In Antwort auf: iassu
... Stimmt dieser Satz, ist er unzutreffend? Wieviel Technik wollen wir am Reiserad, wo sind unsere Mindestanforderungen, wo unsere Grenzen? ...
Schwieirge Frage, daher mal anders aufgezogen. Würde also nicht pauschal von "Technik" reden, sondern von anständiger Konstruktion, wie es im Industriemaschinenbau aufgrund hoher Anforderungen an Zuverlässigkeit und Laufzeit selbstverständlich ist. Denen fehlen aber die Millionen-Stückzahlen, deshalb können sie (glücklicherweise) nicht wie in der KFZ-Technik jede Menge schlecht demontierbare (Clips-Technik) und nur durch das fahrzeugspezifische Originalteil ersetzbare Teile konstruieren. Also gemeint ist:
- Lagerstellen werden mit Wälz- oder Gleitlagern aus den DIN-Reihen ausgeführt. Diese sind selbstverständlich auswechselbar.
- Weiterhin hat jede Lagerstelle ein funktionierendes Dichtungssytem bestehend aus externen Maßnahmen (Labyrinth, Simmerring, ....) und ggfs. internen (also die Dichtscheiben des Wälzlagers).
- ALLE Schrauben und Muttern sind aus den metrische DIN-Reihen und haben eine definierte Festigkeitsklasse. Frei liegende sind aus rostfreiem Stahl. Ausnahme wären nur hochfeste Schrauben, die es rostfrei nicht gibt. Als Antrieb gibt es nur Torx, die Muttern sind 6-kant.
- Alle sonstigen Maschinenelemente (Scheiben, Sicherungsscheiben, Federn, Dichtungen, Keile, Splinte, .....) sind aus den DIN-Reihen.
- Da Fahrräder leicht bauen sollen, werden nur feste bzw. hochfeste Stahl- und Alu-Werkstoffe verbaut - bzw. Faserverbundwerkstoffe.
- Flächige Abdeckungen aller Art sind aus schlagfestem Kunststoff (z.B. sind Stahlschutzbleche in 2019 nur schwerer Unfug).
- Wellen und Achsen sind maßgenaue Teile, Gewinde sind keine Auflageflächen.
- Unsinnige und undefinierte Verbindungselemente gibt es nicht (wie Knebel-Schnellspanner).
- Antriebsteile sind gegen Verschmutzung geschützt (nicht nur abgedeckt), anständig geschmiert und keine Schmutzfallen (also Dreck und Wasser kommt zwar rein, aber nicht wieder raus).
- Keine endlose Stapelei von kleinen Einzelteilen über Schraubverbindung wie Metallbaukästen, sondern dann auch mal kompakte, aber auswechselbare Gesamtteile.
- Konstruktive Ausführung von Funktionsbaugruppen (Bremsen, Antrieb, ...) so, dass sie zwischen Wartungsintervallen ohne Leistungs- und Funktionseinbußen laufen.
- usw. usw.
- Ein voll ausgestattetes Rad wiegt für Systemgewicht bis 130kg um die 13kg.
Die obigen Punkte sind auch 2019 nur stückwerkmäßig vorhanden und dann meist an der sogenanten "modernen Technik". Meine Erfahrung damit ist, dass sie einfacher und zuverlässiger sind, als die "klassische" Fahrradtechnik. Die heute drastisch höheren Preise sind nachteilig, aber nach einer Weile vergessen. Zerlegen, warten und zusammensetzen geht einfacher und schneller, die Korrosionsanfälligkeit ist geringer.