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#45918 - 06/05/03 08:22 PM Suedamerika - Sasa on Tour...
Sasa
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Hallo Ihr!

Nun, ich habe es noch ohne Probleme vom Edersee bis zum Frankfurter Flughafen geschafft (abgesehen davon, dass ich meinen linken Schuh vor Frankfurt veloren habe und auf der Suche danach 20 Kilometer zurueckfahren musste. Hatte ihn als Gepaeck an die Seite des Lowrider geschnuert gehabt).

Zum Fahrradtransport und der ganzen Flughafengeschichte:
- Mit Lufthansa war es kein grosses Problem. Das Poblem war nur, dass ich meine Taschen alle in eine Plane schnueren musste und die zienlich durchgewuehlt in Santiago ankam. Ausserdem habe ich am Flughafen Frankfurt noch gefragt, wo ich meine Benzinflasche mit den Resten entleeren koennte. Das wusste der Befragte nicht so genau und hat dann gesagt, dass ich es doch einfach ins Klo kippen soll.
- "Und wenn da jemand auf dem Klo nach mir raucht?"
- "Ich habe ihnen das ja nicht gesagt"
- "Ok, und koennen sie dann mal kurz auf mein Fahrrad aufpassen?"
- "N..nn...n...nein! Das geht nicht! Da kommt die Polizei und sperrt hier alles ab! Das Fahrrad muss in der Zeit raus.
Draussen frage ich dann noch einmal einen LH-Angestellten, dr mir sagt, dass ich es fuer meinen Gang zur Toilette erst vom Flughafen wegschieben muss. Wir einigen uns dann darauf, dass er nichts gesehen hat...

In Santiago gab´s dann tatsaechlich Probleme mit der LanChile. Die wollten, dass ich mein Fahrrad verpacke und die Reifen abnehme, sonst wuerde das erheblich teurer werden, als mit Komplettem Rad. Also habe ich das Rad in meine gruene Plane verpackt und die Ortlieb-Taschen einzeln aufgegeben. Das war dann aber auch nicht umsonst und ich durfte rund 40 Dollar mit Kreditkarte bezahlen.
Ach ja, beim verlassen des Gepaeckbandes stuerzen sich gleich alle Taxifahrer und sonstige auf einen: "Nececitas Transporte?" Ein freundlicher Gepaecktraeger vom Flughafen boxt mich dadurch, moechte aber danach auch ungern ohne "Tip" dagelassen werden...

In Antofagasta angekommen, war dann mein teures Ruecklicht teilweise zerbrochen UND meine Handtuecher (!) in den Taschen waren weg. Nun gut, da habe ich dann ueber eine Stunde verbraucht, um das Rad zusammenzubauen und fuer die 30 Kilometer Fahrt in die Stadt fertigzumachen.
War schon sehr interessant, da zu fahren. Der Flughafen liegt wie alles hier in einer totalen Kuestenwueste und es war fuer mich total beeindruckend hier zu fahren. Ich war nicht begsiert, es ist aben alles so verdammt neu und man kommt sich schon ziemlich verlassen vor. Meine erste Feststellung: Kleine Autos weichen den Radfahrern aus. Ganz so schlimm ist es hier als doch nicht. Und ausserdem gibt es auf dem ganzen Weg vom Flughafen nach Antofagasta eine asphaltierte Strasse mit Seitenstreifen. Die Sonne ging dann so langsam unter und die Landschaft war echt beeindruckend (oede) mit tollem Licht.
Die ersten zwei Menschen am Strassenrand waren zwei Anhalter. Die sind fast hintenruebergefallen, wie sie mich gesehen haben. grins Setsam, da ich hier doch sicher nicht der erste Reiseradler bin.

Problematisch wurde es dann, wie sich mein linker Schuh (welcher auch sonst, hatte ihn wieder als Gepaeck angeschnuert und die Sandalen zum Fahren benutzt), in den Speichen verfangen hat. Mein Rad ist sofort zum Stehen gekommen und ich bin in einem tollen Action-Sprung ueber den Lenker gehuepft. Das Ganze hat allerdings nur so gut funktioniert, weil meine Gabel alles aufgefangen hat. wirr
Die Folge war naemlich eine ordendliche Delle, die sie komplet verbogen hat. Ich konnte auch nicht mehr schieben, da der Reifen gegen den Rahmen gestossen ist und ich auch nicht mehr lenken konnte. Ihr glaubt gar nicht, wie entfervend das war. Die Sonne ging gerade unter und ich war in einer Slum-aehnlichen Vorstadt, in denen die Hunde nur zu gerne Radfahrer angreifen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mein Pfefferspray das erste Mal griffbereit. Mit ein paar kraeftigen Tritten habe ich die Gabel wieder in eine solche Position gebracht, dass ich wieder schieben und teilweise sogar fahren konnte. Vor der Innenstadt (der Weg wollte gar kein Ende nehmen) war die Gabel dann von den Tritten so ausgeleiert, dass auch nicht mehr an Fahren zu denken war. Da war ich dann echt am Tiefpunkt angelangt und dachte auch bis heute morgen, dass ich meine Reise nicht mehr mit dem Rad fortsetzen kann. So ein Sch....!!!!
Irgendwie habe ich es dann noch bis zu einem netten Hostal geschafft und bin mit einigen Problemen in der Bank mit meiner normalen EC-Karte (Maestro) sogar an Geld gekommen.

Heute morgen habe nach laengerem auskundschaften die einzige Fahrradwerkstatt hier ausfindig machen koennen. Da habe ich dann sicher ein paar Sunden verbracht, da hier sowieso nich alles so schnell vonstatten geht. Es ist eben Suedamerika...
Nach einigem Telefonieren ist man dann zu dem Schluss gekommen, dass es in ganz Chile keine Gabel fuer mein 28er-Rad gibt. traurig traurig schockiert Doch eine einzige gaebe es immerhin in der anderen Filiale des Ladens - angeblich sogar mit Oesen fuer den Lowrider.
Die zwei Lungs im Radladen kamen dann aber noch auf die glaenzende Idee, dass man die GAbel ja wieder gerade biegen konnte. Das haben sie dann auch mit ein Stahlrohren gemacht und das Ergebnis ist entsprechend: Ein paar neue defekte und ein leierndes Vorderrad. Da habe ich dann gedacht, dass gar nichts mehr geht... traurig
Doch immerhin haben die beiden Jungs das so hinbekommen, dass das Rad wieder fast genauso faehrt, wie vorher. Und bezahlt habe ich auch nicht dafuer. Mir sind in diesem Laden sicher ein paar Nervenstraenge gerissen, aber ueber das Ergebnis bin ich dann doch ganz zufrieden. Das Rad faehrt wieder. Und nach einstimmiger Aussage soll ich es damit sogar bis ins rund 200 Kilometer entfernte Calama schaffen, wo ich sowieso hinwollte. Wenn die Gabel bis dahin alles gut durchhaelt, werde ich sie evtl. sogar weiter benutzen. Ausserdem ist auch nicht gesagt, dass die Gabel im Radladen in Calama wirklich allen Kriterien entsprechen wird.

Soviel ist bis gerade eben alles passiert - und das war die totale Kurzform... wirr

Ich danke den "Ederseelern" noch mal fuer ihre Motivation. Und ohne das positive Denken, das mir Tine gestern per E-Mail geschickt hat, waere das sicher alles nicht so gut gelaufen. Das positive Denken ist mir naemlich erst in der Werkstatt wieder in den Sinn gekommen, nachdem ich es gestern (verstaendlicherweise?) doch ziemlich verflucht habe...

Bis denne und liebe Gruesse aus Antofagasta in Nord-Chile
Sasa
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#45924 - 06/05/03 08:31 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Tine
Unregistered
Hi Sasa,

das hört sich ja wirklich alles nicht so witzig an, halte uns auf dem Laufenden, wie es Dir ergeht - und vor allem Deinem Rad traurig .

Dennoch, ich bleibe optimistisch...!

Liebe Grüße,
Tine
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#45927 - 06/05/03 08:43 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Detlef
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Moin Sasa,

eigentlich kann es jetzt ja nur wieder besser werden - ich wünsche es Dir sehr!

Viele Grüße aus Hamburg
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#45928 - 06/05/03 08:44 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
schwalli
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oh man da hast du ja schon ganz schoen was erlebt! nache dir nicht sooovvviieeele gedanken wie es weiter geht, denn es immer eine loesung---fuer alles!!!! denk positiv! die erfahrungen die du jetzt sammelst machen dich stark fuer den rest deines lebens!
mich hat in der sahara auch mal das schicksal heimgesucht ( mitten im duenenfeld elektrikversagen) und heute lach ich darueber grins
also kopf hoch!
druecke ganze fest und neidisch die daumen zwinker
andreas
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#45934 - 06/05/03 08:55 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
cyclist
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Hallo Sasa!
Schön das du es zumindest schonmal geschafft hast anzukommen lach , wenn auch mit so manchen Schwierigkeiten wirr
Du solltest aber keinen Fall mehr als nötig mit der alten Gabel weiterfahren !!! Es könnten sich Haarrisse gebildet haben, die sich dann nach und nach weiterbilden + dann ziemlich plötzlich schockiert erstaunt böse traurig wirr entscheiden ganz durchzubrechen!!!
Du kannst den Lowrider auch mit U-Schellen bzw. unten evtl. mit Schlauchschellen dranmontieren.

Versuch einfach weiter positiv zu denken und nicht die Nerven verlieren!!! grins Ich weiss, es ist einfacher gesagt als getan, aber mit viel Ruhe + Geduld + Improvisatia grins wirds schon werden...
Vor allem viel Spass ontour!
Schöne Grüsse von einem Edersee´ler zwinker
Schönen Gruß
Markus
Unterwegs zu sein, heißt für mich nicht auf der Flucht zu sein. Ich habe Zeit genug, oder nehme sie mir. Vielleicht weil ich noch kein Rentner bin? Bin auf Reisen nicht elektrifiziert unterwegs. Wieso? Weil ich es noch kann!
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#45938 - 06/05/03 09:06 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
federico
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hi sasa! mein alter freund tony scott (ja der weltberühmte aber inzwischen uralte jazzklarinettist) sagte,als mir vor einigen wochen in rom vor seinem haus ein malheur mit dem auto passierte:
"weißt du,fred, es ist gar nicht so schlecht wenn einem zu beginn einer reise ein kleines unglück widerfährt. das macht einen vorsichtiger und wachsamer und man vermeidet dann die ganz großen katastrophen. toitoitoi für deine weiterreise!
mit ein bißchen neidischen grüßen, fred.
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#45940 - 06/05/03 09:10 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: cyclist]
Sasa
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Danke fuer die guten Wuensche!
Was sind denn eigentlich U-Schellen? Bekomme ich das hier auch?

Gruesse
Sasa
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#45943 - 06/05/03 09:32 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
cyclist
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Hallo zurück!
U - Schellen sind aus Draht, ca. 6mm dick, U - Förmig mit Gewinde M 6 z.B. an den Enden dran, passend für den Gabelrohrdurchmesser biegen, Gewinde draufschneiden ( lassen ), Schelle auf die Gabel montieren, dann zuerst je eine Mutter drauf, eine Unterlegscheibe, einen Blechstreifen vom einen zum anderen Ende der U - Schelle - so das die Schelle an der Gabel fest ist!
Dann wieder eine Mutter drauf, U- Scheibe, Lowrider, U-Scheibe und wieder eine Mutter! Alles möglichst spannungsfrei montieren ( sonst Bruchgefahr ! ) und evtl. die Enden vom Gewinde kürzen - zur Vermeidung von Schäden an der Tasche!!!
Die U- Scheiben sollen nur für eine grössere Auflagefläche sorgen, kannst zur Not auch drauf verzichten!

So, hoffe es ist verständlich genug ausgedrückt... lach ???

Hoffe auch das es dir zumindest gesundheitlich gut geht - Verletzungen durch den Sturz ???
Muss leider jetzt inne federn gähn weil morgen wieder früh innne Hufe...
Meld mich morgen dann wieder wenn nötig!

Schönen Gruß
Markus
Unterwegs zu sein, heißt für mich nicht auf der Flucht zu sein. Ich habe Zeit genug, oder nehme sie mir. Vielleicht weil ich noch kein Rentner bin? Bin auf Reisen nicht elektrifiziert unterwegs. Wieso? Weil ich es noch kann!
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#45944 - 06/05/03 09:45 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Janosch
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Moin Sasa,

dein Bericht hört sich wirklich spannend an. Wenn ich es so lese, muss ich mich gleich an meine Radtour erinnern. Da mussten wir auch hin und wieder so einige Sachen improvisieren. Im nachhinein denkt man dann aber gern an die schönen Momente und die Situationen, die man gemeistert hat, zurück. Ein solches Highlight war bei mir zum Beispiel ein Speichenbruch, den so ohne weiteres nicht beheben konnte, mitten auf dem Salar de Uyuni im knöcheltiefen Salzwasser. ... Aber das ist auch eine längere Geschichte.

Ich werde deine weiteren Reiseberichte interessiert verfolgen.

Hasta luego,
Janosch
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#45945 - 06/05/03 09:45 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Torsten
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Ola Sasa,

lass Dich nicht entmutigen, es gibt immer eine Lösung und irgendwie geht es weiter....positiv denken soll helfen... grins
Also Du findest schon die richtige Möglichkeit, gewöhn Dich erstmal an das Land und an alles neue....dann klappt das schon. zwinker
Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Glück und schöne Erlebnisse....und natürlich viel Spass !!!
Halt uns doch hin und wieder mal auf dem laufenden....

Schöne Grüsse nach Südamerika !

Torsten
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#45952 - 06/06/03 07:07 AM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
ALPHA
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Hallo Sasa, ich verfolge sehr interessiert Deinen Bericht, besonders weil ich ab November selbst von La Paz aus über Antofagasta und Santiago bis nach Ushuaia radeln will.
Schade, was Dir mit Deiner Gabel passiert ist... Ich hoffe, die in der Werkstatt hatten unrecht, und Du findest Ersatz in Calama. Vielleicht wäre es noch eine Möglichkeit, per Expressfracht von Deutschland aus, eine Gabel postlagernd zu verschicken?! Jedenfalls drücke ich Dir die Daumen, das es doch noch weitergeht. Und dann bin ich natürlich sehr gespannt auf die Berichte, wie es sich so fährt auf der Panam, wie es mit dem Wassernachschub klappt, wie die Leute so drauf sind, denen Du begegnest, womit Du Dir die Zeit vertreibst, etc.
Viel Glück und alles Gute,
Peter
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#45980 - 06/06/03 11:07 AM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Andreas_Hoehne
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Hallo Sasa,

nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit schmunzel hast Du das Pech der gesamten Reise bereits in den ersten Tagen hinter Dich gebracht. Also kann es nur noch besser werden, oder wie einige andere sagten: Think pink - think positive ! cool

Alles Gute, und komm gesund zurück
Andreas
Don`t dream - do it !
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#45981 - 06/06/03 11:20 AM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Andreas_Hoehne]
KarstenK
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Hi Sascha,
jetzt kanns ja nur noch besser werden....toi,toi,toi! zwinker

Und mit positive vibrations sollte dir nichts mehr im wege stehen.

grüße von Karsten, der doch etwas neidisch über den großen teich schaut, aber sascha seine tolle reise absolut gönnt.... grins
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#45982 - 06/06/03 11:29 AM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Andy
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Moin, Sascha,
in Gedanken sind wir bei Dir - spüren die Hitze (wirklich! lach ) atmen den Staub ein, hören die fremde Sprache, sehen die fremden Gesichter, erleben die völlig andere Mentalität, haben auch ein bißchen Angst, wissen nicht weiter.
Ich drücke Dir alle Daumen, die ich finde, dass Du Deine Reise fortsetzen kannst.

Schau mal nach oben - was da so flimmert, ist Dein Schutzengel schmunzel
Sag Bescheid, wenn ich Dir was schicken soll - wird erledigt.
Andy They tell me the greatest wisdom of all is kindness
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#46010 - 06/06/03 02:15 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
kangari
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Hi Sasa,

Deine Story hört sich ja richtig böse an, ich hoffe aber, daß das Rad die Tour durchhält. Halt uns auf dem Laufenden.

Peter
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#46020 - 06/06/03 04:36 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
José María
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Hola Sasa

Hat ja nicht gerade Gut angefangen die Tour. Das tut mir leid. Es wird so sein das die Tour gut Endet.
Das Problem hast du so weit wie möglich gelöst also weiter hin kopf hoch und Positiv denken. Fahre so weit du kannst. Wir Denken an dich.

Venga Hombre para lante. Saludo
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#46023 - 06/06/03 05:21 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Andreas_Hoehne]
kanis livas
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Hi Sasa,

Denke auch, dass die Pechsträhne vorüber ist. Hatten mal Panne mit dem Auto, kamen knapp auf die Fähre, der kleine Sohn plötzlich hohes Fieber, also noch Arztbesuch in Italien, ganze Ferry-Fahrt mit Fieberzäpfchen. Als wir dann ankamen, ging alles OK für die restlichen drei Wochen. Also du siehst, es gibt solche Tage, dann geht es bergauf. Wünsche Dir natürlich alles was du dir wünschen kannst: Gesundheit, schönes Wetter, tolle Begegnungen, Rückenwind, und und und . . . .

Beste Grüsse,

Kanis

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#46024 - 06/06/03 05:47 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Anonymous]
radeln60
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Hallo Sasa,

mit Chile ist das so eine Sache. Ich bin noch zu Zeiten von Pinochet dort gewesen, da waren die Verhältnisse sicher noch schlechter. Denk dran, kein Wasser aus dem Kran, zum Zähnputzen und Obst waschen nur Wasser aus dem Supermarkt. Montezumas Rache ist grausam. Wie ist denn jetzt das Wetter, dort ist doch jetzt Winter und ca. 600 km südl. von Santiago ist das Klima wie in Westeuropa. Du wirst viel auf deutsche Namen stoßen und sicher mal Chilenen treffen, die auch deutsch sprechen.

Sieh zu, das du heil zurück kommst !!
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#46032 - 06/06/03 07:43 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Sasa
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Hallo Ihr!

Also mein heutiger Tagesablauf und das, was gestern noch passiert ist, war auch noch "ganz nett".

Nach dem Besuch im Internet-Cafe wollte ich natuerlich gleich, wie mir geraten wurde, Silica-Gel fuer meine Kamera kaufen. Aber glaubt ihr vielleicht das ginge hier so einfach??? Von jedem Laden wurde ich weitergeschickt zu einem anderen. In so ziemlich allen Fotolaeden war ich hier, in einigen wenigen Computerlaeden, ja - verdammt - sogar in zwei Apotheken wurde ich geschickt! In einem kleinen Technikladen (dessen Sortiment man nicht so genau einsortieren konnte, wie bei vielen anderen hier), hat man mir gleich den kleinen Jungen des Ladenbesitzers an die Hand gegeben. Der hat mich dann bestimmt auch noch mal 10 Kilometer durch die Innenstadt gefuehrt und ich konnte schon fast nicht mehr auf den Beinen stehen, wie er (endlich!) aufgegeben hat das Silica-Gel fuer mich zu finden.
Im Endeffekt habe ich das Problem mit dem von Innen feuchten Kameraobjektiv so geloest, dass ich ueber Nacht einfach in Taschentuch draufgelegt habe. Jetzt funktioniert sie wieder. schmunzel

Es ist uebrigens unglaublich, was hier an vielen Stellen fuer ein Aufwand an Personal betrieben wird. Im Supermarkt gibt es fast mehr besetzte Kassen als Kunden und an jeder steht auch zusaetzlich noch ein Tuetenpacker. In einem kleinen Laden, wo ich Handtuecher gekauft habe, wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich mein Geld doch bitte erst zur Kasse bringen sollte, mir dort die Quittung holen soll, und dann meine Handtuecher in Empfang nehmen darf. Die Kasse war ein kleiner Kasten mit Glasscheibe vorne, in denen ein kleines Maennlein seine Pfruende bewacht hat, und von dem ich dann eine schoene handschriftliche Quittung bekommen habe.

Heute morgen wollte ich mich mal auf den Weg machen, um Landkarten und anderes Zeugs zu kaufen. In einem riiiiiesigen Einkaufszentrum (so etwas habe ich selbst in Frankreich noch nicht gesehen) laeuft mir ein Kundenberater namens Raul ueber den Weg, der mich nicht gehen laesst, bevor ich alles habe. Ein Spannband (das hat mir die Airline auch geklaut) und ein neues Kopfhoererset (ging im Flugzeug kaputt), sind schnell gefunden. Dann moechte ich gerne noch einen schoenen Laenderaufkleber von Chile haben, den ich dann auf eine meiner Ortliebs kleben kann. Da hat Raul sich dann richtig ins Zeug gelegt. Nachdem unsere Suche im Einkaufszentrum erfolglos ist, geht Raul einfach mit mir die in die Innenstadt. "Hast Du denn uberhaupt die Zeit, um mit mir hier durch die Stadt zu gehen?", frage ich ihn. Er sagt nur: "Alle Zeit, die ich frei vom Arbeitsplatz bin, ist eine gute Zeit!" Leider muss muessen wir letztendlich auch die Suche nach Landkarten aufgeben, da viele Laeden zur Mittagszeit geschlossen haben. Irgendwie bin ich froh, dass ich ihn los bin, da ich vielen Leuten hier einfach nicht allzusehr traue. Doch zum Abschied schuettelt er mir noch die Hand und fragt mich nach meiner E-Mail Adresse. Jetzt sehe ich erst warum er die ganze Zeit seine Linke "Hand" in der Hosentasche hatte. Sie ist ein urtuemliches Geruest aus Metall, Draehten und Federn.
Im uebrigen ist das Krankensystem hier scheinbar auch ein wenig ausgeflippt. Ueberall findet man riesige "Farmacias", in denen mit Medikamenten und Drogerieartikeln nur so um sich geschmissen wird. Dort wird mit Spruechen geworben, wie "Toma Aspirina", aehnlich wie "Beber Coca Cola - Drink Coca Cola". Leute schieben ihre Verwandten im Rollstuhl mit den daran befestigten Blubberflaschen gegen Lungenembolie durch die Strassen. Kleine Ambulanzen werben Tafeln mit der Aufschrift mit "Abierto 24 horas!" und so weiter...

Raul habe ich uebrigens mal gefragt, wie es denn hier so mit dem Wetter ist. Heute ist es ziemlich bewoelkt und die Sonne kommt erst jetzt langsam wieder zum Vorschein. Wie man es so von der deutschen Kueste gewohnt ist, sollte es dann doch eigentlich auch regnen. "Regen? Ja den hatten wir - in den letzten 3 Jahren zweimal!"

Er sagte mir auch, das mir alle Leute hinterher sehen wuerden.
-"Wieso? Sehe ich denn aus, wie ein Nordamerikaner?"
-"Nun ja, vielleicht ein wenig". Der Nordamerikaner werden hier uebrigens nicht Gringos sondern Yankees genannt. Und stolz erzaelt er mich davon, wie kosmopolitisch Antofagasta doch sei. "Sind die Nordamerikaner denn nicht unbeliebt?", harke ich nach. Nun ja, da muss er dann doch zugeben, dass viele sie nicht so wirklich moegen.

Und mit ein paar Ausnahmen kam mir diese Stadt bisher auch recht komisch vor. Wenn ich auf der Strasse jemanden nach dem Weg frage, dann muss ich schon standhaft darauf beharren, sonst wollen mir besonders aeltere Leute keine Antowrt geben. Und waerend ich mit dem Fahrrad und Gepaeck unterwegs war, wollten erst recht die wenigsten etwas mit mir zu tun haben. Das hat sich erst gebessert, nachdem ich den Fahrradhelm abgenommen habe - eigentlich eine recht unkluge Entscheidung bei diesem Verkehr. Aber damit haben mich die Leute wenigstens wieder als Menschen erkannt.

Ganz schoen arrogant finde ich auch die Haltung gegenueber meinen recht schlechten Spanischkenntnissen. Ich habe zwar in der Schule als Bester abgeschlossen und in Spanien hat man sich mit mir immer recht gedudig gezeigt, doch hier haben viele Leute einfach kein Verstaendniss dafuer. Oft heisst es dann nur hinterm Ruecken "Ach, der versteht doch sowieso nichts." Seltsam ist es dann nur fuer die Leute, wenn ich solche dummen Bemerkungen, dann doch verstanden habe... böse

Hmm... was gaebe es noch zu erwaehnen. Ja, einen amerikanischen Jeep bekaeme man schon am 10.000 $ - Neu! Also eines dieser Riesenmonster, mit denen man in Deutschland so angeben kann. Mensch - das bringt mich vielleicht doch noch auf Ideen... grins


Soweit erst einmal. Ich werde mich dann morgen auf den Weg nach Calama machen und hoffe, dass ich euch nach zwei Tagen Anreise von dort eine kurze Nachricht zukommen lassen kann. Wenn nicht, dann werde ich mich vermutlich erst aus San Pedro de Atacama wiedermelden. Habe aber keine Ahnung, ob es dort ueberhaupt ein Internet-Cafe gibt, da es dort laut Reisefuerer auch nur Abends Strom gibt...

Vielen Dank fuer eure guten Wuensche! Jetzt habe ich wenigstens schon etwas mehr Mut gesammelt! Drueckt mir die Daumen, dass meine Gabel allermindestens bis Calama durchhaelt!!!

Gruesse
Sasa
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#46036 - 06/06/03 08:11 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Frank R.
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Hi Schnuckel,
schicke Dir jede Menge gute Sachen rüber.
Alles wird gut - sowieso.....

Liebe Grüße
Frank schmunzel
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#46039 - 06/06/03 08:19 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Anonymous]
Sasa
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Hallo Herr R Punkt...

Eine 28er Gabel wuerde mir schon reichen. Nein im Ernst, habe Dich schon verstanden.

Sonnige Wintergruesse aus dem Land, wo die Sonne im Norden steht...
Sasa
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#46057 - 06/07/03 07:36 AM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Nico
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HI, Sascha

echt tragisch Dein Start, kann nur besser werden, bestimmt! Kopf hoch! Wünsche Dir eine gute Zeit!
Dem Rat vom Cyclist würde mich anschliessen, lieber austauschen das Teil...
Viel Spass auf den ersten Kilometern!
Gruss
Nio
Nico
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#46142 - 06/08/03 09:01 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Nico]
TenBaseT
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Hi, ich will euch mal so ein bisschen auf dem laufenden halten, wenn Sasa kein Internet hat. Wie man sieht, gehts auch in der Wüste mit Handy.

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#46159 - 06/09/03 07:18 AM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: TenBaseT]
TenBaseT
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09.06.20003 1:06 MESZ per SMS

Sasa in Calama
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#46216 - 06/09/03 08:13 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Sasa
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...und es geht weiter!

Nach zwei anstrengenden Tagen habe ich die Atacama-Wueste zum groessten Teil durchquert und bin gestern in Calama gelandet. Doch der Reihe nach...

Am Freitag habe ich nach dem Besuch im Internet-Cafe noch meine Waesche von der Waescherei abgeholt. Dabei faellt mir auf, in wie tollen Farben die Sonne gerade ueber dem Pazifischen Ozean untergeht. Also nichts wie hin zum Ufer und ein paar Fotos schiessen. Da spricht mich dann eine fremde Person von hinten an, ob die Fotos denn ueberhaupt bei diesem Licht was werden koennen. Ich hoffe schon, antworte ich ihr. Sie heisst Christina, kommt aus Spanien und ist seit 5 Monaten hier in Chile mit einem erstaunlich kleinen Rucksack unterwegs. Sie erzaelt mir davon, dass sie gerade aus eine Kirche geschmissen wurde, weil sie dort schlafen wurde. Geld fuer eine Uebernachtung hat sie kaum noch, da ihr vor einigen Tagen 350 US$ geklaut wurden und sie erst fuer August einen Job in La Serena in Aussicht hat. Wir stimmen beide ueberein, dass die Leute hier wirklich ziemlich "seco", also trocken sind - wie ihre Umgebung. Von Spanischer bzw. suedamerikanischer Herzlichkeit und Lebenslust haben wir hier bisher beide wenig erfahren. Ich ueberlege eine Weile und schlage ihr dann vor, dass ich ihr eine Uebernachtung im Hotel, wo auch ich untergrebracht bin, spendieren kann. Im Grunde ist es ja nicht mein Geld - auch mir wurden schon hin -und wieder mal Uebernachtungen von anderen Menschen spendiert.
Danach muss ich noch Proviant fuer die Wuestendurchquerung einkaufen und sie zeigt mir dabei, wo man am billigsten an welche Nahrungsmittel kommt, und was man sonst noch so ausser meinen gewohnten deutschen Produkten essen kann.

Am naechsten Morgen mache ich mich dann so langsam auf. In der Hoffnung, dass meine Gabel die bevorstehenden zwei Etappen gut durchaelt, packe ich mein Rad und stuerze mich in den chaotischen Verkehr. Aus Antofagasta heraus geht es ziemlich steil bergauf. Mit den ersten Gipfel endet die Stadt und ich bekomme einen ersten Eindruck von der Wueste. Durch ein kleines Abflusstal windet sich die Strasse ueber die Kuestenkordillere, bis ich schliesslich ueber eine eine kleine Abfahrt zum Salar de Carmen endgueltig in die Atacama gerate. Die Strasse ist gluecklicherweise bis nach Calama gut ausgebaut - in meinem TurisTel-Atlas stehen alle wichtigen Orte, an denen ich Trinkwasser nachkaufen kann - das sind auf den insgesamt 213 Kilometern bis Calama sage und schreibe drei Orte.
Ich habe Rueckenwind und verspuere keinen Luftzug. Mein Thermometer steigt auf bis zu 40 Grad - in der Sonne. Doch Schatten gibt es hier keinen! So weit das Auge reicht, sieht man nur endlose steinige Wueste. Die einzige Abwechslung bietet der Verkehr. Das sind zum groessten Teil Trucks, Reisebusse und ein paar Pickups, von denen viele entgegenkommende freundlich winkend hupen. Sonst passiert nicht viel. Ich sehe zwei Geier, die sich an einem Hundekadaver gluecklich machen. Ein Autofahrer wirft eine Klopapierrolle aus dem Fenster, die dann in hohem Bogen vor mir durch die Luft fliegt - ob das als Lametter fuer mich gedacht ist? Doch die Fahrer der riesigen amerikanischen Trucks sind auch nicht ohne. Irgendwo versuchen gleich vier an der Zahl sich - ich weiss nicht wie - gegenseitig zu ueberholen und brausen von hinten auf mich zu. Ein Hoch auf meinen Rueckspiegel, so dass ich noch rechtzeitig an den Strassenrand ausweichen kann!
Das 514 Seelen-Kaff namens Baquedano sehe ich bereits gute8 Kilometer vor meiner Ankunft. Und dabei sieht es aus, als wenn ich es in kuerze Erreichen wurde. Doch Pustekuchen! Die Kilometer werden mehr und mehr und der Ort naehert sich nicht. Mit krummem Ruecken erreiche ich ihn endlich und versorge mich erst einmal mit einem kalten Eis. Danach geht es weiter durch die Einoede.
In Carmen Alto treffe ich auf eine Tankstelle, wo ich 3 Liter Wasser fuer fast 3 Euro kaufe und meinen Benzintank nachfuelle (Der Tankwart weiss gar nicht, was er mit meiner Brennstofflasche anfangen soll - im Endeffekt zahle ich fuer das Benzin deutlich weniger als fuer das Wasser.)
Her verlasse ich die Panamericana und fahre auf der Ruta 5 weiter in Richtung Calama. Gegen 6 Uhr geht die Sonne unter und ich muss einen Platz zum schlafen finden. Wirklich einladend sieht es hier nirgends aus. Doch bevor die Sonne weg ist (das geht hier ziemlich schnell), muss ich einen Schlafplatz gefunden haben. In einer kleinen verlassenen Mine namens Oficina Prat schlage ich mein Zelt auf. Es ist schon eine recht unheimliche Athmosphaere, mein Zelt hier in einer Geisterstadt zwischen den Ruinen aufzubauen. Mit dem verschwinden der Sonne wird es schnell kaelter und ich muss mir eine gefuetterte Hose, Pullover und Jacke ueberziehen. Doch dafuer bietet sich ein umso beeindruckender Sternenhimmel ueber mir. Die Milchstrasse ist ganz klar zu erkennen. Alles ist neu, ich kann keines der mir bekannten Sternzeichen wiedererkennen und ueberhaupt scheint es hier viel mehr Sterne zu geben.
Den ganzen Tag ueber habe ich probleme mit einem trockenen Hals gehabt, musste viel Husten und fuehle mich nicht besonders gut. Das einzige, was ich noch von mir geben kann, ist ein heiseres Kreachtzen. Ausgerechnet jetzt gibt die Batterie meinen Fieberthermometers ihren Geist auf und ihn einem letzten Energiestoss zeigt es mir noch eine Temperatur von 38,4 an. Zeit zum Schlafen...

Kurz nach 6 Uhr am Morgen stehe ich auf. Die Sonne ist noch nicht auf, es ist erst ein schmales Band am Horizont zu erkennen. Waehrend dem Fruestueck taucht die aufgehende Sonne die Umgebung in ein tolles Licht. Uber Holperpisten begebe ich mich wieder auf die Strasse und es kann weitergehen. Zu allem Umglueck hat der Wind in der Nacht gedreht und kommt mir nun direkt entgegen. Gestern habe ich gar nicht bemerkt, wie kraeftig der Wind hier in der Wueste ist und bin selbst laengere Anstiege locker mit 20 km/h berguf gefahren. Nun bekomme ich heute das totale Gegenteil zu spueren. Fast den ganzen Tag ueber liegt meine Geschwindigkeit zwischen 8 km/h und 16 km/h. Die Anstiege, die ich gestern locker "hinaufgeschoben" wurde, bemerke ich heute erst! Denn man sieht die Anstiege hier in der weite der Wueste gar nicht! Auf scheinbar ebener Flaeche geht es dann staendig bergauf und der Wind kann einem mit voller Kraft entgegensetzen.
An einer der Ruinenstaedte winkt mir ein kleiner Junge mit seinen Eltern froehlich zu. Einige Zeit spaeter ueberholen sie mich in ihrem klapprigen Chevrolet Pickup. Der Vater steigt aus und sagt mir einiges, was fuer mich aber sehr unverstaendlich ist, da er eine sehr undeutliche Aussprache hat. Er sagt mir, dass er es frueher mit dem Fahrrad einmal in 6 Stunden von Calama nach Antofagasta und umgekehrt in 9 Stunden geschafft hat - sicher als Rennradler. Davon kann ich heute nur traeumen.
Ich bin ernsthaft am zweifeln, wie ich die 95 Kilometer heute nach Calama noch vor der Dunkelheit schaffen soll. Es geht einfach nicht vorwaerts. Die Kommune Sierra Gorda sehe ich wieder lange vor meiner Ankunft. Von hier an wird es absolut keine Abwechslung geben. 65 Kilometer liegen vor mir - nicht einmal Ruinen gibt es dort. Ein kleiner Junge auf seiem Mountainbike fragt mich, wo ich denn herkomme. Aus Antofagasta sage ich ihm. Nun ja, genauer aus Deutschland per Flugzeug, korrigiere ich mich. Das findet er scheinbar viel cooler als dass ich mit dem Rad durch die Atacama fahre...
Von Sierra Gorda sehe ich bereits einen Anstieg in der Ferne. Die Strasse verliert sich im Nirgendwo. Stunden spaeter habe ich die Stelle erreicht, die von Sierra Gorda fuer mich die Horizont war - ueber 20 Kilometer und unglaubliche Anstrengungen spaeter. Scheiss Gegenwind!
Nun waere ich drauf und dran meinen Radlerstolz hinzuschmeissen und in den naechstbesten Wagen so steigen, wo mir eine Mitfahrgelegenheit angeboten wird. Die Langeweile auf dieser Strecke ist einfach unglaublich. Zwei Tage lang nur einer Asphaltstrasse folgen - wie kann man nur so bloed sein??? Anfangs habe ich mir noch gesagt, dass ich alle 10 Kilometer einen Zwischenstopp einlegen werde - im endeffekt stoppe ich mindestens alle 5 Kilometer, um der Langeweile zu entgehen und dem schmerzenden Hintern (trotz neuer Radhose) eine Erholung zu goennen. Selbst jetzt im Internet-Cafe kann ich kaum auf dem Stuhl sitzen...

Hier ist ein Foto, was ich jetzt einfach mal von Betzgis Homepage "geklaut" habe. Doch auch damit bekommt man nur einen ziemlich unvollkommenen Eindruck von den Distanzen hier...



Nach unendlichen Qualen bin ich endlich so weit oben, dass ich einen schoenen Ausblick auf Calama und die dahinter liegenden riesigen und schneebedeckten Vulkangipfel der westlichen Andenkordillere habe. Ich stoppe kurz, um ein Foto zu machen. Der Fahrer der klapprigen Chevrolets von heute morgen kommt mir entgegen und sagt mir, dass es nun nur noch 32 Kilometer bis Calama seien. Und! Was viel wichtiger fuer mich ist. Es geht teilweise leicht bergab und ich habe nach eine Kurve endlich Rueckenwind! Natuerlich kommt Calama nicht schnell naeher, doch das zaehlen der Kilometer und Meter auf dem Fahrradcomputer (fast die einzige Abwechslung fuer mich heute) verlaeuft schon wesentlich schneller.

Endlich geht es ueber eine holprige Strasse in die Stadt. Das erste Hotel, dass ich aufsuche, ist leider voll. Beim Casa de Huespedes finde ich ein Zimmer fuer 8.000 Pesos (etwa 10 Euro) pro Nacht. Ich kann mein Fahrrad mit ins Zimmer nehmen und komme in den Genuss einer versifften, doch schoen heissen Dusche. Heute bin ich fast den ganzen Tag mit Jacke gefahren - wegen des kuehlen Gegenwindes und meinen Problemen mit Hals, Nase und Lunge. Die Erschoepfung zeigt sich am Abend. Noch bevor ich mein Gepaeck vom Rad genommen habe, werfe ich mich aufs Bett. Das war ein Fehler. Als ich mich eine Halbe Stunde spaeter dau ueberwinde aufzustehen, bekomme ich recht heftigen Schuettelfrost. Erst nach der heissen Dusche - und nachdem ich mich in dicke Klamotten gepackt habe - geht es mir besser. Ich schaffe es noch zum Einkaufen und Abendessen auszugehen, ohne dass ich Probleme dabei habe. Doch beim zubettgehen schlaegt der Schuettelfrost wieder voll zu und ich verkrieche mich tief unter der Bettdecke und meinem Winterschlafsack. Bei Bewegungen habe ich starke Schmerzen in den Adern der Gelenke. In der Nacht wache ich mehrmals auf, teils ueberhitzt und schwitzend, teils frierend. Ich verbrauche haufenweise Taschentuecher und Huste viel. Ich ueberlege, ob ich eine Tablette gegen Fieber nehmen sollte - doch die wuerde wieder nur die Symptome ueberdecken und nicht den Keim beseitigen. So schlafe ich einfach soviel ich kann. Nach gut 12 Stunden schlaf geht es mir auch schon viel besser. Die Beine sind zwar noch etwas lahm und der Schnupfen sehr stark, aber ich kann mich schon wieder problemloser bewegen und vor dem Fruehstueck noch ein wenig einkaufen.

Bis gerade eben habe ich stundenlang ueber den Karten und Reisefuehrern gehockt und darueber gegruebelt, wie es nun weitergehen soll. San Pedro de Atacama werde ich wohl wie geplant besuchen, allderings auf der kuerzesten asphaltierten Strecke. Urspruenglich wollte ich ueber die Geisiere von el Tratio fahren. Doch das wuerde im Gegensatz zur Asphaltstrecke, fuer dich ich etwa einen Tag benoetigen werde 4 Tage (!) dauern, wobei die Versorgungslage ungewiss waere. Die Strassen waeren auch viel schlechter und in Ruecksicht auf meine derzeitige Gesundheit werde ich morgen wohl "nur" die 98 Kilometer auf der Apshaltstrecke nach San Pedro fahren, um dort wieder mindestens einen Tag Zwischen stopp einzulegen (Viele interessante Sehenswuerigkeiten).
Wenn es mir danach wieder besser geht, moechte ich mich an der direkten Anahrt von dort nach Bolivien versuchen - mit Passhoehen von gut 4800 Metern. Dazu gibt es auf dieser Homepage uebrigens einen sehr guten Guide nach dem ich wohl fahren werde.

Jaja...und die Gabel. Ich werde mich gleich mal auf den Weg zum Radgeschaeft hier in Calama machen, wo ein solches von mir benoetigtes Exemplar angeblich verfuegbar sein soll. Allerdings hat meine Gabel auf dem Weg hierhin keinerlei Probleme gemacht - eher die Leichte 8 im Vorderrad (dafuer bekomme ich hier absolut keinen Ersatz) und andere Defekte, die mir erst auf dem Weg aufgefallen sind und entweder das Ergebnis des Fluges oder meiner anderen "Freifluege" sind.

Ja... und die Sache mit dem Wind am zweiten Tag. Es war ja derart schwierig in einem so kraftezehrenden Moment noch positiv zu denken! Das glaubt man gar nicht. Aber letztendlich hat sich vor Calama dann ja doch noch alles zum Guten gewendet. Am besten schreibe ich ueber meine Reise ein Buch: "Die (Rad-)Reise zum positiven Denken". grins

Hasta Luego
Sasa
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#46219 - 06/09/03 08:32 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Detlef
Unregistered
Moin Sasa,

Zitat:
Am besten schreibe ich ueber meine Reise ein Buch: "Die (Rad-)Reise zum positiven Denken".

Ich würde Dein Buch kaufen schmunzel

Viele Grüße aus Hamburg nach Chile
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#46221 - 06/09/03 08:37 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
schwalli
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klasse! du steckst voll im abenteuer cool
genau diese erlebnisse machen eine radreise aus! ok ohne erkaeltung waere es sicher besser-----aber es ist ja ein abenteuerurlaub....... grins
ich kann dich schon gut verstehen mit dem wind bäh bei uns hier im flachland blaest der wind auch jeden tag mit min. 25-40km/h!
ich finde es uebrigens echt klasse das du uns an deinen erlebnissen teilhaben laesst!
andreas
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#46223 - 06/09/03 08:40 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: ]
Nico
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Moin

Zitat:
Ich würde Dein Buch kaufen schmunzel


grins Ich auch!

Die Räder rollen.... klingt doch gut! lach

"neue Radhose" .....kann nur besser werden

Gruss

Nico
Nico
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#46232 - 06/09/03 09:20 PM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Sasa]
Pierre B.
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Wow! Was für ein Abenteuer! Deine Berichte sorgen für ordentliches Fernweh, trotz der vielleicht abschreckenden Unannehmlichkeiten, die Dir widerfahren sind! Ich bin gespannt auf Deinen nächsten Bericht. schmunzel

Ich wünsche Dir gute Besserung und daß Du gut voran kommst!

Pierre
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#46240 - 06/10/03 05:25 AM Re: Suedamerika - Sasa on Tour... [Re: Pierre B.]
Joerg(kajakfreak)
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Hi @ Sasa !
Übertreib es nicht, alles immer schön langsam. Das hat mit Heldentum nichts zu tun schliesslich bist ja auf einer Reise und nicht auf der Flucht. Deine Muskeln müssen sich erholen können und dein Körper sich an die täglichen Belastungen gewöhnen. Ich nehme zur Sicherheit immer Vitamin-Mineralstoff-Pillen. Wenn du unbedingt irgendwo ankommen willst, um z.B. eine touristischen Höhepunkt oder einfach nur die nächste Stadt zu erreichen ist ein Lift doch kein Problem. Wen interressiert es denn.
Hi @ all !
Von welchen Abenteuern redet ihr hier?
Langweilige Wüste, wortkarge Menschen, überreizter Körper, defektes Rad, Arschschmerzen grins .

schöne Reise noch Sasa

wünscht jörg
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