Hallo, Uwe!
Ich fahre überwiegend allein, ob es sich um eine Mehrtagestour oder kurze Streifzüge handelt. Mit meiner Freundin geht es nicht, weil sie es mit dem Radeln so überhaupt nicht hat. Meine drei Tourenkumpels sind im Job und/oder Familie so stark eingebunden, dass sie sich nach Ferien- oder Urlaubszeiten richten müssen.
Manchmal, wenn ich unterwegs bin, wünsche ich mir schon einen Gesprächspartner. Sind wir zu zweit oder dritt on the road, geht es mir manchmal genau umgekehrt. Um Kompromisse kommt man eigentlich nie ´rum. Es heißt ja auch, Radtouristen seien die am stärksten ausgeprägten Individualisten, und ich zähle mich dazu. Besonders, was die Streckenplanung betrifft, die als solche bei mir so gut wie nicht existiert. Oft fahre ich einfach drauf los; eine ungefähre Richtung ist zwar vorhanden, aber den Rest entscheidet der Zufall.
Hinzu kommt, dass ich mich am liebsten in genau meiner Geschwindigkeit fortbewege. Klar, wer von uns tut das nicht?! Doch dadurch, dass ich ohne Schaltung fahre, verhält es sich in der Gruppe so, dass ich z.B. vor einer Steigung sehr stark beschleunige, um möglichst viel Schwung mitnehmen zu können, während die Kollegen langsam ´runterschalten, um nicht in der Steigung zu verhungern. Bei Rückenwind möchten sie hochschalten, machen das aber nicht, weil ich über einen längeren Zeitraum unmöglich über 100U/min treten kann.
Der größte Reiz, den ich dem Alleinfahren abgewinnen kann, ist der Fakt, dass man zuweilen in Situationen gerät, die man zu zweit nicht erlebt hätte. Das Beste am Gruppenfahren ist das Lachen, das ist echt ''Comedy on the road''.
Selbstgespräche führe ich auch, Wetterwünsche richte ich an Gott. Langeweile kommt praktisch nicht auf, das ''Gedanken-Karussell'' dreht sich fortwährend. Und last but not least: Ich fahre allein mehr - wenn ich auch nicht unbedingt weiter komme. Ich denke, das hängt damit zusammen, dass man sich selbst mehr abverlangt als anderen. Auf meiner ersten großen Tour fuhr ich z.B. eine Nacht durch, weil ich weder einen Campingplatz, noch eine andere Schlafstätte gefunden hatte. Aus reinem Frust fuhr ich weiter, obwohl ich hundemüde war. Dafür hat nicht jeder Verständnis. Zum Schluss legte ich mich hinter eine Leitplanke in einen Hang. Man trifft niemanden, der genau die gleichen Macken hat wie man selbst. zwinker
Gruß, Paule