Da will ich doch auch noch eine kleine Story erzählen. Die Situation war zwar nicht lebensgefährlich, jedoch hätte ich fast mein ganzes Equipment verloren.
Ort: Outback Australien März 1997
Es hatte ungewöhnlich viel Wasser. Teilweise gingen hinter mir die Strassen zu und teilweise hörte ich, dass vor mir die Strassen zu seien. Dann kam ich nach Longreach, wo der Highway definitiv überflutet war. Anbei ein Auszug aus meinem Tagebuch:
Nun hörte ich definitiv, dass die Strasse in Longreach geschlossen sei, da der Thompson River Hochwasser hat. Die Leute im Dorf sagten mir ich könne mit dem Velo über die Eisenbahnbrücke. Nun gut. Ich fuhr erstmal die 117km nach Longreach durch Farmland. Übrigens die Strassen in Cloncurry sind mittlerweile wieder offen. Es hiess, dass das ein 1 in 500 Jahren Niederschlag gewesen sei. Jedoch hörte ich im Radio, dass der Barkly Highway nach Camooweal noch geschlossen sei. Es ist momentan die grosse Ungewissheit, wo und wann ich geschlossene Strassen habe. Immer noch besser als im Wirbelsturm an der Ostküste zu stecken. In Ilfracombe, 27km vor Longreach stoppte ich kurz, um etwas Wasser aufzutanken. Leider war der Swimming-Pool geschlossen. In Longreach war tote Hose. Ich ging erst in ein Pub (Starlight’s Hideout Tavern), wo ich drei Fleischspiesse für 2$ für einen guten Zweck bekam. Ich bekam dort auch dieselben Informationen über die Brücken. Danach machte ich es mir im Take Away gemütlich und ass einen Hamburger. Ich bin ja bis am Mittag schon 156km geradelt!. Ich ging schliesslich noch beim Dorfpolizisten vorbei, der meinte, dass ich es ja versuchen könne. Er übernähme jedoch keine Verantwortung. Nach dem Dorf musste ich das schwere Velo erst um die Schranken tragen. Vor der Brücke musste ich bereits an drei Stellen durch teils 40cm tiefes Wasser fahren. Mir kamen zwei Belgier zu Fuss entgegen, die mir sagten, dass sie soeben ihr Auto auf der anderen Seite versenkt haben. Die eigentliche Brücke hatte 90cm strömendes Wasser. Das schien mir doch ein wenig gewagt. Also suchte ich einen Weg hoch zur Eisenbahnbrücke. Diese war frei von Wasser. Was alle Leute mir verschwiegen, ist dass das Trasse nach der Brücke geflutet ist. Das Wasser kam mir bis zu den Knien hoch. Ich zog mir meine Teva Sandalen an. Es war äusserst bemühend das Velo über die feuchten Schwellen zu stossen. An zwei Stellen war die Sache besonders knifflig, da das Trasse entweder unterspült war oder ein Viadukt war. Man sah durch das schlammige Wasser nicht hinunter und wenn ich das Bein zwischen die Balken streckte konnte ich keinen Boden feststellen! Ich hatte jeweils einen Fuss auf der Schiene und einen auf einem Balken und tastete mich so vorwärts. Zweimal stürzte ich und lag voll im Wasser zwischen den Schienen eingeklemmt. Das Velo hätte es weggeschwemmt, wenn ich es nicht noch in einer Hand gehalten hätte. Gab sicherlich ein komisches Bild ab, wie ich da so in den Schienen hing. Als ich endlich durch dieses lange Stück durch war, kam ich auf eine Strasse. Als ich zurück zum Highway wollte kam ich wieder auf geflutete Strassen. Also fuhr und schob ich noch einige Kilometer entlang der Eisenbahnstrecke. Schliesslich fand ich einen Farmweg, der mich auf einer teils sandigen Strecke zurück zur Strasse brachte. Für diesen kurzen Abschnitt habe ich Stunden gebraucht. Es kam mir durch die Anspannung jedoch nie so lange vor. Einziger Verlust war ein verlorenes Diodenlicht. Es war ne ziemlich stressig Angelegenheit, hätte ich doch fast mein ganzes Material verloren. Auf der nächsten Rest Area hatte es viele Roadtrains die festsassen. Sie gaben mir ein Bier und wir hatten einen Schwatz. Sie wollten am nächsten Tag probieren durchzukommen. Ich fuhr noch etwas in die Nacht und campte vor Morella, wo ich einige Lichter sah.