Die Formulas verwenden DOT, was ich nicht mehr haben wollte, weil es giftig (für den Menschen), stark korrosiv (greift den Lack an, wenn beim Belüften oder Befüllen mal was daneben geht) und nicht zuletzt hygroskopisch ist.
Man kann über DOT3/4/5.1 (Glykolbasis) ja sicher sagen, was man will, aber eines ist es sicherlich nicht, nämlich korrosiv. Im Gegenteil: Das Zeuch ist gerade dafür gemacht, Metalle
nicht anzugreifen. Daß es chemisch den Lack angreift, ist richtig, aber das halte ich für längst nicht so dramatisch, wie es immer dargestellt wird. Abwischen, abspülen, fertig. Habe noch nie erlebt, daß dabei erkennbare Spuren zurückbleiben.
Daß es in der Lage ist, Wasser aufzunehmen und zu lösen (hygroskopisch ist), ist kein Bug, sondern ein Feature, eine gewollte Eigenschaft. Wasser
diffundiert aus der Umgebung (Luftfeuchte) permanent durch die flexiblen Leitungsmaterialien in die Bremsflüssigkeit hinein. Geht es dort (wie bei DOT) mit der Flüssigkeit in Lösung, setzt es deren Siedepunkt sukzessive herab, weswegen die Flüssigkeit von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden muß. Außerdem wird die Bremsflüssigkeit dann tatsächlich zunehmend korrosiv, was die entsprechenden Schäden an Kolben und Zylindern verursacht, wenn man's allzu lange gammeln läßt.
Geht es hingegen nicht in Lösung (wie bei Mineralöl), kumuliert es sich zu Tropfen. Diese sind spezifisch schwerer als das umgebende Öl und sinken deswegen im System nach unten, also in die Bremszange, die warme Zone. Dort warten sie dann darauf, daß die 100°C überschritten werden, was bei langen Abfahrten zuverlässig passiert. Sobald man dann zum ersten Mal den Druck wegnimmt, verdampfen sie, bilden also kompressible Gaspolster, deretwegen sich beim Nachfassen dann kein neuer Druck mehr aufbauen läßt. Bremse ausgefallen!
Soviel zu den Hintergründen und um zu erklären, weswegen Bremsflüssigkeit auf Glykolbasis so ist wie sie ist. Es gibt außer den o.g. Sorten noch DOT5, ein
completely different animal auf Silikonbasis. Keinesfalls mit glykolbasierten Bremsflüssigkeiten mischen!
In der Praxis funktionieren beide Systeme am Fahrrad jedoch offenbar problemlos. Von einem Ausfall einer mineralölbetätigten Bremse wegen Wasseraufnahme habe ich noch nie gehört, wobei man sich jedoch auch die Frage stellen muß, welcher Fahrradfahrer denn dazu eine qualifizierte Aussage machen könnte, wenn's soweit gekommen ist. Ich weiß auch nicht, aus was für einem Material beim Fahrrad die Bremsleitungen bestehen.
Im Kontext "Reiserad" spricht m.E. die problemlose weltweite Verfügbarkeit deutlich für DOT-Bremsflüssigkeit. Die gibt's schließlich überall, wo es Autos gibt - und Autos gibt es überall, im Gegensatz zu High-Tec-Fahrrädern. Hydrauliköl gibt's andererseits auch überall, auch wenn nicht Magura oder Shimano draufsteht.