Hallo zusammen,

aus traurigem Anlass, muss ich dieses alte Thema mal wieder strapazieren: Auf dem Heimweg von meiner allerletzten Prüfung an der Uni, hab ich heute meinen geliebten ehemaligen Reise- und heutigen Stadtradrahmen zerlegt. - So sieht dann wohl das Ende meiner Jugend aus.

Das war die letzte Ausbaustufe...


...und hier der Riss


Nunja, genug gejammert. - Sicher habt ihr ein paar Tipps für mich auf Lager:

1. Der Riss ist zwar im massiven Ausfallende, aber ich nehme mal schwer an, dass es sich, falls das überhaupt schweißbar ist, um einen wirtschaftlichen Totalschaden handelt (gerade weil es nur um die Stadtgurke geht). Der Rahmen ist nicht ganz 15 Jahre alt und aus 7005er Alu. Was meint ihr?

2. Falls ihr 1. bejaht: Hat evtl. noch jemand etwas günstiges/gebrauchtes als Ersatz auf Lager (Rahmen oder Rahmenset für 28", Rahmenhöhe um 54/55cm, mit Canti-Sockeln)?

Ich würde mal schätzen das es gerade weil es im Ausfallende ist auch für Leute die sonst andere Sachen schweißen und keine Rohre eher leichter ist da eine Naht drüberzubrutzeln.

brauchst halt einen menschen mit Wechselstromschweißgerät

EN-AW 7005 ist sehr gut schweißbar und läßt sich darüber hinaus auch noch kalt auslagern. Letzteres bedeutet, daß es ohne Wärmebehandlung innerhalb von zwei, drei Monaten wieder seine ursprüngliche Festigkeit annimmt. (Im Ofen geht's natürlich schneller.) Da das Ausfallende massiv und dick ist, ist es außerdem auch wirklich einfach zu schweißen.

---> Wenn du den richtigen Betrieb findest, geht das für einen Fünfer in der Kaffeekasse.

Das klingt ja ziemlich optimistisch. Nur die Sache mit dem Auslagern ist natürlich blöd. - 2-3 Monate auf das Rad zu verzichten ist leider nicht drin. Und wie stark kann sich an so einer Stelle beim Schweissen eigentlich etwas verziehen?

Schweissen lassen, dazu eventuell ein zusätzlich eingeschweisstes dickes Blech im Dreieck in Erwägung ziehen. Verzug ist an der Stelle unproblematisch wenn die beiden Ausfallenden beim Schweissen schön zusammengehalten werden.
Zum Auslagern eben entweder die paar Monate schön ruhen lassen oder dennoch schon damit fahren, was bei mässigem Einsatz eher unproblematisch sein dürfte.

Also, wenn du ein neues Fahrrad willst, dann sag's ruhig.

Verzug ist an der Stelle überhaupt kein Problem. Falls das Ausfallende nach den Schweißen krumm ist, dann biegst du's halt wieder gerade. Keine Sache! Der Rest vom Rahmen merkt davon nix.
Zum Rest möchte ich mich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, meine zwei bis drei Monate gelten jedoch nur für das Erreichen der endgültigen Materialfestigkeit. Ich sage weder, daß du die zum Fahren unbedingt brauchst, noch daß der Festigkeitszuwachs innerhalb dieser Zeit linear verläuft. Ich denke, nach zwei, drei Tagen in der warmen Bude, am besten in der Nähe des Heizkörpers, kann's schon wieder losgehen. Den Wiegetritt solltest du dir anfangs jedoch besser verkneifen. Das ist ein Ermüdungsbruch, verursacht durch das ständige Hin- und Herbiegen im Wiegetritt.

Korrekterweise verläuft der Härtungs- und Auslagerungsprozeß so, daß das Material aus etwa 500°C abgeschreckt wird. Bei dieser Temperatur sind die Legierungsbestandteile vollständig im Aluminium gelöst und dieser Zustand wird durch's Abschrecken quasi eingefroren. Die Festigkeit ist anschließend am geringsten. Kalt kann das Alu jedoch die Legierungsbestandteile nicht in Lösung halten, weswegen diese wieder ausscheiden, diffundieren und so -vulgo- das Gefüge verspannen. Diese Verspannung ist es, was die gesteigerte Festigkeit verursacht. Wärme beschleunigt diesen Diffusionsprozeß.

Das Ganze ist eine ziemliche Wissenschaft und ich möchte hier vom Schreibtisch aus nicht weiter darüber schwadronieren, wie eine korrekte Reparatur durchzuführen wäre. (Dazu müßte der ganze Rahmen in den Ofen - ein eher unrealistisches Szenario.) Wer dir das schweißt, wird aber wissen, was er tut. Ich denke, ich würde eher Wert darauf legen, daß die angrenzenden Rohre beim Schweißen möglichst kühl bleiben, als daß das Ausfallende sein amtliches Procedere erfährt, und aus dem Grund würde ich auch wirklich Abschrecken oder sonstwie Kühlen, Wärme ableiten, ohne daß ich dazu jedoch weiter gehende Kenntnisse habe. Wenn der Schweißer jedoch sagt "Nö!" und dabei den Eindruck erweckt, daß er weiß, wovon er redet, dann beuge dich diesem Votum. (Abschrecken unterhalb der magischen 500°C kann zu groben Gefüge führen.) AFAIK verwendet man zum Schweißen eine 5000er Nummer als Nahtwerkstoff, also eine Magnesiumlegierung - und wie sich dann die daraus resultierende Mischlegierung verhält, da muß ich dann wirklich passen.

Gruß,

Clemens

Ich seh' grad, das ist einer dieser trendigen, hippen, must-have-Singlespeed-Umbauten. Paßt die Nabe sauber ausdistanziert da rein oder muß sich der Rahmen dafür ein wenig zubiegen? Das bzw. die daraus folgende Verspannung kann dann nämlich gerne die Ursache für den Bruch sein. Falls das alles paßt, dann ist er eben den Wiegetrittorgien geschuldet, welche die Abwesenheit einer Gangschaltung nun mal so mit sich bringt.

Hmm, also scheint Schweißen doch eine Option zu sein. Entgegen dem Eindruck, den ich scheinbar erweckt habe, würde ich den Rahmen gern weiterfahren, da an ihm viele gute Erinnerungen hängen. Ich werde mich die Tage mal auf die Suche nach jemandem begeben, der so etwas machen kann und natürlich davon berichten, falls es letztendlich doch nochmal geschweißt wird.

Danke auf jeden Fall schonmal für eure Einschätzungen!

Nunja, so hip nun auch wieder nicht - in dem Fall waren durchaus auch die praktischen Argumente für Singlespeed (weniger Teile, die geklaut werden können & weniger Teile, kaputt gehen können) relevant.

Wie auch immer..gut, dass du das mit der Nabe erwähnst: Zur Zeit ist zwar eine passende Nabe mit 135mm Einbaubreite verbaut, aber im Sommer fahre ich einen Rennrad-Laufradsatz mit einer leicht modifizierten Hinterradnabe, die 132mm Einbaubreite hat. Bisher war ich mir eigentlich relativ sicher, dass die 1,5mm "Verzug" pro Seite kein Problem darstellen und möglicherweise ist ja auch mein Höllenantritt Schuld am Bruch. Aber ich schau in jedem Fall mal, ob ich die Einbaubreite noch etwas vergrößern kann.

Juhu, das war einfacher als gedacht...





...hat vielleicht 5 Minuten gedauert und der gute alte Schlosser, den ich ausfindig gemacht habe, wollte nur 8€ dafür haben. Ohne dass ich jetzt wirklich Experte dafür wäre, bin ich ganz optimistisch, dass es hält. (Im zweiten Foto sieht man übrigens ganz schön, wie der Dreck zu kochen angefangen hat. )

WUCHER!!!



;-)

...und ich hab ihm in meinem Überschwang auch noch Trinkgeld gegeben.

Er wird sich gefreut haben.

Gönne es ihm doch!


Sigi

Keine Angst, hab ich wirklich gern gemacht. Jetzt bin ich erstmal absolut glücklich, dass ich keinen neuen Stadtbomber aufbauen muss und gespannt, wie lange der Rahmen noch mitmacht.

Hier wären jetzt Langzeiterfahrungen interresant. Berichte uns doch ob die Sache hält auch nach einem Jahr noch...Bis dahin gute Fahrt Hartmut

Mach ich, danke!

sieht wirklich gut aus. Langzeiterfahrungen würden mich auch sehr interessieren.