Wenn schon nach 3x10 gefragt wurde, aber lieber als 2-fach Antrieb, dann liegt der Wunsch wohl nach einer extremen Spreizung. Also Untersetzungen auf der einen Seite und hohe Übersetzungen auf der anderen Seite.
Nun, von der Stange gibts das nicht. Der Knackpunkt liegt in der Kapazität der meisten Schaltwerke. Die meisten Schaltwerke haben maximal eine Kapazität von um die 41 Zähnen.
Das bedeutet, wenn bei einer 2-fach Kurbel die beiden Kettenblätter vorne einen Größenunterschied von 16 Zähnen haben, bleiben noch 25 Zähne für die Kassette. Die beginnt oft bei 11 Zähnen und damit ist mit 25 addiert bei 36 Zähnen schluss.
Eine gängige Gravel-Kurbel hat z.B. 46/30 Zähne, gepaart mit einer 11/36er Kassette
ergäbe das ein recht schnelles Rad, wenn auch keinen Renner. Nach unten hin ergibt das zwei untersetzte Gänge. Einen nur leicht untersetzten (1:0,938) und einen etwas deutlicher untersetzten (1:0,833).
Mit einer typischen
MTB-Schaltung 38/28 vorne lässt sich eine größere Kassette mit 11/46 fahren.
Hier sind die Kettenblätter kleiner, die Höchstgeschwindigkeit fällt also geringer aus. Aber man kommt auf drei untersetzte Berggänge mit maximal 1:0,609 Untersetzung.
Ich persönlich würde bei der Kurbelei eher absteigen und schieben, aber gedacht sind solche Untersetzungen ja meist für Geländefahrten und relativ kurze, aber steile Hänge. Das man damit ein schwer beladenes Rad einen Bergpass hinauf radeln kann, ist eher ein Nebeneffekt und erfordert dann nicht mal viel Kraft, jedoch Ausdauer, denn die Geschwindigkeit ist sehr gering.
Diese beiden Gangschaltungen sind Standard und von Shimano (bei Sram ähnlich) vorgesehen.
Als Alternative gäbe es außerdem die
1-fach Schaltung. Hier fällt der Umwerfer vorne weg, das Schaltwerk kann durch die zusätzliche Kapazität eine größere Kassette bedienen und die hat 10/50 oder 11/51 Zähne. Das Kettenblatt kann theoretisch frei gewählt werden, also beispielsweise 42 Zähne, so wie ich das an meinem Lastenrad fahre (ohne Motor). Tatsächlich sind passende Kurbeln aber schwer zu finden und die Kettenlänge wächst mit.
Am meinem Rad mit 26"-Hinterrad benötige ich eine Kette mit 116 Gliedern mit 42x11/42 Antrieb. Mit 11/46 hinten brauche ich 120 Glieder und bei einer größeren Kassette und einem längeren Rahmen (größeres Hinterrad) muss die Kette entsprechend länger sein.
Das spielt insbesondere dann eine Rolle, wenn man Ersatzteile beschaffen muss.
In der Coronazeit habe ich es mit Müh und Not geschafft, einen 1x11 Antrieb mit 42x11/42 und 116er Kettenlänge einkaufen zu können. Lange Ketten gabs nicht und ich musste eine Sram-Schaltung nehmen, die nur 42er Kassetten kann. Und selbst diese Teile waren eher zufällig gerade verfügbar. Das gibt eine Vorahnung, was passiert, wenn China Taiwan annektiert.

Eine
Extremschaltung blieb nun noch unerwähnt. Durch Umbau eines GRX 11-fach Schaltwerks mit einem langen XT-Schaltarm (gibts als Ersatzteil), kann man die Kapazität auf 51 Zähne erweitern, also 16 Zähne vorne und 35 hinten, oder eine große Gravelkurbel mit 46/30 vorne und eine MTB-Kassette 11/46 hinten.
Das wäre die eierlegende Wollmilchsau. Ein schnell übersetztes Rad mit extremen Berggängen. 641% Gangspreizung. Zum Vergleich, eine Rohloff hat 526%, eine 18-Gang Pinion 636%, allerdings zu einem völlig anderen Preis.
Um beim Selbstbau die Kettenlänge passend zu bestimmen, gibt es einen
Rechner. Hierzu brauchst Du die Größe des Kettenblatts, die Größe des größten Ritzels hinten, die Größe der Schaltwerksrollen und den Abstand zwischen Tretlager und Radnabe, also die Kettenstrebenlänge.