Hi,

die Wirtschaftskrise hat nun leider auch uns erwischt, und uns wurde soeben mitgeteilt, dass wir vom 01.April bis zum 01. Juli Kurzarbeit machen werden.

Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll oder nicht, aber bevor ich ins Grübeln komme, möchte ich die Zeit dazu nutzen, auf Radreise zu gehen.

Als Favorit einer 4-wöchigen Radreise ist für mich der Balkan bzw. Osteuropa.

Ich stelle mir eine Tour durch Rumänien, Moldawien, Mazedonien, Bulgarien, Bosnien und Kroatien vor.
Start der radreise wäre wohl Bukarest, da man nach dort gut und günstig hinkommt.

Weiter soll es dann nach Moldawien gehen, über Bulgarien, Mazedonien, Montenegro, Bosnien, nach Kroatien und von dort zurück nach deutschland.

Als start stelle ich mir in etwa die zeit um den 10. April vor, zurück in Bielefeld muss ich spätestens wieder am 15. Mai sein, ich muss ja dass Forumstreffen vorbereiten!

Hat jemand eine gute Idee für eine Strecke von ca. 2500km in 4 Wochen?

Pflicht ist für mich auf jeden fall Bosnien, ich möchte unbedingt wissen wie es dort ca. 10 Jahre nach Kriegsende aussieht!

Was muss ich in diesen Ländern beachten, wo kann ich campen, wo eher nicht?
Wie sieht es mit festen Unterkünften in diesen Ländern aus?

Wie sieht es mit der Sicherheitslage in diesen Ländern aus?

Wie ist das Wetter dort Mitte April, bzw. wie warm oder kalt wird es da?

Mit was für einen Budget muss ich in etwa pro tag rechnen, wobei ich nicht davon abgeneigt bin, in festen Unterkünften wie Hotels, Pensionen zu übernachten.

Sollte ich Küche mitnehmen?

Vielen Dank schon einmal vorab für eure Antworten!

Gruss
Thomas

Hallo Thomas!

Erstmal Beileid, was die Arbeitsplatzsituation betrifft.
Zu Bosnien und Herzegowina sowie Kroatien kann ich aus eigener Erfahrung etwas beisteuern. Ich bin 2006 von Sarajewo nach Dubrovnik geradelt. Fast 15 Jahre nach Kriegsende siehst Du zwar in manchen Gegenden von BiH (vor allem in der Posavina) und Kroatiens (v.a. in der Krajina) noch zahlreiche Kriegsruinen, aber ansonsten hat sich sehr viel geändert, und als Tourist wirst Du nicht mehr viel vom Krieg merken.
Was die Sicherheitslage in beiden Staaten betrifft, hätte ich keine Bedenken, die Kriminalitätsrate ist dort niedriger als in manchem westeuropäischen Land. Die Straßen sind inzwischen auch gut, allerdings gibt es in BiH und an der dalmatinischen Küste wenig Alternativen zu den jeweiligen Hauptstraßen, und die sind, was den Verkehr betrifft, sehr gewöhnungsbedürftig. Die Fahrer rechnen zwar, wenn's gut geht, mit langsamen Fahrzeugen hinter der nächsten Kurve, sind aber nicht auf Radreisende eingestellt und haben daher keinerlei Gefühl für den nötigen Seitenabstand. Besonders unangenehm diesbezüglich die rasenden Busfahrer auf der Jadranska magistrala.
Campingplätze gibt es an der dalmatinischen Küste wie Sand am Meer, auch viele feste Unterkünfte, aber das Preisniveau hat bereits sehr angezogen, und die Freundlichkeit der Tourstiker hat dort zum Teil schon unter dem Massentourismus gelitten. In BiH ist das noch anders. Dort gibt es allerdings kaum Campingplätze, aber Pensionen und Hotels findet man schon viele, oft auch sehr günstige Privatzimmer, vor allem dort, wo ab und zu mal ein Tourist vorbeischaut (auch Binnentouristen an Seen etc.). In abgelegeneren Gebieten der Republika Srpska in BiH schaut's allerdings dünner aus mit offiziellen Unterkünften. Küche mitzunehmen halte ich, wenn dein Budget nicht sehr knapp ist, für überflüssig, es gibt viele günstige Restaurants, zumindest ein paar čevapi bekommst du fast überall.
Wild zelten wird an der dalmatinischen Küste, vor allem im nördlicheren Teil, vielleicht nicht ganz so einfach sein, in BiH dürfte es kein großes Problem sein. Sowohl in Kroatien als auch in BiH ist allerdings in manchen Gegenden noch eine gewisse Vorsicht geboten, was Landminen betrifft. Nicht überall empfiehlt es sich, abseits der Straße in "Brachland" einzudringen. Beste Website dafür, was BiH betrifft: http://www.bhmac.org/en. (Für Kroatien weiß ich's nicht).
Wettermäßig kann's im April in den bosnischen Bergen noch eher kühl sein - aber kein Grund, nicht zu radeln -, in der Herzegowina und in Dalmatien ist's da aber schon angenehm frühlingshaft; und Mai ist überhaupt fein.

Solltest Du irgendwelche detaillierten Fragen zur Region haben, kann ich mich gerne nochmal an die Tastatur klemmen.

Gute Planung!
K.

Hallo Thomas!

Hast du den Thread "ehem. jugosl. Staaten" (ein paar Seiten weiter hinten) gelesen? Da findest du eine Menge Infos zu einem Teil deiner Fragen. (U.a. auch zur Minengefahr in Bosnien und Kroatien, ist nicht unwichtig beim wild campen.)

lg! georg

schau mal auf meine Homepage, bin diesen Sommer von Dubrovnik nach Sarajevo gefahren.

Letztes Jahr war ich von Klagenfurt über Ljubljana, Zagreb, Plitvice, Bihac, Rijeka, Pula nach Trieste gefahren. Steht zwar noch nicht auf der Homepage drauf, war aber auch eine tolle Tour. Straßen größtenteils gut, Landschaft bezaubernd, Leute nett und Essen gut

Einziges Manko meinerseits: Der Straßenverkehr... Lastwagenfahrer überholen wirklich sehr knapp... Insbesondere auf Hauptstraßen in Bosnien lassen die einem nicht viel Lebensraum... Wenn man allerdings die Hauptstraßen meidet, herrscht angehm wenig Verkehr und es gibt da auch keine Probleme... Nebenstraßen sind allerdings dann oft in wenig gutem Zustand und häufig sehr steigungsreich...

Unterkünfte in Bosnien: Campingplätze gibt es kaum, wild campen sollte gut gehen, habe ich aber nicht gemacht da überall für 10€ die nacht auch nen Zimmer zu bekommen war.

Vom Krieg ist in Sarajevo noch viel zu sehen, in der Grenzregion bei Bihac auch, dort sind einige verlassene Dörfer und auch ein Minenfeld war dort noch zu sehen...

Aber alles in allem eine schöne Gegend für den Radurlaub und ich will auch sehr gerne dort wieder hin!

Hallo Thomas,
die Länder sind doch etwas unterschiedlich, weshalb es schwierig ist pauschale Antworten zu geben. Bukarest mit dem rad ist übrigens nur dann zu empfehlen, wenn Du ein großer Fan von Abgasen aller Art bist. Wenn Du am Flughafen ankommst, der liegt nördlich der Stadt und Du kannst sie umfahren. Der Verkehr war schon vor vielen jahren ziemlich üppig und wird mittlerweile horrend sein.
Bukarest liegt mitten in der Walachei (die nicht besonders attraktiv ist, ausser Du bist ein Fan ebener, sehr dicht besiedelter Regionen mit Ölförderung)und Du fährst am besten direkt nach Norden in die Karpaten weiter. Wie da mittlerweile Verkehrssituation und Straßenverhältnisse aussehen, wissen andere besser.
Moldawien liegt für den Rest deiner Route irgendwie abseits, weshalb ich eher von Rumänien (dann leider ohne Karpaten)nach Bulgarien, Mazedonien, Bosnien usw fahren würde. Es erwarten Dich reichlich Höhenmeter und unter umständigen ziemlich üble Pisten (Nebenstraßen in den Bergen). Im Bergland kann es mitunter noch ziemlich kalt sein.
Rumänien fand ich das letzte mal relativ teuer (etwa wie Deutschland zu D-Mark-Zeit), Kroatien soll auch nicht ganz preisgünstig sein, wohingegen in den anderen Ländern Essen und einfache Unterkünfte weniger als die Hälfte kosten sollten, wie man es in Deutschland gewohnt ist. Vielleicht magst Du ja auch Albanien und Montenegro in Deine Planungen einbeziehen, da ist es auch sehr hübsch.
Bei einer Querung Rumäniens und Moldaviens bist ja mehr so auf dem Weg in die Ukraine. Das ist zwar auch interessant, aber definitiv nicht mehr Balkan.
Gruß Nat

Ja, mit den Preisen das kann ich was Kroatien und Bosnien angeht ungefähr bestätigen... Kroatien wie hier, in Bosnien stehen bei den Preisen ungefähr die gleichen Zahlen wie hier... Nur das deren Währung an den Kurs unserer guten alten D-Mark gekoppelt ist und konvertible Mark heißt.... Also ungefähr die Hälfte... Cevapi oder Döner gibts in Sarajevo für 3 Mark und anderswo ist Essen noch ein bisschen günstiger als in der Stadt.

Zelten ist möglich in Jablanica und Sarajevo (beim Flughafen)

stimmt, jetzt wo du's sagst, den Camping am Flughafen in Sarajevo hab ich gesehen