Hallo Markus,
Ein Stahl darf sich zu den Edelstählen zählen, wenn der Anteil an "Fremdstoffen" niedrig ist. So muss z.B. der Anteil anPhosphor und Schwefel unter afair 0,025% liegen. Damit ist aber keinerlei Aussage über legiert / unlegiert, Korrosionsbeständigkeit usw. gemacht.
Ich denke man kann davon ausgehen, dass die meisten heutzutage von Rahmenbauern verwendeten Rohrsätze aus Edelstählen sind.
In Deutschland wird der Begriff Edelstahl meistens fälschlicherweise für rostbeständige Stähle verwendet. Die meisten im Fahrradbau Verwendeten sind aber keine solchen.
Ausnahmen sind die Poppe & Potthoffs, bei Norwid verwendet, und Reynolds 953 sowie Columbus XCR.
Handelsübliche rostfreie Stähle wie der von P&P/Norwid verwendete 1.4301 erreichen üblicherweise nicht dieselbe Dauerfestigkeit wie die im Fahrradbau verwendeten Vergütungsstähle, sie behalten ihre durch Kaltverfestigung erreichte hohe Zugfestigkeit nur wenn sie bei niedrigen Temperaturen (mit Silberlot) gelötet werden, das Material wird durch grosse Wärmeeinwirkung butterweich, und zudem sind die Rohre ausschliesslich in durchgehenden Wandstärken und geschweisst (nicht nahtlos) gefertigt, leichte Rahmen lassen sich damit also kaum fertigen.
Ein weiterer Nachteil der rostfreien Stähle ist die Gefahr der nicht vorhersehbaren Spannungsrisskorrosion vorallem im Bereich der Schweisszonen und wo Rohre gebogen wurden.
Als Vorteil bleibt die Korrosionbeständigkeit, zumindest unter den meisten Bedingungen wird der Stahl nicht rosten. Allerdings kann es je nach Bedingungen trotzdem durchaus auch mal zu Flugrost kommen, und das Material reagiert sehr empfindlich bei Kontakt mit normalem Stahl.
Reynolds 953 und Columbus XCR sind scheinbar mit den üblichen Inox-Legierungen nicht vergleichbar.
Sie sollen selbst durch Schweissen nicht an Festigkeit verlieren, sie werden zum Teil mit sehr dünnen Wandstärken nahtlos und konifiziert gefertigt und kommen vom Preis her Titan-Rohren nahe.
Dauertests von Rahmen aus diesen Materialen wären mal interessant!