschaften, die Straßen sind wenig befahren, zuweilen auch stark holprig. Es ist wohl warm genug, im Meer baden zu gehen – doch ein so düsterer Himmel und ein teils auch bistiger Wind, lässt mich den versuchten Strandaufenthalt in Laxe schnell wieder abbrechen.
In Malpica ist es mittlerweile überwiegend sonnig, auf der über offenes Land und neu asphaltierten Straße Richtung Carballo wird es sogar vorübergehend heiß. Malpica ist ein verbauter Küstenort, die Strecke danach langweilig. Bei Buno zweige ich auf eine sehr schmalen und schlechten Nebenstraße ab, dichter Wald, mit einigen heftigen Steigungen, bevor es steil zur Küste runter geht. Bei Noicela gibt es eine breite Strandbucht, doch flach bleibt es auch hier nicht lange. Es folgen einige weitere Steilstücke, im engen Auf und Ab – ein Mann ruft mir irgendwas mit Tourmalet zu – ja da will ich auch noch hin – aber die Steigung dort ist doch um einiges leichter (wenngleich natürlich erheblich länger). 18 % ist hier das Mindeste.
Bis zum letzten Zipfel und auch auf der mittlerweile wieder stärker befahrenen Straße vor Arteixo (es geht langsam auf das schon weithin sichtbare A Coruna zu) bleibt es bei Auf und Abs, wenn auch etwas gemäßigter. Noch vor dem Ort Arteixo liegt der Camping, über eine steile Zufahrt (nach unten) zu erreichen und sehr schön direkt am Meer gelegen. Ich erlebe erstmals eine Meer-Sonne-Abendrotstimmung – eher selten bei dieser Reise aufgrund der vielen Wolken. Anbei gibt es gute Tapas, unausweichlich diesmal Fußball-EM im TV, die Spanier gewinnen gegen Italien. Gesättigt sinke ich bei Meeresrauschen in den Schlaf.
Mo, 23.6., Arteixo - La Coruna - Sta. Cruz - Sada - Perbes - Pontedeume - Ferrol - Castro - Meiras - Valdovino
C: Valdovino 11,50 €
AE: Meeresfrüchtesalat, Rw, Calamares, Torte, Cafe 8,30 €
113 km, 14,7 km/h, 1.230 Hm
Das Zelt ist ausnahmsweise mal trocken, die Sonne lässt sich noch Zeit. Es gibt für Radler von Westen zwei Einfahrtmöglichkeiten nach A Coruna, die man am Kreisel ausgehend Arteixo wählen kann (die dritte ist die Autobahn, eine vierte ist ggf. am Meer möglich, von der mir aber der Campingwart abgeraten hat – zu schwierig und umständlich). Viel Verkehr gibt’s auf beiden Strecken, meine nördlichere Variante ist wohl noch etwas steiler, man kommt durch unansehnliche Industrieanlagen, hässliche Häuserblocks und ist froh, wenn man die Fußgängerzone erreicht. Ich suche ein möglichst nördlichen Punkt, um die Stadt außen am Meer zu umrunden, was ich empfehlen kann (gleichwohl kann ich nichts zur Innenstadt sagen).
Das Privileg einer Großstadt am Meer ist, mit Stadtstränden ein legere Brücke zwischen Businesswelt und Freizeitaktivität zu bauen. So sieht man Strandbesucher schon am frühen Morgen, Jogger oder Radler auf dem Boulevard oder den intellektuellen Zeitungsleser vor der Brandung. Ein erste weite Strandbucht mit eher nüchterner Wohnblockfront im Hintergrund zieht sich schon lange hin, doch nach dem Herkulesturm – dem ältesten im Betrieb befindlichen Leuchtturm der Welt – folgen weitere Strandbuchten, erst dann nach etlichen Kilometern die Hafenanlagen, der Yachthafen, der Hauptboulevard mit eindrücklicher Häuserfassade und die gediegenen Parkanlagen. An den Strandbuchten vorbei führt neben der Straße ein Radweg. Ein schönes Bild geben die roten Straßenlaternen ab – mit Liebe zum individuellen Detail im Mast mit einer kleinen Malerei versehen. Es gibt außer dem Herkulesturm noch einiges zu sehen, ich nehme nur ein paar flüchtige Eindrücke mit. Trotzdem vergeht eine Menge Zeit auf dieser Promenadenroute mit Fotostops und Frühstück.
Die Ausfahrt erst gegen 12:30 Uhr, nicht ganz einfach zu finden, weil mal wieder für Autos reservierte Tunnels die Orientierung erschweren (und fehlende Auszeichnung der Alternativen). Ich streiche daher die geplante Inlandsschleife am Rande des Naturparks Fragas de Eume und beschränke mich auf die Küstenfahrt via Santa Cruz – Sada – Perbes – Pontedeume. Es ist sonnig und heiß, trotzdem erlaube ich mir erst sehr späte am Nachmittag eine auch nicht allzu lange Strandpause in Perbes. Das Auf und Ab bis Pontedeume ist weniger heftig als das der Vortage, doch bin ich etwas matt. Vom netten Hafenstädtchen Pontedeume geht es dann über einen längeren Anstieg Richtung Ferrol – nebst starkem Verkehr, und dann hinunter zur Dammbrücke über die Ria de Ferrol. Die Stadt Ferrol, als Stadt des Schiffsbaus und des Militärs bekannt, überrascht als elegante Einkaufsstadt – ist aber architektonisch unauffällig.
Folgt man der Ausschilderung Valdovino, gelangt man nicht auf die von mir gewünschte AC 116, sondern über die Schnellstraße nach Castro mit Anschluss auf die AC 566 – meist schnurgerade und reizlos. Das merke ich zu spät und nutze allerdings in Castro die Gelegenheit, über eine Nebenstraße nach Meiras auf die AC 116 zu kommen. Diese kaum befahrene Verbindung ist eine reizvolle Waldstraße (nur mäßige Steigung), während das Reststück auf der AC 116 bis Valdovino doch eher langweilig ist. In Valdovino (unterer Ortsrand) befindet sich ein schöner Camping – wie ich am nächsten Morgen sehe, gibt es direkt unten am Meer einen weiteren.
Di, 24.6., Valdovino - Cedeira - Ortigueira - Porto do Bargueiro - Viveiro - Foz
C: San Rafael 7 €
AE: Hähnchenschnitzel, Rw, Mandeltorte, Cafe ca. 18 €
125 km, 16,7 km/h, 1.640 Hm
Das Zelt ist auch heute trocken, Sonne am Morgen aber mal wieder ein unerfüllter Wunsch. Ich schaue mir noch den Dünenstrand an, der zusammen mit dem Flussdelta eine Naturschutzzone bildet – und für den ursprünglich hier angedachten Ruhetag auch ein erholsames, weitläufiges Paradies bereit hält. Die Küstenstraße geht weiter auf und ab, durch Wald, hinunter an die Ria de Cedeira mit einer mystischen Atmosphäre und der Brücke im ruhigen Wasserspiegel wie es kein Maler hätte besser machen können. Es ist kühl, ziemlich windig und und ab und zu fallen ein paar Tropfen.
Nach Cedeira kommt man auf der AC 566 auf eine Hochebene, am Straßenrand finde ich eine ganze Reihe Walderdbeeren. Wieder am Meer bei Mera, läuft nun parallel ein Eisenbahnlinie, die in der Folge immer mal wieder von der Straße gut zu sehen ist, aber auch ab und zu abweichend oder durch Tunnels verläuft. Nach Ortigueira eine Bucht mit vielen kleinen spitzen Felsinseln vorgelagert. Bei Porto Bagueiro gibt es dann sogar eine schöne Radfahrbrücke und einen herrlichen Sandstrand, an dem ich länger verweile, während ich die geplante Exkursion zum Leuchtturm am Punta de kla Estaca de Bares streiche – es wären etliche Höhenmeter mehr geworden, die mich die verdiente Pause gekostet hätten.
Viveiro lockt dann mit markanter Strandbucht, alter Brücke, engen Gassen, pittoresken alten wie bunten neuen Häuserfassaden, lebendig bevölkerten Plätzen und einem internationalen Flair wegen der vielen Touristen zum Verweilen. Es wäre schon spät genug für Etappenende, aber ich versuche dann doch mit engagiertem Tempo mein Planziel zu erreichen. Die Auf und Abs werden Richtung Foz gemäßigter, bald ist die Straße breit, stark befahren. Vor Foz noch liegt der erste, etwas abgelegene Camping fast am Strand, den ich um 22 Uhr erreiche. Einer weiteren Exkursion müde, gebe ich mich mit dem etwas bescheiden Essensangebot dort zufrieden.
Mi, 25.6., Foz - San Cosme - Praia St. Cathedrais - Ribadeo - Pto. Marco de Alvare (575m) - Lugo
H: Mar del Plata 30 € o.Fr.
AE: Rührei m. Pilzen, Lachs, Rw, Torte, Cafe ca. 20 €
128 km, 16,6 km/h, 1.330 Hm
Der Sommer kommt nicht in Schwung – der Tag beginnt mit Niesel, das Zelt wieder nass und der Himmel düster als würde es bald Nacht. Foz ist ein touristisches Zentrum und die angrenzende Nationalstraße extrem stark befahren. Im zunehmenden Regen macht es jetzt wenig Spaß. Mit dem Einbiegen auf ruta de praias ebbt der Verkehr drastisch ab, es geht durch kleine Küstenorte, oft Villen in Systembauweise, aber auch noble Einzelbauweisen – weitere Anlagen sind im Bau und offenbar auch bei Nicht-Meerblick begehrt. Zahlreiche Strände folgen, kleine wie mittelgroße, aber alles in einen Tränenschleier gehüllt.
Am Strand As Catedrais herrscht noch kein großer Betrieb – das hat seinen Grund: die Steinbögen sind erst sichtbar und begehbar bei Ebbe und das dauert noch Stunden. Mittags kommt man dann schon ein Stück vorwärts, der große Bogen ist sichtbar und ein paar gute Fotos lassen sich machen, wenn man etwas mutig halb im Wasser steht. Bevor ich abreise spricht mich noch ein spanisches Paar an, die von einer Radtour in Schottland erzählen – und bemerken, dass das spanische Wetter ja eigentlich schottisch anmuted.
In Ribadeo und später am Tag wird es zwar trockener, aber es bleibt ungemütlich, windig und kalt. Besonders eindrücklich hier der Torre de los Moreno, aber auch sonst schöne Fassaden, die auf eine bourgoise Tradition der Stadt verweisen. Zunächst bildet die Ria de Ribadeo das Delta des Flusses Eo, bevor dieser eine mäandernde Flussform annimmt. Im unteren Bereich gibt es ein besonders artenreiches Naturschutzgebiet, das Vogelfreunde erfreuen dürfte – allerdings auch für solche Exkursionen sollte es besseres Wetter geben. Die N 640 schwingt zunächst auf und ab und erst spät beginnt der dann allerdings kräftige Passanstieg. Alte Brücken und enge Felsdurchbrüche begleiten den Anstieg, der Verkehr bleibt mäßig. Seitwärts zweigen immer wieder einsame, steile und schmale Nebenstraßen ab. Auf der Passhöhe gibt es zwar eine offene Landschaft, aber durch die Wolke ist nichts zu erkennen. Kälte und Wind treiben mich sofort weiter nach unten. Nach einer kleinen Abahrt nach Meiras, geht es in unzähligen, wenngleich nicht sehr schwierigen Auf und Abs über weithin überblickbares Hügelland ohne Besonderheiten.
Beeindruckend dann jedoch der riesige Römerwall in Lugo, die Mauer lässt sich oben ablaufen und wird wohl gern als Treff bei einheimischen Jugendlichen oder auch zum Jogging genutzt. Der Rest der Stadt ist gleichfalls großräumig angelegt, wirkt ruhig, aber auch etwas langweilig. Entgegen der Angabe auf der Michelin-Karte gibt es in Lugo keinen Campingplatz! Auch eine Art Jugendherberge hat um 22 Uhr bereits geschlossen. (Ich war zwar etwas früher in der Stadt, habe aber erst ein paar Fotos gemacht und dann länger die Herberge suchen müssen.) Wildcampen ist auch außerhalb der Stadt in der Umgebung mindestens ungünstig wenn nicht gar unmöglich. Es bleibt mir nur, mich nach ein Hostal umzuschauen. Das Zimmer im Mar del Plata ist nett, aber sehr eng, die 30 Euro gehen insbesondere für eine Großstadt in Ordnung. Zu Fuß suche ich dann nach Essbarem, man suche am besten in den kleineren Seitengassen als an den großen Plätzen.
Do, 26.6., Lugo - Sarria - Samos - Pto. El Poyo (1337m) - Seoane do Courel - Alto do Boi (1061m) - Quiroga – Vlaster?/Montefurado?
C: wild 0 €
AE: SV
138 km, 13,8 km/h, 2.260 Hm
Auch an diesem Morgen ist der Himmel sehr trübe, aber immerhin kein Regen. Die Straße nach Sarria ist wenig aufregend – einzig die zahlreiche Storchennester sorgen für ein paar Hingucker. Sehr starker Verkehr – und eine weitere Straße befindet sich im Bau. Sarria eigentlich auch kein lohnenswertes Etappenziel. Richtung Samos dann stärkere Anstiege, Picknickplätze für Pilger, die auch zahlreich an der Straße zu sehen sind, weitere Radpilger ebenfalls häufig – alle natürlich in umgekehrter Richtung zu meiner. Einige Pilger sind zu Stein geworden… Ein idyllisch gelegener Ort ist Samos mit einem großen Kloster – selbst kleine Brückengeländer sind als Jakobsmuschel gedrechselt.
Mittlerweile sorgt die Sonne für schweißtreibende Pedalumdrehungen. Es folgen noch steilere Anstiege zum Poyon-Pass, bei Samos leuchtend grüne Auenwälder, weiter oben bunte Bluemenwelten und endlos viel gelber Ginster mit süßen Duft. Das lockt auch zahllose Schmetterlinge an. Eine einzelne Pilgerfrau staunt über den bepackten Radler, wenig später grüßt ein Radpilger mit „El Camino“ – ja, das Pilgerfieber hat sie alle erfasst.
Dann ein landschaftliches Highlight: Die Sierra del Courel auf enger schmaler Straße, zunächst abwärts. Sprudelnde Bergbäche, grüne Blätterdächer, gelbe Ginsterhänge, tropfende Moospolster, entrückte Bergdörfer, uralte Kastanienbäume, bunte Schmetterlinge, grüne Eidechsen, launige Kurven. Ein Baustellenschild ignoriere ich, stoße dann auf die Baustelle, wo gerade asphaltiert wird. Ich komme vorbei, etwas später kann ich auf bester neuer Straße hinunter. Es scheint, als würden die Spanier auch intensiv die kleinsten Straßen in guten Zustand versetzen. Doch die Freude kommt zu früh, denn bei Folgoso do Courel beginnt dann die Baustelle aufwärts. Es liegt als Untergrund für den neuen Asphalt ein unangenehmer Schotter, die Straße ist zwar freigegeben – aber eben unter schlimmen Bedingungen. Und die Passauffahrt ist ohnehin steil. Es ist ein ziemlich aufreibendes Rumrutschen, letzte Bautrupps packen ein und wirbeln Staub auf, den ich schlucken muss. Am Alto do Boi sieht es nach unten zunächst besser aus, bald aber auch hier Teilbaustellen. In ein oder zwei Jahren ist hier wohl alles perfekte Straße – leider nicht zu meiner Reisezeit.
Die Zeit ist dahin und ich muss mich mich auf ein ungenaues Ende der Etappe einstellen. A Pobra ist nicht mehr erreichbar (extrem viel Höhenmeter), daher versuche ich A Rúa zu erreichen. Leichtere Auf und Abs folgen dem Rio Sil in stiller Landschaft, eher schwach besiedelt und teils schluchtartig. Trotzdem ist die Straße gut frequentiert. Ein guter Wildcampplatz will sich nicht finden und es ist bald dunkel. Da ich zum Essen etwas Licht gebrauchen kann, fahre ich zunächst in ein kleines Dorf zum Kirchplatz und verspeise Thunfisch, Calamares, Muscheln, Oliven u.ä. aus dem Dosen-Proviant. Im Ort schlagen überall Hunde an, kein geeigneter Schlafplatz. Schließlich lande ich an einem etwas zurückgelegen Picknickplatz an der Nationalstraße und unweit des Rio Sil. Ich begnüge mich wieder nur mit Schlafsack ohne Zelt, durch die Nahe Straße und die Bahnstrecke, auf der des Nachts hin und wieder Güterzüge verkehren, bleibt der Schlaf nur oberflächlich.
Fr, 27.6., Vlaster/Montefurado - (A Rua) - Freixido - Alto de Covelo (1052m) - Viana do Bolo - Alto do Canizo (1085m) - Portilla de la Canda (1262m) - Padernolo (~1350m) - Puebla de Sanabria
C: Isla de la Puebla 10,40 €
AE: Calamares, Steak, Eis, Rw, ca. 18 €
119 km, 15,2 km/h, 2.005 Hm
Der Tag beginnt bei trüben Himmel, auch in dieser Nacht wurde Schlafsack und die übergezogene Zeltplane feucht. Ziemlich ermattet und unausgeschlafen starte ich Richtung A Rúa, dort noch vor dem Ort der Abzweig nach Freixido. Ich komme weder durch die Orte oder es gibt keine Geschäfte – so kommt noch Hunger zur schlechten Verfassung hinzu. Nach Freixido windet sich die Straße steil durch Weinberge hinauf bei zunehmend mehr Sonne. Nach einer kleine Zwischenabfahrt durch weite Panoramalandschaft kehre ich in die Raststätte „Bella Vista“ ein, um endlich bei Bocadillo und Kaffee neue Kräfte zu schöpfen. Auf der Toilette kann ich mich auch rasieren und etwas abwaschen.
Immer noch in offener Panoramalandschaft folgt nach dem Covelo-Pass Viana do Bolo, wo ich mich weiter versorgen kann. Nahe bei ein Stausee, an dem man auch zahlreiche Bademöglichkeiten findet. Im Hintergrund sieht man einen rötlichen Erdabbruch, der mit dem Blau des Sees ein tollen Kontrast liefert. Hier also erstmal Siesta bei großer Hitze. Zeit auch, um Zeltplane etc. zu trocknen, einige Klamotten mit Wasser auszuwaschen.
Die anschließende Auffahrt bleibt anspruchsvoll, Heidelbeersträucher begleiten, es gibt keine Wasserläufe und mein Trinkvorrat ist zu Ende, während Wind und Hitze mich austrocknen. Doch bald ist Canizo mit Brunnen erreicht. Es beginnt ein Hochebene mit Auf aund Abs, Windmühlen, Ginster, Weideland, lose verteiltes Felsgestein. Trotz um die 1000 m Höhe ist die Hochebene auch eine wichtige Verkehrsader – Autobahn und sogar Bahnlinie. Bis zum Portilla de la Canda quert die Straße mehrmals die Autobahn – dann – hier endet Galizien und beginnt die Region Castilla y León – verläuft die Autobahn gerade nach oben, während die alternative Straße mehrere Flusstäler quert, dazu in großen Ausbuchtungen von der Generallinie wegführt. Kräftige Auf und Abs, Bergbäche, alte Kastanien und bäuerliche Bergdörfer säumen den Weg. Der höchste Punkt – Padernolo – ist kein echter Pass, von da an aber mäßig abwärts durch Bergdörfer, in denen u.a. Käse als regionale Spezialität verkauft wird, offenbar touristisch gut erschlosen.
Bald ist die Straße nur noch flach, einigermaßen zäh zu fahren, eine Hochebene mit Bergen weit weg am Horizont. Puebla de Sanabria liegt auf einem Hügel, der Camping jedoch in einer Talmulde. Negativ: Das Velo kostet extra und soviel wie ein Motorrad! Das essen im Camping-Restaurant ist ganz ordentlich, wenngleich es im Ort atmosphärisch schöner gewesen wäre (aber mal wieder sehr spät und müde,daher keine weiten Wege mehr).
Bildergalerie Galicia (bitte Bild anklicken):
Fortsetzung folg